18.10.2012 Bay. Landtag: Ausgestaltung der bayerischen Pflegekammer

*ggg* Wobei man da das Fähnchen gerne in den Wind hält. Man möchte natürlich auch nach der Auflösung der Kammer die Vorbehaltsaufgaben behalten. Konkurenz belebt das Geschäft. Das wird nur so lange als gut befunden bis man selber betroffen ist und den kürzeren zieht- übrigens auch als Kunde. Wer ist schon in der Lage, die Kompetenz des anderen zu prüfen?

Ich stell mir gerade den Anwalt vor, der seine Preise an den Markt anpassen muss, weil der Billiganbieter mit einer Sparten"weiterbildung" von Instituten wie ILS die Bedürfnisse der Kunden bedient. Da dürfte so manchem einfallen, dass man mit der Kammer doch vor solchen Auswüchsen besser geschützt war.

Elisabeth
 
*gg* Wer das Problem von allen Seiten beleuchten will, müsste eigentlich schon längst mitbekommen haben, dass die IHK eine Arbeitgeberkammer ist und nichts mit den Arbeitnehmerkammern zu tun hat. Sind wir Arbeitgeber?
 
In dem FAZ - Artikel steht ja dann auch die Dimension des Widerstands: 1300 gegen 3,6 Millionen. Viel Erfolg!
 
*gg* Wer das Problem von allen Seiten beleuchten will, müsste eigentlich schon längst mitbekommen haben, dass die IHK eine Arbeitgeberkammer ist und nichts mit den Arbeitnehmerkammern zu tun hat. Sind wir Arbeitgeber?

Erklär mir doch bitte mal den Unterschied zwischen einer Arbeitgeber- und einer Arbeitnehmerkammer. Du hast Dich schon mit dem Kammerwesen auseinandergesetzt, oder?
 
Viele, den Kammern als typische Aufgaben zugeschriebene Aufgaben sind bereits jetzt schon sinnvoll platziert:
 Arbeitnehmervertretung ist eine innerbetriebliche Aufgabe von Betriebs- oder Personalräten und Mitarbeitervertretungen sowie Gewerkschaften. Uns ist kaum ein Krankenhaus bekannt, in dem es keine Arbeitnehmervertretung gibt. In stationären Altenpflegeeinrichtungen bzw. ambulanten Diensten hingegen gibt es eine deutlich geringere Anzahl betrieblicher Interessenvertretungen, doch auch hier wären sie grundsätzlich möglich.
 Qualitätssicherung wird durch Qualitätssicherungssysteme in Krankenhäusern, stationären Al-tenpflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten, aber auch durch Organisationen wie den Me-dizinischen Dienst der Krankenlassen bzw. durch die Heimaufsicht gewährleistet. Welchen Zu-satznutzen die zusätzliche Überwachung der Pflegequalität und der ethischen Normen durch ei-ne Pflegekammer bringen soll, erschließt sich uns nicht. Ebenso wie die Überwachung von natio-nalen Richtlinien, die grundsätzlich Behörden zusteht.
 Für den Gesundheitsschutz zuständig sind die Unfallversicherungsträger und die Arbeitgeber.
 Für die Ausgestaltung der Ausbildung sind die Länder und die Träger zuständig, Weiterbildung fällt ebenfalls in den Regelungsbereich der Länder.
 Einkommen und Arbeitsbedingungen regeln Gewerkschaften in Tarifverträgen, die von betriebli-chen Interessenvertretungen ausgestaltet werden.
 Berufsethos/Berufs-Leitbild ist Sache der Berufsverbände und Gewerkschaften.
 Nachwuchsgewinnung muss durch eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure erfolgen und er-folgt in Bayern ja auch z.B. durch die Kampagne Herzwerker.
 Berufshaftpflicht erhalten Pflegekräfte über ihre Arbeitgeber oder Berufsverbände sowie ihre Gewerkschaften.
 Bleibt noch die Aufgabe eines erfolgreichen Lobbyings für die Berufsbelange der Pflegefachkräf-te. Alle relevanten Verbände und die Gewerkschaft ver.di könnten dies gemeinsam und abge-stimmt tun, ohne dass es seine Zwangsverkammerung gibt.
(Quelle: http://gesundheit-soziales-bayern.v...ahme-ver.di-zur-Pflegekammer-zum-download.pdf )

Ist doch toll, wie viele Institutionen, Gewerkschaften, Verbände, Kampagnen, Regierungen, Arbeitgeber, Behörden sich darum kümmern, daß in der Pflege auch alles rund läuft. Und Lobby-Arbeit "könnte" sogar von den Gewerkschaften mit dem relevanten Verbänden vorgenommen werden.. ganz ohne "Zwangs"verkammerung. Jetzt will man doch wegen des drohenden Machtverlustes "koalieren"?

