Corona und alle spielen verrückt

Mich würde mal interessieren, wie ihr mit dem Gedanken umgeht, durch euren Dienst in der Klinik eure Angehörigen zuhause zu infizieren.

Ich arbeite jetzt auf einer geschlossenen Station mit Corona-Patienten. Kollegen mit Vorerkrankungen haben sich geweigert dort zu arbeiten. Übrig sind jetzt noch wir jüngeren Kollegen ohne Vorerkrankungen. Uns wurde gesagt, wir sollten uns keine Gedanken machen, selbst wenn wir uns infizieren würden, hätten wir als junge Menschen ohne Vorerkrankungen keine schweren Verläufe zu befürchten, falls wir uns infizieren sollten.

Ob das stimmt sei mal dahin gestellt. Aber bei mir zuhause wohnt z.B. meine 90jährige Oma (COPD, Zustand nach Herzinfarkt etc.) Sollte ich mich bei der Arbeit infizieren, würde ich meine Oma ja wohl höchstwahrscheinlich zuhause auch infizieren und angesichts ihres hohen Alters und ihrer diversen Vorerkrankungen gehe ich davon aus, dass sie das kaum überleben würde.

Ich leiste Dienst für fremde kranke Menschen in dem Wissen, meine eigenen Angehörigen zuhause dadurch tödlich infizieren zu können.

Finde ich gerade wahnsinnig schwierig, diesen Konflikt. Wie geht ihr damit um?
Ich habe es in der portugiesischen Presse gelesen das viele vom Fachpersonal und Ärzte nicht mach Hause fahren nach dem Dienst. Überall im Land haben sich Hoteliers bereit erklärt die Profis unentgeltlich bei sich aufzunehmen, damit sie die eigenen Familien daheim nicht gefährden. Ich finde die Idee im Prinzip gut, ist aber eine zusätzliche Belastung wenn man lange von der Familie getrennt ist.
Und das Vorgehen von deine Station finde ich nicht gerecht. Bei uns würde es gar nicht gehen, es gibt nur 3 junge Kolleginnen wo ich davon ausgehe das sie keine Vorerkrankungen haben. Dafür arbeiten sie Teilzeit mit ganz wenig Stunden weil sie eben kleine Kinder haben.
Ich finde es diskriminierend für euch „gesunde“. Entweder gleiches Recht für alle oder eine andere Lösung. Und ich bin selbst chronisch krank.
 
In Wuhan wurde das auch praktiziert.
Intensivschwestern wurden nach dem Dienst in ein Hotel gebracht und konnten nur über Smartphone mit der Familie in Kontakt bleiben.
Bei uns in Bayern wird demnächst das Bayr. Infektionsgesetz auf die Situation angepasst.
Dann wird es zu verlängerten Dienstzeiten kommen.

Wenn es bald einen Antikörpersuchtest gibt, wird es einfacher.
Dann weiß man wer immun ist.
Es besteht ja immer die Gefahr, dass man Keime mit nach Hause nimmt.
Wir haben ja die Möglichkeit in der Umkleide zu duschen.
Tipps können Hygienefachkräfte geben.

Corona Änderung des Infektionsschutzgesetztes.JPGCorona Änderung des Infektionsschutzgesetztes.JPGCorona Änderung des Infektionsschutzgesetztes.JPG
Anhang vom 18.3. Merkur.de (Müncher Zeitung)
 
"Einigkeit ist wichtiger als Schnelligkeit" - oje. Wann sind die Herren Politiker sich denn je einig? Mir wird schlecht bei den ewigen Diskussionen.

Mir persönlich gefällt die hiesige strikte Ausgangssperre eigentlich sehr gut. In die Läden darf man nur noch einzeln rein (bei den grossen Supermärkten gruppenweise), und man muss Abstand halten.

Die Schnapsfabriken stellen ihre Produktion auf medizinischen Alkohol um.

Ich glaube zwar den Chinesen nicht unbesehen alles, aber wenn man auf das Dashbord der Johns Hopkins schaut, haben die ihr Virus in den Griff gekriegt und die Todesrate in Italien übersteigt inzwischen die Todesrate in China. Die Chinesen waren sehr strikt (auch wenns eben leider auch diktatorischen Massnahmen geschuldet ist).

Ich denke einfach, irgendwann mal muss man mit dem Diskutieren aufhören.
 
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Mich würde mal interessieren, wie ihr mit dem Gedanken umgeht, durch euren Dienst in der Klinik eure Angehörigen zuhause zu infizieren.

Ich arbeite jetzt auf einer geschlossenen Station mit Corona-Patienten. Kollegen mit Vorerkrankungen haben sich geweigert dort zu arbeiten. Übrig sind jetzt noch wir jüngeren Kollegen ohne Vorerkrankungen. Uns wurde gesagt, wir sollten uns keine Gedanken machen, selbst wenn wir uns infizieren würden, hätten wir als junge Menschen ohne Vorerkrankungen keine schweren Verläufe zu befürchten, falls wir uns infizieren sollten.

