Burnout bis hin zur Depression nimmt zu - warum?

von Elisabeth Dinse: Ich, und da stehe ich zu 100% nicht alleine da, habe der Story entnommen, dass die fachliche Kompetenz sehr zu wünschen übrig lässt. Ich hätte erwartet, dass man den ganz normalen Wahnsinn zeigt. Aber das geht nicht. Die KS will schließlich kein Wisthleblower sein. Warum eigentlich nicht, wenn doch alles der puren Wahrheit entspricht?
Immer wieder wird "Angst" erwähnt, sie haben Angst gar nicht mehr in ihren Beruf arbeiten zu können, weil die AG`s mit Rechtsanwälten, Prozessen usw. drohen. Sicher ist immer der Verlust dieser Arbeitsstelle.

Mehrmals wird erwähnt das Hilfskräfte von Fachpflegepersonal angefordert werden muss "und" deren Tätigkeiten überwacht werden muss.
Das bedeutet, ein höheren Arbeitsaufwand als wenn sie es selbst tun würden, das können sie aber aus Zeitmangel nicht.

Immer wieder wird der Arbeitsdruck, dadurch das schlechte Arbeitsklima usw. und die Machtlosigkeit des Pflegepersonales/Ärzte aufgeführt.
Schlimmer geht immer, es ändert sich nichts zum positiven in der Pflege und darum steigen die pyschischen Aufffälligkeiten (Depression, Burnouts), besonders bei Pflegepersonal, Ärzte.
Die Häufigkeit dieser bekannten Gegebenheiten in der Pflege sind also nicht nur "persönliches" Empfinden und sie machen krank, weil sie zur "Berufsdepression" (habe ich gerade erfunden ;-)) führen kann.
 
Wenn dei Angst handlungsunfähig macht... nix anders besagt ja, dass die Angst Macht über alle hat... dann dürfte das wohl einer Angststörung entsprechen.. Damit sind wir dann wieder bei den psychischen Erkrankungen. Die nehmen zu.

Frage an die Fachleute unter uns: kann eine Angststörung durch den vermeintlich drohenden Arbeitsplatzverlust entstehen? Wenn ja- dann sind in der Pflege, und nicht nur da, wohl weniger Burnouts und Depressionen zu finden. Man könnte eigentlich sagen, dass das ganze Volk an dieser Erkrankung leiden muss denn kein einziger Arbeitsplatz ist sicher. Nicht mal der vom Bundespräsidenten.

Und wenn nun dem ganzen Volk so eine Störung droht: Wie geht man prophylaktisch gegen solche Störungen vor bzw. wie therapiert man sie?

*grübel`Warum sind eigentlich nicht alle Pflegekräfte an dieser Berufsdepression erkrankt? I-was müssen die Gesunden falsch machen.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: *grübel`Warum sind eigentlich nicht alle Pflegekräfte an dieser Berufsdepression erkrankt? I-was müssen die Gesunden falsch machen.
Darüber habe ich auch nachgedacht und mir fällt folgende Erklärung dazu ein. Es gibt zwei Motivationen um in den erwählten Beruf zu bleiben.
1. Geld: Die lachen sich tot beim Arbeitsamt wenn Du sagst, Du bist arbeitslos in diesem Beruf. Arbeit bekommst Du in diesem Beruf schließlich immer, unter welchen Umständen steht auf ein anderes Blatt. Außerdem fängst Du "immer" im Gehalt und mit dem Arbeitsvertrag (befristet) "unten" an.

Ist der Grund im Pflegeberuf zu bleiben überwiegend wegen des Geldes, hast Du eine gute Chance Dich besser abzugrenzen. Du arbeitest "nur" dafür wofür Du bezahlt wirst, sprich das was Du in der Arbeitszeit schaffst ohne Dich unter Druck zu setzen.
Außerdem ist es nützlich keine Eigenschaft wie Emphatie zu haben.


2. Lebenseinstellung: Du hast einen Beruf gewählt, der Deine Lebenseinstellung mit den verbundenen Werten entspricht. Du gehst nicht "nur" wegen des Geldes in diesen Beruf.

Ist der Grund überwiegend Deine Lebenseinstellung verbunden mit Werten wie zum Beispiel, Sozialkompetenz und außerdem besitzt Du die Eigenschaft der Emphatie, verlierst Du mehr wie Deine Arbeit, wenn Du aus diesem Beruf gehst.
 
Eigentlich will ich mich zu dem Thema garnicht äußern, aber @Claudia, was du da erzählst bedeutet übersetzt: Jede kompetente Pflegekraft landet im Burnout, die die das nicht tun, besitzen keine Empathie und Sozialkompetenz.

Schwachsinn!