Für mich bleibt der Kern der Verkammerung die Selbstverwaltung, eben nicht (auch nicht weil´s billiger ist) die Verantwortung für die eigene Berufsgruppe an Ärzte, Ämter und Gewerkschaften abtreten...
Selbstverwaltung ist ein wesentlicher Schritt zur Profession. Mir ist klar, daß eine Mehrheit der Pflegenden dort niemals hinmöchte. Weil dies bedeutet berufspolitisches Engagement und (berufs)lebenslanges Lernen. Die Präsentation einer hohen fachlichen Kompetenz und deren Stellenwert für die Allgemeinheit wird die Anerkennung des Berufsstandes steigern. Bei den Bürgern steht Pflege bereits jetzt hoch in der Sympathieliste, aber wahrscheinlich weniger als "Fachkraft"; dies muß sich auf gesellschaftlicher und politischer Ebene ändern.
...und ja, manche Pflegenden müssen vielleicht zur Weiterbildung gezwungen werden, um das "Ansehen" eines Berufsstandes zu retten. Ich stelle mal die These auf, daß sich keine fachlich qualifizierte, engagierte Pflegekraft mit jemandem vergleichen lassen möchte, der 30 Jahre alte (empirisch widerlegte) Methoden am Patienten ausübt.

Ich kann mich als ver.dianer nicht mit der Kampagne gegen die Verkammerung identifizieren. ver.di hat für mich in den letzten Jahren keine Chancen geschaffen, damit Arbeitsbedingungen attraktiver werden. Zudem ist das Tarifwerk meiner Meinung nach im höchsten Maße ungerecht, da durch die Prozentsteigerungen und Zuschläge immer die gut verdiendenden nochmal bevorzugt werden.... scheinbar OT, aber möchte nur sagen, daß ver.di und die Arbeitgeberverbände genug damit zu tun hätte, die Tarifverhandlungen vorzubereiten und zu führen sowie die Interessenvertretung vor Ort zu gewährleisten.
 
Mir ist klar, daß eine Mehrheit der Pflegenden dort niemals hinmöchte. Weil dies bedeutet berufspolitisches Engagement und (berufs)lebenslanges Lernen.

Das soll wohl tatsächlich ein Argument darstellen.
Eines ist sicher: sowohl die Pflegekräfte, die für eine Pflegekammer votieren, als auch die Pflegekräfte, die ausrücklich dagegen sind, haben kein Problem mit berufspolitischem Engagement und lebenslangem Lernen.
 
Selbstverwaltung ist ein wesentlicher Schritt zur Profession. Mir ist klar, daß eine Mehrheit der Pflegenden dort niemals hinmöchte. Weil dies bedeutet berufspolitisches Engagement und (berufs)lebenslanges Lernen.
Sprichst Du mir etwa Engagement und Lernfähigkeit ab? Es könnte durchaus noch andere Gründe dafür geben, daß die Mehrheit der Pflegekräfte dort niemals hinmöchte...
 
scheinbar OT, aber möchte nur sagen, daß ver.di und die Arbeitgeberverbände genug damit zu tun hätte, die Tarifverhandlungen vorzubereiten und zu führen sowie die Interessenvertretung vor Ort zu gewährleisten.
Nichts anderes ist ihre Aufgabe. Und diese Aufgabe bliebe ihnen ja auch bei Bestehen einer Kammer erhalten. Gewerkschaft und Kammer kommen sich genauso wenig in die Quere wie Gewerkschaft und Berufsverband. Ganz im Gegenteil - die Gewerkschaften verkammerter Berufe - auch dem Handwerk - haben hohe Mitgliederzahlen, von denen ver.di zumindest im Gesundheitswesen nur träumen kann.

Nur ist mir der gewerkschaftliche Teil einer Vertretung zu gering. Tarifrecht allein ist nicht alles. Meine Arbeitsbedingungen werden nur zu einem geringen Teil von meinem Gehaltszettel bestimmt.
 
Das soll wohl tatsächlich ein Argument darstellen.
Eines ist sicher: sowohl die Pflegekräfte, die für eine Pflegekammer votieren, als auch die Pflegekräfte, die ausrücklich dagegen sind, haben kein Problem mit berufspolitischem Engagement und lebenslangem Lernen.
*ggg* Das dürfte lediglich auf die Aktiven zutreffen. Unsere Berufsgruppe besteht aber zum größten Teil aus: Ich bin, also bin ich dagegen. Stichwort: Organisationsgrad.

Warum ist in der Pflege nur wenig Interesse an Berufspolitik? Gruppendenken... hier spielt vor allem die sehr dominante "Führungskaste" eine Rolle. Leider gibt es landauf landab nicht wenige Führungspersönlichkeiten, die ganz genau wissen, dass selbstverantwortlich denkende Kollegen eine autoritäre Führung (Stichwort: Dienstanordnung) ungleich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich machen würden. Von daher: Zuckerbrot und Peitsche- da wusste schon der olle Bismark- ist das beste Mittel seine Schäfchen an sich zu binden.

Elisabeth
 
Meine Arbeitsbedingungen werden nur zu einem geringen Teil von meinem Gehaltszettel bestimmt.

