Burnout bis hin zur Depression nimmt zu - warum?

von Elisabeth Dinse: Das System stützt sich auf die "willigen" MA. Da muss es gar nicht bis zur Verletzung von Paragraphen gehen. Vieles ist völlig legal.
Wo Du recht hast hast Du recht, genauso ist es.
Claudia B.
 
von Resigniert: Kampf dem miesen Job. Um etwas anderes geht es hier doch auch gar nicht.

Hm, einen miesen Job habe ich aber nicht. Ich habe miese Arbeitsumstände (Personalmangel etc.) und die erschweren mir meine Arbeit an/mit Pat..

In unserem Beruf wird eine Ganzheitliche Pflege angestrebt und doch werden unsere Aufgaben zerfleddert, aufgeteilt. Deshalb gehen manche Dinge, Pat. betreffend unter.

Vielleicht kommen wir doch noch mal dahin:
Pflegeroboter: Meine rollende Nachtschwester heißt Rimo - Gesundheit - FAZ

Pflegeroboter: Hightec-Kameraden fürs Alter - SPIEGEL ONLINE

Robbenroboter PARO - YouTube
 
*ggg* Ich gehe jede Wette ein, dass der Autor selbst betroffen war und eigentlich noch ist. Bereits der "Entdecker" des Burnouts konnte sich nicht eingestehen, dass er an einer Depression litt. Typsich ist dass Verorten der Schuld bei den Managern.

Aber immerhin- er hat erkannt, dass das Jammern kontraproduktiv ist. Wenn man ihn schon als Vorbild nehmen will, dann sollte mach auch seine Copingstrategien übernehmen. Er braucht das Gefühl, dass er einer wertschöpfenden Tätigkeit nachgeht. Laute seiner Einstellung ist der Mensch nur etwas wert, wenn er arbeitet. Er schafft sich eine Umwelt, ein Zmfeld, dass nach seinen Vorstellungen funzt und er volle Befriedigung erfährt.

Ergo- sein Aufruf an die Jammernden: sucht euch einen Job, der euch erfüllt. Dazu gehört, dass man selbst die Arbeitsbedingungen gestalten kann wie z.B. als Freiberufler. Er schafft es seit 2009 völlig frei zu sein. Er gönnt sich die Arbeit. Das muss doch wohl jeder können, der ein bisschen Willens ist.

Elisabeth
 
Warum schreibst du immer wieder Jammern?
Damit willst du doch nur viele Argumente totschlagen, indem du diejenigen, die nicht deiner Meinung sind, auf die Jammerbank schiebst. Sowas finde ich äußerst unfair.

Mir hast du auch schon mehrfach unterstellt ich würde jammern. Ich habe aber keinen Grund zu jammern. Ich habe nur mehrfach versucht, herüberzubringen was die betroffenen Leute fühlen und wozu viele nicht mehr in der Lage sind.
 
Es hat immer zwei Sichtweisen;
SO, Jammern = jammern ? Wiktionary, z.B.: weinerlich beklagen.
Hm, wie geht das im Internet? Es kann keiner meine Tränen sehen, geschweige denn meine Stimme hören, also
für mich nicht verständlich oder logisch nachvollziehbar

Oder so, jammern = beklagenswerte Tatsachen aussprechend.
 
Oder so, jammern = beklagenswerte Tatsachen aussprechend.
So sehe ich das auch. Dann jammere ich gerne, wenn ich damit beklagenswerte Tatsachen aussprechen darf.

Burnout = Depression <- damit macht man es sich auch viel zu einfach. Eine Depression ist mannigfaltig in ihren Symptomen. Zudem gibt es einige andere Diagnosen, die vom Krankheitsbild her passen. Alle Facetten kommen beim Burnout vor. Einfach nur den Begriff Depression anwenden können alle die, die sich nicht speziell mit diesem Bereich befassen. Für einen Psychiater wäre es peinlich, wenn man nicht differenzieren würde.
 
Psychologie : Wer zu viel jammert, verspielt die Zuwendung - Nachrichten Gesundheit - Psychologie - DIE WELT ... Leider hat man sich in der Pflege "eingejammert" und gefällt sich in der Rolle des Opfers. Man setzt sich keinen Termin, wann Schluss ist mit lustig. Das Jammern gehört mittlerweile zur Pflege. Man hat den Eindruck, dass der, der net jammert, i-was falsch machen muss.

