Erfahrungen mit Heimdialyse - Ein Austausch zwischen Betroffenen und Dialysekräften

Hallo Judith und Autarky,

selbstverständlich lese ich Euren Tread mit!

Finde ich sehr interessant!

Ich werde mich in dennächsten Tagen auch wieder mit Fragen bei Euch melden! Im Moment habe ich viel Dienst!

Freue mich, das Ihr hier geblieben seit!

Ach ja, ein Patient von uns hat nach einem vergeblichen Versuch vor 3 Monaten letzte Nacht eine Niere bekommen!

Liebe Grüße

Werner
 
Hallo Judith,

ich habe es mir eigentlich gedacht, aber mein Techniker tut so, als ob seine Fresenius-Maschinen die allllllerbesten sind auf der ganzen Welt. Hatte im Zentrum mal eine Nikiso, von Gambro höre ich nur immer. Habe mich mit ihm schon gestritten, weil das Teil ständig pfeift beim Abhängen ohne Grund, immer wieder die gleiche Frage bestätigt bekommt (oft 3 mal hintereinander) und den Bibag absaugen tut sie gar nicht. Viele Tasten muss man 4 mal drücken bis sie reagiert. Das Problem hatten wir in der Automatisierungstechnik bei uralten Steuerungen vor gut 20 Jahren, weil der Prozessor zu langsam war. Habe ihn gefragt, ob das da drin der Prozessor vom guten alten Commodore 64 ist, oder vielleicht vom VC20?. Daraufhin war er mir etwas beleidigt. Der Tellerand ist da Fresenius, drüberschaun verboten! Habe ihm auch gesagt, ich würde gerne das Programm selber schreiben, in Java vielleicht, oder muss man das in Hexadezimalcode programmieren wie 1970? Das kann ich nicht mehr. Bin echt zeitweise ganz schön genervt von dem Teil. Habe die 4008.
Da kommst Du gut hin mit dem Kt/V entspricht ja 1,75 bei 5 h , gut es sinkt etwas ab mit der Zeit, aber 1,7 sind es sicher. Das ist doch gut! Deine Daten sagen mir, dass Du gut 25kg leichter bist als ich (ja, ich weiß, Frau spricht nicht drüber) und dann passt das doch auch mit dem Blutfluss. Wenn ich nicht so eine fette S** wäre (bin nur 1700mm groß), dann bräuchte ich mich auch nicht mit solchen Gartenschläuchen rumschlagen. Bin aber selber Schuld, denn ich liebe das gute Kochen und Essen! Demnächst werde ich mir meinen Leitzlocher umbauen, zum Löchervorstanzen, 2 Stück das passt ja. Die Nadeln gehen schon ganz schön schwer rein. Manche sind auch so stumpf, dass ich sie in der Wunde hin und herdrehen muss um reinzukommen. Hört sich schlimm an, aber Ihr wisst ja, tut beinahe gar nicht weh.
Nee, nee, Du selbstständig war ich schon vor der Dialyse, habe nur 15 Monate für einen anderen geschufftet. Habe immer als freier Trainer für Firmen gearbeitet. Hat mir echt irre Spaß gemacht, aber das waren Wochen- oder 2-Wochenkurse mit 40 oder 80h. Das ging dann nicht mehr, habe es noch kurze Zeit parallel zur Dialyse probiert, aber ich wurde zum Zombie vor lauter Schlafmangel, Vorbereiten musste ich mich ja auch noch! Das war meine Welt und ich war deshalb auch gut (Teilnehmerbeurteilungen, bei Firmen üblich!). Aber es ging nicht. Da stehst Du dann da, als selbstständiger ohne soziales Netz und machst was anderes, wo Du dir die Zeit selber einteilen kannst (was auch nebenbei schon dahindümpelte) und heute liebe ich mein Leben genau so wie es ist. Ohne Dialyse hätte ich vielleicht schon einen Herzinfarkt gehabt. Sie hat mich gezwungen, eigentlich müsste ich ihr dankbar sein, könnte trotzdem liebend gerne darauf verzichten. Früher bestand mein Leben fast nur aus Arbeit, heute besteht es fast nur aus Leben! Aber es muss bei jedem erst Klick machen.
Meine Meinung: 70% sind zu viel. 50% reicht überall hin. Schau mal in Deinen Ausweiß, den großen grünen meine ich, Du bist zu 100% behindert und da arbeitest Du als Beamtin noch 70%? Rede mal mit Deinem Arbeitgeber, Vertrauensarzt oder sonst einer Art Betriebsrat oder so was. Das gibt es nicht, andere Lehrer lassen sich mit 30 schon pensionieren, da sie den psychischen Druck in der Klasse nicht aushalten! Lass Dich nicht kaputt machen! Kann´st ja später wieder voll arbeiten, wenn es mal mit der Niere klappt. Ich mache es zwar dann trotzdem nicht, aber jeder wie er will!
Ich kenne Deine Situation sehr genau, da meine Schwester auch am Gymnasium unterrichtet. Nee, nee, faul sind die Lehrer nicht, dürfen sich mit den verzogenen Tracken, oder noch schlimmer mit deren Eltern rumschlagen. Die hat auch gut zu tun.
Du bist Beamtin jetzt und hast bestimmte Rechte und solltest die auch einfordern. Passieren kann Dir nicht mehr viel. In der Wirtschaft wirst Du rausgedrängt, im Staatsdienst bist Du unkündbar. Du kannst auf Deine Rechte bestehen, ohne die Kündigung fürchten zu müssen.
Auf meinem ehemaligen Gymnasium wird eine Sekretärin (im Staatsdienst) auch wohl noch weitere gut 10 Jahre beschäftigt bis zur Rente, bei vollem Gehalt, obwohl man sie seit Jahrzehnten nicht mehr brauchen kann, da sie sich weigert, am PC zu arbeiten. Da erzählst Du mir, dass Ihr keine Rechte habt? Mach Dich mal schlau, was so alles geht. Das gibt es doch gar nicht!