Richtig,aber zum Beispiel durch den Personalschlüssel. Einfluß einer Kammer. keiner.
Richtig, aber zum Beispiel vom Fortbildungsbudget des Arbeitgebers. Einfluß einer Kammer: keiner.
Richtig, aber zum Beispiel von einem guten Führungsstil. Einfluß einer Kammer: keiner.

Die Kammer löst offensichtlich so manche Phantasie aus, was besser werden könnte.
Ich wüßte nur gerne, auf welcher Grundlage.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das wüßte ich auch gern! Vor allem deshalb, weil sie die großen Probleme gar nicht lösen könnte! Aus meiner Sicht schafft sie ein neues!
 
Welche großen Probleme kann sie nicht lösen und welches neue schafft sie denn???
 
Oh matras, nicht schon wieder... Das wurde alles bereits MEHRFACH gesagt oder geschrieben...Lösen kann sie kaum eines ; tut aber so,als könnte sie ...
Ein Problem allerdings könnte sie vielleicht wirklich lösen: das ist das Problem einer Berufsaufsicht nach innen! Da werden sich dann viel sehr darüber freuen, zumal die dann oft die Möglichkeit einer Einflussnahme auf Rahmenbedingungen leider gar nicht haben!
 
na dann fass doch kurz zusammen, - und vor allem, wie kommst Du allein zu der allumfassenden Kenntnis über die Unzulänglichkeiten einer (noch) nicht vorhandene Insitution?
 
Wie kommst Du darauf daß ich allein bin ? Mußt nur mal "fremdlesen", dann findest Du noch mehr Leute, die denken wie ich...
 
Die Kammer löst offensichtlich so manche Phantasie aus, was besser werden könnte.
Ich wüßte nur gerne, auf welcher Grundlage.
Richtig, Phantasien werden dadurch ausgelöst, daß Gewerkschaft und Verbände bisher keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen erreichen konnten. Das ruft neue Hoffnungsträger auf den Plan.

Einfluß einer Kammer: keiner.
Die Kammer kann aber Machtverhältnisse verschieben. Es stehen schließlich sehr viele Mitglieder dahinter, was der Gewerkschaft und den Verbänden fehlt.


Interessant in der Diskussion:
Kontra Kammer, weil die wird nichts besser machen könnnen
Pro Gewerkschaft, weil die es genauso gut nicht besser machen können ;-)
 
hallo hyburg,

Die Kammer kann aber Machtverhältnisse verschieben. Es stehen schließlich sehr viele Mitglieder dahinter, was der Gewerkschaft und den Verbänden fehlt.

genau das meine ich mit fehlender Grundlage. Falls du dir das Interview oben mit Herrn Igl angesehen hast, heisst das dann: wenn es einmal eine Bundeskammer gäbe, würde die den Deutschen Pflegerat in den Gremien ersetzen. Im Klartext heisst das: Ich ersetze eine Vertretung mit 10% freiwilligen Mitgliedern durch ein Gremium mit 100% Zwangsmitgliedern. Das überzeugt mich nicht.

Die Hürden für eine Zwangsmitgliedschaft mache ich nicht an der Unfähigkeit der Pflege zur Selbstorganisation fest, sondern daran, was die Zwangsmitgliedschaft im Ergebnis rechtfertigen würde. Und eine Institution, die mir -etwas Polemik- im Nacken sitzt, ob ich auch brav meine Fortbildungspunkte gesammelt habe, rechtfertigt das nicht einmal annähernd.

Das durchaus selbstverschuldete Elend der Pflege durch Zwangsbeglückung aufheben zu wollen, ohne dass es auch nur einen konkreten Hinweis darauf gibt, dass sich an den Rahmenbedingungen und Strukturen etwas ändert, empfinde ich als abenteuerlich.

Die Berufsverbände wollen ihre gescheiterten Bemühungen um eine Organisation der Pflege mit der Verkammerung erzwingen. Mehr steckt da nicht dahinter.
 
Das durchaus selbstverschuldete Elend der Pflege durch Zwangsbeglückung aufheben zu wollen, ohne dass es auch nur einen konkreten Hinweis darauf gibt, dass sich an den Rahmenbedingungen und Strukturen etwas ändert, empfinde ich als abenteuerlich.

Die Berufsverbände wollen ihre gescheiterten Bemühungen um eine Organisation der Pflege mit der Verkammerung erzwingen. Mehr steckt da nicht dahinter.

Fragt sich immer warum sind wir selbstverschuldet in unser Elend; und andere Länder in Europa oder international nicht?

Und wie wollen wir endlich eine Organisation der Pflege in Deutschland hinbekommen? Elisabeths sarkastische und ironische Töne hier im Forum scheinen da ja nicht ausreichend zu sein....


Manchmal glaube ich, lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende- und manche muss man zu Ihrem Glück zwingen! ;-)
 
- und manche muss man zu Ihrem Glück zwingen! ;-)
Genau solche Bemerkungen sind es, die mich so wütend machen!
Du oder Ihr legt fest, was für die meisten von uns "Glück" sein soll??? Und: daß so wenige aus der Pflege organisiert sind, hat auch ihre Gründe und das ist eine Haltung, die es ebenfalls zu respektieren gilt!
 

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