Auch das Klammern an einem Begriff, der außerhalb von D eher fremd ist, zeigt einmal mehr, dass man sich selber nicht verändern will. Verändern sollen sich alle anderen- vor allem die, die nicht mitjammern wollen.

Elisabeth
 
Wer klammert denn an einem Begriff?
Hier wird Kritik als jammern abgetan. Das ist für mich ein sehr plumper Versuch, bestimmte Argumentationen nicht zuzulassen.
 
Kritik- an was? An den Arbeitsbedingungen. Die haben aber nix mit der Entstehung der Erkrankungen zu tun. Und darum geht es hier.

Es geht net um die allgemeinen Arbeitsbedingungen sondern um die Zunahme bestimmter Erkrankungen. Auffällig ist, dass man neuerdings die Ursache für diese Erkrankungen konsequent im System sucht. Damit wird eine Therapie unmöglich. Der Betroffene sieht keinen Sinn in der Veränderung der eigenen Handlungsweise.

Elisabeth
 
Das sind deine Behauptungen. Mir ist das viel zu einfach. Und wie ich schon mehrfach sage, kommt hier dein Drang, die heilige Kuh Arbeitgeber zu schützen, wieder massiv durch. Es geht nicht darum, den Arbeitgeber als alleinigen Sündenbock an den Pranger zu stellen. Es geht darum, dass aufgrund der oft unmöglichen Arbeitsbedingungen das Thema Arbeit einen viel zu hohen Stellenwert im Leben von Pflegepersonal hat, sodaß andere wichtige Bereiche des Lebens viel zu kurz kommen. Die Balance im Leben stimmt nicht mehr, oft herbeigeführt durch einen viel zu fordernden Arbeitgeber. Die Aussage das workaholiker ihre Gesundheit gefährden, ist durchaus eine gängige Aussage. In der Pflege werden die Arbeitnehmer zu workaholikern gemacht.

Ich denke, die Arbeitgeber haben zur Zeit unendlich Glück, dass gerade Pflegepersonal, welches es eigentlich besser wissen müßte, die Regeln einer vernünftigen "Lebenshygiene" nicht beachten. Wenn das zum jetzigen Zeitpunkt der Fall wäre, wären wesentlich mehr Stellen nicht mehr besetzt.

Die Arbeitsbedingungen, denen man nicht so einfach ausweichen kann, sind ein massiver Katalysator für einen Burnout. Du suggerierst hier, das die Betroffenen alleine schuld sind an ihrem Problem. Das ist aber das, was ich persönlich als so schlimm empfinde. Wirklich ernsthaft Betroffene sind in ihrer Handlungsweise enorm eingeschränkt und können erst dann wieder klare Gedanken fassen, wenn sie längere Zeit aus der Arbeit herausgenommen wurden.

Zudem frage ich dich, warum ein Arbeitsplatzwechsel zu einem Arbeitsplatz mit deutlich besseren Konditionen so enorm hilfreich ist, wenn man aus einer Burnout Situation herauskommen will. Das dürfte nach deinen Thesen nicht passieren.
 
Mir geht dieses "Pflege ist selbst schuld" Gefasel auch zunehmend auf den Geist. Es wirkt auf mich äußerst arrogant und verletzend.

Nicht nur, dass man sich permanent gegen den Arbeitgeber wehren muss, weil man für seine Rechte eintreten muss, nein, man muss es auch noch gegen Kollegen, die schulterzuckend feststellen, dass man sich doch bloß wehren muss.


Die Arroganz dieser Aussage muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
 
Ich will den AG net schützen- im Genegteil. Aber wenn du alles beim AG verortest, dann blockierst du die Möglichkeit zur Gesundung. Und um nix anders geht es.

