Ich habe ja zur Zeit die Schwiegermutter auf der Intensivstation liegen.
Sie wird zur Zeit über einen Luftröhrenschnitt beatmet und ist an der Beatmung häufig wach.
Meine Schwiegermutter wird nächsten Monat 80 und sie liegt seit dem 29.1 nach einem schweren
Verkehrsunfall dort.
Ich war bisher auch der Meinung, daß so ein Tattoo nichts mit dem Beruf zu tun hätte und heute keinerlei
Probleme machen dürfte/ sollte
Gestern passierte folgendes:
Meine Schwiegermutter wurde von einem Pfleger betreut, der etliche Tätowierungen hatte.
(Überigens sehr schöne, von denen mir einige von der Ausführung und Qualität sehr gefallen haben.)
Meine Schwiegermutter war unruhig und panisch.
Sie kann mit dem geblocktem Tubus nicht reden. Deshalb schrieb sie mir auf, daß sie Angst vor
dem Pfleger habe. " Der Mensch ist böse."
Sicherlich tut der ihr bei ihren Verletzungen auch mal beim Lagern weh. Ich könnte das wohl auch nicht
ohne ihr dabei etwas weh zu tun, und auch das Absaugen wird für sie nicht fein sein, sodaß das
Pflegepersonal bei ihr sicherlich nicht nur Freude auslösen wird.
Ich überlegte kurz den Pfleger darauf anzusprechen, ob wir etwas "vermitteln "könnten.
Denn ich kenne ja meine Schwiegermutter: " Wenn die Tätowierungen sieht, dann meint sie, sie
wird von einem aus dem Knast gepflegt, der da wegen irgendeiner Untat gesessen hat."
Der Pfleger entpuppte sich als sehr nett und kompetent. Sicherlich hat er sie auch etwas
gefordert, weil ihr Aktivierung gut tut.
Wir konnten sehr gut mit dem Pfleger kommunizieren, und ich hätte als Patient keinerlei Probleme
damit gehabt.
Mein Mann und ich wir mußten im Auto noch darüber lachen, weil wir die Schwiegermutter ja kennen.
Die wird gedacht haben." Oh weh, jetzt bist Du fällig." ganz einfach weil sie in dem Alter
Tätowierungen mit Gefängnis gleichsetzt und weil das überhaupt nicht in ihr Weltbild paßt,
was Krankenpflege betrifft.
Natürlich hat sie dazu auch noch Probleme damit von einem Mann gewaschen und gepflegt zu werden.
Das kann man halt nicht ändern. Aber die Schwiegermutter hatte an dem Tag wirklich Panik
und es war schwer sie zu beruhigen, obwohl das nur Vorurteile sind.
Dennoch können wir nicht so tun, als hätten die Menschen keine Vorurteile.
Nachdem ich den Pfleger darauf angesprochen hatte, konnten wir gemeinsam mit
der Schwiegermutter reden. Dh. sie kann ja nichts sagen: Sie kann ja nur
zuhören.
Der Pfleger hat sich weit über die Gebühr hinaus für sie eingesetzt.
Das war wirklich annerkennenswert.
Wir sollten aber nicht vergessen, daß soetwas bei Patienten einen etwas intensiveren Kommunikationsbedarf
bedeuten kann.
Natürlich schmunzele ich immer noch darüber, wie ich das Häufchen Elend da im Bett vorgefunden habe,
wegen des tätowierten Pflegers.
Ich glaube die Schwiegermutter hat gedacht:" Jetzt bist Du fällig.
Das überlebst du nicht!"
Für sie selbst wird das weniger lustig gewesen sein....
Ich möchte nicht wissen, was die Schwiegermutter gedacht hat, weshalb ihr Pfleger "gesessen hat." ,-))))
Ich habe zur Zeit beide Schwiegereltern in der Klinik liegen, und der Schwiegervater gesellt sich aufgrund seiner
schweren Erkrankung und des Zustands seiner Frau immer wieder auch auf die Intensivstation.
Ich mache ja nun 34 Jahre Krankenpflege. Dennoch mache ich gerade Erfahrungen, über die ich mir obwohl ich mir
viel Gedanken über meinen Beruf mache, nie Gedanken gemacht hätte.
Was ist allerdings besonders wichtig finde ist die respektvolle Kommunikation miteinander.
Und man sieht, daß diese aufgrund wirklich übler Erfahrungen( die ich ja in meinem Job ebenfalls täglich mache),
von vorne herein oft schwierig ist, weil überhaupt nicht mehr erwartet wird, daß man das Pflegepersonal anständig anspricht und ordentlich mit ihnen über ein Problem. das man hat spricht, oder auch daß man gewillt ist
zu warten bis Zeit dafür ist, etwas zu besprechen.
Liebe Grüße Fearn