Übungen an den Schülern?

Ich bleib mal hartnäckig- warum muss ich nichtinvasive Maßnahmen am Gesunden üben? Was lerne ich da an Technik? Vor allem- was ist die Technik?

Oder geht es ums schlichte Ausprobieren, wieviele Wege nach Rom führen? Dafür müsste ich allerdings das Interesse wecken und die Neugier. Und ich müsste die Leuts von Anfang an von Standards wegbringen hin zum kreativen Handeln.

Elisabeth
 
Lagerungstechniken oder Transfers müssten Dir als Neuro-Erfahrene doch bestens bekannt sein. Die stabile Seitenlage haben wir im Roten Kreuz schon als Teenies aneinander geübt (Dummies sind dafür zu unflexibel) und ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn ich das ausschließlich in der Praxis hätte üben dürfen.

Wir lernen doch auch nicht nur theoretisch, wo beim Auto Gas, Bremse und Kupplung sitzen, oder? Der Fahrlehrer setzt sich mit uns ins Auto und lässt uns erst mal den Motor abwürgen. Da ist es noch nicht so schlimm. Wir können Fehler machen, ohne uns allzusehr zu blamieren. Mein Kommilitone hat wahrscheinlich eher Verständnis dafür, wenn ich beim ersten Mal Abhören laaaaange brauche, als der Patient. Er ist geduldiger, weil er weiß, ihm geht's genauso wie mir.

Diese Übungen sind meiner Meinung nach effektiver als reiner Frontalunterricht.

Du gibst doch auch Kurse im Bereich Kinästhetik, nicht wahr? Demonstrierst Du diese Techniken ausschließlich an Kranken? Wie finden die es, wenn der ganze Kurs um ihr Bett herumsteht?
 
Ich dachte immer, dass man Autofahren im Straßenverkehr lernt und net auf dem Parkplatz. Zumindest war es bei meinem Mann so. ... Das Beispiel hinkt also.

Ich bin übrigens net der Kinästhet und das hat auch seine guten Gründe. Ich bin durch die hochgepriesenen Selbterfahrungsübungen im Grundkurs, und noch schlimmer im Aufbaukurs, verdorben worden. Da packst du so und so an und dann funzt es. Eben net. Jeder Mensch ist individuell. Und es gibt net die Bewegungsmuster, die auf alle passen. Eigentlich müsste es in den Kinästhetikkursen primär erst mal nur um die Bewegungsmuster gehen, die jeder TN so mitbringt. Man würde staunen. Net jeder bewegt sich wie der andere. Und wenn ich jemanden unterstützen will, dann muss ich notgedrungen sein Msuter heruasfinden und ihm net meins aufdrängen.

Ich bin der Basale Typ und gebe in dem Bereich auch Seminare. Und hier arbeite ich durchaus mit Selbsterfahrung... um eine Verbindung herstellen zu können zu den Grundpfeilern des Konzeptes Neurowissenschaften, Individualpsychologie, Pädagogik, Kommunkationspsychologie. Mir liegt nix ferner als den Kollegen Rezepte an die Hand zu geben, eine Technik einzuüben oder ihnen beizubringen, wie der Pat./Bew. sich wohl fühlen mag. Im Kurs geht es viel um das probieren. Net wenige neue Ideen sind so entstanden und alte basale Vorgaben verworfen worden.
Meine TN kommen in der Regel freiwillig. Es entsteht kein Gruppenzwang wie ich es in den Schulen erlebe. Deshalb vermeide ich dort Seminare zu geben. Mir sind die persönlichen Grenzen eines jeden TN heilig.

Neugier wecken auf BasStim und Kinästhetik kannst übrigens am besten wecken, wenn du es vorlebst. Meine Erfahrung: man will dan wissen, warum was wie funzt.

Btw. wir haben ehedem gar nix an uns geübt. Wäre auch schwierig gewesen. Ich bin von Haus aus KiKra. Und soweit cih weiß, waren solche Spielerchen auch net üblich in der Ausbildung für Erwachsenenpflege.
 
Dann hab ich Dich verwechselt :D

Gab's da nicht mal so Säuglingspflegekurse mit Wie halte ich das Kind? Wie lege ich die Windel an? usw. Übt man das nicht auch praktisch, wenn auch an Puppen?

