Wieso keine vernünftige Bezahlung im Krankenhaus nach der Ausbildung?

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Verhandeln? Was bietest du und für was willst du einen Bonus?
Das solltest du schon detailliert Begründen können anhand von Möglichkeiten die der Tarifvertrag hergibt.

Tarifgebunden heißt eben Gebunden - beidseitig - nicht weniger aber auch nicht mehr Gehalt. Wie begründest du, dass du eine Gehaltsgruppe mehr Wert bist als der Rest deiner Kollegen?

Ich würde doch nochmal genau Nachrechnen der Abstand zwischen 3700€ und 3100€ scheint mir doch relativ groß und nicht wirklich realistisch.

Mach dir eine Tabelle und schreibe dir alles auf was darin enthalten ist und welcher Tarifvertrag was bietet.
TVÖD: Bei den 3100€ kommen noch die Zulagen hinzu für Wechselschicht, Wochenende, Nachtdienst, Feiertage evtl. Bereitschaft
Außerdem hast du im öffentlichen Dienst eine Zusatzversorgung für lau, die dein AG bezahlt, Gegenwert ca. 200-250€ pro Monat nach heutigem Stand nach 40-45Jahren und 20Jahren Bezug. Du bekommst nach heutigem Stand etwa 500€-550€ Zusatzrente.
Prüfen - Sozialleistungen wie ÖPNV-Ticket, bezuschusstes Essen in der eigenen Kantine etc.

Besonders zu Berücksichtigen und von immensem Vorteil im TVÖD:
Stufenaufstieg automatisch
plus
regelmäßige Lohnerhöhungen nicht vergessen.

Gibt es das bei deinen anderen Angeboten auch?
Sind da die Zulagen schon eingerechnet, Pauschal abgegolten, vielleicht mit einem prozentualen Anteil an verpflichtender Mehrarbeit?
Zusatzversorgung und regelmäßiger Lohnerhöhung?
Sozialleistungen?
Wie viel Arbeitsstunden pro Woche?
Wie viel Urlaub?

Hört sich zuerst mal gut an aber schau mal ins "Kleingedruckte" die kochen auch nur mit Wasser und haben das Geld nicht im Überfluss.

Genau vergleichen und rechnen und sich nicht von evtl. vermeintlich guten Angeboten blenden lassen.

Zu guter Letzt - ich habe meine Arbeitsstellen immer nach meinen Interessen ausgewählt und nicht primär wo ich evtl. mehr Verdiene. Die Fachgebiete die du beschreibst sind seeeehr unterschiedlich, dort siehst du dich in allen evtl. auch längerfristig?

Klar du kannst jederzeit wieder Kündigen. Macht aber keinen Spaß gleich wieder wo anders neu anzufangen und wenn ich mir eine solide Basis für weitere "Karriereschritte" aufbauen möchte.
Ich kann ja über Sonderzahlungen, Vorteile, Studiengebühren etc. verhandeln. Das wäre ja schon was. Es muss aber mittlerweile mehr sein als die Zusage für eine Fachweiterbildung, bei der der Arbeitgeber in diesen Zeiten letztlich deutlich mehr hat, gemessen an den Gehältern.
Der Abstand zwischen 3100€ im Krankenhaus und 3700€ in der psychiatrischen Pflege ist verdammt groß. Und für die zugesagte Station auch entsprechend weniger Arbeit.
Deswegen ärgere ich mich ja so. Man ist letztlich gezwungen in die Langzeitpflege zu gehen, weil Krankenhäuser auf die Pflegekräfte spucken. Das kann euch doch nicht recht sein, wenn ihr weniger Kollegen im Krankenhaus habt, weil die alle weglaufen?
Ich würde mich definitiv für ein höheres Gehalt neuer Kollegen einsetzen.
Und auch die Tariferhöhungen nach einem Jahr oder Tarifanpassungen bringen mir nichts, da ich in der Langzeitpflege ohnehin nur bis zum Abschluss eines Studiums unterkommen würde... zumindest in der direkten Pflege.
Im Heim bekomme ich tatsächlich zu den 3700 nur noch Schichtzulagen, sonst nichts. Tarifanpassungen gibt noch. Urlaub liebt nur bei 30 Tagen, was tatsächlich auch schlecht, aber verkraftbar ist. Und die Arbeitszeit sind die üblichen 38,5h.
Jedoch habe ich bei den 3100€ auch die Zuschläge noch draufgerechnet und dann fehlen am Ende wieder mindestens 4500€ im Jahr zum anderen Job.
Klar kann ich nach 5 Jahren Arbeit oder so + Fachweiterbildung dann auf ähnlichen Lohn kommen, aber dann kann ich im Heim für die Zeit auch besser verdienen und im Anschluss ins Management gehen.
Und traurig ist auch, dass man nebenher ein Studium finanzieren kann und dennoch mehr Geld hat als im Krankenhaus. Wieder ein Grund, der das Krankenhaus unattraktiv macht.

