Es gibt zahlreiche Studien die belegen, dass Patienten und Angehörige nicht immer mit der pflegerischen Versorgung zufrieden sind! Die Ansprüche der Klienten steigen da pflegerische und medizinische Versorgung immer teurer wird und den Ansprüchen können viele Pflegefachkräfte nicht gerecht werden.
Vielleicht sollte man mal klar und deutlich darstellen, warum Patienten und Angehörige nicht zufrieden sind. Das liegt sicher nicht an der fehlenden akademischen Ausbildung. In den meisten Fällen liegt das an dem enormen Druck, den die Gesundheitsreform und der Kostendruck erzeugt. Die Patienten fühlen sich abgefertigt, nicht ernst genommen mit ihren Bedürfnissen. Auch wenn das nicht immer klar so formuliert wird, es ist das Hauptproblem.
Man sollte erst einmal das finanzielle Problem an der Basis in den Griff bekommen. Solange man mir im ambulanten Bereich einschließlich Anfahrt max. 30 Minuten für eine halbseitig gelähmte Person zur Verfügung stellt, die ich aus dem Bett hole, das Kapitel Ausscheidungen abarbeite, wasche, anziehe, "Behandlungspflege" (RR, Medikamentengabe), Frühstück bereite, bin ich nicht mehr in der Lage, richtig auf die Bedürfnisse der Patientin einzugehen.
Im stationären Bereich ist das sicher nicht anders. Ich beobachte seit Jahren mit zunehmender Besorgnis, wie die Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Einerseits erfahre ich einiges aus Sicht meiner Patienten was dort abgeht und was sie stört, ihnen Angst macht. Andererseits erlebe ich es auch an Angehörigen.
Ein kleines Beispiel von vielen:
Zahnchirurgische Behandlung, muß stationär ausgeführt werden wegen Marcumartherapie. OP erfolgt, Patient bekommt von einer Schülerin mal eben ein Schälchen Kamillosan (oder äquivalentes Produkt) hingestellt mit dem Hinweis, dass man das zum Mundspülen verwendet. Dem Patienten wurde aber ein Konzentrat hingestellt. Kein Hinweis, dass es ein Konzentrat ist und er es verdünnen muß. Patient nutzt dieses Konzentrat, wundert sich dass es heftig brennt und spukt es zum Glück direkt wieder aus. Er hakt bei den Schwestern nach was das soll und als Antwort kommt: Das müssen sie doch wissen, dass sowas immer verdünnt werden muß.
So etwas passiert, wenn keine Zeit vorhanden ist.
1) drückt man einer Schülerin den Becher in die Hand ohne ihr eine Info zu geben
2) hat die Schülerin vermutlich nicht gewußt, dass sie den Patienten informieren muß
3) Die arrogante überhebliche Antwort der Schwester, aus Zeitmangel, Patient bloß schnell abwimmeln.
Oder folgender Spruch der Stationsschwester: Mein Gott warum sprechen die Patienten mich immer bei der Essensausteilung an? Da habe ich aber nun wirklich keine Zeit.
Tja warum nutzen die Patienten die Gelegenheit? Weil sie endlich mal die Schwester erwischen und etwas fragen können.
Ursache?
Klassischer Fall von Zeitmangel.
Ich hoffe, niemand kommt jetzt auf die Idee, dass ich schlecht über die Arbeit im Krankenhaus reden will. Das ist ist nicht Sinn und Zweck dieses Postings hier. In der ambulanten Pflege gibt es auch viele Vorgänge, die absolut katastrophal sind. Das will ich nochmal betonen.
Ich möchte damit dokumentieren, dass wir unter den gegebenen Umständen Lichtjahre von einer professionellen Arbeit entfernt sind. Da hilft auch akademisch gebildetes Pflegepersonal nicht.
Die Gedankengänge, die Elisabeth Dinse hier vortrefflich in Worte kleidet sind genau meine Gedankengänge. Ich danke dir für deine Bemühungen hier.