Hallo Werner,

super, dass es wieder einer geschafft hat. Selten, aber nicht unmöglich!

Schöne Arbeitswoche, Ihr fleißigen Bienchen da draußen.

der Autarky
 
Hallo Autarky (und interessierte Mitleser),

auch mein Maschinchen ist etwas eigenwillig: bei jeder Dialyse kommt seit einem halben Jahr drei- bis fünfmal ein Blutleckalarm ohne erkennbare Ursache. Heute war mein Techniker da und hat zum 7. Mal versucht, diese Macke zu beheben. Jetzt ist er mit seinem Latein am Ende. Ich drücke diesen Alarm dann immer weg, aber falls wirklich mal ein Blutleck kommt, habe ich mit dieser Methode verloren. Vielleicht weiß ja hier jemand was oder hat schon Ähnliches erlebt? Ich bin mir leider fast sicher, dass nachher wieder das kleine rote Lämpchen leuchtet ...
Die Gambro-Maschine finde ich ansonsten wirklich gut, auch wenn sie ein Riesenklotz ist. Aber welcher Apparat sieht schon schön aus? Bei HDF kommt bei der Gambro sogar viel mehr Substituat rum als bei der Fresenius 5008 (in 5 Stunden etwa 28 Liter). Programmierung ist für mich ein böhmisches Dorf, obwohl ich Informatik studiert und schon bis zum Abitur unterrichtet habe (peinlicherweise auch ein ganzes Semester Java).
Dass du aus meinem Kt/V das Gewicht ausrechnest, hätte ich mir ja denken können. Ich bin übrigens 1,80 m groß, das relativiert meine Kilos ein bisschen. Mein Mann und ich kochen und essen auch sehr gern, vor allem am Wochenende. Das ist für uns beide Entspannung pur. Demnächst steht meine 500. Dialyse an, die wird mit einem besonders feinen Essen gefeiert. Zum Nachtisch dann eine Eisbombe mit Wunderkerzen, wie auf dem Traumschiff!
Ich habe mal ausgerechnet, dass man im Schnitt nach 1200 Dialysen transplantiert wird. Als Heimi verschiebt sich das durchs häufige Dialysieren natürlich ein bisschen. Ich werde wohl mindestens 1500 mal hängen müssen, demnach habe ich jetzt ein Drittel geschafft. Also insgesamt 7500 Stunden, aber da ist noch kein Auf- und Abbau dabei. Und mehr als 3000 Löcher im Arm. Wie der wohl in ein paar Jahren aussehen wird? Ich überlege jetzt schon, ob ich mich im nächsten Sommer den Schülern noch im T-Shirt zumuten kann. Nicht, dass noch jemand Panik bekommt oder sich übergeben muss.
Stumpfe Nadeln hatten wir noch nie bzw. mein Mann bohrt dann rum und beschwert sich nicht. Schwergängige Spritzen, verklebte Schlauchsysteme, kaputte Filter kennen wir aber. Und die Nadeln gehen wirklich immer schwerer rein, je gartenschlauchähnlicher die Gefäße werden. Und das werden sie, obwohl wir Strickleiter machen, alles schön gerade und äquidistant.