Natürlich wählt man seinen Arbeitsort auch danach aus, wo man gerne arbeitet aber auch das beste Geld bekommt. Und ich finde einige Bereiche sehr spannend, darunter eben die Physiatrie. Zwar kann ich mir dort auch eine Fachweiterbildung vorstellen, aber da würde ich ein Studium priorisieren.

Wo genau es mich dann letztlich hin verschlägt, werde ich dann am Ende der Ausbildung sehen ;)
 
@Martin H. Danke für deinen Zuspruch.

An einigen Stellen war ich jetzt auch etwas verdutzt über die Antworten.
Die Arbeit auf einer Intensivstation wäre durchaus superspannend, auch an unserem Lehrkrankenhaus, was ich niemals gedacht hätte. Auf den Normalstationen hat das arbeiten mit den Teams kaum Spaß gemacht.
Mit den fehlenden Rahmenbedingungen ist es aber wirklich schwer. Die ITS bei uns ist auch ziemlich unterbesetzt und es wird sich viel (zurecht) beschwert, dass das so nicht weitergehen kann. Der Pflegeschlüssel wird kaum eingehalten. Wenn ich da jetzt anfange, dann muss mir der Arbeitgeber mMn doch entsprechend entgegenkommen, da ich weiß wie stressig und unqualifiziert (bzgl. Pflegeschlüssel) die Arbeit dort läuft. Da wäre eine Höherstufung - auch in Anbetracht der Leistungen im Rahmen der Ausbildung - durchaus angebracht. Und man hat immer tausend Argumente um das Angebot des Hauses schlecht zu reden, weil man weiß, dass das alles gelogen ist.

Ansonsten wäre mein Wunsch, dass sich an Kliniken tatsächlich was ändert. Es ist nur eine Zeitfrage wann das nicht mehr klappen kann.
Ich wäre ja für eine gesetzliche Pflichtversicherung aller in der Krankenkasse... aber mittlerweile bin ich von Lauterbach auch eher enttäuscht.
 
P.S. Die Erwartung/Forderung von Chris.b ist zwar in Teilen nachvollziehbar, widerspricht dem gemeinschaftlichen Denken aber völlig.
An erster Stelle stehe erstmal ich. Das ist bei jedem so. Sonst würdet ihr alle umsonst arbeiten ;)

Aber natürlich muss die Pflege in allen Facetten besser bezahlt werden. Aber in der Situation der Bewerbung gehts ja nun gerade um mich und meine Vorstellungen. Und ich finde das nicht asozial, wenn ich sage, dass ich für 3100€ nicht in der Klinik anfange. Wie gesagt: Angebot und Nachfrage. Wenn ich für weniger Arbeit 600€ bekomme, wo soll da für einen Bewerber der Anreiz sein die Klinik vorzuziehen?
 
Ich würde mich (u.a.) für ein höheres Gehalt für ALLE einsetzen.
Es ist ja jetzt schon so, dass die nachkommenden Azubis mehr bekommen als wir im ersten Lehrjahr. Und die werden im 3 Lehrjahr dann vermutlich 1600€ oder mehr bekommen. Wir haben halt nur 1500€. Aber deswegen bin ich nicht sauer oder neidisch auf die. Es ist gut, dass Nachkommende höher entlohnt werden. Die sollen doch auch Spaß an der Ausbildung haben.
Und wenn ich mehr Gehalt im neuen Job bekomme als andere, dann ist das eben auch gut so. Als Bewerber ist man eben nicht gebunden und kann besser verhandeln als wenn man schon im Job ist. Klar kann man dort auch mit der Kündigung drohen, aber zumeist hat man sich sein Leben oft um den Beruf aufgebaut. Damit sind das oftmals gewisse Erschwernisse.