Workaholicer sind süchtig- süchtig nach Arbeit. Die Arbeit bringt ihnen etwas, was ihnen sonst versagt bleibt bzw. zu wenig gegeben wird: Anerkennung. Die kommt logischerweise nicht ständig. I-wann ist jeder Leistung Routine. Der Erkrankte braucht aber seine "Droge". Also macht er mehr um wieder in den "Genuß" zu kommen als etwas besonderes gewertschätzt zu werden. Das Hamsterrad wird immer schneller.

Es ist auffällig mittlerweile, dass die "Klageweiber" besonders nach Anerkennung und Respekt verlangen. Leute, die dieser Arbeitssucht nicht verfallen sind, erfahren ausreichend Anerkennung und Respekt. Ihr ganzes Auftreten bringt ihnen dies offensichtlich in einem für sie ausreichenden Rahmen. Ist es auch für sie zu wenig, dann ziehen sie ihre Konsequenzen und reduzieren ihre Aktivitäten bz. verlegen diese in die Freizeit.
Erkrankte bringt diese Wahrnehmung aber nicht dazu, dass eigen Handeln zu hinterfragen- im Gegenteil: sie verachten und verurteilen diese Verweigerer. Und sie nutzen es, um auf sich aufmerksam zu machen: schaut, ich komme trotz der widrigsten Bedingungen und mache sogar mehr als nötig ist. Dafür trage ich sogar meine Gesundheit zu Markte.

Erst wenn das Hamsterrad aus der Verankeung springt und gar nix mehr geht, dann kommt die bittere Erkenntnis_ Anerkennung für die Aufopferung kommt nicht. Sie werden auf diese Weise auf den Weg gezwungen ihr Selbstwertgefühl so ganz ohne Arbeit aus sich selbst zu generieren. Das ist ein sehr steiniger Weg weil das Verhalten seine Ursachen in ganz fernen Zeiten hat. Die einen schaffen nach einer langen Therapie den notwendigen Sprung. Nicht wenige retten sich leider nur von Au zu AU. Und einige müssen gänzlich aussteigen und erkennen- es geht auch mit finanziellen Einschränkungen. dafür aber frei von jeglichem Druck.

Elisabeth
 
Das du den Arbeitgeber nicht schützen willst kommt aber überhaupt nicht rüber. Ich verorte auch nicht alles beim Arbeitgeber aber gerade in der Pflege ist es leider so, dass viele Arbeitgeber ihr Personal gnadenlos auspressen und sich dann wundern, wenn der Krankenstand immer höher wird.

Du dagegen sagst in meinen Augen klar und deutlich, dass jeder selbst schuld ist. Du machst es dir aber zu einfach, denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeiten. Es gibt nicht umsonst eine 3 Teilung im Leben, die man grob in 8 Std. Arbeit, 8 Std. für Familie/Freizeit und 8 Stunden für Schlaf einteilen kann. Hier existiert aber bei vielen mittlerweile eine massive Verschiebungstendenz. Der Part Arbeit wird übermäßig und oft ist der Zeitbereich für den Schlaf massiv eingeschränkt.

Ich denke z.B. an alle diejenigen, die Aufgrund der Familienpflichten noch nicht einmal in der Lage sind, regelmäßig ausreichend Schlaf in Form von 6-8 Stunden zu bekommen. Wie viele Schichtdienstler müssen sich ihren Schlaf aufteilen, hier mal 2 Std. da mal 4 Stunden und wenn man Glück hat, kann man vielleicht nochmal 2 Stunden einschieben. Und warum geschieht das immer häufiger? Weil es bei vielen keine verlässlichen Dienstpläne mehr gibt.

In der Pflege wurden mittlerweile fast sämtliche Entlastungspotentiale von Seiten des Arbeitgebers nicht mehr berücksichtigt. Der Pflegeschlüssel bedingt schon, dass viele am Rande ihres Limits arbeiten müssen. Früher haben wir auch viel gearbeitet, aber wir waren im Normalzustand nicht ständig am Limit, die Pflegeschlüssel waren deutlich höher. Man ist früher auch mal eingesprungen, aber das geschah weitaus seltener als es heute üblich ist. Heutzutage ist arbeiten am Limit absolut normal, hinzu kommen dann Forderungen wie immer wieder einspringen durch Krankheitsfälle, in Form von massig Überstunden, gestrichene freie Tage, die man dringend zur Erholung benötigt. Nicht zu vergessen die ganzen Rufbereitschaften, die auch konstruiert wurden, um Krankheitsausfälle zu kompensieren.