Der schöne große grüne Ausweis mit den 100 % bringt mir als Lehrerin leider gar nichts, außer den 2 Stunden als Urlaubsersatz, die ich schon bekomme. Und den Klassenlehrerjob muss ich nicht mehr machen. Mehr steht mir laut Gesetz nicht zu. Ich habe mich in meinen langen Stunden Blutwäsche schlau gemacht, kenne das Schulgesetz mittlerweile stellenweise auswendig. Personalrat, Schwerbehinderten-vertretung und Arbeitgeber habe ich auch schon mehrfach gefragt. Wenn ich weniger arbeiten will, kann ich das tun, aber dann gibt's einfach weniger Geld, keinen Cent Lohnersatz. Sowas wie ich ist im Schulsystem eben nicht vorgesehen. Ich kann froh sein, dass man überhaupt so gnädig war, mich als Beamtin zu nehmen - aber erst, als ich krank genug für 50 % im Ausweis war. Die gesundheitliche Eignung ist heutzutage wichtiger als gute Noten und Arbeitsleistung. Traurig, aber wahr.
Ich habe aber verständnisvolle Fachabteilungsleiter, die mich von Konferenzen befreien, wenn diese nicht lebensnotwendig sind. Bei den großen Konferenzen gehe ich früher, falls Dialyse ist. Mein Chef wünscht mir dann immer vor versammelter Runde (95 Kollegen) einen schönen Nachmittag ... Letztes Jahr war mein dritter Sommer im T-Shirt mit dem schicken Shunt-Tupferschmuck alle zwei Tage. Im Juli hat mich mein Chef gefragt, was ich denn mit dem Arm gemacht hätte. Da war ich doch ein bisschen perplex, immerhin ist er Bio-Lehrer ... sonst nett und kompetent, aber Handicaps klammert er aus. Vielleicht sollte ich ihn mal zu uns nach Hause einladen, damit er Herrn Gambro kennenlernt?
Morgen ist Fasnacht in der Schule: zwei Stunden Clown machen (frage mich, wo der Unterschied zu sonst ist), danach haben wir ein paar Tage frei. Am meisten freue ich mich aufs Ausschlafen! Dann denke ich mal ernsthaft drüber nach, wie es arbeitstechnisch weitergehen soll. Ich will schließlich noch was von der neuen Niere haben, wenn sie denn kommt.

