"Die Schwester der Kranken" oder: Rollenverständnis der Pflege

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nussy schrieb:
Irgendwann werden die alten Schwestern mal in Rente gehen und du bist unter deinesgleichen mit dieser Meinung.
Das ist ja das Problem. Wenn es nur die "alten" Schwestern wären, würde sich das Problem tatsächlich mal von selbst erledigen. Aber dem ist ja nicht so. Viele "junge" Schwestern finden es ja leider immernoch toll sich beim Vornamen rufen zu lassen. Und dann kommt auch schon die Schizophrenie ins Spiel: Auf der einen Seite schreien sie alle nach Neuerungen, nach Verbesserungen, nach mehr Kompetenz und dann verschließen sie sich schon vor Kleinigkeiten.
Und es ist ja leider so, dass den meisten Kollegen, egal ob alt oder jung die Frage der Berufpolitik VÖLLIG egal ist.
Und auch ich halte es für eine berufpolitische Katastrophe. Und ich halte mich nicht für einen "neumodernen Weltverbesserer".
Schade, dass sich so viele Leute an vergangene Dinge klammern und lieber als die aufopfernde, immer im Dienst befindliche Schwester Stefanie gesehen werden als wie eine professionelle Pflegefachkraft, die kompetent und nach den neusten pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen ihre Patienten kompetent umfangreich und ganzheitlich betreut.
 
Hallo,


erstmal, haben wir es tatsächlich so in Berufskunde gelernt, aber das ist für mich nicht das eigentliche an der Sache.
Ich halte mich nicht für eine Schwester Stephanie o.ä. Ich habe mein Examen erst 04 gemacht und habe nach ganzheitlichen Pflegekonzepten gelernt und halte es noch heute so.
Es wird einfach soviel Wind gemacht um die Bezeichnung.
Gruß Nussy
 
Ich bin keine der jungen Schwestern, habe mein Examen Anfang der ´80iger Jahre gemacht, aber Fortbildung, Weiterbildung und persönliche Erfahrung haben mich zu dieser Erkenntnis gebracht. Habe beide Erfahrungen und sehe es als unabdingbar an. Ich liebe auch meinen Beruf, sonst wäre ich keine über 20 Jahre dabei. Sorry, bin vielleicht nen bisschen emotional, aber zu dem stehe ich eben.
Brady
 
Ich will nicht wie jeder Bäcker oder Friseur angesprochen werden, man kann diese Berufe auch nicht vergleichen.
Ich übe meinen Beruf sehr gerne aus und lasse mich genauso gern weiter Schwester nennen.

Examen 2004... Rente frühestens ca. 2050? Da müssen wir aber lange warten. Ich werd wahrscheinlich nicht mal mehr leben.

Elisabeth
 
Hallo,

da kann ich Elisabeth beruhigen, bis 2050 arbeite ich gewiss nicht mehr. Habe zwar 04 das Examen gemacht, aber in einer Umschulung.
Dann nochmal zur Berufskunde, wieso soll sowas nicht mehr gelernt werden? Aus der Geschichte der Entstehung des Berufes, das ist sogar Bestandteil der Prüfungen. das man so die Schwester heute nicht mehr sieht, wie eine eigene Schwester, ist wohl klar. Vor allem in dem Zusammenhang der gegenseitigen Zuneigung ist es gemeint, sprich, man sollte nichts mit einer pflegenden Schwester anfangen, so ungefähr. In dieser Hinsicht hat sich ja wohl einiges geändert heutzutage, aber nichts desto trotz.
gruß nussy
 
Wenn ein historisch gewachsener Begriff aus deiner Sicht sich überlebt hat (zumindest beschreibst du es ja so), warum klammerst du dann so sehr daran? Was spricht gegen Fr. XYZ?

Elisabeth
 
Hallo,
ich stelle mich den Patienten mir Vor- und Nachnamen vor.
Die meisten Patienten sprechen mich mit dem Nachnamen an, wenn ein 90jähriger mich dann Schwester ruft, kann ich auch gut damit leben.

