es gibt jemand der delegieren möchte und jemand der es sich delegieren lässt. Und da ist jeder für sich selbst verantwortlich. Damit meine ich, dass man solche Dinge auch ablehnen kann. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass das geht! Probleme habe ich nie dadurch gehabt. Kollegen die so ähnlich verfahren sind ebenfalls nicht.
Vom Grundsatz her gebe ich Dir zwar recht (also daß man das prinzipiell ablehnen
könnte).
Nur hab ich da durchaus auch Bedenken, daß es einem eben ganz schnell als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden könnte.
@All
zum Ursprungsthema würde ich sagen, wenn als letzte Option die Entscheidung zum Beenden der Therapie getroffen wurde (ärztlicherseits) und man das praktisch umsetzt( natürlich unter der Voraussetzung den Patienten nicht leiden zu lassen), warum muss dann unbedingt der Arzt den Knopf am Respirator ausstellen? Der Arzt ist doch hoffentlich dabei und dokumentiert seine Entscheidung. Die ethische Entscheidung wurde getroffen und es geht nur um die praktische Umsetzung! Wer das aber nicht möchte, sollte das klar kommunizieren und gut ist!
Auch hier gebe ich Dir vom Grundsatz her recht; ein Knöpfchen werd ich wohl genausogut wie ein Arzt drücken können.
Nur: Was ist, wenn im Nachhinein die Rechtmäßigkeit meines Abschaltens z. B. von Angehörigen angezweifelt wird? Daher hätte ich bei sowas gerne zumindest Zeugen, besser noch eine schriftliche Anweisung des Arztes "xx:yy Uhr Beatmungsmaschine ausschalten".
Bitte meine Bedenken nicht falsch verstehen; im Regelfall, also wenn man ein gutes Verhältnis zwischen Pflege und Ärzten hat, wird es keine Probleme geben und sich der Arzt auch im Nachhinein hinter einen stellen ("Ja, ich hatte ihm gesagt, er soll ausschalten!"). Und es wird dann auch keine Beschwerde wegen "Arbeitsverweigerung" geben, bzw. falls doch würden sich Vorgesetzte (SL, PDL) hinter mich stellen.
Nur ist mir das alles viel zu schwammig. Es kann sich sicherlich jeder ausmalen, was passiert, wenn der Arzt plötzlich behauptet: "Was?? Ich habe das nie angewiesen." Oder Vorgesetzte nicht hinter ihren MA stehen... (schon genug Mist mitgekriegt in meiner Klinikzeit).
Daher sehe ich das ganze Delegationsmodell äußerst kritisch (in meinen Augen nur Wischiwaschi) und hätte gerne klarere Vorgaben. Z. B. eine Liste konkreter Vorbehaltsaufgaben. Wie in anderen Ländern durchaus üblich.
Was mich an der ganzen Diskussion auch sehr stört, daß es bei delegierbar immer nur ums vermeintliche "Können" geht (das wird insbesondere von Arztseite gern so hingestellt bzw. leider auch von vielen Medizinrechtlern so gesehen). Also quasi alles, was "schwieriger" oder "komplexer" ist, darf nicht delegiert werden, "einfachere" Dinge aber schon. Damit wird auch noch unterschwellig Pflege als etwas "Einfacheres" hingestellt.
Abgesehen davon, daß ich diese Sicht vehement ablehne, stellen sich bei der Frage der Arbeitsteilung ja noch ganz andere Probleme (nicht nur vermeintliche Komplexität): Z. B. auch Arbeitsorganisation bzw. Arbeitsbelastung. Es kann nicht sein, daß eine Berufsgruppe, die in den letzten Jahrzehnten ohnehin schon deutlich aufgestockt wurde, auch noch dadurch "entlastet" werden muß, daß sie weitere Tätigkeiten einer anderen Berufsgruppe, die in den letzten Jahrzehnten eher geschrumpft ist, aufbürdet.
Für mich stellt sich dies häufig auch so dar, als würde man sich ärztlicherseits auch ganz gerne die Rosinen rauspicken und dabei dank Delegation gern alle Optionen offenhalten; z. B. wenn ein Verbandswechsel beim Privatpatienten ordentlich Kohle bringt, dann werden solche "einfachen Tätigkeiten" plötzlich doch ganz gern vom Chefarzt persönlich durchgeführt.