Du mußt auch heute noch nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen! Woher kommt das nur, daß das so viele meinen? Du hast einen ARBEITS-und keinen Lebensvertrag. Du mußt durchaus auch nicht immer erreichbar sein. Nicht einspringen, wenn Du nicht willst.
Das wissen doch viele. Es wird aber grundsätzlich nicht beachtet, dass sich die heutige Arbeit gegenüber früher extrem verdichtet hat. Die Personaldecke ist viel dünner. Zusätzlich sollen immer mehr Arbeiten übernommen werden, die eigentlich garnicht in unser Arbeitsfeld hinein gehören. (Beispiele: Übernahme ärztlicher Tätigkeiten, Übernahme von hauswirtschaftlichen Arbeiten) Es werden Zeitvorgaben gemacht. Und das bei einem unberechenbaren Arbeitsmaterial (Bewohner/Patient). Im Nachtdienst sollen Medis gestellt werden, eine Arbeit, wo Ruhe und eine hohe Konzentrationsfähigkeit notwendig sind. Ruhe gibts schonmal garnicht, weil man meist auch noch die Glocke bedienen muß. Das sind nur ein paar Beispiele.
Jeder Mensch hat eine bestimmte Menge Kraft, die er zur Bewältigung seines Tagesablaufs zur Verfügung steht. Aufgrund der erhöhten Arbeitsdichte wird aber immer mehr Kraft in immer kürzerer Zeit verbraucht, sodaß mittlerweile ein massives Ungleichgewicht auftritt. Man kann seine Akkus nicht mehr so schnell aufladen wie sie leer gemacht werden. Aber dieses grundlegende Problem wird überhaupt nicht berücksichtigt. Der Mensch ist nicht unendlich belastbar.
Du kannst aus einem Kleinwagen keinen Rennwagen machen. Aber genau das wird immer mehr gefordert. Die Funktionsweise des Menschen wird nicht mehr akzeptiert. Er soll arbeiten wie eine Maschine.
@Elisabeth
Aber Stormrider hatte ja schon angemerkt, dass sie nicht so leben möchte. Nun gut. Dann sollte man aber auch nicht arbeiten gehen, schon gar nicht in der Pflege. Auch vor vielen Jahren war es üblich, dass nach der Geburt der Kinder nicht alle wieder in den Beruf zurück gingen. Nicht jeder konnte/wollte auch damals in Schichten arbeiten. Diese Frauen haben sich andere Jobs gesucht. Zuhause bleiben ist jenseits der innerdeutschen Grenze eher untypisch gewesen.
Du hast recht. Ich will es nicht mehr und ich mache es auch nicht mehr. Aber eins wird dabei nicht bedacht. Etliche Berufsbilder haben sich extrem ins Negative verwandelt im Laufe der Jahre. Solch einen Wandel kann man nicht berücksichtigen. Ich hatte das unendliche Glück mehrere Ausbildungen zu haben und bin somit flexibler was meinen Arbeitsplatz angeht. Deswegen kann ich das durchziehen was ich will, zumal auch noch dioe notwendige Portion Glück zur Verfügung stand.
Zudem beachtest du auch die Arbeitsverdichtung nicht. Da wo früher 10 gearbeitet haben, ist es schon ganz toll, wenn noch 7 Kräfte zur Verfügung stehen, als Dauerzustand. Die Arbeit ist aber nicht weniger geworden. Im Gegenteil, alleine schon der Dokumentationswahn bringt etliches an Arbeit mit sich, die es früher nicht gab.
Wir können das nicht ändern, zumindest nicht für unsere jetzige Generation. Wir können aber Verständnis zeigen für diejenigen, die extrem unter der Belastung leiden und uns nicht auch noch dumme Diskussionen über den Begriff Burnout leisten.
Zum jetzigen Zeitpunkt wird eher auf die Betroffenen eingedroschen, anstatt dafür zu sorgen, dass ein wenig Entlastung entsteht. Ich finde es extrem traurig, dass jede Diskussion zumindest in größeren Teilbereichen immer wieder den Betroffenen suggeriert, dass sie schuld sind, zu schwach sind, unfähig sind, ihre Arbeit zu bewältigen.
Der Mensch ist anpassungsfähig, aber die rasante Anpassung, die zur Zeit gefordert wird, ist nicht möglich. Anpassung benötigt Zeit.