Wir sollten einfach mehr auf die Straße gehen. Nur so wird sich was bessern. Und etwas muss sich bessern.... immerhin wird vieles in den kommenden Jahren noch viel schlechter.
 
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Und ich finde das nicht asozial, wenn ich sage, dass ich für 3100€ nicht in der Klinik anfange. Wie gesagt: Angebot und Nachfrage. Wenn ich für weniger Arbeit 600€ bekomme, wo soll da für einen Bewerber der Anreiz sein die Klinik vorzuziehen?
Keiner hier hat dich als asozial bezeichnet. Also bleibe bitte auch du soweit wie möglich sachlich.

Davon ab:
Alle deine Argumente deuten darauf hin, dass du deine Entscheidung getroffen hast.
Die Gründe ( auch die „geschichtlichen“) sind für dich nicht relevant. Das ist dein gutes Recht. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass Tarif-gebundene Arbeitgeber nicht so einfach einem neuen Mitarbeiter fast 20% mehr bezahlen können ( und dürfen) Geld allein ist nicht der der einzige und wichtigste Grund, warum wir zu wenig Pflegekräfte in Deutschland haben. Und es ist auch nicht die Lösung. Tarif-gebundene Bezahlung ist richtig !!! Auch wenn es für dich in deiner Situation und deinem perspektivischen Denken keinen Sinn ergibt.

Also wünsche ich dir alles Gute bei deinem neuen Arbeitgeber und hoffe für dich, dass dieser deine eigene Argumentation niemals gegen dich verwendet, falls du einmal nicht mehr zur „Elite“ des Personals gehörst.
Aber da du nach deinem Studium problemlos im AT- Bereich mit deinen zukünftigen Arbeitgebern verhandeln kannst wird das ja kein Problem darstellen.

Alles Gute für deine Zukunft
Einer
 
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Der Abstand zwischen 3100€ im Krankenhaus und 3700€ in der psychiatrischen Pflege ist verdammt groß. Und für die zugesagte Station auch entsprechend weniger Arbeit.
Der Unterschied ist natürlich deutlich.

Aber, was hier von einigen angesprochen wurde und was man nicht aus den Augen verlieren darf:
Es müssen auch die anderen Bedingungen in der Arbeit passen. Es hilft Dir ja nicht, wenn Du zwar super verdienst, Dich aber entweder zu Tode buckeln darfst oder aber jeden Tag mit Magenschmerzen in die Arbeit gehst.

Und Du solltest nicht aus den Augen verlieren, Dir einen Grundstock an Wissen aufzubauen, von dem Du später Dein Berufsleben lang profitierst. Da eignen sich m. M. n. bestimmte Pflegebereiche deutlich besser als andere. Bedenke z. B.: Wenn Du jetzt in die Langzeitpflege gehst, dann evtl. Pflegemanagement studierst und PDL werden willst, könntest Du dadurch ggf. Probleme haben, an einer Klinik als PDL eingestellt zu werden.

Guck Dir einfach mal die Vita von Leuten an, die in der Pflege die Karriereleiter hochgeklettert sind bzw. akademische Abschlüsse erworben haben. Ganz viele haben die FWB A/I, die werden mit Handkuss genommen.

