Bevor ich wissenschaftliche Thesen zum Besten gebe, lieber kurz Erklärungen aus eigener Sicht und Erfahrung.
Lange Zeit gehörte ich auch zu denen, die sagten: mei, muss die/der denn schon wieder krank sein ? Ein kleines Ziepen hier, Migräne da, Reizdarmsyndrom, Überlastung......der/die soll mal ein bissl was zur Entspannung tun, dann gehts schon wieder !
Ich gehörte zur Gruppe der Menschen, die zwar nicht überaktiv nach aussen hin waren, aber innerlich unter Dampf standen, alles perfekt und 150%ig machen wollten, ihren Selbstwert über das Lob von Obrigkeiten erhalten hat. Nach aussen hin wirkte ich tough und von lässiger Coolness, man sagte mir nach, dass ich so eine Art "Rampensau" wäre, die immer an vorderster Stelle steht wenn es etwas zu sagen und zu tun gäbe.
Bis zu dem Punkt, wo ich im Jahr mindestens einen bis zwei richtig heftige Virusinfekte bekam, ich mich müder und müder fühlte, mir einen Platz zur Auszeit suchte, den auch fand, da meine Schwester udn Schwager mir ihre alte Wohnung anboten, wo ich so lange hätte nur für nebenkostenbeitrag hätte wohnen können; das plante ich auch für das Jahr darauf, da ich meine Leitungsstelle so gut wie möglich noch übergeben wollte.
Doch dann gab es einen Einschnitt der mich förmlich ins Burnoutgeschehen hineinkatapultierte.
Ich schaute mir die Wohnung an als mein irischer Schwager mal wieder in Deutschland war und war auf einmal in eine medizinische Intensivstsituation involviert, denn mein Schwager wurde nachts vor seiner Haustür niedergestochen und ich hatte alles andere als einen Platz zur Auszeit von Medizin und Pflege vor mir.
Doch auch da funktionierte ich noch so lange weiter, bis alles vor Ort geregelt war.
Erst als ich zurück nach München fuhr reagierte mein Körper.
Mir war schlecht, ich hatte Schweissausbrüche, Schwindel, Herzrasen.......schaffte es bis auf meinen Hausflur und klappte zusammen.
Danach ging nichts mehr........
SO ETWAS möchte ich nicht noch mal erleben und kann nur sagen, dass ich seitdem nicht mehr leichtfertig ein Urteil über den Zustand eines Kollegen abgebe.....JEDER hat sein eigenes Thema und seine eigenen Reaktionen in Bezug auf Überlastung.
Medikationen helfen in den Anfangszeiten, sind jedoch keine Lösung auf Dauer......ich fühlte mich nach vier Wochen Insidon Einnahme wie in Watte gepackt und nur noch ruhiggestellt ( ein erwünschter Effekt für alle Beteiligten....damit finktioniert man nämlich wieder besser, da man eine Art "mir ist alles egal Gefühl" erhält.
Therapie ist angesagt, aber man wird hoffnungslos alleingelassen, muss sich in diesem reduzierten Zustand auch noch mit Therapeutensuche befassen, die bei mir vor Ort mit einer Wartezeit von bis zu einem Jahr angegeben wurde. Für ein Akutprogramm war ich nicht "krank genug".
Auch da nahm man mir immer noch nicht ab, dass ich nicht mehr konnte. Es war die Hölle für mich.
Irgendwie kam ich durch, hab jetzt zweieinhalb Jahre gebraucht um wieder halbwegs in meine alte Lebensenergie hineinzukommen. Reduzierung der Arbeitszeit, Abgeben von Aufgabenbereich Leitungsebene (welches mir ja auch ganz viel Freude gemacht hatte....), Wechsel von Wohnort und Arbeitsstelle ( dort nicht mehr möglich gewesen, da zu kostenintensiv), Aufgeben alter gewachsener Freundesstrukturen.......das alles war die Folge dieses Geschehens.
Letztendlich hat mir eine Regressionstherapie geholfen, bei der ich weit mehr an meine Knackpunkte kam, als ich je hätte mit Verhaltenstherapie kommen können; das bestätigte mir auch kürzlich meine Therapeutin in unserem Abschlussgespräch. Leider zahlen die Kassen diese Therapieform nicht, weshalb man selbst ein kleines Depot haben sollte. Bei mir waren sechs Sitzungen ausreichend ( ca. 1600,-€ )
Erst danach waren mir Verhaltensmuster und Alt Konditionierungen bewusst geworden, weil ich sie in den Sitzungen nicht nur erredet sondern erfühlt hatte.....das ist ein grosser Unterschied.
Und noch ein Letztes......bis eine Burnout Situation vorhanden ist gibt es viele kleine Begleitereignisse die sich kumuliert haben, die nicht unbedingt mit der Arbeitssituation zu tun haben müssen; das kann eine Partnerschaftskrise sein, eine familiäre Auseinandersetzung, Verlust von nahestehenden Menschen oder sogar der Erkenntnis schon im Vorfeld wahrzunehmen, dass das eigene Leben in falsche Bahnen geraten ist, sozusagen das Lebensgebäude in sich zusammenbröselt.
Mit einem Gruss aus der eigenen Erfahrungswelt
Nurse Kali