"Die Schwester der Kranken" oder: Rollenverständnis der Pflege

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Hallo Elisabeth, hallo @ll

zweifelos hast Du recht, einer neuer Name steht nicht für einen neuen oder verbesserten Inhalt - wobei ich mich weniger als Produkt sondern als Subjekt sehe :wink:

Selbstbewußtsein hat nichts mit der Anrede zu tun. Die Anrede Frau XY (konkret bei mir Frau Noy) schafft manchmal aber notwendige Distanz, weniger beim Patienten als bei Ärzten.

Die Anrede "Schwester" stört mich, seitdem ich in diesem Beruf tätig bin. Mit Schwester assoziiere ich Nonne/Ordensschwester und daher ruht auch meine Abneigung gegen das "Schwester Dorothee". Habe da nur wenige gute Erfahrungen gemacht (mit Ordensschwestern :( ).
Meine Arbeit wird durch die Anrede sicher nicht besser oder schlechter werden, aber ich würde mich in dieser Anrede eher wiederfinden.
Und schließlich sage ich ja auch Dr. XY und nicht "Dr. Michael".

Ändern wird sich aber erst etwas, wenn sich das Selbstbild der Pflege ändert. Es geht nicht darum, dass sich das Denken der "Leute" ändert, sonder das wir (wenn wir das denn wollen) unser Denken verändern.
 
*ggggg*Nicht böse sein, aber....

Frau Dinse im Gesundheitswesen assoziiert bei mir: Fr.X, die Sekretärin, Fr.Y, die Reinigungskraft, Fr. Z, die Blutbotin, Fr.A, die Verwaltungsleiterin etc..

Distanz entsteht aus meiner Sicht auch nicht über die Anrede, sondern über selbstbewußtes Arbeiten. Ich habe nie mit Ordensschwestern zu tun gehabt (außer im Kindergarten*fg*). Daher fehlt mir eine entsprechende Prägung. Für mich ist der Titel Krankenschwester eine Berufsbezeichnung auf die ich stolz bin. Ich hab noch die Insignien *gggg* einer Schwester zum Examen überreicht bekommen: die 7-Falten-Haube. Und was waren wir stolz.*ggg* Die Haube konnte gar nicht hoch genug sein, damit jeder sehen konnte:man ist SCHWESTER.
Mittlerweile brauch ich keine äußeren Zeichen mehr. Auf meinem Namensschild steht lediglich mein Name, kein Titel- nichts. An meinen Taten kann man mich erkennen. Auch darüber kann Pat.lernen, welche Bedeutung Pflege im Heilungsprozess hat.

Übrigens, ich sortiere keine Akten, weigere mich kathegorisch Röntgenbilder zu holen bzw. Blut zu transportieren etc.. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hats jetzt jeder kapiert und die Kollegen ziehen nach. *ggg*

Elisabeth
 
Hallo,

ich kann Elisabeth nur zustimmen. Ich habe bis jetzt nicht zu diesem Thema geschrieben weil ich es nicht begreife, warum man durch eine andere Anrede mehr oder weniger akzeptiert werden sollte.
Ich möchte nicht mit Frau X angeredet werden denn, wenn ich mich mal in die Pat. reinversetze, das Vertrauen das von dem Namen Schwester ausgeht nicht ersetzt werden kann durch Frau X.
Es ist gerade bei den etwas älteren Herrschaften doch viel leichter ,sich von der Schwester auf die Toilette führen zu lassen als von einer Frau X.
Wenn eine 80 jährige Pat. Fräulein zu mir sagt, muß ich lächeln denn ich bin doch viel zu alt für ein Fräulein. Ich sage ihr dann mit einem Augenzwinkern, daß es nett von ihr ist Fräulein zu sagen und erwähne mein Alter. Es entwickeln sich dann nette Gespräche.
Diese Pat. sagen nie mehr Frl. sondern Schwester.
Ich hatte noch nie Probleme, weder bei Pat. noch bei Ärzten. Vielleicht braucht man eine gewisse Nonchalance- die ich hier jetzt niemanden absprechen will-, aber ich denke an der Anrede liegt es nicht, ob man akzeptiert wird.
Ich werde gerne mit Schwester angeredet. Bei uns in der Klinik steht auf dem Namenschild Vor- und Nachname und darunter die Berufsbezeichnung.
Außerdem habe ich mir den Namen Krankenschwester verdient. 3 Jahre Lehre und dann Examen.
Ja Elisabeth, wir waren auch Stolz auf die Haube mit 7 Falten. Schön, dass wir das Monstrum jetzt nicht mehr brauchen. Meine große Rot-Kreuz- Brosche trage ich noch, denn sie gefällt mir. Den Pat. auch.