Gedanke: Babypuppen gibt's für kleines Geld im Spielwarengeschäft. Demonstrationspuppen für Reanimationen u.ä. kosten fünfstellige Summen. Die Schüler sind ohne Extrakosten im Unterricht verfügbar (und der Lehrer wird schon aufpassen, dass da keiner bei der Lagerung aus dem Bett kullert).
 
Das übt man an Puppen und net an sich selbst. Wäre auch ein bisschen schwierig gewesen. Zu meiner Zeit gab es nich keine Pampers und man musste die Windeln in einer ganz bestimmten Art und Weise legen um ein Windelpaket hinzubekommen, was net durch eine Gummihose gehalten werden musst.

Es geht hier net um Demonstration an Puppen etc.. Es geht in diesem Thread um die Übungen aneinander- gegenseitig waschen, lagern etc. .

Elisabeth
 
Du bist also auch der Meinung, dass praktische Übungen ganz sinnvoll sind, damit das Windelpaket korrekt angelegt wird etc.

Warum also nicht - auf freiwilliger Basis - an den Schülern?

Invasise Eingriffe - da überwiegen häufig die Risiken den Nutzen. Den Teil sollte man also weglassen.

Sich gegenseitig zu waschen oder aufs WC zu führen wäre mir auch zu intim.

Aber: Lagerungen? Mobilisation? Vitalzeichenkontrolle? Bett beziehen mit bettlägerigem Patienten? Warum sollten sich Schüler da nicht gegenseitig beim Üben unterstützen?

Bei der Einweisung in unseren Patientenlifter hab ich auch Patient gespielt. Es ging nicht darum, wie sich der Patient fühlt (ich empfand es übrigens nicht als unangenehm), sondern darum, wie Tuch und Lifter korrekt bedient werden. Wir wollten aber keinen Patienten nur zur Vorführung aus dem Bett heben, schon gar nicht mit zig Leuten um ihn herum. Und selbstverständlich war ich komplett bekleidet und keiner hat was gesehen, was er nicht sehen sollte.
 
Ihr verwirrt mich gerade total. Ich habe jetzt 2 Tage Workshop's zum Thema Dekubitusprophylaxe und Hilfsmittel dazu gegeben.
Die Schüler konnten, wollten und durften alle Hilfsmittel dazu selbst testen.
Dabei hatten sie auch noch viel Spass und wir haben viel gelacht, dabei festgestellt, dass jedes Hilfsmittel als unterschiedlich angenehm eingestuft wird.

Habe ich jetzt was falsch gemacht? Gut, ich habe keinen gezwungen sich auf die Matratzen zu legen und sich lagern zu lassen. Allerdings habe ich mir auch keinen Kopf darüber gemacht ob ich den Schülern einen "Schaden" zufüge.

Abschliessend konnten wir bei allen Kursen feststellen, dass jeder unterschiedlich ist und dass was für Frau X gut geeignet ist noch lange nicht für Herrn Y passend ist.

Puppen in den Betten wäre jetzt in meinen Augen eher unpassend gewesen.
 
Weil der Mensch im Gegensatz zur Puppe eine Individuum ist. Und freiwillig ist es eben net.

Ist das als Lehrer mein Unterrichtsinhalt, dann bezwecke ich was mit der Übung. Ich hoffe mal, dass man als Lehrer diese Übungen als nettes Spielerchen ansieht oder, noch schlimmer, als Initiationsritus.

Hinzu kommt der Gruppenzwang, der ausgeübt wird. Du musst dich erklären, wenn du das net willst. Mit der Verweigerung gehst du aus der Gruppe raus. Du kommst in die Beobachterposition, welche wiederum als unangenehm von den Probanden angesehn wird.

Ich hoffe, wir gehen konform, dass sich ein gesunder 20jähriger anders bewegt/bewegn lässt als ein schmerzgeplagter 70jähriger. Was hab ich nun davon, wenn ich weiß, wie leicht mein Kollege sich in die Position bringen ließ- ich aber in der Realität scheitere. Wozu gibt es die Praxisanleitung vor Ort? Nur um den Azubi zu überprüfen?

Was lerne ich beim RR-Messen am Kollegen, was ich net auch theoretisch vermitteln kann bzw. in der Praxisanleitung beim Pat. erfahre?

Elisabeth
 
@narde- das Problem ist doch bei den Spielerchen, dass es net darum gehen kann, was ich als Gesunder als angenehm empfinde. Empfindungen sidn immer subjektiv und nur sehr eingeschränkt als Leitlinie für mein Handeln geeignet.

