Burnout bis hin zur Depression nimmt zu - warum?

Dass man den AG von heute auf morgen nicht ändern kann - da stimme ich auf jeden Fall zu. Aber man kann sogenannte "Selbstpflege" betreiben.

Ein Patentrezept, um ein Burnout zu verhindern wird es wohl erstmal nicht geben. Aber man kann für sich Copingstrategien entwickeln. Ist natürlich leichter gesagt als getan.
@ resigniert: ich selber mache auch gerne und viel Sport und merke ebenfalls, dass es mir gut tut. Also weiter so :cheerlead:
Wenn ich, wie momentan aus Verletzungsgründen, keinen Sport machen kann, merke ich sofort, dass ich weniger belastbar bin. Mir feht dann einfach der Ausgleich. Also müssen solche "Ausgleichsstrategien" etwas Postives bewirken :).

Viele Grüße
 
Ich habe gerade die Beiträge der letzten Tage gelesen und kann nur noch einmal wiederholen, daß Burnout keine Krankheit ist und daß wir selbst Möglichkeiten haben, dagegen vorzugehen. Wir müssen bei uns anfangen. Zuguterletzt: Love it, change it or leave it.
 
Die ganze Diskussion dreht sich im Kreis. Die Ausgangsfrage wird nicht beantwortet. Das Fazit "Leave it" ziehen immer mehr und immer jüngere, manche fangen erst gar nicht an. Arbeitsverdichtung und Fachkräftemangel sind nicht nur in der Pflege ein Problem.

Die ganze Entwicklung wird uns alle früher oder später einholen, im Zusammenhang mit kranken und pflegebedürftigen Angehörigen oder wenn wir selbst Patient sind. Werde ich dann, wenn ich selbst hilfsbedürftig daliege, der übermüdeten Pflege(fach)kraft raten: Machen Sie doch Sport oder eine Therapie, oder gehen Sie, wenn es Ihnen nicht passt?

Einzelkämpfer können die Situation vor Ort sicher beeinflussen, aber es müssen sichtbare Zeichen auch von "oben" kommen. Denn es gibt sicherlich resilente Arbeitnehmer, aber zu wenige. Und solange man noch keine Superarbeitnehmer "züchten" kann (dauert vielleicht gar nicht mehr lange, einige Kranke und Schwache werden ja schon jetzt vor der Geburt aussortiert), werden auch die weniger resilenten mitarbeiten müssen. Dafür müssen die Bedingungen geändert werden, damit sie es länger durchhalten können.
 
Erwachsene Personen sollten für ihr Handeln die Verantwortung übernehmen. Pflegekräfte sind erwachsene Personen.
Die AG müssen sich solange nicht verändern wie die erwachsenen Pflegepersonen bereit sind jedwege Kröte zu schlucken.

Nur, Verantwortung übernehmen muss gelernt sein. Lernen heutige Kinder dies noch?
Wer ist schuldig bei schlechten Noten? Das Kind? Nene - die bösen Lehrer, die Schule. Nur als 1 Beispiel.

Immer sind es die Umstände, die Anderen, recht einfach.
Und ja, habe auch mal so gedacht. Shame on me.

PS:
Die Bürger der ehemaligen DDR sind mein großes Vorbild. Ich wurde im Westen groß mit den Plakaten "Deutschland - 3-geteilt". Natürlich ohne Reflexion der Gründe. Die Teilung wurde zementiert. Die Bevölkerung "drüben" arangierte sich oder rebellierte. Die Rebellion nutzte gar nichts! Verhaftung oder Erschießung an der Grenze. Aber es wurde nicht aufgegeben. Und dann verbündete man sich.
Man war nicht mehr alleine - man war viele - man war zur Macht geworden - mächtig genug um einen Staat zu stürzen.

Solange wir uns nur gegenseitig zerfleischen geht es uns noch nicht schlecht genug.
 