Es wird überhaupt nicht berücksichtigt, dass Pflegepersonal aufgrund der Schichtarbeiten sowieso schon um einiges mehr belastet ist, als z.B. jemand, der zwar auch 8 Stunden täglich arbeiten muß, aber geregelte Freizeiten, geregelte freie Wochenenden und keinen Schichtienst hat.

Wenn bei all denen die fleißig behaupten, dass ich übertreibe, wirklich mal nachbohrt, wird man bei einem sehr hohen Prozentsatz feststellen, dass aufgrund der Gesamtstruktur ihres Lebens ein belastender Bereich nicht vorhanden ist, sodaß sie noch Potential zu Entlastung haben.

Wenn ich z.B. keine Familie/Kinder/Partnerschaft habe, ist es einfacher, sich auf die Forderungen des AGs einzulassen. Zumindest dann, wenn man sich über die Arbeit definiert. Aber liegt hier nicht auch schon eine gewisse psychische Störung vor? Man lebt nur für die Arbeit?

Das Leben ist nunmal in mehrere Phasen eingeteilt und es muß unabhängig von der Phase machbar sein, dass man sich ausreichend um sein körperliches/psychisches Befinden kümmern kann. Aber genau daran hapert es heutzutage, weil die Arbeit in vielen Berufen einen viel zu hohen Stellenwert beansprucht.

Und einige müssen gänzlich aussteigen und erkennen- es geht auch mit finanziellen Einschränkungen. dafür aber frei von jeglichem Druck.
Und genau das geht eben nicht. Wenn finanzielle Einschränkungen in unserem unterbezahlten Beruf auftreten erzeugt dies sehr wohl einen immensen Druck.
 
von Elisabeth Dinse: Man setzt sich keinen Termin, wann Schluss ist mit lustig. Das Jammern gehört mittlerweile zur Pflege

Genau, es "wurden" und wird (bis jetzt nicht) Schluß gemacht mit den bekannten Tatsaschen (Stellenreduzierungen, Pflegefachkräfteersetzungen mit Arzthelferinen etc., Personalmangel, Mehrarbeits-/Überstunden, ständige Ruhrzeitenunterschreitungen, Ignoranz von Gefährdungs-/Überlastungsanzeigen usw.). Sicher bewegt sich etwas auf AG-Seite und AN-Seite, wir lesen es manchmal hier, aber leider ist das Gegenteil doch noch am häufigsten zu finden.

Sicher gehört das ständige Aufmerksam machen von Missständen zur Pflege, so wie der jahrzehntelange und bekannt Pflege"not"stand.

Der Temin, mit Schluß ist es mit lustig, wird ins nächste Jahr und weiter geschoben. Wer kann macht in der Pflege was er kann, aber so manches will aus wirtschaftlichen Gründen nicht geändert werden.
 
Es gibt nicht umsonst eine 3 Teilung im Leben, die man grob in 8 Std. Arbeit, 8 Std. für Familie/Freizeit und 8 Stunden für Schlaf einteilen kann. Hier existiert aber bei vielen mittlerweile eine massive Verschiebungstendenz. Der Part Arbeit wird übermäßig und oft ist der Zeitbereich für den Schlaf massiv eingeschränkt.
Im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern wird nur in den Niederlanden weniger gearbeitet (auf die Zeit bezogen) als in Deutschland. Quelle: http://images.zeit.de/wissen/2013-04/s35-infografik-arbeitszeit.pdf
Nur, weil jemand 48 Std. in der Woche arbeitet statt 40 Std. wird er keine Erschöpfungsdepression bekommen. Und wenn ich meine Mitarbeiter anschaue, denen die Diagnose gegeben wurde, dann sind das zu einem hohen Anteil Teilzeit- oder Führungskräfte. Also die Gruppen, von denen man es doch am wenigsten erwarten würde.. (wenig Zeit mit der belastenden "Basis-"Arbeit auf Station)
Lege ich meinen Fokus auf die ganz vielen psychisch gesunden Mitarbeiter, dann muß ich mich eigentlich fragen, was die anders machen. Das sind alle ganz und gar keine egoistischen Pflegekräfte, die nur Dienst nach Vorschrift leisten.