Die psychiatrische Pflege ist sicherlich auch ein interessantes Feld, und hier bietet sich auch ggf. die FWB Psychiatriepflege (analog zur FWB A/I) an. Nur: Das muss einem liegen. Wenn Du Dich für die technischen Aspekte der Intensivpflege (z. B. Apparatemedizin) interessierst, bist Du dort falsch. In der Psychiatriepflege gibt es ganz viel Bezugspflege, viele Gespräche... es ist ein langwieriger Prozess.
Und auch die Tariferhöhungen nach einem Jahr oder Tarifanpassungen bringen mir nichts, da ich in der Langzeitpflege ohnehin nur bis zum Abschluss eines Studiums unterkommen würde... zumindest in der direkten Pflege.
Wie meinst Du das? Planst Du in Kürze den Beginn eines Studiums? Das relativiert natürlich vieles.
Im Heim bekomme ich tatsächlich zu den 3700 nur noch Schichtzulagen, sonst nichts. Tarifanpassungen gibt noch. Urlaub liebt nur bei 30 Tagen, was tatsächlich auch schlecht, aber verkraftbar ist. Und die Arbeitszeit sind die üblichen 38,5h.
Hm, "nur" 30 Tage? Bezieht sich das auf eine 5- oder 6-Tage-Arbeitswoche? Ist je nach Bundesland verschieden!
Bei einer 5-Tagewoche wären das 6 Wochen Urlaub, so schlecht ist das nicht; kenne es aus meiner Klinikzeit, daß man noch "Sonderurlaub" dazu kriegt, wenn man z. B. viele Nachtdienste macht. Der Unterschied ist aber auch nicht soooo gigantisch, das waren dann vielleicht 2-4 Tage mehr. Lieber hätte ich keinen ND gemacht...
Und bedenke:
Pflegeheim (Altenpflege) ist ein harter Job. Klar, Klinikpflege zwar auch, aber man hat halt wenigstens noch interessante medizinische Aspekte dabei.
 
Ich bin da ganz bei dir. An den Antworten hier sieht man ja auch ganz deutlich, wieso Pflege so schlecht bezahlt wird.

Hier neidet einem der andere alles.
Nach der Vorstellung der Menschen hier ist es anmaßend, mehr zu verlangen.

Nein, das ist es überhaupt nicht.
Ich bin Germanistin. Ja, ich kenne die Taxi Witze.
Tatsächlich habe ich für 16€ die Stunde als Werkstudentin bei einer Bank gearbeitet, während andere mit BWL nur den Mindestlohn bekommen haben.

Warum? Weil ich meinen Wert kenne. Ich verlangen immer mehr. Von nichts kommt nichts.

Alle schreien, dass alle Pflegekräfte besser bezahlt werden sollten. Wer genau soll das tun? Ihr macht ja nichts.
Im Gegenteil, wenn Menschen für sich einstehen, gebt ihr ihnen sogar das Gefühl, sie seien dreist und es stünde ihnen nicht zu.

Kein Wunder, weshalb hier keiner mehr bekommt. Von nichts kommt nichts.

Ich werde es genauso machen. Ich werde mich überall bewerben und knallhart alles rausholen, was geht.

Effektiv läuft es ja so:
In den Krankenhäusern will keiner mehr arbeiten, weil zu wenig Kräfte und zu wenig Geld da sind.

Zeitarbeitsfirmen verdienen sich damit dumm und dämlich.
Die geben die Gewinne aber nur zum Teil weiter.


Wieso zahlen die Kliniken die hohen Summen nicht direkt an die Pflegekräfte aus?
Weil sie scheinbar keine Ahnung haben, dass man verhandelt und vor allem, wie man verhandelt.

Das lernt man scheinbar nur mit Stundium und wenn man aus der freien Wirtschaft kommt?

Leute, das geht besser.
 
Wieso zahlen die Kliniken die hohen Summen nicht direkt an die Pflegekräfte aus?
Weil sie scheinbar keine Ahnung haben, dass man verhandelt und vor allem, wie man verhandelt.

Das lernt man scheinbar nur mit Stundium und wenn man aus der freien Wirtschaft kommt?

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Also mit Verlaub, das stimmt nun nicht.
Krankenhausfinanzierung ist nicht so simpel wie Du Dir das vorstellst.

In den anderen Punkten gebe ich Dir großteils recht.
 
Weil das nicht möglich ist, wenn man einem Tarifvertrag angehört.
Dann muss man die Tarifverträge härter verhandeln. Und zudem kann man im Arbeitsvertrag doch alles möglich festlegen. Von mir aus zum Einstieg eine Einmalsumme von x Tausend €. Dann rechnet man das auf y Jahre und hat ein entsprechendes Gehalt. danach steigt man üblich auf und gut.
Oder man stuft alle Einsteiger entsprechend höher ein. Das ist eine leichte bürokratische Hürde.
 