Einen schönen Tag wünscht dir / euch
Judith
 
Hallo Judith und andere Mitleser,

das ist echt blöde mit den Alarmen, da sind ja meine oft nur läßtig, aber Deine schon kritisch. Meine bringt diesen Fehler nur, wenn ich am Dialysator rüttle oder klopfe. Kann mir schon vorstellen, dass Dein HDF Teil empfindlicher ist, da Deine ja ganz gewaltig an dem Blut saugt, um 28 Liter rauszusuzzeln in 5 h. Meine, ohne HDF muß maximal 5l in dieser Zeit rausquetschen. Der hohe Unterdruck holt vielleicht so viel raus, dass der Trübungsdetektor anschlägt und meint, da sind Blutplättchen drin. Aber nur meine laienhafte Erklärung! Doof ist das zweifellos. Wäre zumindest beunruhigt, wenn die Alarme ununterbrochen kämen.
Auf der Uni vernünftig programmieren lernen? Nee, nee Du, kannst Du knicken!
Die Professoren kennen sich ja selber nicht aus. Meinem mußte ich mal erst zeigen, was strukturiertes Programmieren ist. Kunststück, hab mir das Studium finanziert, indem ich in den Semesterferien Programme für die Chemie geschrieben habe. Dafür hat der Professor dann meine Praktikumslösung verwendet, einige Fehler eingebaut und sie zur Prüfungsaufgabe gemacht. Aber das wird Smal Talk, brauchst Dir nichts denken, von dem was ich im Ing.-Studium gelernt habe, konnte ich später nicht mal 5% verwenden, da veraltet.
Na, dann hast Du ja sicher eine tolle Figur und BMI.
500-te Dialyse, knapp 3 Jahre. Nun, warum ich so auf eine Stressreduzierung bei Dir dränge ist, dass es einen stetigen Körperverfall gibt an der Dialyse. Im ersten Jahr bin ich noch zur Geburtstagsfete meines Bruders 108km mit dem Rad gefahren und ohne Dia. am nächste Tag wieder zurück. Gut, der letzte Berg 3km vor zu Hause, ging nicht mehr, da musste mich meine Frau abholen. Die Jahre 2,3 und 4 war meine Radelstrecke immer 55km. Wurde aber immer langsamer. Im Jahr 5 und 6 fuhr ich nur noch 2 Berge eine Stunde lang, und jetzt geht es eigentlich nur noch eben dahin. Habe mir einen Elektroroller gekauft, so was wie ein sauschneller Rollstuhl. Die totale Kapitulation. Jetzt macht Berge fahren wieder Spass, aber eigentlich nicht wirklich! So rinnt es dahin. Habe meine Dialysen nicht gezählt, müssten aber gut 2100 gewesen sein, da fast täglich. Deshalb nur meine Empfehlung, lieber Stress abbauen und weniger Kohle, dann rinnt es langsamer. Sicher, habe mit 48 meine Sturm und Drangzeit hinter mir, mein Vermögen ist aufgebaut und ich kann deshalb leicht reden. Hätte mir mit gut 30 auch keiner sagen können.
Das mit den vielen Löchern im Arm ist nicht so schlimm. Obwohl ich bei der einen Knopflochstelle schon über 2000 Mal in die gleiche Stelle gestochen habe, sieht man nichts, schaut aus, als hätte man sich einen Pickel aufgekratzt, die Schwellung schon weg und fast abgeheilt. Die Wechselstellen sind etwas verfärbt und eben buckelig. Ja, ich trage auch im Hochsommer auswärts lange Hemden. Vor Sonne schütze ich das Brummeldings. Jetzt immer eine Manschette, aber im Hochsommer? Ich verberge ihn auch, braucht ja keiner sehen. Kinder sind da oft recht unbefangen. Die lasse ich einmal dran horchen, dann sind sie zurückhaltender und etwas erschüttert.
Genau, nehm mal Deinen Chef zum Anhängen mit. Da hilft sein Bio auch nichts mehr, wenn Du bei der arteriellen Nadel durch das Backeye quer durch den Raum spritzt, muss man ja nur langsam genug stechen.
Meine Frau dachte auch das erste Mal, das steckt sie weg und dann wäre sie fast umgekippt. Der Pfleger hat sie gehalten. Der hatte sie genau im Blick und wie sie plötzlich weiß wurde im Gesicht....
Gut, mach Dir mal Gedanken mit Deiner Arbeit, bedenke aber, dass Du dies sicher nicht mehr jahrelang durchstehst. Wenn dann auch der Spaß an der Arbeit im Stress unter die Räder kommt, wird es nur noch zur Judith-Quälerei und das kann es auch nicht sein.