Ob das stimmt sei mal dahin gestellt. Aber bei mir zuhause wohnt z.B. meine 90jährige Oma (COPD, Zustand nach Herzinfarkt etc.) Sollte ich mich bei der Arbeit infizieren, würde ich meine Oma ja wohl höchstwahrscheinlich zuhause auch infizieren und angesichts ihres hohen Alters und ihrer diversen Vorerkrankungen gehe ich davon aus, dass sie das kaum überleben würde.

Ich leiste Dienst für fremde kranke Menschen in dem Wissen, meine eigenen Angehörigen zuhause dadurch tödlich infizieren zu können.

Finde ich gerade wahnsinnig schwierig, diesen Konflikt. Wie geht ihr damit um?


Dein Beitrag ist sehr wichtig und gehört auch an die Politik gerichtet.

Ihr Intensivschwestern und Pfleger müsst auf die Situation aufmerksam machen.

Viele Ü50 und Ü6o Jährige arbeiten in Teilzeit weil sie gesundheitsbedingt eingeschränkt sind.
Viele Jüngere ebenso, weil sie Kinder haben.
Wenn nun alle gezwungen werden Vollzeit zu arbeiten und dazu noch weggesperrt werden, gibt es Nervenzusammenbrüche und Burn Out.
Wir sind nicht untergebene, hörige Wuhan Arbeiter.
An erster Stelle muss die eigene Gesundheit stehen! Nur wenn ich fit bin kann ich gut arbeiten.

Ich finde, das System gehört umstrukturiert.
Sprechen wir es an, das Intensivpflegepersonal ist knapp.
Wie entlastet man die Intensivstationen?
Coronaverdachtsfälle bleiben in Heimquarantäne, wenn ein pos. Test vorliegt, ebenso Heimquarantäne (so wird es jetzt praktiziert).
Wenn sich mittelschwere Symptome einstellen, hilft Sauerstoffgabe.
Sauerstoff muss in die Blutbahn.
Viele alte und hochaltrige besitzen eine CPAP Maske wegen Schlafapnoe.
Außerem gibts mobile Sauerstoffgeräte.
Alte und hochaltrige können damit ausgestattet werden und mehrmals täglich anwenden.
Ein Punkt sind die Patientenverfügungen.
Will der Hochaltrige überhaupt beatmet werden. Das ist abzuklären.
Die Bevölkerung muss darüber aufgeklärt werden, was auf sie zu kommt, wenn sie die "intensivmedizinische Vollversorung" mit ECMO überleben.
Jeder sollte für sich überlegen, ob er eine Patientenverfügung ausfüllt.

Die viele Home Office Arbeiter müssen ihr Immunsystem stärken, damit sie nicht intensivplichtig werden.
Wie bringt man Sauerstoff in die Blutbahn:
Ausdauersport, Singen, Atemübungen (y- tube), Blasinstumente, Luftballon aufblasen, Atemtraining...


Ich habe nur meine Gedanken runtergeschrieben.

Morgen gehe ich zum Spätdienst und ich wünsche uns allen gute Nerven.
 

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Was glaubst du denn, wieviel mobile O2-Flaschen frei sind?
Bisher musste so mancher COPD Patient von uns etwas länder stationär bleiben, weil die O2 Flasche noch nicht vorhanden war (ohne Corona)
 
Bei einer Pneumonie reicht es auch nicht, O2 "mehrfach täglich" anzuwenden. Die Patienten sind - selbst auf Peripherstation - oft über Tage kontinuierlich O2-pflichtig.
 
Werden bei euch eigentlich Pflegekräfte überhaupt getestet?

Bei uns wurde noch kein einziger Mitarbeiter getestet, nicht mal die mit Erkältungssymptomen.

Ich verstehe das nicht. Stellt euch mal vor, eine Pflegekraft hat sich irgendwo infiziert und geht dann zur Arbeit, pflegt reihenweise hochbetagte Patienten. Wieviele Menschen können deswegen sterben, nur weil die Pflegekraft einfach nicht gestetet wurde?

Normalerweise müssten wir doch alle engmaschig kontrolliert werden, zum Schutz der uns anvertrauten Patienten.

Und natürlich auch zum Schutz unserer Angehörigen zuhause!!
 
Unsere Hygiene hat uns das gut erklärt.
Ich finde eh das das in unserem Haus gut ausgearbeitet wurde.
Der Test zeigt falsch negative Befunde wenn zu wenig viruslast vorhanden ist. Also bevor Symptome vorhanden sind.
Z.b. ich mach an Tag 5 nach Infektion einen Test, ist dieser negativ. An Tag 10 bekomme ich Symptome. Test positiv. Ich hab also 10 tage eventuell unbeabsichtigt infiziert.
Deswegen ist es wichtig zu ALLEN Abstand zu halten. Unser Haus gibt jeden Mittag ein kurzes Statement zum aktuellen status und erklärt neu, wann sich wer/wo/wie meldet.
Bei Symptomen bekommen wir sofort einen corona test sowie einen influenzaschnelltest gemacht und werden nach Hause geschickt. Test negativ, dann müssen wir wieder arbeiten
 
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Dann müssten aber zumindest ALLE Pflegekräfte mit Schutzkleidung arbeiten.