Mit was ich nicht leben kann, ist wenn einer mit Fräulein nach mir ruft (kommt schon mal vor).

Bei unseren Pflegern sind die Patienten übrigens viel eher bereit den Familiennamen zu benutzen, oder Herr Pfleger.

Zuhause hat mich, trotz Benutzung des Familiennamens noch keiner angerufen, wieso auch, das mache ich mit dem Tankwart doch auch nicht.


Schönes WE
Narde
 
Hallo!

Ich stelle mich den Patienten auch immer mit Vornamen und Zunamen vor, und die meisten Patienten sprechen mich mit Nachnamen an oder Herr Pfleger, wenn sie den Namen vergessen haben. Auf meinem Kittel steht der erste Buchstabe meines Vornamens und mein Zuname und Krankenpfleger.
Untereinander duzen wir uns auf der Station und manchmal kommt es vor das die Patienten uns dann auch mit Vornamen ansprechen aber das stört mich dann nicht.

In der Ausbildung hat meine Kursleitung uns immer geimpft, dass wir uns mit Nachnamen ansprechen lassen sollen. Als Beispiel meinte sie dann immer, dass sich ansonsten nur Frisörinnen und Nutten :-) mit Vornamen ansprechen lassen, und mit denen wollen wir uns ja nicht gleichstellen :-) Das lasse ich mal so stehen.

Denke, dass wir prinzipiell eine sehr professionelle Berufsgruppe sind, und uns das ruhig mal klar machen müssen, dass wir uns auch so behandeln lassen sollten.
Wenn ich mein Auto reparieren lasse sage ich ja auch nicht, Mechaniker Ralf oder so sondern Herr so und so .
 
Also ich finde die Idee mit dem Nachnamen echt daneben. Ich habe schon mal erlebt, dass eine Kollegin aus der Psychiatrie von einem Patienten über Monate terrorisiert wurde. Er hatte aufgrund des Nachnamens Adresse, Telefonnummer etc. herausgefunden.
 
Sollte man sich dann nicht besser als Arzt, Rechtsanwalt, Richter, Polzeibeamter, Rektor an einer Gesamtschule vielleicht einen Nicknamen zulegen um eventuelle Racheanschläge auszuschließen?
Ist traurig, dass Terror geschieht, aber wenn jemand den Namen rausbekommen will, ist es immer möglich und ich denke, sowas ist immer ein Einzelfall.

Liebe Grüße Brady
 
Siezen und Nachname

Hallo!
Als psychiatrisch Tätiger gibt es da keine Diskussion ich werde mit Nachname angeprochen und auf meinem Namenschild steht er auch und dieses Schild bin verpflichtet zu tragen . Dafür gibt es eine Reihe fachliche wie auch rechtliche Gründe.
Gruß DD

P.S. meine Bezugspatienten dürfen mich Bruder Andreas nennen
 
Doch lieber Vorname

Hallo ihr Lieben.

Ich lasse mich nur mit meinem Vornamen anreden, ob mit Schwester oder ohne.. ist mir egal. Der Grund ist folgender:
Nach einem Jahr in der Psychiatrie (und dort hielten wir es eigentlich nur mit Vornamen) kam ein Patient, an einige unserer Nachnamen. Wie??? :weissnix:
Den Terror.. Telefon.. Post etc. kann sich kaum einer vorstellen, ich wünsche es niemandem.
Ich würde sagen, es kommt auf die Einrichtung an. Obwohl jetzt in der ambulanten Pflege auch viele ältere Damen und Herren versuchen die privaten Nummern zu bekommen ( falls mal was ist), jedoch gibt es dafür Bereitschaft.
Nerven könnte das aber alle Male.
Ein bißchen Anonymität ist vielleicht nicht immer verkehrt.

Jedem das seine, es sollte gut überlegt sein.