Schena Gruaß an alle!

der Autarky
 
Hallo Autarky und interessierte Mitleser,

mein Bluleck-Alarm ist immer noch da! Auf manche Dinge im Leben ist eben Verlass. Mein Techniker kommt in 14 Tagen nochmal vorbei, und ich bin gespannt, was er von deiner Theorie hält.
Vom sinnlosen Studium kann ich auch ein Lied singen, denn von meinen 11 Semestern Mathematik kann ich in der Schule gar nichts gebrauchen. Aber es war trotzdem eine schöne Zeit, denn wenn man jede Woche gemeinsam 40 Stunden über hammerschweren Aufgabenzetteln brütet, entstehen wirklich Freundschaften fürs Leben. Die pädagogische Ausbildung an der Uni beschränkte sich leider auf nur 2 Scheine, etwas mehr hat man uns erst nach dem 1. Examen im Referendariat beigebracht. Richtig lernen kann man den Job natürlich erst in der Schule. Jetzt bin ich im 8. Jahr dabei, und meistens macht es Spaß, obwohl es so anstrengend ist.
Den langsamen Verfall durch die Dialyse merke ich auch schon, obwohl ich im Vergleich zu dir noch Anfängerin bin. Deine Fahrrad-Geschichte macht mir etwas Angst, was da wohl noch alles auf mich zukommen wird. Im ersten Jahr habe ich die Behandlung locker weggesteckt, obwohl sie genauso viel Zeit gefressen hat wie heute. Damals habe ich auch noch einen ganzen Haufen Blutdruckmedikamente nehmen müssen, und trotzdem ging es mir relativ gut. Das lag sicher auch daran, dass ich noch trinken konnte, soviel ich wollte. Heute brauche ich weniger Tabletten als je zuvor, aber durch den Wasserentzug ist das Dialysieren nicht mehr so ohne. Ich bin auch sonst einfach nicht mehr so fit, nur Schwimmen geht fast noch wie früher. Der körperliche Verfall ist unaufhaltsam, bei mir begann er mit Haarausfall, schmerzempfindlichen Zähnen und Hautproblemen. Und natürlich der hässliche, aber lebensrettende Arm, bei dem sich gerade direkt an der gedrosselten Stelle wegen des hohen Druckgradienten ein neuer Buckel entwickelt - da kommt Freude auf! Mal sehen, wie die Schüler reagieren, wahrscheinlich muss ich die Sommergarderobe auf lange Ärmel umstellen. Ich habe noch niemanden am Shunt horchen oder fühlen lassen, weil das für meine Mutter schon der Horror war. Seitdem bin ich vorsichtig, und freiwillig anfassen wollte eh noch niemand.
Wie es mit meiner Arbeit weitergeht, weiß ich noch nicht. Aber ich nehme mir deine Warnungen sehr zu Herzen.

Jetzt gibt's Essen, mein Schatz meckert schon, weil ich nicht fertig bin.