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Einen Einsteiger mit verwertbaren Erfahrung höher Stufen, ja.
Aber jemanden höher einzustufen, nur weil er gerade mal ein Examen mitbringt: definitiv ein Nein!

Was ist so schwer daran zu begreifen, dass ein Neuling keine Bereicherung mitbringt und erstmal eingearbeitet werden muss? Er verursacht, bis er alleine Patienten übernehmen kann, Mehrarbeit. Das rentiert sich nicht.
Erst wenn der eingearbeitete Mitarbeiter eigene Patienten versorgt, ohne dass er zusätzlich Unterstützung benötigt, dann erst ist dieser Mitarbeiter produktiv und generiert Einnahmen.

Abgesehen davon: hat einer von euch neuen Kolleginnen und Kollegen mal darüber nachgedacht, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen euch mehr bezahlt, als es bei seinen anderen xhundert Stamm-Pflegekräften? Dann geht ein Shitstorm aber erst richtig los.

Zusätzlich müssen die Gehälter auch transparent sein. Soll heissen: dass Arbeitnehmer sich über deren Gehälter unterhalten und vergleichen dürfen...
 
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Dann muss man die Tarifverträge härter verhandeln
Wer ist blos dieser "man", der alles machen soll ?

Irgendwann muss ich versuchen, den mal kennen zu lernen.


Aber Chris, ich hätte nen Vorschlag: Engagiere dich politisch und gewerkschaftlich und ändere was !!!

LG Einer
 
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Einen Einsteiger mit verwertbaren Erfahrung höher Stufen, ja.
Aber jemanden höher einzustufen, nur weil er gerade mal ein Examen mitbringt: definitiv ein Nein!

Was ist so schwer daran zu begreifen, dass ein Neuling keine Bereicherung mitbringt und erstmal eingearbeitet werden muss? Er verursacht, bis er alleine Patienten übernehmen kann, Mehrarbeit. Das rentiert sich nicht.
Erst wenn der eingearbeitete Mitarbeiter eigene Patienten versorgt, ohne dass er zusätzlich Unterstützung benötigt, dann erst ist dieser Mitarbeiter produktiv und generiert Einnahmen.

Abgesehen davon: hat einer von euch neuen Kolleginnen und Kollegen mal darüber nachgedacht, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen euch mehr bezahlt, als es bei seinen anderen xhundert Stamm-Pflegekräften? Dann geht ein Shitstorm aber erst richtig los.

Zusätzlich müssen die Gehälter auch transparent sein. Soll heissen: dass Arbeitnehmer sich über deren Gehälter unterhalten und vergleichen dürfen...
Wieso? Letztlich trägt er selbst die Verantwortung für sein Handeln, nachdem er ausgelernt hat. Somit besteht ein deutlich höheres Haftungsrisiko. Das Risiko lässt man sich dann bezahlen.

Davon abgesehen muss man inflationsbedingt auch höher ansetzen, da die Tarife oftmals gar nicht dem benötigen entsprechen und viel zu spät angepasst werden.
Zudem sind Fachkräfte heute erhebliches mehr wert als noch vor einigen Jahren. Angebot und Nachfrage. Das sind einfachste marktwirtschaftliche Funktionsmechanismen.

Somit muss ich ganz einfach mehr verlangen. Alles andere würde dem Markt widersprechen. Und klar helfe ich gerne, aber ich arbeite immer noch in erster Linie um Geld zu verdienen.

Du hast letztlich als Gegenargument nur, dass man eingearbeitet werden muss. Das Gegenargument dafür ist z.b. auch, dass man so frischen Wind rein bringt und vieles hinterfragt bzw. die einarbeitenden Kollegen auch ihr Wissen wieder auffrischen können.
Viele Alteingesessene haben keine Ahnung von Hygiene, arbeiten somit oftmals patientengefährdent... zumindest trifft das bei uns auf die meisten Kollegen zu. Und das ist auch keine Kleinigkeit, da Menschen im Krankenhaus aufgrund von mangelnder Hygiene versterben.