Du hast sicher ganz andere Aspekte verfolgt- z.B. Hilfsmittel und Anatomie.

Elisabeth
 
Du hast sicher ganz andere Aspekte verfolgt- z.B. Hilfsmittel und Anatomie.

Du gehst also davon aus, dass narde so denkt, aber vermutest, dass es bei jedem anderen Krankenpflegelehrer nicht so ist.

Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht.

@narde: Ich hätte das Seminar sicher auch so gestaltet und glaube nicht, dass die Schüler einen Schaden davongetragen haben. :daumen:
 
Wie kommt es, dass die Azubis hinterher immer berichten, dass sie nun gelernt haben, wie sich der Pat. fühlen mag.

Elisabeth
 
"Immer" ist ein großes Wort.

Woher weißt Du denn, dass nardes Workshopteilnehmer nicht ebenso denken?

Schließen Menschen nicht sowieso häufig von sich auf andere? Ich glaube nicht, dass dazu noch Unterrichtseinheiten nötig sind. Das machen wir von selbst. Eher braucht's Unterricht darüber, dass wir alle verschieden sind. Und auch das kann man gut durch die Erfahrungen im Unterricht demonstrieren.
 
Wozu gibt es die Praxisanleitung vor Ort?
Klar, der PA vor Ort kann mal soeben schnell 7 verschiedene Antidekubitussysteme hervorzaubern und den Schülern die Unterschiede und Grenzen der Hilfsmittel zeigen. Das machen wir dann auch noch individuell für jeden Schüler.
Im Februar gebe ich den Workshop erneut, als Expertenanleitung für das Haus.

Ich glaube nicht, dass die Schüler jetzt wissen wie es sich fühlt wenn ein Patient mit instabiler Wirbelfraktur oder Apoplex in einem der Hilfsmittel liegt - das war auch nicht Sinn und Zweck der Übung.
Es ging darum, dass die Schüler die unterschiedlichen Hilfsmittel kennenlernen durften. Den Aufbau, die Ausstattung und auch die Grenzen der Mittel.
Dann noch mal sich in eine Matratze reinlegen und den Unterschied fühlen, ohne daraus auf den Patienten zu schliessen.

Mein Workshop heisst Fühl' den Unterschied - Antidekubitussysteme im Vergleich - was kann welches System.
 
Elisabeth,das mit dem "Wissen",wie sich der Pat. wohl fühlt halte ich für Aussagen im übertragenen Sinne,eigentlich erfahren die Schüler ja nur,wie es sich am eigenen Leib anfühlt.
*Grins* das selbe Erlebnis hatte ich mal nach ner ausgiebigen Feier,wonach ich so stockbe****** war,daß ich mich in unseren Reserve-RTW zu schlafen legte...undzwar auf die Vakuummatratze. Meine Kollegen legten mich dann wohl richtig hin und pumpten die Luft ab,so daß ich mich beim Erwachen mit dickem Kopf nicht mehr rühren konnte :trinken:. Ich weiß zwar nun,wie es sich in soner Vakuummatratze liegt,aber eben nich,wie es sich mit ner Wirbelfraktur anfühlt.
 
... Net jeder bewegt sich wie der andere. Und wenn ich jemanden unterstützen will, dann muss ich notgedrungen sein Msuter heruasfinden und ihm net meins aufdrängen....

1.Punkt, 100% Zustimmung, ich könnt mich manchmal kringeln, nach welchem Muster manch älterer Mensch ins Bett "ein- und aussteigt", sportlich hoch anspruchsvoll.
2. da - bedingte Zustimmung, weil ein erkrankter Mensch nicht weiß wie er am sinnvollsten aufstehen, sich bewegen soll, da er solch eine Situation nicht kennt. Ein individuelles Muster rausarbeiten ist schwierig, wenn jeden Tag jemand anderes "dran" ist, da helfen die Konzepte weiter, da man sich dran orientieren kann.
Der Sinn bestimmter Lagerungs- Mobilisierungsmaßnahmen (...) ist, ein physiologisches Bewegungsmuster wieder zu erlernen, Tonus regulieren, mit vorübergehendem/dauerhaftem Handicap zurechtkommen, .........(iss ja nix neues)
auch das ist dem Patienten nicht bekannt, nicht bewusst......und Patienten müssen teils neu lernen, sonst bleiben sie abhängig.....Schritt für Schritt, Erfolgserlebnisse spornen dann an.....SO geht es besser, leichter....

