News PPR 2.0: DKG, DPR & Verdi einigen sich auf Personalbemessungsinstrument für die Normalpflege

spflegerle

Poweruser
Registriert
13.07.2006
Beiträge
694
Die Einigung auf ein Personalbemessungsinstrument für die Normalpflegebereiche in Krankenhäusern, und somit eine Ablösung von der unglücklichen Personaluntergrenzenverordnung ist tatsächlich zeitgerecht zustandegekommen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Deutsche Pflegerat (DPR) und die Gewerkschaft Verdi haben sich geeinigt:

- Pressemitteilung der DKG
- Pressemitteilung des DPR
- Pressemitteilung von Verdi

Das Ganze wird nun dem Bundesgesundheitsministerium zur Entscheidung vorgelegt werden.

Was fehlt?
Mit der möglichen Einführung der PPR 2.0 würde die bislang geltende Personaluntergrenzenverordnung ersatzlos wegfallen, damit bestände zunächst keine Regelung mehr für die Intensivbereiche und die Pädiatrie (abgesehen Neo, dort gelten bereits Regelungen). Das muss (und wird) also noch nachverhandelt werden, sonst bleiben die KollegInnen in diesen Bereichen im Regen stehen. Gibt es aber auch für diese Bereiche Regelungen für ein Personalbemessungsinstrument, dann wären endlich alle bettenführenden Bereiche im Krankenhaus abgedeckt und die aktuelle unsägliche Umschichtung von Personal und Umwidmung von ITS-Betten in Ü-Betten wäre endlich vom Tisch. Entsprechend praxistaugliche Tools wie zB INPULS existieren ja bereits und sind in der Praxis längst erprobt, so dass diese Verhandlungen hoffentlich bald zu einer weiteren Einigung führen werden.

Die Umsetzung der so eingeführten Personalbemessung wird dann sicherlich noch eine längere Übergangszeit benötigen, aber damit wäre ein Anfang gemacht, um für alle Bereiche den notwendigen Personalbedarf zu ermitteln und das notwendige Personal einzufordern.
Man darf gespannt bleiben...

Gruß spflegerle
 
Danke für den Hinweis @spflegerle
Die PPR war ja damals eine wirklich gute Sache, hatte aber ein paar Schwächen:
Es wurden nur einige der (damaligen) ATLs erfasst, andere fielen komplett raus.
Alles was nach 19 (?) Uhr geschah, fiel ebenfalls komplett raus (d. h. der Nachtdienst konnte sich zu Tode rennen, das war aber vollkommen irrelevant).
Weißt Du, ob man diese Dinge korrigiert hat?

Was ich natürlich auch nicht so überwältigend finde:
Daß man jetzt die Personaluntergrenzen ersatzlos streichen will. Die sollte man vielmehr lückenlos auf alle Bereiche, in denen Pflegekräfte tätig sind, ausdehnen!
 
Auch die PPR2.0 ist prinzipiell ein Instrument, das den Pflegebedarf auf bettenführenden Stationen der Erwachsenenpflege nur am Tage definiert, der Betrachtungszeitraum wurde aber von 06:00-20:00 Uhr auf 06:00-22:00 Uhr ausgedehnt.
Das Eckpunktepapier sieht vor, dass es eine Regelung für den Nachtdienst geben muss, das wird dort so formuliert:
4.Personalausstattung für alle bettenführenden Stationen/Arbeitsbereiche im NachtdienstAuch im Nachtdienst ist eine bedarfsgerechte Patientenversorgung sicherzustellen. Sowohl die (alte) PPR als auch die PPR 2.0 sind keine Instrumente für den Nachtdienst. Die Besetzung im Nachtdienst soll daher weiterhin normativ geregelt werden. Es wird eine personelle Regelbesetzung für die Nachtdienste von grundsätzlich mindestens zwei Pflegepersonen, davon mindestens eine Pflegefachkraft, festgelegt.
Folgende Staffelung für die Besetzung der Stationen/der Arbeitsbereiche wird dabei für alle über die PPR 2.0 geregelten Bereiche vorgesehen:
- 21-40 Patienten zu mindestens einer Pflegefachkraft und einer Pflegehilfskraft; Ziel bei stufenweiser Umsetzung: zu zwei Pflegefachkräften
- 41-50 Patienten zu mindestens zwei Pflegefachkräften; Ziel bei stufenweiser Umsetzung: zu zwei Pflegefachkräften und einer Pflegehilfskraft.
Für kleinere Stationen kann nach unten abgewichen werden (eine Pflegefachkraft); dabei muss eine Unterstützung in schwierigen Situationen und für Pausen vorgesehen werden. Für besonders pflegeaufwändige Bereiche sind darüber hinausgehende Besetzungen zu definieren
Ebenso ist im Eckpunktepapier festgehalten, dass es Regelungen zur Dienstplangestaltung und ein Ausfallkonzept geben muss. Gerade für das Ausfallkonzept wird es aber sicher noch genug Stoff für Diskussionen geben, denn hier ist leider mit nur wenig Entgegenkommen von Seiten der Arbeitgeber zu rechnen. Und die aktuell ja in vielen Kliniken schon bestehenden Ausfallkonzepte geben wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich da so schnell etwas Entscheidendes verbessern wird (Stichwort "Bettensperrung").