Stell dir vor eine infizierte Pflegekraft macht Nachtdienst auf einer internistischen Station und infiziert da sämtliche multimorbiden Patienten. Dann hat die Klinik eine Woche später 30 zusätzliche Beatmungspatienten.
 
Bei uns müssen seit gestern alle diensthabenden Pflegekräfte eine "Gesundmeldung" an die PDL faxen, Dienst für Dienst, bzw wenn sie sich nicht gesund fühlen, die Symptome benennen. Unsere Hygiene hat ein weitreichendes Paper zur Handhabung von Covid19 herausgegeben das uns Leit- und Richtlinie sein soll, wie damit umzugehen ist und welche Hausstandards kurzfristig eingerichtet wurden.
 
Was glaubst du denn, wieviel mobile O2-Flaschen frei sind?
Bisher musste so mancher COPD Patient von uns etwas länder stationär bleiben, weil die O2 Flasche noch nicht vorhanden war (ohne Corona)



800 lebenserhaltende mobile Beatmungsgeräte
und
5.400 Geräte zur Versorgung in nicht ganz so gravierenden Fällen


 

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Bei uns müssen seit gestern alle diensthabenden PK eine "Gesundmeldung" an die PDL faxen, Dienst für Dienst, bzw wenn sie sich nicht gesund fühlen, die Symptome benennen. Unsere Hygiene hat ein weitreichendes Paper zur Handhabung von Covid19 herausgegeben das uns Leit- und Richtlinie sein soll, wie damit umzugehen ist und welche Hausstandards kurzfristig eingerichtet wurden.

Und dann?
Nur weil ich mich gesund melde, heisst das ja. nicht, dass ich gesund bin.
Und nur weil ich schreibe, ich habe Husten, heisst das ja nicht, dass ich positiv bin....:schraube:
 
Dass diese Melderei sinnhaft ist hat keiner behauptet.
 
Dass diese Melderei sinnhaft ist hat keiner behauptet.

Ich habe diese Frage keineswegs ironisch oder zynisch gemeint.
Ich finde es nur interessant, wie unterschiedlich die Krankenhäuser mit der Situation umgehen. Daher dachte ich wirklich, ich hätte den tieferen Sinn nicht verstanden.
Aber wo kein Sinn ist, kann man auch keinen verstehen wollen. :boozed:
 
800 lebenserhaltende mobile Beatmungsgeräte
und
5.400 Geräte zur Versorgung in nicht ganz so gravierenden Fällen


Du hast aber oben nur von mobilen Sauerstoffgeräten geschrieben - das hat nix mit Beatmung zu tun
 
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Bei uns gibt es nicht genug Masken. Jeder Mitarbeiter bekommt pro Schicht nur eine einzige Maske, die wir dann 8 Stunden lang verwenden sollen.

Schützen diese FFP2-Masken überhaupt so lange, wenn man sie in der Schicht immer wieder absetzt, neu aufsetzt, sie teilweise vom Atem feucht wird etc.?
 
Wenn feucht, dann nein.
 
Die Masken werden durch dem Atem doch automatisch feucht. Eigentlich ist das doch Einmalmaterial? Aufsetzen, Patient versorgen, Maske verwerfen. Oder nicht?

Interessant übrigens:

"Drosten bekräftigte, dass es keine wissenschaftlichen Daten für die Wirkung einfacher chirurgischer Masken und sogenannter FFP2-Schutzmasken gebe. FFP3-Masken hingegen schlössen ganz dicht am Gesicht ab und hätten belegbar einen Infektionsschutz für solche Arten von Viren."


Also man schickt uns mit Masken an die "Front", die gar nicht sicher schützen. Und dann sollen wir die auch noch länger benutzen als eigentlich vorgesehen?
 
In Hotels sollen keine ITS.Betten eingerichteten werden. Dort sollen die etwas leichteren Fälle von niedergelassenen Ärzten betreut werden.
Für die Betreuung/Versorgung dieser leichteren (die Betonung liegt auf "leichtere"!) Fälle wurde in meiner Stadt schon der Katastrophenschutz in erhöhte Alarmbereitschaft gesetzt.
Aber eine dauerhafte intensivmedizinische Betreuung können wir in diesen "Feldlazaretten" natürlich nicht leisten. Allenfalls kurzfristig mit dem mobilen Material, was auch auf einem RTW vorhanden ist.
Werden bei euch eigentlich Pflegekräfte überhaupt getestet?
Nein, bei uns wird das Personal nicht getestet. Wir haben jetzt schon nicht mehr genug Testkits für die Pat.
Ich hoffe einfach, dass es mich nicht erwischt, denn ich gehöre mit meinem Asthma auch einer Risikogruppe an.
 
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