Und: Ein Job ist da um Geld zu verdienen, nur deswegen gehe ich arbeiten ;)
 
... Ist der Grund überwiegend Deine Lebenseinstellung verbunden mit Werten wie zum Beispiel, Sozialkompetenz und außerdem besitzt Du die Eigenschaft der Emphatie, verlierst Du mehr wie Deine Arbeit, wenn Du aus diesem Beruf gehst.
Und genau diese Einstellung und nicht die Umstände machen den Weg frei zu psychischen Erkrankungen. Im Gegensatz zu den Gesunden erwerben die Betroffenen ihr Selbstwertgefühl ausschließlich über die Arbeit. Damit werden sie für den AG zu einer willigen Arbeitskraft von der man alles fordern kann. Er nutzt diese Schwäche zu seinem Vorteil. Wer will es ihm verübeln? Auch er kämpft ums Überleben.

Maniac bringt es auf den Punkt: es hilft nur eins- sich von der Berufung trennen und akzeptieren, dass auch ein Job mit Empathie und Sozialkompetenz ausgeübt werden kann. Ich wage sogar zu behaupten, dass dies für den Patienten/Pflegebedürftigen/ Angehörigen besser ist.

Elisabeth
 
während (od. vor) der Ausbildung: menschen helfen - gutes tun! nach einigen jahren Praxis: GELD VERDIENEN & überleben!
 
Auch wenn Du die Symptome erkennst, kann man nur in den seltensten Fällen sich selbst Behandeln....das Syntrom ist eine Art Notschalter vom Kopf
 
Ich denke auch, dass das kein ausschließliches Problem der Pflegekräfte ist! Immer mehr Menschen arbeiten deutlich mehr als 40 Std/Woche und sind zu jeder Tages- und Nachzeit erreichbar. Dazu kommt dann noch die Familie: Bei Müttern der Druck dem Kind gerecht zu werden und auch für Väter ist nach der Arbeit der Tag nicht vorbei. Das funktioniert meist viele Jahren bis noch Problematiken in Familie und Umfeld dazukommen. Viele meiner Kolleginnen hatten Burn-out und ich habe Anzeichen. Das ging von Kopfschmerzen die Wochen lang andauerten bis über Zuckungen im Gesicht, dauernde Übermüdung usw. Im April letzten Jahres hatte ich dann noch familiäre Probleme und bin zusammengebrochen. Als meine Stationsleitungen und meine Kollegen mir dann Steine in den Weg geworfen haben und diese Neuigkeiten (die nur in der Führungsebene bleiben sollte) allen erzählten habe ich die Reisleine gezogen und gewechselt. Aber das ganze hat mich auch verändert. Deswegen suche ich nun nach Alternativen...
 
Viele meiner Kolleginnen hatten Burn-out und ich habe Anzeichen.

Hi NurseSha,

Ich würde meinen morgigen Frühdienst verwetten, dass deine Kolleginnen und du so einige diagnostische Kriterien für eine depressive Episode erfüllen würdet. Nichts anderes ist nämlich der vielgerühmte Burnout. ;)
 
Das ist schon möglich Biene. Dein Smile finde ich etwas unangebracht, da du überhaupt kein Hintergrundwissen hast warum ich diese Symptome hatte. Dies hatte nur zu 50% mit dem Beruf an sich zu tun.
 
Dies hatte nur zu 50% mit dem Beruf an sich zu tun.
Man kann das nicht vernünftig trennen. In unserem Beruf ist es halt so, dass man ständig gefordert wird. Gibt einfach keine ruhigeren Phasen mehr. Dann ist es kein Wunder, dass wenn privat Probleme auftauchen, die Kompensationsmöglichkeit wesentlich geringer ist.
 
Frage an die Fachleute unter uns: kann eine Angststörung durch den vermeintlich drohenden Arbeitsplatzverlust entstehen?
Ja kann sie, wobei man das so isoliert nicht sehen kann. Was bewirkt denn ein Arbeitsplatzverlust in den Gedanken der meisten? Das Hauptproblem ist die daraus resultierende Zukunftsangst. Die Ungewissheit wie es weiter geht.

Solche Menschen sehe ich tagtäglich.
 
Wenn sie nur "kann" aber nicht "muss" bedeutet das, dass der Betreffende zusätzliche Ursachen mitbringt. Und die gilt es primär zu bearbeiten. Erst dann kann ich präventiv gegen die drohende Entstehung eines "Burnouts" = Depression mit maniformer Abwehr vorgehen.

Elisabeth
 
Primär bearbeiten sollte man das Ungleichgewicht Arbeit zu Privatleben. Zudem lassen sich nicht alle privaten Störeffekte mal eben so entfernen.
 
Wenn du die Ursache für das Ungleichgewicht Arbeit vs. Privatleben nicht angehst, erreichst du zwar eine schnelle Besserung. Diese hält aber nur kurzfristig.

Wer was langfristig wirksames will, wird sich notgedrungen mit seiner Seele beschäftigen müssen. Das ist nicht unbedingt ein einfacher Weg. Der ist mehr als steinig weil da am Lack gekratzt wird den man doch so mühsam immer wieder flickt.

Das Problem- viele flicken lieber und schieben die Verantwortung von sich weg. Es ist halt einfacher, wenn immer die anderen- egal ob Arbeit oder Familie- schuld sind. Das ist umso bedauerlicher weil wahnsinnig viel Energie in die ständigen Reperaturen gesteckt wird. Energie, die man besser nutzen könnte... für sich und für seine Familie.