Wenn ich Ansprüchen nicht gerecht werden kann, dann setzt mich das unter Druck und belastet mich psychisch. Das ist völlig nachvollziehbar. Ganz pragmatische Tips kann man da auch nicht geben. Es hat viel mit Selbstkompetenz zu tun. Ständiges Wehklagen gehört nicht dazu. Damit jammert man sich wirklich in eine Ohnmachtsfalle (oder dreht weiter Runden in Elisabeths Hamsterrad).
Eine Konsequenz kann sein, einen Beruf mit weniger Verantwortung zu wählen. Eines muß klar sein: Die Rahmenbedingungen werden sich in absehbarer Zeit nicht verbessern, so lange die Gesellschaft nicht bereit ist, mehr Geld für Pflege auszugeben.
Und so werden die vielen Burnout-Abwesenden die Besetzung noch weiter nach unter schrauben und für den neuen Burnout-Nachschub sorgen, während der AG die eine oder andere Maßnahme zur Gesundheitsförderung anbieten kann - aber eben nicht mehr Personal.
 
...Und genau das geht eben nicht. Wenn finanzielle Einschränkungen in unserem unterbezahlten Beruf auftreten erzeugt dies sehr wohl einen immensen Druck.
Das glauben vielen und halten viel zu lange aus. Wenn du dann Pech hast und nicht wieder gesund wirst musst u.U. sogar bis zur Rente auskommen mit z.T. sehr, sehr wenig Geld. Man kann nix erzwingen. Auch nicht mit wehklagen. Weder die Änderung der Umwelt noch den Erhalt der eigenen Gesundheit = Arbeitskraft.

Und zur Begrenzung des Klagens... wenn sich nach dem Zeitraum X nix tut, dann zieht man seine Konsequenzen. Endlso klagen bringt nix. Der gleichbleibende Ton wird zum Schluss einfach überhört.

Hypyrgs Idee, dass das Gesundheitswesen gezwungen wird mehr Personal zu stellen, weil ihnen wegen der Arbeistbedingungen die fachkräfte weglaufen, wird ein schöne Utopie bleiben. Dafür gibt es einfach zu viele- und es scheinen immer mehr zu werden- die sich gerne aufopfern und klagen wollen. *grübel* Ob vielleicht immer weniger potentiell Gefährdete in den Beruf gehen? Die Gesunden erkennen, dass sie da nur scheitern können und versuchen es erst gar nicht. Die Anzahl derer, die die Selbstaufopferung für ihr Selbstwertgefühl brauchen, steigt dann natürlich prozentual. Und das hat Folgen für alle.

Elisabeth
 
Nur, weil jemand 48 Std. in der Woche arbeitet statt 40 Std. wird er keine Erschöpfungsdepression bekommen. Und wenn ich meine Mitarbeiter anschaue, denen die Diagnose gegeben wurde, dann sind das zu einem hohen Anteil Teilzeit- oder Führungskräfte.
Führungskraft habe ich nie sein wollen, weil mir da der Stress einfach viel zu groß war.
Aber die Teilzeitkräfte, wieso verstehst du das nicht? Warum sind diese Menschen denn Teilzeitkräfte? Fakt ist, dass die Teilzeitkräfte mehr belastet werden als die Vollzeitkräfte, wegen dem Vorteil in Form von Mehrarbeit anstatt Überstunden und wegen der klassischen Argumentation der Vollzeitkräfte, dass erst einmal die Teilzeitkräfte ran sollen.

Es hat viel mit Selbstkompetenz zu tun. Ständiges Wehklagen gehört nicht dazu.
Es wird doch garnicht so viel "gewehklagt". Jede Argumentation, die Elisabeth gegen den Strich geht wird doch schon als Wehklagen abgetan. Alles was als Anprangern der Mißstände anzusehen ist, wird als Wehklagen abgetan.