Und letztlich ist da wieder der Neid. Keiner gönnt einem irgendwas. Selbst ist man nicht in der Lage sich in einer Gewerkschaft oder in Kammern zu organisieren, jammert aber, weil der neue Kollege ja mehr Geld bekommt.
Und Gehalt ist immer individuell Verhandlungssache. Tarifvertrag hin oder her.
Der Arbeitgeber möchte natürlich immer das Beste für sich raus holen. Verhandeln sollte aber immer möglich sein und nicht schlecht geredet werden.
Und wonach müssen Gehälter transparent sein? In den meisten Branchen sind die alles andere als transparent. Am Markt wird doch nur von tollem Gehalt etc. Geredet, da ist nichts transparent.
Klar wäre es fair wenn alle gleich und viel verdienen, aber dazu ist halt eine Organisation wichtig.
Und wie unfair ist es denn bitte deiner Sicht nach, wenn ich als Neuling bei der Marktlage mit einem niedrigeren Gehalt als die anderen Fachkräfte abgespeist werde? Das widerspricht nämlich auch jeglicher Realität...
 
Wieso? Letztlich trägt er selbst die Verantwortung für sein Handeln, nachdem er ausgelernt hat. Somit besteht ein deutlich höheres Haftungsrisiko. Das Risiko lässt man sich dann bezahlen.
Du hast das gleiche Haftungsrisiko wie jeder andere auch. Wenn Du meinst, dass Du als Anfänger anfälliger für Fehler bist - weshalb sollte man Dich dann besser bezahlen als jemanden mit Berufserfahrung? Wenn Du denkst, Du solltest eine höhere Entlohnung bekommen, um Dich im Klagefall besser abzusichern - wärst Du dann im Umkehrschluss damit einverstanden, mit mehr Erfahrung weniger Gehalt zu bekommen?
Und letztlich ist da wieder der Neid. Keiner gönnt einem irgendwas. Selbst ist man nicht in der Lage sich in einer Gewerkschaft oder in Kammern zu organisieren, jammert aber, weil der neue Kollege ja mehr Geld bekommt.
Bist Du in einer Gewerkschaft? (In einer Kammer kannst Du nicht sein, da Du laut einem anderen Post in Niedersachsen arbeitest. Warst Du freiwilliges Mitglied, als es dort noch die Kammer gab?)
Und Gehalt ist immer individuell Verhandlungssache. Tarifvertrag hin oder her.
Eben nicht. Entweder tarifgebunden oder individuell verhandelbar. Gewerkschaften sind übrigens sehr dafür, dass alle das Gleiche verdienen...

Du bringst nichts mit, was nicht jeder andere auch bieten würde. Du hast keinerlei Qualifikation außer Deiner Grundausbildung - und die haben wir alle. Du wirst Jahre benötigen, um vollständig eingearbeitet zu sein, wie jeder andere auch. Du hast nichts, was Dich von anderen Bewerber*innen positiv abheben würde.

Du planst eine Karriere im Management. Damit wirst Du eines Tages auf die Seite der Arbeitgeber wechseln. Was wirst Du dann einem Mitarbeiter antworten, der mit Deinen Forderungen und Deinen Argumenten im Bewerbungsgespräch vor Dir sitzt?
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Chris

Schade, dass deine Argumente leider noch "betriebswirtschaftlich" sind. Und absolut unsozial.
Ich empfehle dir ein paar Geschichtsstunden, vor allem zum Thema soziale Marktwirtschaft. Außerdem zu den Themen Gewerkschaft und Kammersystem in Deutschland. Ein wenig Arbeitsrecht würde vermutlich auch nicht schaden.

Alternativ : Auswandern in ein Land mit Marktwirtschaft fast ohne die Komponente sozial. Und die Hoffnung, immer gesund und Fitt zu bleiben und im höheren Alter von jungen Überfliegern nicht rausgeschmissen zu werden.

Sorry für die harten Worte. Aber ich hoffe, dass du mit deiner Grundeinstellung nie auf die Arbeitgeber-Seite wechselst und dort deine jetzigen Argumentationsformen gegen Arbeitnehmer verwendest. Du wirst dann genau der Arbeitgeber, den wir alle nicht wollen.