Die DKG hat auf ihrer Seite ein Handout zur Einstufung in PPR2.0 hinterlegt. Inwieweit sich das nun von der PPR1 unterscheidet, kann ich nicht sagen, da ich nie mit der PPR gearbeitet habe. Da gibt es aber hier auf dem Board hoffentlich genug Leute, die das näher erklären können.

Die Zahlen und Fakten, die die DKG zu PPR2.0 ebenfalls veröffentlicht hat, geben ja zumindest Anlass zur Hoffnung, dass sich die personelle Ausstattung durch dieses Instrument tatsächlich spürbar verbessern werden wird:
Mittel-bis langfristiger Mehrbedarf bei einer 100-Prozent-Erreichung 40.000 bis 80.000 Vollkräfte
Der Pflegezeitbedarf pro Patient und Tag fällt mit der PPR 2.0um 8,1 Prozent höher aus als mit der alten PPR.
 
Die Personaluntergrenzenverordnung ersatzlos zu streichen ist natürlich nicht das Ende des Liedes. Es muss auch für die dann wieder ungeregelten Bereiche ITS und Pädiatrie Festlegungen auf ein Personalbemessungsinstrument geben. Die entsprechenden tools gibt es ja bereits und sie haben sich auch längst bewährt.
Die PPUgV ist ja nur eine Krücke bis zur Festlegung auf ein Konzept, das den tatsächlichen Bedarf einer Station ermittelt. Damit dürfte man dann auf den meisten Stationen besser gestellt sein, als lediglich mit den Untergrenzen. Denn, seien wir doch mal ehrlich: die Untergrenzen wurden doch von Arbeitgeberseite von Anfang an als Höchstgrenzen gesehen und auch genau so umgesetzt. Das kann und darf aber so nicht sein. Entscheidend ist der tatsächliche Bedarf, und der muss eben mit einem Personalbemessungsinstrument ermittelt werden und dann gemäß der tatsächlichen Zahlen sich auch in der Dienstplanung wiederspiegeln.
 
  • Like
Reaktionen: Resigniert
Vergessen wurde mal wieder die ZNA... Laut DGINA sollte eine VZ-Pflegekraft nicht ehr als 1200 Pat/ Jahr versorgen....
Da kann ich echt nur noch lachen... wenn wir nicht so meilenweit von diesem Zahlen entfernt wären...

Und Geburtshilfestationen werden auch nicht erwähnt. Gezählt werden nur Schwangere und Mütter. Die Neugeborenen zählen nicht, weil die ja zu den Müttern gehören. Dass man damit aber die meiste Arbeit hat (Anleiten der Mutter, Stillhilfe, Überwachung von Ngb., zum Teil engmaschig bei BZ-Schwankungen, Ngb-Ikterus, Trinkschwäche, relative Unreife des Ngb.....) wird gar nicht gesehen. Schreit das Kind, ist die Mutter auch bald am Heulen, dann hat man zwei heulende Gestalten zu beruhigen.... und so weiter und so weiter und so weiter.....
Wie sagte damals unsere PDL, als wir eine Überlastungsanzeige geschrieben haben: "Das kann ich gar nicht verstehen,Sie haben doch gar keine Patienten, nur gesunde Mütter ....":wut::wut::wut:
 
Ich bin skeptisch, sicher braucht es ein Personalbemessungsinstrument, eine wirkliche Neuerung mit PPR 2.0 sehe ich da nicht wirklich.
Aber ich will nicht jammern, ich bin dennoch froh, dass die Pflege aus den DRG wieder rausgenommen wurde und nun extra verhandelt wird.
 