Elisabeth
 
Wenn du die Ursache für das Ungleichgewicht Arbeit vs. Privatleben nicht angehst, erreichst du zwar eine schnelle Besserung. Diese hält aber nur kurzfristig.
Ja klar. Deshalb sollte man lernen nein zu sagen. Sich nicht alles gefallen lassen, Überstunden abbauen, auf Einhaltung der Arbeitszeiten entsprechend Arbeitszeitgesetz achten.
 
Nein-Sagen ohne zu wissen, warum man so oft zum Ja tendiert/tendierte bringt nix. Du musst schon erkennen können, wann welche Antwort die richtige ist. Schwarz-Weiß-Denken hilft da nicht viel- schon gar nicht wenn es im Gepäck von "du musst nur" daher kommt. Heißt ja net umsonst Ratschlag= jemanden mit einem Rat (er-)schlagen.

Elisabeth
 
Wenn man nicht selbst erkennen kann, wann ein Nein angebracht ist, sollte man sich in eine Therapie begeben, um es zu lernen.
 
Damit haben wir dann wohl einen Konsenz gefunden.? *g*

Burnout = Depression mit maniformer Abwehr ist dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen nicht unterscheiden können wann Ja und wann Nein angebracht ist. Das bei einer Depression typische Schwarz-Weiß-Denken steht ihnen hier im Wege. Und um das Leiden zu beenden sollte sich derjenige nicht mit Medikamenten zufrieden geben sondern eine Gesprächstherapie nutzen um langfristig gesund zu werden.

Prävention... Der Leistungsdruck in der Gesellschaft hat insgesamt zugenommen und Einzug bis ins Privatleben gehalten. Da die Probleme der Betroffenen tiefere Ursachen haben als die Arbeitsverdichtung kann man hier kaum etwas machen. Wer geprägt wurde mit dem Leistungsgedanken inklusive Perfektion hat nun mal schlechtere Karten. Und wenn hier in der Ausbildung noch zusätzlich völlig überzogene Ideale eingeimpft werden... da ist ein Burnout = ... schon vorprogrammiert.
Ergo: wenn wir etwas tun wollten, dann müssten wir erst mal selber den Anspruch der Berufsgruppe an sich selber hinterfragen. Welchen Idealbild wird da nachgehechelt? Welches Rollenverständnis hat man? Woher bezieht man sein Selbstwertgefühl? Warum sehen einige Kritik einer Ablehnung gleich? Ist Berufung noch zeitgemäß? ... All diese Fragen kannst net in einem 2-Stunden-Seminar abhandeln und hoffen, dass dann alle gesünder leben werden. Spätestens wenn die TN sich anhand einer Skala als betroffen einstufen solltest hellhörig werden. Denn dann hat das Schwarz-Weiß-Denken schon begonnen. Ein gesunder Mensch erkennt den Unsinn dieser Art der "Diagnostik".

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: Wer was langfristig wirksames will, wird sich notgedrungen mit seiner Seele beschäftigen müssen. Das ist nicht unbedingt ein einfacher Weg. Der ist mehr als steinig weil da am Lack gekratzt wird den man doch so mühsam immer wieder flickt.

Das Problem- viele flicken lieber und schieben die Verantwortung von sich weg.Es ist halt einfacher, wenn immer die anderen- egal ob Arbeit oder Familie- schuld sind. Das ist umso bedauerlicher weil wahnsinnig viel Energie in die ständigen Reperaturen gesteckt wird. Energie, die man besser nutzen könnte... für sich und für seine Familie.
Ich denke, das geschieht, oft unbewusst, zum Eigenschutz. Sich selbst zu stellen bedeutet harte Arbeit an sich selbst. Seine "Fehler", sein Unvermögen zuzugeben bedeutet, in unserer heutigen Gesellschaft, nicht auszureichen.
Motto: Du musst wie die Masse sein und mitziehen, kannst Du nicht mitziehen bist Du minderwertig und fällst aus der Leistungsgesellschaft raus.

Das wird einem, spätestens in der Grundschule suggeriert. Gute Noten, gute Leistungen sind wichtiger wie Deine anderen Eigenschaften.
Zu erkennen, manchmal ist weniger mehr und mehr, weniger, ist eine Frage der Selbsterkennung.

Arbeit, Beruf, Familie sind mein Leben mit unterschiedlichen Ansprüchen und wo sich die Anspruchshaltung überschneidet komme ich in Konflikten.

Wer kennt das nicht? Arbeit: "Notfall, Krankheitsausfall, du musst arbeiten kommen." Familie: "Warum immer Du?" = Doppelter Energieaufwand um sich so oder so, da oder hier zu rechtfertigen für sein handeln, sprich, egal wie Du Dich entscheidest, eine Seite wird immer an Dir ziehen.
Da ist schon garnicht mehr die Frage: Was will ich eigentlich, warum und bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden?
 

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