VG
Dagmar
 
Die Diskussion geht nicht darum ob man mit einer neuen Anrede ein besseres Selbstbewusstsein bekommt oder nicht. Selbstbewusstsein hat nichts mit der Anrede zu tun, da stimme ich Elisabeth zu.

Ich stimme weiter hin David zu, dass es bestimmt mindestens einen Generationenwechsel dauern wird, bis sich das Denken verändert. Aber wir müssen da ja mal irgendwann mit anfangen, ne? (Ich wäre übrigens gerne Frau xx, Pflegefachkraft hört sich nicht schlecht an, wie nennt aber dann die Leute mit Fachweiterbildung?? Fachpflegefachkraft für Intensiv/Anästhesie?)

Es ist eine interessante Aussage, dass sich die Pflege mehr selbst bewusst werden muss und dass wir unser Denken verändern müssen.
Natürlich müssen wir das, denn Pflege ist ein sich immer wandelnder Prozess und es wird wohl für kein Thema die Non-plus-ultra Lösung geben. Aber "die Leute" muss sich auch bewusst werden, dass das Gesundheitssystem ausgebrannt ist und dass Leistungen entweder entbehrt oder selbst bezahlt werden müssen.

Eine kleine Anektote aus meiner Schülerin-Zeit, Einsatz Diakoniestation:
Eine Diabetikerin, die morgens und abends versorgt wurde, bat mich ihr doch morgens beim Waschen behilflich zu sein. Sie sei seit dem Krankenhausaufenthalt so klapprig geworden. Ich habe sie dann über die Abrechnungsmöglichkeiten (Pflegekasse nach Einstufen oder privat bezahlen) aufgeklärt und schwupps - war das Thema vom Tisch. Ach, dann könne sie das ja auch alleine machen. Sie dachte, wenn ich doch sowieso schon da sei, dann könnte ich ihr doch ein paar kleine Handreichungen im Bad machen.

Okay, diese kleine Geschichte ist natürlich kein repräsentativer Schnitt des Denkens der Menschen.

Ich denke, dass aber noch viele Menschen die Pflege nicht als Beruf akezptiert haben, sondern immer noch die lächelnde Ordensschwester vor Augen haben. Wie oft bin ich gefragt worden: Abitur?? Und dann Krankenschwester??? Braucht man Abi, um Leute aus der Scheiße zu ziehen??

Ich habe dann unermüdlich versucht zu erklären, was Krankenpflege ist, bis es irgendwann sehr anstrengend wurde.

Wie war noch mal das Thema??

Ach ja, hier mein Fazit dieses Beitrages:

neue Anrede = Denkanstoss
 
Hallo @all,
ich bin seit 15 Jahren in der Pflege und seit ca. 1 Jahr reden uns die Patienten mit Nachnahmen an und wir tragen auch Namensschilder nur mit dem Nachnahmen. Der Vornahme ist nur mit dem ersten Buchstaben drauf und natürlich die Berufsbezeichnung.
Die Patienten haben sich sehr schnell damit abgefunden.
Wir haben vorher sehr lange auch über eine Änderung disskutiert aber immer mehr Patienten haben sich bei uns auch nur noch mit dem Vornahmen vorgestellt und sind sofort zum Du übergegangen. Wir sind dann auch häufig auf unverständnis von Seitens der Patienten gestoßen wenn wir auf das Sie bestanden haben.
Etwas positives hatte die Umstellung auch am Telefon wenn vorher irgendjemand anrief haben wir uns ja auch mit schwester X vorgestellt und man merkte gleich die Leute waren nicht unbedingt immer freundlich jetzt aber wissen Sie nicht genau wer am Telefon ist (könnte ja ein arzt sein) und können höflich ihr anliegen vortragen.