Ein schönes Wochenende wünscht euch allen
Judith
 
Hallo Judith, mischt ja sonst keiner mit,

ja, im Studium haben wir gelernt, uns schnell in irgend ein Aufgabengebiet einzuarbeiten, wäre halt schön gewesen, wenn wir den Mist auch irgendwo hätten anwenden können. Habe mich auch zu sehr reingehängt und dabei meine jugendliche Lebensfreude verloren. Wir fingen zu 139 an und 36 schafften es. E-Technik halt. Hatte auch viel Glück dabei. Mit dem heutigen Wissen hätte ich es lieber bleiben lassen.
Ja der Verfall, aber das Gute ist, einen Verfall meiner Hirnleistung, kann ich nicht feststellen, also man bekommt alles weiterhin voll mit und wird nicht balla balla oder sowas und das ist wohl das Wichtigste. Gut, Schneeschippen hat mich heute nach jeweils 5 min die Realität erkennen lassen und ich musste so 6 mal raus für meine Einfahrt und die ist nur 6m lang, aber das normale Leben geht weiter, wenn man sich nicht anstrengen muß.
Aber Dialyse hat auch positive Seiten. Wenn ich merke, dass eine Erkältung im Landeanflug auf mir ist, hänge ich mich dran bei einer Bluttemperatur von 38,5°C. Schön zudecken und fertig. Aber dabei können einige Stunden schon entscheidend sein, ob so was funktioniert oder nicht. Mal gelandet unterstützt es höchstens, den Vogel wieder los zu werden. Habe seit 10 Tagen einen trockenen Husten, zuerst meine Tochter vom KiGa, dann meine Frau und einen Tag später ich. Meine Tochter hat schon wieder aufgehört, aber wir husten noch. Gestern morgen kam bei mir noch eine Mandelenzündung dazu. Habe sofort Antibiotika eingeworfen, Fieber bekommen, aber nach der Dialyse war es schon wieder fast gut.
Ach ja Fieber, unbedingt vor der Dialyse Fieber messen und diese Temperatur an der Maschine einstellen, nach oben hin auf halbe Grade aufrunden. Der Körper wird stark geschwächt, wenn Du ihn mit der Maschine runterkühlst. Gut, über 40°C würde ich auch nicht gehen. So ein künstliches Fieber, das man mit der Maschine erzeugen kann, belastet sicher etwas den Kreislauf, aber es hilft. Heute ist meine Mandelenzündung wieder weg. Das ist wegen einer immer (wenn auch wenig steigender) Wahrscheinlichkeit einer Transplantation sehr wichtig. Ein Bauchschnitt bei dem Husten wäre aber auch eine Quälerei.
Was machen eigentlich die Dialyse-Schwestern und Pfleger mit der Temperatur?
Im Sommer, wenn es so richtig heiß ist, kann man die Temperatur unter 37°C senken, ist ganz angenehm, aber wenn man sich abgehängt hat, heizt der Körper einige Stunden weiter und dann wird es so richtig warm, Schwitze dann so viel, dass ich gleich einen halben Liter zusätzlich trinken darf. Belastet aber auch.
Haarausfall hatte ich noch nicht, liegt aber oft an der Heparindosierung. Dafür aber das Restles Legs Syndrom. Auch ganz nett. Da möchten sich die Beine immer bewegen, obwohl Du z.B. im Bett liegst und schlafen willst. Da suche lieber ein anderes Bett auf, sonst wird Dein Partner wahnsinnig. Juckreiz habe ich sehr wenig. Blutdruck Medis brauche ich schon lange nicht mehr. Ein bischen Cholesterinsenker, ein paar Vitamine, mehr brauche ich nicht.
Gestern habe ich nur 1 Liter entnehmen müssen und stimmt, die Dialyse schlauchte weniger, deswegen trinke ich aber trotzdem noch gut 2l am Tag. Man muss eben abwägen, was wichtiger ist. Sonst schränke ich mich beim Essen gar nicht ein, gut, 3 mal Kartoffeln am Tag und dann noch Bananen, so was natürlich nicht, ist aber kein verzichten. Man muss Prioritäten setzen, sonst lebt man ja nicht.

Auch ein schönes Wochenede, ihr alle da draußen.

Autarky
 
Hallo Autarky,

ich habe gerade gesehen, dass du durch deine vielen Beiträge schon Junior-Mitglied geworden bist. Wenn wir unseren Dialog so weiterführen, werden wir am Ende noch Stammgäste! Schade, dass sonst niemand mehr schreibt, aber wahrscheinlich sind unsere Alltagsproblemchen einfach nicht spannend genug fürs Dialysepersonal. Vielleicht sollten wir demnächst auf private Nachrichten umsteigen.

Ich habe auch den Eindruck, dass trotz des körperlichen Verfalls das Hirn seinen Dienst noch so tut wie früher. Gott sei Dank! Aber manchmal kommen mir auch Zweifel, wenn ich an einer Abituraufgabe viel länger rumrechne als früher. Ob wir ein Matschehirn bekommen, werden wir wohl erst im Langzeitversuch in etwa 10 Jahren definitiv sagen können.