Warum nimmt Burnout zu? These: Obrigkeitshörigkeit vs. Selbstverantwortung. Viele sind es einfach es net gewohnt, komplett selbst entscheiden zu müssen. Sie erwarten, dass andere sich um sie bemühen. Als verschärfendes Element kommt dazu, dass die Gesellschaft sich im Umbruch befindet. Alter Rollenbilder verschwinden, neie entstehen. Nicht selten stehen sogar beide noch nebeneinander. Siehe berufstätige Hausfrau. Wofür soll man sich entscheiden? Was ist richtig, was ist falsch? Bringt der Mensch noch die genetische Veranlagung für psychische Erkrankungen mit, ist der Weg in die Erschöpfungsdepression nicht mehr.

Aber ist das nun ein gottgegebenes Schicksal, dass man annehmen muss? Ich denke nicht. Wenn ich erkenne, wo die eigenen Schwächen sind, dann kann ich daran arbeiten. Diese Schwächen kann man net alleine finden- auch nicht mit Büchern. Ist sozusagen ein blinder Fleck in der Wahrnehmung. Deshalb auch hier immer wieder der Hinweis: professionelle Hilfe suchen und annehmen. Nur so kann man , wenn man aus der Risikogruppe kommt, sicher gehen, dass man bis zur Rente die Arbeitsfähigkeit erhält.

Elisabeth
 
Die Bürger der ehemaligen DDR sind mein großes Vorbild.
Warum ist die DDR denn gescheitert? In welchem Zustand war die DDR als sie sich uns angeschlossen hat? Warum bekommen denn auch DDRler Burnout? Da kenne ich mehrere.

Bleibt ihr bei euren Thesen das Burnout keine Krankheit ist, dass man selbst dran schuld ist. Ich als Burnoutler bin dumm, weiß nix blabla.....
Ich entziehe mich dem jetzt hier mal, zumindest zeitweise, weil es anfängt mich zu nerven. Ups warum macht sie das? Das ist doch genau das was ein Burnoutler nicht kann? Doch kann ich. Und warum? Weil Burnoutler nicht so sind wie ihr das hier beschreibt, zumindest die meisten.

Mit dieser unendlichen Ignoranz, die ich hier erlebe, wird das Problem nicht gelöst. Ihr legt nur weiter einen Baustein dafür, dass das Thema sicher nicht abgehakt werden kann und schockiert viele Burnoutler, die eigentlich nur ein wenig Hilfe suchen.
 
Die "deutsche Einheit" ist nicht das alleinige Ergebnis eines bürgerlichen Zusammenschlusses, politische Entwicklungen im Vorfeld haben den Erfolg erst möglich gemacht. Sonst wären, wie schon Jahrzehnte vorher, die Panzer über die Demonstranten gewalzt.
 
Und jetzt kommt, dass Kohl dies bewirkt hat. So kann man Geschichte natürlich auch sehen.

Elisabeth
 
@Elisabeth, fang' bitte nicht wieder mit Unterstellungen an. Die geschichtlichen Zusammenhänge kannst du dir selbst erschließen, dann kommst du vielleicht darauf, dass solche Ereignisse multifaktoriell bedingt sind.
 
Wenn Burnout = Erschöpfungsdepression einer Erkrankung ist- warum darf die dann nur durch äußere Einflüsse entstehen? Einflüsse, auf die der Betroffene keinen Einfluß hat. Das ist doch der Knackpunkt. Oder nicht.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: warum darf die dann nur durch äußere Einflüsse entstehen?
Weil es einfacher zu verstehen/annehmbarer ist.

Fakt ist doch, es spielen "immer" mehrere (innere und äußere) Faktoren zusammen eine Rolle.

Beispiel: - Belastung in der Familie und Belastung der Arbeitssituation und keine Zeit für sich zur Eigenpflege. Das Ganze über eine längere Zeit.

Entspannt sich eine Situation und Eigenpflege ist wieder möglich, sprich, das Aku ist wieder aufladbar kann eine Überbelastung ausgelichen werden.

Falls nicht muss ich entscheiden, welche Belastung kann ich minimieren um mich nicht zu verausgaben.

Ich denke, die Frage von Dir warum einige einen Burnout bekommen und andere nicht, findest Du in der jeweiligen gegebenen Lebenssituation (Familie/Beruf), verbunden mit deren Lebenserfahrungen (= Verhaltensweisen) und einen Klitzeteil genetische Veranlagung.
 