gute nacht

Cora :o :o
 
Hallo,

habe zwar zum gleichen Thema in einer anderen Sparte schon meinen "Senf" dazugegeben, aber gleichwohl.
Hier in der Schweiz, resp. in den Kliniken, in denen ich seit nunmehr > 13J arbeite, hat man den Schritt von der Schwester zur Anrede Fr...Nachname schon vor ca. 10 Jahren vollzogen und mit positiven Rückmeldungen. Die PatientInnen hatten sich sehr schnell umgestellt. In jedem anderen Beruf wird man auch mit Nachname angesprochen.
Seit gut einem halben Jahr wurde hier auch die offiziell die Berufsbezeichnung geändert. Wir sind hier nun Pflegefachfrauen, Pflegefachmänner. Find ich eigentlich gut. Gibt der Sache einen professionelleren Anstrich. Wobei ich auch denke, dass die Professionalität von meinem Handeln als Pflegende abhängt. Ich kann mich mit noch so schönen Berufsbezeichnungen schmücken, wenn mein Handeln nicht kompetent ist, wird dies auch die Professionalität nicht fördern!

Ute
 
Hallo, alle zusammen,

es ist mit Sicherheit Geschmackssache, wie man sich ansprechen läßt.
Ein nicht unwesentlicher Punkt ist wie ich finde, daß Patienten überhaupt wissen mit wem sie es zu tun haben.
In der einen Klinik ist das Pflegepersonal weiß gekleidet, in der nächsten blau und wiederum in der nächsten weiß-rosa.Ebenso verhält es sich mit der Kleidung von Reiniungs- oder Küchenpersonal.
So ist für alle mit dieser Klinik nicht vertrauten Klinik völlig unklar mit wem sie es gerade zu tun haben, Schwester oder "Putzfrau".
OK, - Namensschilder... man bedenke das diese oft durch Stifte und sonstige Utensilien verdeckt sind oder aber eben durch den Pflegeschutzkittel.
Eine einheitliche Berufsbezeichnung und Bekleidung ist- so empfinde ich es jedenfalls- wünschenswert, wie diese auch immer aussehen soll.


Klaus
 
Hallo zusammen,

ich habe mich ja ziemlich erschrocken, wie negativ Ihr doch teilweise über Euren Beruf schreibt. Mal ehrlich, wer von Euch war nicht stolz, die "Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung "Krankenschwester/-pfleger" zu bekommen ?? Aber nun ja, die Zeiten ändern sich ja bekanntlich,und das ist auch gut so. Wir sollen ja demnächst: Gesundheits-und Krankenpflegerin/-pfleger genannt werden. Das ist nämlich der aktuelle Gesetzentwurf. Ist massiv gewöhnugsbedürftig, finde ich.

In unserer Klinik ( ländlich gelegen ! ) sind vor kurzem neue Namensschilder eingeführt worden. Auf Wunsch der Pflege (!!!!) haben alle Krankenschwestern ihr Namensschild mit Sr. Vorname, Krankenschwester bekommen und die Krankenpfleger Vorname Nachname, Krankenpfleger. Und lustigerweise haben fast alle Männer, die auf den peripheren Stationen arbeiten, ihren Nachnamen überklebt.

Das Argument " in jedem anderen Beruf wird man auch gesiezt " zählt für mich nicht ! Denn in keinem anderen Beruf kommt man den Leuten so Nahe wie wir( Intimpflege, DK- Anlage etc ).Die Leute sind einfach nur dankbar, das man ihnen hilft , und da finde ich die Regelung Vorname und Sie genial.

Vielleicht liegt es auch daran, wo man arbeitet. Mich würde zum Beispiel interessieren, ob das im ländlichen Bereich anders ist, als in der Großstadt.

Gruß,
Michi
 
Wie lasst ihr euch anreden: Nachname oder doch lieber Schwester/Pfleger?