Lieben Gruß Sabrina :nurse:
 
Sabrina80 schrieb:
Nach einem Jahr in der Psychiatrie (und dort hielten wir es eigentlich nur mit Vornamen) kam ein Patient, an einige unserer Nachnamen. Wie??? :weissnix:
Den Terror.. Telefon.. Post etc. kann sich kaum einer vorstellen, ich wünsche es niemandem.
Brady schrieb:
Ist traurig, dass Terror geschieht, aber wenn jemand den Namen rausbekommen will, ist es immer möglich und ich denke, sowas ist immer ein Einzelfall.
Tja, mehr muss ich dazu ja nicht sagen. War ja auch ein Paradebeispiel, dass ein Mensch, der terrorisieren will, es auch schafft, ob man sich jetzt mit Vor- oder Nachnamen anreden lässt.
Aber ich denke, dass diese potentiell falsch vermittelte "Nähe" durch Nennen beim Vornamen auch eher zu so etwas führen kann.
Aber das sollte nicht das Hauptargument sein.
Und wenn es Terror gibt, ... dann ist das sicher schlimm für die jeweils Beteiligten. Aber es geschieht wie gesagt unabhängig vom Nennen des Nachnamens UND es sind die ABSOLUTEN Einzelfälle. WIE VIELE Patienten werden tgl. in Einrichtungen des Gesundheitswesens versorgt ... und wie viele Rufen die zuständigen Pflegepersonen später zu Hause an??? Da bewegen wir uns in EXTREM niedrigen Prozentbereichen.

Dass Kunden in der ambulanten Pflege gerne ein "Rund-um-die-Uhr-Versorgung" möchten kann ich ja auch verstehen. Aber ich denke auch da nicht, dass man öfter angerufen wird, ob man jetzt Schwester Susi oder Frau XY ist. Man muss einfach nur bei der Anfrage sofort und beruhigend auf das Bereitschaftshandy verweisen, das ja immer erreichbar ist, man sich keine Sorgen machen muss, dass jemand keine Zeit hat, da sehr kompetente Kollegen sind, die sich gut auskennen usw, usw.

Habe mich in meinen Praktika "ambulante Pflege" (in denen ich allein gefahren bin) immer mit Nachnamen vorgestellt, und auch im Altenheim und Krankenhaus mit Nachnamen vorgestellt (sofern es noch möglich war).
Ich bin noch KEIN EINZIGES MAL privat angerufen, besucht oder angeschrieben worden. Und ich habe es in meinem gesamten pflegerischen Bekanntenkreis noch nicht mitbekommen.

Schon werde ich, wenn mich ehemalige Patienten wiedererkennen in einem Laden oder so angesprochen. Aber das ist ja nun auch egal, ob ich Vor- oder Nachname gesagt hätte. Mein Gesicht ändert sich ja nun nicht :wink1:
 
hallo,

Elisabeth, ich klammere nicht an dieser Bezeichnung, ich nutze sie einfach, um noch etwas anonym bleiben zu können. Es hat in der Psychiatrie angefangen, daß ich froh war wenn der eine oder andere nicht meinen vollen Namen wusste. Wenn dann alle an einem Strang ziehen, dann bekommen die ihn auch nicht raus. Genauso jetzt in der ambulanten Pflege: ich muss doch nicht überall meinen vollen Namen an der Brust feilbieten oder bei Patienten die ich vorher nicht genau kenne, ihn sagen? nein, das hat nichts mit klammern zu tun, es ist auch ein gewisser Schutz.
gruß nussy
 
nussy schrieb:
es ist auch ein gewisser schutz.
Verstehe nur nicht, warum außer manche Pflegekräften NIEMAND sich so einen Pseudoschutz suchen will.
Und ich verstehe halt auch nicht warum.
Warum muss man sich hinter einem antiquaren Begriff verstecken?
Ich leiste doch gute Arbeit und kann dazu stehen.
 
Und wie sprechen euch die Patienten an???

Schwester Carolin oder Gesundheits- und Krankenpflegerin Carolin
oder mit Nachnamen?? :weissnix:
 
Und wie sprechen euch die Patienten an???