Einer

P.S. Einer weitere Beteiligung an diesem Thema werde ich mich nicht stellen:(
 
@chris.b
Bist du in der Gewerkschaft, die verhandeln unsere Tarifverträge und je mehr organisiert sind umso mehr kann durchgesetzt werden.

Aber davon abgesehen ist es durchaus möglich, dass auch Anfänger verhandeln um ein besseres Einstiegsgehalt. Ich kenn ein Städt. Haus, dass mit dem Examenkurs verhandeln musste, weil die zukünftig Examinierten Bedingungen gestellt haben. Die haben nicht mit der Einstiegsgruppe begonnen, sondern mind. eine höher. Das ist auch in Tarifgebundenen Häusern möglich!
Warum sollten sich die heutigen Frischexaminierten nicht um bessere Gehälter bemühen? Für uns ältere Semester war das nicht möglich, da bestimmten AG die Bedingungen. Heute ist das anders und das ist gut so!
 
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Ich kenn ein Städt. Haus, dass mit dem Examenkurs verhandeln musste, weil die zukünftig Examinierten Bedingungen gestellt haben. Die haben nicht mit der Einstiegsgruppe begonnen, sondern mind. eine höher. Das ist auch in Tarifgebundenen Häusern möglich!
Und bei uns erhalten die Frischexaminierten aus den eigenen Reihen eine Bonuszahlung in vierstelliger Höhe, um z.B. die Mietkaution bezahlen zu können. Die Wohnungen hier sind nicht billig und das Schülerwohnheim ist nach der Ausbildung natürlich nicht mehr möglich.

Aber Du glaubst doch nicht, dass das ein einzelner Schüler mit seinem Gebruddel erreicht hat. Da war ein Betriebsrat dahinter.
 
Zu meiner Examenszeit machten wir uns als ganze Abschlussklasse gemeinsam stark, dass wir nach der Übernahme nicht in Erfahrungsstufe 1 eingruppiert werden. Wir konnten durchsetzen, dass wir direkt in der 2 beginnen und nach einem halben Jahr in die 3 aufsteigen, sowie dass die Probezeit ausfällt.
Gegen die übliche Praxis des Hauses, auf ein Jahr befristete Verträge in Teilzeit für den Pool zu geben, kamen wir leider nicht an, weswegen nach einem Jahr etwas über die Hälfte der übernommenen Kollegen gekündigt haben, sehr zum Unverständnis der PDL, die sich und ihr Regime für ein Geschenk an die Menschheit hielt und von den Schülern ewige Dankbarkeit erwartete. Ich hörte aber von unseren Nachfolgerkursen, dass sich einige unserer Erfolge als Standard durchgesetzt hätten.

Als Einzelkämpfer hat man da vermutlich keine Chance.
 
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Reaktionen: Martin H.
Dann muss man die Tarifverträge härter verhandeln. Und zudem kann man im Arbeitsvertrag doch alles möglich festlegen. Von mir aus zum Einstieg eine Einmalsumme von x Tausend €. Dann rechnet man das auf y Jahre und hat ein entsprechendes Gehalt. danach steigt man üblich auf und gut.
Oder man stuft alle Einsteiger entsprechend höher ein. Das ist eine leichte bürokratische Hürde.
Ich kann diese Neiddebatte auch nicht nachvollziehen.
Es geht hier ja nicht um „neue gegen alte Mitarbeiter“, sondern alle sollten mehr verdienen.

Aber da hier schon wieder das Märchen grassiert:

„Tariflöhne sind Mindestsätze. Dem Arbeitgeber steht es frei, seine Beschäftigten besser zu bezahlen. Schlechter ist allerdings nicht erlaubt.“

Der Mythos hält sich hartnäckig: „Im Tarifvertrag kann ich nicht verhandeln. Da ist die Gehaltserhöhung genau geregelt. Alle werden gleich bezahlt.“ Es stimmt zwar: Grundsätzlich regeln Tarifverträge das Gehaltsgefüge der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Gleichzeitig gibt es auch in tarifgebundenen Betrieben große Gehaltsunterschiede bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation.“

 
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