Ich bin skeptisch, sicher braucht es ein Personalbemessungsinstrument, eine wirkliche Neuerung mit PPR 2.0 sehe ich da nicht wirklich.
Ok, aber hätte man damals die PPR „1.0“ (die ursprüngliche) nicht seitens der Politik außer Kraft gesetzt, dann wäre es nie so schlimm gekommen.
Obwohl die natürlich nie perfekt war.
 
Ich sehe noch einen etwas anderen Aspekt. Nur mal angenommen ich stufe 2.0 richtig ein, daraus sollten sich entsprechende Pflegeminuten und daraus folgernd der Bedarf an Pflegepersonal ergeben. Der Bedarf an Pflegepersonal wird aber längerfristig nicht gedeckt werden können. Insofern habe ich einen Bedarf ermittelt, den aber nicht gedeckt.
Schlussfolgerung: Falsche Einstufung? Minutenwerte zu großzügig bemessen? Notwendige pflegerische Arbeiten werden nicht ausgeführt?
Wir haben mittlerweile nicht mehr die Situation, dass die AG zu wenig Personal einstellen, sondern, dass sogar guten AG Einstellungen nicht mgl. sind, weil Fachktäfte fehlen. Es müsste doch mittlerweile bei allen angekommen sein, dass es nichts nutzt irgendwelche Personalgrenzen vorzuschreiben, wenn die Mglk. diesen Zustand zu ändern gleich null ist. Man glaubte über Jahrzehnte, dass man die Pflege immer weiter reduzieren kann und hat schlichtweg missachtet was damit angerichtet wurde. Die Pflege selbst hat zudem alles mehr oder weniger klaglos hingenommen und ist in einem Jammertal versunken. Von Qualität kann nach meinen Erfahrungen nur noch in Ausnahmefällen die Rede sein.
Und es wird nicht besser, da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten 10 Jahren das Rentenalter erreichen.
Für mich braucht es Maßnahmen die Arbeitsplätze in der Pflege attraktiv zu machen, alle Ideen zu verwirklichen, die dazu beitragen und so die Vorraussetzungen zu schaffen, dass nach und nach wieder Menschen in der Pflege arbeiten wollen. Ich bin der Meinung, dass Rekrutierungen woher auch immer Erleichterungen schaffen und Programme dahingehend dem immer noch weiter fortschreitenden Personalmangel entgegen zu wirken. Irgendwie sollte man bei all dem auch die nicht vergessen, die diese Zustände schon lange mittragen und "bei der Stange", sprich aktiv im Beruf geblieben sind.
 
  • Like
Reaktionen: -Claudia-
Ich sehe noch einen etwas anderen Aspekt. Nur mal angenommen ich stufe 2.0 richtig ein, daraus sollten sich entsprechende Pflegeminuten und daraus folgernd der Bedarf an Pflegepersonal ergeben. Der Bedarf an Pflegepersonal wird aber längerfristig nicht gedeckt werden können. Insofern habe ich einen Bedarf ermittelt, den aber nicht gedeckt.
Schlussfolgerung: Falsche Einstufung? Minutenwerte zu großzügig bemessen? Notwendige pflegerische Arbeiten werden nicht ausgeführt?
Schlußfolgerung? Betten sperren, bis es wieder passt.

Tja, bei der „PPR 1.0“ hat man damals den Bedarf festgestellt; hat gemerkt, oh, da ist ja ein Riesenbedarf... den konnte man damals aber noch decken.
Dann hat man aber gemerkt, oh, das ist aber teuer... nee, dann lieber schnell die PPR außer Kraft gesetzt. Und so tun, als sei kein Bedarf.
Jetzt stecken wir richtig tief in der Sch...e. Und können das Problem nicht so leicht lösen, wie wir es damals hätten lösen können.
Schuld sind die verantwortlichen Politiker, insbesondere die, die das damals beschlossen haben, aber auch die folgenden, die den Fehler nicht erkannten bzw. korrigierten. Obwohl ihnen die richtigen Lösungen Jahr für Jahr von DBfK u. a. vorgebetet wurden! :angryfire:
Nee, kein Mitleid. Betten sperren, bis es wieder passt. Warum sollen die Pflegekräfte die verfahrene Situation auf Kosten ihrer Knochen versuchen zu retten??
 