Hehe das ist gut:
Wenn Burnout = Erschöpfungsdepression einer Erkrankung ist- warum darf die dann nur durch äußere Einflüsse entstehen? Einflüsse, auf die der Betroffene keinen Einfluß hat. Das ist doch der Knackpunkt. Oder nicht.
Wenn du so anfängst zu argumentieren, frage ich mich ob eine Salmonelleninfektion auch keine Krankheit ist. Da kommt auch was von außen rein ;-).
 
Du liest nicht richtig- Burnout ist die nette Umschreibung einer Erschöpfungsdepression, einer psychischen Erkrankung und die gehört in die Hände eines Fachmannes.

Einem Diabetiker wirst ja auch net erklären, dass dir die Chance zur Besserung der Symptome gegebene wurde, er aber mit seiner Erkrankung erst mal weiter leben muss, weil er es sich net leisten kann, zum Arzt zu gehen. Er muss erst warten, bis das Vollbild der Symptome maximal ausgeprägt ist. Dem Diabetiker erklärst ja auch, dass jedes zuwarten mit einer Verschlechterung der Prognose einhergeht.

Mich stört diese Unterscheidung: ich kann es mir leisten, du aber nicht. Wer krank ist gehört zum Arzt. Das ist beim Diabetiker nicht anders als beim Depressiven.

Elisabeth
 
@ Elisabeth,
hier wird aber jetzt bestritten, dass das Burnout eine Krankheit ist - und schon mal gar nicht eine Form der Depression!
Ergo auch kein Arztbesuch
 
So ist das, wenn man sich net traut sich zu seiner Erkrankung zu bekennen. Die Umschreibung einer Depression mit dem Begriff Burnout hat sich als Bumerang erwiesen. Wirklich Betroffene werden mit denen in einen Topf geschmissen, die kurzzeitig unter einer bestimmten Lebenssituation leiden. Der Laie kann dies nicht unterscheiden. Vom einer Pflegekraft erwarte ich eigentlich eine Differenzierung. Und die erfolgt leider nicht.

Eine kurzzeitige Überlastung kann ich aus eigener Kraft lösen. Ich kann die Ratschläge zum Work-Life-Balance umsetzen. Und es müssten alle Alarmglocken schrillen, wenn man diese Veränderung aus eigener Kraft nicht schafft. Aber in der Pflege wird erwartet, dass man keine Schwäche zeigt. Also machen auch die weiter, die eigentlich krank sind.

Elisabeth
 
Hab jetzt einfach mal gegoogelt:

Definition Wikipedia: Burnout-Syndrom ? Wikipedia
von Wikipedia: Das Burnout-Syndrom ist wissenschaftlich nicht als Krankheit anerkannt, sondern gilt im ICD-10 als ein Problem der Lebensbewältigung.

von Wikipedia: Nach dieser Einstufung ist der Burnout eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose, die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus ermöglichen könnte.

Unter dem Phasen des Burnouts - Syndroms: Punkt
11, Depression mit Symptomen wie Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und Perspektivlosigkeit

von Elisabeth Dinse: Aber in der Pflege wird erwartet, dass man keine Schwäche zeigt. Also machen auch die weiter, die eigentlich krank sind.
Warum auch nicht, der Pflegenotstand besteht seit Jahrzehnten und keinen hat es Interessiert (Krankenkassen, Politiker, Arbeitgeber, Arbeitnehmer), wir jammern doch schon sooooo lange und nix hat den Pflegenotstand gestoppt.

In anderen Berufsgruppen ist Burnout gestiegen, soziale Berufe waren immer schon eher dabei.
Ich frage mich zum Beispiel, sind solche Arbeitssituationen wie bei Amazon, großen Fleischerreibetrieben seit Jahrzehnten bekannt? Meines Wissens nach nicht, aber es wird deutlich eher eingeriffen und aktiv dagegen gesteuert.
 
Kann ein Betrieb etwas gegen eine Depression machen? Die Veränderung der Arbeitsbedingungen werden kurzzeitig eine subjektive Besserung der Symptome bringen. Gerne werden auch Tabletten genommen. Auch die wirken bekanntlich relativ schnell.