Hallo und einen schönen Tag für alle,
ich hätte da einmal eine Frage. Welche Anrede ist bei Euch üblich? Bei uns gibt es zur Zeit einen Mischmasch :? , die meisten lassen sich mit Schwester und dem Nachnamen ansprechen, ein geringer Teil mit dem Familienname.
Die Pat kommen da nicht immer mit und es kommt zu den eigenartigaten kombinationen z.B Frau Schwester oder Schwester Frau Müller :D .
Seid ihr mir der bei Euch üblichen Anrede einverstanden oder würdet ihr sie lieber ändern?
Wünsche alle einen schönen Tag pille
 
Hi!
Bei uns ist die Anrede "Schwester" üblich! Damit bin ich auch zufrieden.
Zum Glück ist es bei uns auch noch nicht mode geworden den nachnamen auf dem Schild stehen zu haben. Mir ist es wesentlich lieber das die Pat. meinen Nachnamen nicht kennen.
 
Hallo,

bei uns ist Schwester, bzw. Pfleger üblich

MfG
Lixtig
 
Ich weiß zwar ncoh nicht, wie das bei uns gehandhabt wird, denke aber eig. auch "schwester" ...

Ich für meinen Teil bin auch stolz, diese Berufsbezeichnung tragen zu dürfen, denn dafür werde ich ausgebildet ...

ich will krankenschwester, bzw. kinderkrankenschwester werden und will somit auch meine berufsbezeichnung tragen dürfen ...

Also ich freu mich aufs "Schwestern-dasein"


Liebe Grüße ...

Himbeerchen
 
Bei ir steht zwar der Nchname auf dem Schild, aber d ennoch heißt wes Schwester
 
Bei uns war es auch "Schwester" bzw "Pfleger", aber teilweise (30% sag ich mal) wurd man auch mit dem Vornamen angesprochen, der ja auch auf dem Schildchen steht...

Finde das auch in Ordnung so!
 
... da hab ich mal ne Frage.

Die meisten Patienten reden uns mit Schwester oder Pfleger an.

Ist das nun die Abkürzung von Krankenschwester oder kommt das von den Nonnen, die sich früher, als es noch keine Krankenpflegeausbildung gab, mit Schwester anreden ließen?

Carmen
 
Hallo Carmen,

ich glaube die Anrede "Schwester" hat ihre Wurzeln bei den Nonnen, aber auch bei "Vereinen" wie den Diakonissen und dem Caritas.
Das ist auch so ziemlich der Grund, warum ich die Anrede "Schwester" nicht leiden kann - ich habe da ein paar sehr unangenehme Erinnerungen an Nonnen aus der Schulzeit.

Wichtig ist aber auch, wer mich da Schwester nennt. Bei einem Patienten kann ich das akzeptieren, das ist sozusagen tradiert ( und wird natürlich durch die Kollegin Stefanie und Co. gefördert). Von einem Arzt lass ich mir die Anrede nicht gefallen, da möchte ich schon mit meinem Nachnamen oder auch Vornamen angeredet werden, aber eben ohne Schwester.
 
Hallo Dorothee,

Danke für die Aufklärung.
Berufskunde ist doch ein wenig lange her :wink:

Mir macht es auch überhaupt nichts aus, "Schwester" genennt zu werden.
Bei den Ärzten kommt das auf unserer Station nicht vor, dass wir mit "Schwester" angesprochen werden, sind alle per du.


Liebe Grüße

Carmen
 
Nachname oder doch lieber Schwester/Pfleger?

Ich arbeite seit Jahren in der Psychiatrie und lasse mich mit meinem Nachnamen ansprechen. Ich halte das aus mehreren Gründen für einen Vorteil. Wie seht ihr das?
 
Hallo,

ich arbeite in einer Altenpflegeeinrichtung, und habe mich sowohl damals im KH als auch jetzt mit "Schwester" anreden lassen.

Gründe: zum einen bin ich Krankenschwester,
dann stehts so auf meinem Namensschild (wollte ich so),
den Bewohnern fällt es leichter, zu allen "Schwester" zu sagen,
lässt sich wohl leichter merken.

Ich habe es einfach lieber so, habe aber auch ein paar Kolleginnen, die sich mit Nachnamen ansprechen lassen.
MFG Manu
 
Ich lasse mich von den Patienten mit Schwester ansprechen und nicht mit Nachnamen. Bei der Menge unseres Teams ist es für die meisten Paienten bei uns kaum möglich, sich einen Namen und schon gar nicht Nachnamen zu behalten. Aber im Grunde ist es mir wurscht....
Gruß
 
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