In meiner Prüfung habe ich meinem Patienten (Junge 15 Jahre ) die Reihenfolge erklärt er wollte aber keine Hilfe von mir .
Die Prüferin meinte da er keine Hilfe in Anspruch nehmen wollte war die Reihenfolge komplett falsch .
Die Intimsphäre muss doch aber gewährt werden oder sehe ich das falsch ?
Auch wenn das Thema schon älter ist...
Ich sehe das genauso wie du.
In meinem Zwischenexamen hatte ich einen ganz ähnlichen Patienten zu versorgen. 12 Jahre, männlich, frisch operierte lagerungsstabile und daher noch gipsversorgte UA-#. Als ich ins Zimmer kam, saß er im Bett vor seinem gerade bereitgestellten Frühstückstablett (das haben bei uns im KH Servicekräfte gemacht). Die mit aufgenommene Mutter war gerade unterwegs. Also hab ich den Jungen natürlich erstmal nach Allgemeinbefinden und Schmerzen gefragt und dann einfach gefragt, ob es okay ist, wenn ich trotzdem (auch wenn Mama gerade rauchen ist) VZ und Gips kontrolliere und ihm seine Clexane-Spritze gebe (natürlich altersgerecht formuliert). Er war mit allem einverstanden, also hab ich das schonmal durchgeführt. Dann habe ich ihn gefragt, ob er mit mir ins Bad gehen möchte, oder ob er sich lieber von seiner Mutter unterstützen lassen will. Er wollte lieber nachher mit Mama ins Bad gehen. Also hab ich ihm nur nochmal gesagt, dass er beim Aufstehen langsam machen soll und am besten erst nach dem Frühstück, weil es erst das zweite Mal nach der OP ist und einem da manchmal noch ein bisschen schwindelig werden kann, wenn man nicht aufpasst (die Erstmobilisation am Tag vorher war völlig unproblematisch, AZ und VZ an dem Morgen waren sehr gut, er hat sich gut gefühlt, war schmerzfrei, hatte keine Vorerkrankungen, es gab also keinen Grund zu der Annahme, dass er bei der zweiten Mobilisation kreislaufinstabil werden könnte). Dann hab ich ihn nur noch gefragt, ob er schon Hunger hat und ich ihm schonmal das Brötchen schmieren soll. Das wollte er gerne, also hab ich es gemacht, und ihm noch was zu trinken gebracht, und damit war er zufrieden, hatte seine Klingel, falls etwas ist, bevor die Mutter wieder da ist. Ich habe dann am Pflegewagen auf dem Flur die "Versorgung" dokumentiert. Währenddessen kam die Mutter zurück. Ich habe sie gefragt, ob sie meine Einschätzung teilt, dass es ihrem Sohn gut geht (was sie bejaht hat). Dann hab ich ihr mitgeteilt, dass der Junge lieber von ihr bei der Grundpflege unterstützt werden möchte als von mir und hab sie gefragt, ob sie sich das zutraut oder ob sie noch Fragen dazu hat oder gerne möchte, dass ich doch mitkomme, ob sie alle Pflegematerialien hat (Waschlappen, Handtücher, Seife etc.) usw., was man halt noch so bespricht. Hab sie auch nochmal darauf hingewiesen, dass er sicherheitshalber vor dem Aufstehen etwas essen und trinken soll und sie beim Aufstehen langsam machen sollen wegen des Kreislaufs und bei Bedarf natürlich jederzeit klingeln. Sie hat gesagt, es sei kein Problem, dass sie es alleine mit ihm macht. Als ich später nochmal im Zimmer war, um zu schauen, wie es dem Jungen geht, ging es ihm schon so gut, dass er vollständig angezogen im Raum stand und mir mitgeteilt hat, dass er jetzt in die Cafeteria gehen möchte, um ein Eis zu essen.

Meine Prüferin war mit meiner Pflege vollkommen zufrieden. Ihr einziger Kritikpunkt war, dass ich das Bett nicht frisch bezogen habe. Mit allem anderen war sie absolut einverstanden.
Also du siehst, die Beurteilung einer solchen Situation ist genauso individuell wie die Bedürfnisse der Patienten. Und wenn deine Lehrerin der Meinung ist, dass ein bis auf die Fraktur gesunder 15-Jähriger nicht in der Lage ist, sich selbst vernünftig zu waschen (ihre Kritik bezog sich ja nicht darauf, dass er aufgrund der Fraktur da Einschränkungen und daher Hilfebedarf hat, sondern auf die "Reihenfolge"

), sorry, aber dann lebt sie sowas von außerhalb der Realität. Wenn der Junge so unhygienisch bei seiner Körperpflege wäre, dann hätte er innerhalb von 15 Lebensjahren, von denen er sich bestimmt seit mindestens 5 Jahren alleine versorgt, längst Probleme dadurch bekommen. Von daher gibt es keinen Grund, ihm die Hilfe aufzuzwingen. Anders wäre es, wenn er aufgrund der Fraktur nicht dazu in der Lage wäre.
Ich hoffe, du hast dir das nicht zu sehr zu Herzen genommen und hast inzwischen bessere Erfahrungen bei den folgenden Prüfungen gemacht.