.... nach einer Bauch OP - wie stehe ich schmerzarm auf - sicher kann der Operierte das auch selbst - schmerzvoll - rausfinden, muss aber nicht sein
auch die "blöde" Angewohnheit mancher Patienten, im Bett liegend mir die Hand zu reichen, "zieh mich mal hoch" - mag ich nicht unterstützen, der Weg in die Selbständigkeit - ist ein anderer. Mein langes Kreuz ist mir, nebenbei, auch was wert.

Egal welche Technik, welches Konzept, man bekommt's nicht in die Wiege gelegt, weil man als Gesunder sich vielem nicht bewusst ist, durch das üben erhalte ich ein - ausbaufähiges - Grundgerüst.

Es gibt auch Einzelmaßnahmen, die man üben kann, bei denen man sich schon merkwürdig fühlt - der Patient ordentlich Vertrauen haben muss, darin, dass ICH das KANN. Da hab ich mit meinen 1,8m - meist bessere Karten:mryellow:

Ehrlich?
Hatte vieles "weggepackt", fast vergessen, nicht angewendet, musst doch einiges neu lernen.
Wie geht's dann erst den Schülern...1x gelernt, kaum mehr angewandt - hmm, wie ging das nochmal?
Dazu kommen noch Kollegen, die "nur mal schnell" Hilfe wollen, kannst mal mit hochziehen/umsetzten - wie "üblich" - hau ruck.....
....."Komm mal g'schwind, Pat. x liegt/sitzt am Boden..." schnell, schnell - obwohl derjenige am Boden, i.d.R. ja erst mal gut aufgehoben ist, solange "nichts" passiert ist....
es ist dann, hinterher einfach Klasse - wenn die Kollegen sagen - wow, das war ja doch relativ einfach. Warum haben wir uns so abgeplagt (beim vergeblichen Versuch vorher) :gruebel:
 
Vielen Dank für das Posten eurer Erfahrungen. Interessant wie viele unterschiedliche Meinungen es gibt, hat mir sehr geholfen. :)

Hoffe es ist nicht schlimm, dass ich damit eine Diskusionsdebatte ausgelöst habe, das war nicht meine Absicht. -_-
 
Hallo,

ich halte Eigenerfahrungen dann für wichtig, wenn Schüler z.B. im eigenen Körper verstehen sollen wie Bewegung funktioniert oder wie sich Wahrnehmung und Bewegung bedingen etc.

Das bewegen eines Patienten setzt ein fundiertes Verständnis über grundsätzliche Bewegungsmöglichkeiten im eigenen Körper voraus. Aus diesem Grund hat ein Kinaesthetics Kurs einen hohen Anteil an angeleiteter Bewegungserfahrung ...man lernt quasi die verschiedenen Blickpunkte auf körperlicher Ebene zu verstehen.

Ich persönlich wüsste nicht, wie ich das lesend oder in einer Diskussion erfahrbar machen sollte :D

Die Partnerübungen zu Transfersituationen oder anderen Aspekten der Bewegung stellen einen ersten Schritt der Umsetzung dar...wenn man nicht gelernt hat, einen Gesunden zu bewegen oder anzuleiten sich zu bewegen, dann wird man es auf Station in hochkomplexen Situationen nicht hinbekommen.

Damit es eben variierbar und übertragbar bleibt, werden ja extra keine Techniken vermittelt. Vielmehr sollen Schüler lernen, anhand verschiedener Blickpunkte zu erkennen, was an Ressourcen da ist und wie man Bewegung situativ unterstützt.
Auch das geht wieder nur, indem man es gemeinsam übt ...


Das ich von invasiven Maßnahmen zu Übungszwecken in der Schule nichst halte, habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben. Hierfür gibt es definitiv Übungspuppen!
 
Wir haben uns in der PASS Ausbildung die Zähne geputzt, Lagerung im Bett geübt, BZ Kontrolle,Rasieren und Verbände anlegen an uns erprobt.
Insulin spritzen haben wir an Speck gelernt.
 
Wir haben uns in der PASS Ausbildung die Zähne geputzt, Lagerung im Bett geübt, BZ Kontrolle,Rasieren und Verbände anlegen an uns erprobt.
Insulin spritzen haben wir an Speck gelernt.
Du schreibst das jetzt zum 2. Mal.

Was ist denn bitte ein PASS?? Google hilft mir auf die Schnelle nicht...
 
Pflegeassistent?
 

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