Erkältungen im Anfangsstadium kriege ich dank Herrn Gambro meistens gut wieder weg, aber mit maximaler Temperatur von 38,0°C. Mehr soll ich nicht machen wegen der Hämolysegefahr. Vielleicht wissen die erfahrenen Pfleger, die hier unterwegs sind, da mehr. Normalerweise habe ich 35,5°C im Sommer und 37,0°C im Winter eingestellt. Falls ich mal ins Zentrum muss, drehe ich die Temperatur dort eher höher, weil immer die Fenster aufgerissen werden und ich dann in kurzen Ärmeln unter der dünnen Decke vor Kälte schlottere. Da ist es daheim doch entschieden gemütlicher, mit Federbett, Kissenparade und heißer Zitrone.

Mein Haarausfall kommt leider nicht vom Heparin. Über ein Jahr lang habe ich die niedermolekulare Variante probiert, leider erfolglos. Jetzt nehme ich wieder das normale Heparin, weil es egal ist. Auch Zink, Selen, Biotin etc. habe ich schon getestet, hat aber alles nichts gebracht. Phasenweise ist es auch mal besser, dann wachsen die dünnen Fusseln wieder etwas nach. Ich forsche weiter. An Medikamenten kann es auch nicht liegen, weil ich nur noch Carenal-Vitamine nehme. Außerdem Epo und Eisen alle 14 Tage, sonst nichts. Das sind wahrscheinlich weniger Tabletten als bei vielen Gesunden. Und das nur, weil ich so brav dialysiere, da bin ich schon ein bisschen stolz. Die Restless Legs, über die ich schon viel gelesen habe, lassen hoffentlich noch eine Weile auf sich warten. Wir haben auch nur ein Schlafzimmer, da wäre das dauerhafte Ausquartieren problematisch. Bei Lehrers ist der Platz immer sehr begrenzt, weil die halbe Hütte für Arbeitszimmer draufgeht. Auf meinen 0,36 m² in der Schule haben die vielen Ordner auch keinen Platz, auch wenn die Steuerfachmänner da anderer Meinung sind.

Zur Knopflochpunktion wollte ich dich noch was fragen. Wie bist du zu dieser Methode gekommen? Warum hast du ein Knopfloch und eine Wechselstelle? Neulich habe ich bei Youtube ein gruseliges Video über Buttonhole gesehen. Vor der Punktion wurde eine Kruste entfernt, da hat sich mein Magen umgedreht. Ist das wirklich so? Die Stelle hat ja auch gar keine Chance zu heilen, oder?
Uns hat man von Anfang an nur Strickleiter erlaubt. Das ist bisher kein Problem, weil ich (noch) zwei Shuntvenen habe. Die Cephalica gibt aber möglicherweise bald den Dienst auf, und die Punktionsstrecke auf der Basilica ist nicht allzu lang. Deshalb suche ich nach Alternativen.

Einen schönen Abend noch!
Judith
 
Hallo ihr 2,

wenn ihr mal schaut, wieviele Clicks euer Thread hat, werdet ihr feststellen, dass ihr jede Menge Mitleser habt.

Ich finde es spannend von einer anderen Warte zu lesen, auch wenn ich nicht wirklich mitreden kann, weil eben meine Erfahrung sich auf die Intensivstation bezieht.

