Viele, den Kammern als typische Aufgaben zugeschriebene Aufgaben sind bereits jetzt schon sinnvoll platziert:
Arbeitnehmervertretung ist eine innerbetriebliche Aufgabe von Betriebs- oder Personalräten und Mitarbeitervertretungen sowie Gewerkschaften. Uns ist kaum ein Krankenhaus bekannt, in dem es keine Arbeitnehmervertretung gibt. In stationären Altenpflegeeinrichtungen bzw. ambulanten Diensten hingegen gibt es eine deutlich geringere Anzahl betrieblicher Interessenvertretungen, doch auch hier wären sie grundsätzlich möglich.
Qualitätssicherung wird durch Qualitätssicherungssysteme in Krankenhäusern, stationären Al-tenpflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten, aber auch durch Organisationen wie den Me-dizinischen Dienst der Krankenlassen bzw. durch die Heimaufsicht gewährleistet. Welchen Zu-satznutzen die zusätzliche Überwachung der Pflegequalität und der ethischen Normen durch ei-ne Pflegekammer bringen soll, erschließt sich uns nicht. Ebenso wie die Überwachung von natio-nalen Richtlinien, die grundsätzlich Behörden zusteht.
Für den Gesundheitsschutz zuständig sind die Unfallversicherungsträger und die Arbeitgeber.
Für die Ausgestaltung der Ausbildung sind die Länder und die Träger zuständig, Weiterbildung fällt ebenfalls in den Regelungsbereich der Länder.
Einkommen und Arbeitsbedingungen regeln Gewerkschaften in Tarifverträgen, die von betriebli-chen Interessenvertretungen ausgestaltet werden.
Berufsethos/Berufs-Leitbild ist Sache der Berufsverbände und Gewerkschaften.
Nachwuchsgewinnung muss durch eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure erfolgen und er-folgt in Bayern ja auch z.B. durch die Kampagne Herzwerker.
Berufshaftpflicht erhalten Pflegekräfte über ihre Arbeitgeber oder Berufsverbände sowie ihre Gewerkschaften.
Bleibt noch die Aufgabe eines erfolgreichen Lobbyings für die Berufsbelange der Pflegefachkräf-te. Alle relevanten Verbände und die Gewerkschaft ver.di könnten dies gemeinsam und abge-stimmt tun, ohne dass es seine Zwangsverkammerung gibt.
(Quelle:
http://gesundheit-soziales-bayern.v...ahme-ver.di-zur-Pflegekammer-zum-download.pdf )
Ist doch toll, wie viele Institutionen, Gewerkschaften, Verbände, Kampagnen, Regierungen, Arbeitgeber, Behörden sich darum kümmern, daß in der Pflege auch alles rund läuft. Und Lobby-Arbeit "könnte" sogar von den Gewerkschaften mit dem relevanten Verbänden vorgenommen werden.. ganz ohne "Zwangs"verkammerung. Jetzt will man doch wegen des drohenden Machtverlustes "koalieren"?
Für mich bleibt der Kern der Verkammerung die Selbstverwaltung, eben nicht (auch nicht weil´s billiger ist) die Verantwortung für die eigene Berufsgruppe an Ärzte, Ämter und Gewerkschaften abtreten...
Selbstverwaltung ist ein wesentlicher Schritt zur Profession. Mir ist klar, daß eine Mehrheit der Pflegenden dort niemals hinmöchte. Weil dies bedeutet berufspolitisches Engagement und (berufs)lebenslanges Lernen. Die Präsentation einer hohen fachlichen Kompetenz und deren Stellenwert für die Allgemeinheit wird die Anerkennung des Berufsstandes steigern. Bei den Bürgern steht Pflege bereits jetzt hoch in der Sympathieliste, aber wahrscheinlich weniger als "Fachkraft"; dies muß sich auf gesellschaftlicher und politischer Ebene ändern.
...und ja, manche Pflegenden müssen vielleicht zur Weiterbildung gezwungen werden, um das "Ansehen" eines Berufsstandes zu retten. Ich stelle mal die These auf, daß sich keine fachlich qualifizierte, engagierte Pflegekraft mit jemandem vergleichen lassen möchte, der 30 Jahre alte (empirisch widerlegte) Methoden am Patienten ausübt.
Ich kann mich als ver.dianer nicht mit der Kampagne gegen die Verkammerung identifizieren. ver.di hat für mich in den letzten Jahren keine Chancen geschaffen, damit Arbeitsbedingungen attraktiver werden. Zudem ist das Tarifwerk meiner Meinung nach im höchsten Maße ungerecht, da durch die Prozentsteigerungen und Zuschläge immer die gut verdiendenden nochmal bevorzugt werden.... scheinbar OT, aber möchte nur sagen, daß ver.di und die Arbeitgeberverbände genug damit zu tun hätte, die Tarifverhandlungen vorzubereiten und zu führen sowie die Interessenvertretung vor Ort zu gewährleisten.