Und so werden die vielen Burnout-Abwesenden die Besetzung noch weiter nach unter schrauben und für den neuen Burnout-Nachschub sorgen, während der AG die eine oder andere Maßnahme zur Gesundheitsförderung anbieten kann - aber eben nicht mehr Personal.
Damit löst der AG aber das Problem nicht. Zur Gesundheitsförderung brauche ich Freizeit die aber nicht vorhanden ist. Abgesehen davonn wirds keine wirkliche Gesundheitsförderung geben, weil der AG sich dann in seinen Forderungen an das Personal zurückschrauben muß. genau das tut er aber nicht.

Eins der großen Probleme ist das man in diesem Beruf nichts mehr planen kann, weil ständiges einspringen angesagt ist, Kürzung von freien Tagen etc. Ich kann meine Kräfte einteilen, wenn ich weiß wie lange ich z.B. am Stück arbeite und das Arbeitszeitgesetz berücksichtigt wird. Das klappt aber nicht mehr, wenn mir der AG ständig in die Parade fährt und mein Leben in allen Bereichen deshalb zum Balanceakt wird.

Hypyrgs Idee, dass das Gesundheitswesen gezwungen wird mehr Personal zu stellen, weil ihnen wegen der Arbeistbedingungen die fachkräfte weglaufen, wird ein schöne Utopie bleiben. Dafür gibt es einfach zu viele- und es scheinen immer mehr zu werden- die sich gerne aufopfern und klagen wollen.
Das sehe ich nicht so. Es wird immer noch eine Menge Leute geben die den Beruf erlernen. Aber die werden immer früher abspringen, die durchschnittliche Zeit, wo jemand in der Pflege arbeitet wird immer geringer.

Ob vielleicht immer weniger potentiell Gefährdete in den Beruf gehen?
Das glaube ich nicht, zumal man in den Zeiten, wo man sich für einen Beruf entscheidet, noch überhaupt nicht abschätzen kann, wie das spätere Leben wird. Ich hoffe, dass unsere jungen Leute aus dem Schicksal ihrer Eltern lernen und solche "Extremberufe" erst garnicht in Betracht ziehen für die Berufswahl. Außerdem sind die heutigen jungen Leute selbstbewußter erzogen worden. Die haben wirklich gelernt nein zu sagen und lassen sich erst garnicht mehr ausbeuten. Ich sehe das an meinen Söhnen. Eine gewisse gesunde Grenze darf man bei ihnen nicht überschreiten.

Das hat aber zur Folge, dass spätestens wenn die heutzutage ausbeutbare Generation nicht mehr arbeitet, die Pflege den Bach runter geht. Oder der Pflegerobotor die Pflege erobert.

Ich denke, dass unsere gesundheitliche Versorgung in absehbarer Zeit massive Einbrüche vorweisen wird, weil zuwenig Personal vorhanden ist. Es ist doch jetzt schon in der ambulanten Pflege so, dass etliche Pflegedienste es kaum noch schaffen, ihrem Versorgungsauftrag gerecht zu werden.
 
Was ist eigentlich so unverständlich daran, dass man dem wehklagen auch Taten folgen lassen muss. Die Kollegen, die den Beruf verlassen weil sie sich mit den Bedingungen nicht identifizieren wollen, schaffen es doch auch. Und selbst die, die im Beruf bleiben und nicht erkranken haben Wege gefunden, sich- um mal bei der Argumentation zu bleiben- nicht ausbeuten zu lassen. Sie achten auf sich und bringen das Selbstbewusstsein mit, dass sie schützt vor der Erkrankung. Was ist daran so schwer, sich daran zu orientieren?

Und so wird es erst mal weiter gehen, wie bisher. Es wird endlos geklagt ohne auch nur irgend eine Veränderung anzugehen. Betroffene können diese notwendigen Veränderung auch nicht initiieren. Sie brauchen das Workaholic-Dasein inklusive Selbstaufopferung. Das wissen die AG. Sie können auch gut unterscheiden, wann sie aktiv werden müssen und wann nicht. "Befindlichkeitsanzeigen" bringen da kaum was. Erst wenn den Ü-Anzeigen auch Taten folgen wird der AG munter. Aber wann folgen die schon mal... und vor allem, wie konsequent werden die dann auch durchgehalten?

Elisabeth
 

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