Das du den Arbeitgeber nicht schützen willst kommt aber überhaupt nicht rüber. Ich verorte auch nicht alles beim Arbeitgeber aber gerade in der Pflege ist es leider so, dass viele Arbeitgeber ihr Personal gnadenlos auspressen und sich dann wundern, wenn der Krankenstand immer höher wird.
Du dagegen sagst in meinen Augen klar und deutlich, dass jeder selbst schuld ist. Du machst es dir aber zu einfach, denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeiten. Es gibt nicht umsonst eine 3 Teilung im Leben, die man grob in 8 Std. Arbeit, 8 Std. für Familie/Freizeit und 8 Stunden für Schlaf einteilen kann. Hier existiert aber bei vielen mittlerweile eine massive Verschiebungstendenz. Der Part Arbeit wird übermäßig und oft ist der Zeitbereich für den Schlaf massiv eingeschränkt.
Ich denke z.B. an alle diejenigen, die Aufgrund der Familienpflichten noch nicht einmal in der Lage sind, regelmäßig ausreichend Schlaf in Form von 6-8 Stunden zu bekommen. Wie viele Schichtdienstler müssen sich ihren Schlaf aufteilen, hier mal 2 Std. da mal 4 Stunden und wenn man Glück hat, kann man vielleicht nochmal 2 Stunden einschieben. Und warum geschieht das immer häufiger? Weil es bei vielen keine verlässlichen Dienstpläne mehr gibt.
In der Pflege wurden mittlerweile fast sämtliche Entlastungspotentiale von Seiten des Arbeitgebers nicht mehr berücksichtigt. Der Pflegeschlüssel bedingt schon, dass viele am Rande ihres Limits arbeiten müssen. Früher haben wir auch viel gearbeitet, aber wir waren im Normalzustand nicht ständig am Limit, die Pflegeschlüssel waren deutlich höher. Man ist früher auch mal eingesprungen, aber das geschah weitaus seltener als es heute üblich ist. Heutzutage ist arbeiten am Limit absolut normal, hinzu kommen dann Forderungen wie immer wieder einspringen durch Krankheitsfälle, in Form von massig Überstunden, gestrichene freie Tage, die man dringend zur Erholung benötigt. Nicht zu vergessen die ganzen Rufbereitschaften, die auch konstruiert wurden, um Krankheitsausfälle zu kompensieren.
Es wird überhaupt nicht berücksichtigt, dass Pflegepersonal aufgrund der Schichtarbeiten sowieso schon um einiges mehr belastet ist, als z.B. jemand, der zwar auch 8 Stunden täglich arbeiten muß, aber geregelte Freizeiten, geregelte freie Wochenenden und keinen Schichtienst hat.
Wenn bei all denen die fleißig behaupten, dass ich übertreibe, wirklich mal nachbohrt, wird man bei einem sehr hohen Prozentsatz feststellen, dass aufgrund der Gesamtstruktur ihres Lebens ein belastender Bereich nicht vorhanden ist, sodaß sie noch Potential zu Entlastung haben.
Wenn ich z.B. keine Familie/Kinder/Partnerschaft habe, ist es einfacher, sich auf die Forderungen des AGs einzulassen. Zumindest dann, wenn man sich über die Arbeit definiert. Aber liegt hier nicht auch schon eine gewisse psychische Störung vor? Man lebt nur für die Arbeit?
Das Leben ist nunmal in mehrere Phasen eingeteilt und es muß unabhängig von der Phase machbar sein, dass man sich ausreichend um sein körperliches/psychisches Befinden kümmern kann. Aber genau daran hapert es heutzutage, weil die Arbeit in vielen Berufen einen viel zu hohen Stellenwert beansprucht.
Und einige müssen gänzlich aussteigen und erkennen- es geht auch mit finanziellen Einschränkungen. dafür aber frei von jeglichem Druck.
Und genau das geht eben nicht. Wenn finanzielle Einschränkungen in unserem unterbezahlten Beruf auftreten erzeugt dies sehr wohl einen immensen Druck.