Steckt da vielleicht ein Plan dahinter?
Wir haben doch zuviele KH-Betten in Deutschland m europäischen Vergleich
Schritt
1 Betten sperren - ohne gorßes Palaver sind die Betten abgebaut - noch schneller geht nicht
Politikersprech: wir können ja nicht anderst.
2 weniger Erlöse - KH geraten tief in die roten Zahlen
3 die Städte, Kommunen, private Träger sowieso können die Verluste nicht ausgleichen und daher muss man die KH zusammenlegen und die defizitären schließen.

Und das Ganze geht dann ohne größeres Palaver und ggf. Demonstrationen, die Argumentation ist ja vordergründig schlüssig, denn sonst könnte das Stadt/Hallenbad die Eisbahn etc. nicht mehr finanziert werden.

Bettensperren ist sicherlich ne Möglichkeit kurzfristig das Pflegepesonal zu entlasten, langfristig evtl. ein Schuss nach hinten.
Mir fällt allerdings auch nichts besseres ein um die noch im Beruf verbleibenden auch noch zu verprellen.
Ich habe nicht die Hoffnung, dass in den nächsten Jahren mehr Personal verfügbar sein wird um die Lage entscheidend zu entschärfen.
Stichwort - Verweildauer im Beruf, da helfen auch nicht mehr Ausbildungsplätze, gibt seit einigen Jahren Schulen die ihre vorhandenen nicht besetzen können und Berentung der geburtenstarken Jahrgänge.
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.
@renje
Ob da ein Plan dahintersteckt, keine Ahnung... :weissnix:
Aber wie machen es dann die anderen Länder, weniger Betten zu führen und trotzdem mehr Personal als wir, aber trotzdem nicht "rote Zahlen" zu schreiben?
Oder ist es nicht eher so, daß es dort nicht interessiert, ob "rote Zahlen" geschrieben werden, da am Gesundheitssystem eh keiner verdienen sollte, sondern eine Gesellschaft sich sowas einfach leisten sollte?
Wir produzieren weder Schuhe noch Autos, sondern kümmern uns um die Gesundheit der Bevölkerung und versorgen alte oder behinderte Menschen... daran ist nichts "rentabel", wir produzieren auch nichts.
 
Aber wie machen es dann die anderen Länder, weniger Betten zu führen und trotzdem mehr Personal als wir, aber trotzdem nicht "rote Zahlen" zu schreiben?
Ja die Frage stellt sich tatsächlich.

Obwohl wir ziemlich an der Spitze stehen bei den Ausgaben im Gesundheitswesen.
Ausgaben nach BIP

Evtl. daran, dass sich viel zu viele Bedienen und DIE PFLEGE zu kurz kommt da u.a. zu schlecht organisiert und damit keine Lobby haben?
Am zu wenig Geld scheint es wohl nicht zu liegen.

Ein Kostentreiber scheint mir zu sein, selbst nach Erkrankung in den letzten 2 Jahren erlebt einen regelrechten Facharztmarathon mit doppelt und dreifach, vierfach Untersuchungen mit immer dem selben Ergebnis mit unterschiedlichen Therapievorschlägen, teils widersprüchlichen Aussagen bis ich nun in der Uniambulanz gelandet bin, in der ich mich endlich gut aufgehoben fühle.

Würde gerne Wissen, was diese ganzen Mehrfachuntersuchungen gekostet haben für nix, na gut der Doc hat verdient.
Warum kann man eigentlich keine Quartal-, Halbjahres- oder zumindets Jahresrechnung bei der KK anfordern oder wie heute üblich von einem Onlinekonto abrufen?
Jeder aber auch jeder muss eine Rechnung ausstellen, oder seit neuestem einen Kassenbon drucken.
Warum darf ich eigentlich nicht Wissen was mein Doc kassiert und was ich der KK koste?
Das ist bestimmt eine großkapitalistische Verschwörung der Ärzte schuld :fidee::cool:
 

Ähnliche Themen