Schwester Carolin oder Gesundheits- und Krankenpflegerin Carolin
oder mit Nachnamen?

Moin,
oooch, das ist sehr unterschiedlich:
Ey!
Hey, Sie!
Mädchen! (Wahlweise auch: Junge Frau!, Deern!)
Hömma! (Wahlweise auch: Hör ens)
Kumma! (Wahlweise auch: Kiek ens)
Sie? Wo ist der Arzt?

Kommt auf Tageszeit und -form und eben auch auf den Patienten an.

Zwischen meiner Berufsbezeichnung auf meinem Namenschild und der Art und Weise, wie mich die PatientInnen ansprechen, muss es meiner Meinung nach auch keine 100%ige Übereinstimmung geben. Auch wenn ich mich als Gesundheits- und Krankenpflegerin bezeichne, dürfen Sie mich Schwester nennen. Ich vernachlässige sie in der Pflege dann trotzdem nicht ;-)))

LG
deichschwester
 
Mit der "Ansprache hat es nichts zu tun

Hallo xCarox,

bei uns in der Klinik kann man sich aussuchen, wie man angesprochen werden möchte. Also als Schwester xy oder als Frau xy.
Das hat jetzt mit der neuen Berufsbezeichung nicht wirklich was zu tun...
Diese Regelung haben wir ab ca 2000.

LG
Sylvia
 
Hallo!
Also bei uns werden noch alle Gesundheits- und Krankenpflegerinnen "Schwester" genannt. Hab es noch nie erlebt, dass jemand mit "Frau ..." angesprochen wurde.
Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn sie mich Schwester nennen, aber manche nehmen sich dann das Recht heraus auch noch "DU" zu sagen (z.B. Du Schwesterchen, kannst Du mir mal ...) und das finde ich dann irgendwie erniedrigend... So kommt man sich manchmal vor wie ein Diener... :( Das finde ich sehr schade...
Aber so ist ja nur ein kleiner Teil der Patienten. Die meisten wissen wie hart wir arbeiten und bringen das dann auch zum Ausdruck!

Gruß MilSchok
:nurse:
 
MilSchok schrieb:
Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn sie mich Schwester nennen, aber manche nehmen sich dann das Recht heraus auch noch "DU" zu sagen (z.B. Du Schwesterchen, kannst Du mir mal ...) und das finde ich dann irgendwie erniedrigend
Und bringt ja auch eine GROSSE Wertschätzung zum Ausdruck. Deswegen ist es vielleicht auch nicht der falsche Weg, wenn man sich mit Herr / Frau XY vorstellt. DA passiert so was nicht.
Aber es sind ja immer alle ganz heiß drauf sich "Schwester" nennen zu lassen. Wenn man sich mit dem Vornamen ansprechen lässt, braucht man sich nicht wundern, wenn man irgendwann geduzt wird. Und mit dem Image der allzeit bereiten Schwester, die sich um alles kümmert, kommt man auch nicht vom Image des kleinen Dummchens weg, das nur dem Arzt den Kaffee hinterher trägt. Man sollte sich halt schon so seine Gedanken machen, ob es nicht die kleinen Schritten nach vorne sind, die einen ans Ziel bringen.
Es bringt aber natürlich nichts, wenn man sich nicht mal willig zeigt, diese Schritte mitzugehen.
Um im Krankenhaus zu bleiben, ... jeder Mediziner, jede/r Physiotherapeut/in, jede Hebamme, die Leute von Transportdiensten, Reinigungen, Hausmeister, Küchenmitarbeiter, ... alle lassen sich mit Nachnamen anreden. Nur die Pflege schafft das nicht.
Sind wir denn weniger wert???

Aber ich hab schon wieder zuviel geschrieben, ... wollte nur noch mal drauf hinweisen, dass ich oben ja schon mal verlinkt habe, ... aber dieses Thema bewegt mich doch immer wieder mich auszulassen
 
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