Nachhaltig hilft nur ein Profi. Dieser Genesungsweg dauert allerdings erheblich länger und erwartet vom Betroffenen eine aktive Mitarbeit. Das scheuen viele. Frühzeitig angefangen braucht es übrigens noch nicht mal eine lange AU. Zu den Gesprächsterminen kann man außerhalb der Arbeitszeit gehen. Man lernt dort, sich abzugrenzen- eben nicht alles zu tun um nur ja nicht abgelehnt zu werden. Ein depressiver denkt nur in Schwarz-Weiß. Es gibt dazwischen unendlich viele Grautöne. Die gilt es zu finden und die Anwendung muss geübt werden, intensiv geübt werden um eine nachhaltige Wirkung zu erreichen.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: Kann ein Betrieb etwas gegen eine Depression machen? Die Veränderung der Arbeitsbedingungen werden kurzzeitig eine subjektive Besserung der Symptome bringen.
Es sind Betrieb"e", die Arbeitsbedingungen "werden" kurzzeitig geändert (zum Beispiel nach
Betriebswechsel), aber dann ist die Situation Personalmangel etc. wieder die gleiche und das Hammsetrad dreht sich. Ab 50 Jahren ist dieser Schritt zusätzlich erschwert.
Es hat doch seine Gründe warum nach dem Examen, im Schnitt nach drei Jahren, dieser Beruf verlassen wird.

Was nützt mir mehr Gehalt (gerne das erste Bonbon der Gewerkschaften/Politiker), wenn trotzdem die Arbeitsituaion nicht geändert wird und Vereinbarkeit Beruf/Familie so bleibt wie sie ist?

von Elisabeth Dinse: Es gibt dazwischen unendlich viele Grautöne. Die gilt es zu finden und die Anwendung muss geübt werden, intensiv geübt werden um eine nachhaltige Wirkung zu erreichen.
Genau und darum sollten die Tarifverträge eingehalten werden (Mehrarbeits-/Überstunden, Ruhezeiten einhalten etc.), damit für Eigenpflege Zeit ist .

Ich kann vor Situationen/Problemen weglaufen, aber meine Probleme, die nur ich für mich lösen kann nehme ich immer mit.
Ich kann den Personalmangel nicht abschaffen, ich kann keine Leute einstellen, selbst wenn ich arbeite bis zum umfallen.
Ich werde es nicht schaffen diesen produzierten Personalmangel den zu verantwortenden Personen (Leitungen, Krankenkassen, Gewerkschaften, Politiker) ab zunehmen, aber ich kann aufmerksam (Gefährdungsanzeigen schreiben etc.) machen.

Ich brauche nicht tatenlos zuschauen, ich kann mich an meinem Arbeitsvertrag halten, ich kann mein Frei genießen und die Verantwortung den verantwortlichen lassen.
 
Es zwingt dich niemand, diese Bedingungen anzunehmen. Im Gegenteil. Beim viel beschworenen Personalmangel dürfte die Pflegekraft die Bedingungen in einem bestimmten Rahmen diktieren können.

Oder man macht es wie die MA von Zalando, Amazon und Co.. Man redet net nur sondern macht Nägel mit Köpfen.

Beides will Pflege nicht. Wahrschieinlich auch, weil eben net alle unter den Arbeitsbelastungen so leiden, dass sie krank werden. Und so bleibt den potentiell BO-gefährdeten Kollegen nur: erst mal den Beruf verlassen. Das wird auf Dauer aber nicht reichen. Die persönlichen Ursachen der Gefährdung bleiben ja erhalten. Hier war die Angst vor dem finanziellen Absturz als Grund angegeben worden, warum man sich nicht wehrt.

Btw.- eine Gefährungsanzeige á la "ich schaff es nicht mehr" bringt gar nix. In eine Überlastungsanzeige gehört mehr hinein. Und die kannst auch net als Einzelperson verfassen. Da braucht es immer das gesamte Team. Das hatten wir aber schon andernorts ausgiebig diskutiert.

Elisabeth
 

Ähnliche Themen