In meiner Ausbildungszeit (1979-82) war es üblich, dass wir Azubis 9-10 Stunden mit 1-2 Stunden Mittagspause gearbeitet haben und das 10 Tage am Stück. Anschließend 4 Tage frei. Wir waren von 7-12 und von 14-19 Uhr auf der Station und hatten jedes zweite Wochenende Dienst. Mir ist nicht bekannt, dass einer von unserem Kurs ins Burn-Out gerutscht ist.
Als ich dann anfing im OP zu arbeiten, hat kein Hahn danach gekräht, ob man Mehrarbeit oder Überstunden geleistet hat. Das wurde nur soweit toleriert und notiert, soweit die Mehrarbeit 30 Minuten überschritten hatte. Diese 30 Minuten wurden nirgends angerechnet und der AN hat sie dem AG "geschenkt". Es wurde gearbeitet, bis der OP fertig war, weil es gar nicht so viele Dienstmodelle gab, wie heute und einfach kein Spätdienst vorgesehen war. Es gab einen MA, der bis 17:30 Uhr Dienst hatte, also mussten alle anderen bleiben, bis alle OP´s abgeschlossen waren und anschließend mussten noch Siebe gepackt werden, damit am nächsten Tag wieder operiert werden konnte, weil nicht so viel Material vorhanden war, geschweige denn Mitarbeiter. Natürlich gab es auch Tage, da waren die Operationen bereits am frühen Nachmittag beendet und im Steri alles "klar Schiff". Dann ist man halt früher gegangen, ohne dass Minusstunden angefallen sind. Teilzeitmodelle gab es nicht und wer nicht voll arbeiten konnte, wurde gar nicht erst eingestellt.
In Nachhinein gesehen, war das auch nicht fair oder gerecht, aber niemand hat sich, zumindest bei uns, überlastet gefühlt oder als ungerecht behandelt angesehen. Alle haben miteinander den Tag gestemmt und sind gemeinsam, wenn alles erledigt war, nach Hause gegangen.
Trotzdem wurde nach dem Dienst noch irgendetwas unternommen: Eis essen, Verabredung zum Pizzaessen oder man hat sich auf ein Bier am Abend getroffen.
Jetzt, wo in den meisten Häusern jede Minute Arbeitszeit elektronisch erfasst wird, es einen BR gibt und der AG gefordert ist, sich an die Gesetze zu halten und die Rechte der MA zu berücksichtigen, da fühlen sich plötzlich viele überfordert, haben Angst? um ihren Arbeitsplatz und sind angeblich schlecht bezahlt, obwohl ein Tarifvertrag zu Grunde liegt.
So wie der AG seine Rechte und Pflichten kennt, sollte auch der AN lernen seine Rechte einzufordern, aber auch seine Pflichten kennen und diese dem AG zur Verfügung zu stellen.
Wenn man meint, man müsste aufgrund seiner tatsächlich erbrachten Leistung, mehr Gehalt bekommen, dann hilft es vielleicht, wenn man einen Antrag mit Begründung zur Höhergruppierung oder Besserbezahlung beim BR, der GF und in der PA stellt.
Seine tarifliche Eingruppierung, samt Stufe sollte jeder AN kennen und sich nicht mit weniger abspeisen lassen. Ansonsten wird es schwer sein, aus diesem finanziellen Loch wieder raus zu kommen.
"Burn-Out sehe ich teilweise auch als Druckmittel gegen den AG an, um zu signalisieren, wenn mir was nicht passt, dann werde ich krank. Ironie an: "Also lieber AG sorge dafür, dass es mir gut geht, sonst falle ich länger aus, denn ich habe ja Burn-Out!" Ironie aus.
Dann fällt man eine bis zwei Wochen krankheitsbedingt aus und kommt wieder, als wenn nix gewesen wäre. Tut mir leid, wenn das jetzt sehr AG-lastig klingt, aber ich spreche aus Erfahrung und da komme ich mir sehr veräppelt vor und sehe den Krankheitsbegriff des Burn-Out als missbräuchlich verwendet an.
LG opjutti