Eine Corona Impfpflicht für unsere Berufsgruppe ist m.E. nicht nur eine politische oder wissenschaftliche Frage sondern auch eine ethische Fragestellung und schließlich auch eine rechtliche.
Es gibt auf der einen Seite sehr gute Gründe gegen eine Impfpflicht, Stichwort u.a. Grundgesetz, körperliche Unversehrtheit, damit argumentieren ja auch viele zurecht, frei nach dem Motto, was soll ich sonst noch alles über mich ergehen lassen. Das ist umgekehrt ja genauso, auch wir können unsere Patienten nicht zu pflegerischen-medizinischen Maßnahmen zwingen und seien sie noch so vermeintlich sinnvoll. In bestimmten Fällen könnte uns der Gesetzgeber aber dennoch dazu „zwingen“, das muss aber dann verhältnismäßig sein. Bei der Masernschutzimpfung für Kinder beispielsweise hat der Gesetzgeber diese Verhältnismäßigkeit bejaht und in diesem Fall lag nicht mal eine akute pandemische Lage vor, sondern da geht´s um ein paar hundert Fälle pro Jahr, wenn ich das richtig im Kopf habe. Das Infektionsschutzgesetz könnte also durchaus pro Impfpflicht geändert werden.
Auf der anderen Seite muss natürlich der Schutz vulnerabler Personengruppen betrachtet werden, das hat die gleiche Berechtigung diskutiert zu werden. Die Gesundheit unserer Patienten aufgrund einer abgelehnten Impfung zu gefährden, wäre mal mindestens fahrlässig, das finden die zurecht auch nicht gut, muss ich wohl nicht weiter ausführen. Eigentlich klassisches Dilemma. Dazu müsste man aber erstmal sicher wissen, ob man als Geimpfter trotzdem Übertrager sein kann, das kann ja aber im Moment noch niemand seriös beantworten. Die Frage wird beantwortet werden aber eben noch nicht jetzt.
Das weiß auch der Herr Söder. Es ärgert mich daher maßlos, dass er dennoch diese Debatte angestoßen hat. Das ist, wie matras schon geschrieben hat, populistisch und zielt genau auf seine Kernwählerschaft. Und ich unterstelle bzw. vermute bei ihm mal die Sorge, dass ihm die ganzen Pflegekräfte krank werden, die allen seit Monaten den ***** der Pandemie retten. Zum jetzigen Zeitpunkt war diese Debatte auf dem Rücken der Pflege ein Unding und hat der Pflege einen Bärendienst erwiesen. In der öffentlichen Wahrnehmung werden wir teils schon wieder als dumm und Verfügungsmasse betrachtet, die Sympathie für uns seit Beginn der Pandemie dreht sich wieder. Ich habe da Kommentare gelesen, die möchte ich hier gar nicht wiedergeben. Dazu hat aber auch tatsächlich die teilweise mangelnde Impfbereitschaft bzw. Skepsis der Pflege mit beigetragen, das möchte ich auch nicht unerwähnt lassen.
Ich bin unbedingt gegen eine Impfpflicht für unsere Berufsgruppe, zumindest jetzt nach aktuellem Stand der Dinge. Ich befürchte, dann verlieren noch mehr als ohnehin schon das Vertrauen ins System und wenden sich womöglich sogar ganz von der Pflege ab. Ich hoffe vielmehr auf Einsicht vieler Skeptiker, die ich respektiere, so dass es dazu nicht kommen muss. Es gibt doch faktisch nur noch sehr wenige gute Einwände gegen die Impfung (Frage der Übertragbarkeit, theoretisch mögliche Langzeitschäden nach aktueller Datenlage aber weitestgehend unwahrscheinlich, bekannte Nebenwirkungen, für mich aber indiskutabel als Gegenargument, bestimmte freiverkäufliche Medikamente werden millionenfach unreflektiert eingeworfen und haben deutlich mehr und schwerwiegendere NW als ne Corona Impfung) aber vielmehr sehr gute Gründe dafür. Ist hier und in vielen seriösen Quellen hinreichend dargelegt worden.
Gebt doch den Söders dieser Welt keine Chance...