Schönen Sonntag
Narde
 
Hallo Narde,

das Problem bei uns Heimis ist, dass wir abgeschirmt von der Aussenwelt, im stillen Kämmerlein unsere Dialyse Tag für Tag durchziehen. Manche Entscheidung, welche wir eigenverantwortlich treffen (müssen), könnte ja auch falsch sein. Wir leben sehr nach der Devise Versuch und Irrtum. Weitreichende Erfahrungen haben wir eigentlich nicht, oft entsteht spontan iregend eine neue Situation und dann muss ich reagieren, weil ich von 23:00 Uhr bis 4:00 Uhr sicher niemand mehr erreiche im Zentrum. Einmal war ich nach der Dialyse so müde, dass ich statt eines Cholesterinsenkers einen starken Blutdrucksenker eingeworfen hatte. Ich war gerade am Einschlafen, als mir plötzlich ganz leicht wurde, ein befreiendes Glücksgefühl irgendwie, alles war easy. Ich weckte meine Frau und sagte, irgend etwas stimmt nicht. Als ich aufstehen wollte, wurde mir gleich schwarz vor den Augen, also bin ich ins Behandlungszimmer gekrabbelt und wir haben den Blutdruck gemessen, war bei 72 zu garnichts, konnte mein Messgerät nicht. Dann habe ich überlegt, woran das liegen konnte. Kam dann auch auf die Lösung. Habe dann konzentriertes Kochsalzlösung (hatte ich im Kühlschrank) und 1000ml Kochsalzlösung durch eine neue Punktionsstelle am Shunt mir zugeführt. Das Problem war, dass ich nicht einen passenden Schlauch für dies Maßnahme hatte, so musste meine Frau 20 mal die Heparinspritze mit je 50ml Kochsalzlösung injizieren. Es half und um 6:00 Uhr habe ich dann im Diazentrum angerufen, wo mir bestätigt wurde, dass es richtig war, was ich da versucht habe. Der Blutdruck war auch schon wieder über 100 zu 60 und so durfte ich endlich ins Bett. Meine Frau war ganz verzweifelt gewesen, aber für mich war alles ganz easy und so wollte ich auch keinen Notarzt rufen. Grenzerfahrung eben, war wie im Rausch. Sicher, für Dich als Intensivschwester sind wir nur Stümper und im besten Fall angagierte Laien mit gefährlichem Halbwissen, aber ich weiß das auch, deshalb sucht man den Austausch. Aber wenn 2 Halbwissende ihr Wissen austauschen, wird es auch nie 100%. Regere Mitsprache wäre dashalb hilfreich und ist halt blöd, wenn die Profis, welche das lesen, ihre Meinung nicht mit uns teilen.

Hallo Judith,

brauchst Dir über die Abi-Aufgaben keine Gedanken machen, Du hast ja Dein Abi schon gemacht. Sicher sollte man immer besser sein, als seine Schüler, aber sind wir mal ehrlich, vielleicht einem halben Prozent dieser Schlaumeier kann man einfach nicht das Wasser reichen. Ging mir zumindest so, das darf man sich natürlich nicht anmerken lassen, aber manchen hat es der Herrgott halt doppelt und dreifach gegeben. Gegen einen, (oder meistens eine) mit IQ z.B. über 180 hat man schlechte Karten. Man sollte sich auch nicht dran messen, wäre genauso dumm, wie wenn ein Sportleherer gegen einen jungen Leistungssportler 100m Lauf macht. Respekt verschafft man sich durch eine überlegte und wendige Kommunikation und dafür braucht es Lebenserfahrung. Kann sein, dass wir langsamer werden, das macht aber nichts, wir haben Erfahrung!
Ja, die Hämolyse, aber was soll man tun? Wenn man z.B. 40°C Fieber hat, kann ich doch auch nicht mit 38°C reingehen, da friert es mir ja den ***** ab. Habe einen Blutfluss von über 120l in 5h. Was dann? Glaube, wenn mein Körper schon die Heizung aufdreht, hat er dafür gute Gründe und ich empfinde es dann als Verrat, wenn ich ihm in den Rücken falle. Aber da habe ich eben nur Halbwissen und Intuition.
Meine Erythros müssen halt etwas robuster sein.
Na, auch so verfrohren? Meine Frau hat das gleiche Problem. Raumtemperatur im Winter 23°C, und ich laufe in kurzen Hosen rum, sie fühlt sich wohl mit langem Pulli und Wärmflasche. Ein Frauenproblem?
Das mit Deinen Haaren ist echt blöde, aber bleibe bei Deinen guten Dialysen, das hält den Verfall am Besten auf.
Platzprobleme? Großstadt? Als Landei habe ich meine Hütte etwas größer gebaut, gut 300m². Hat man hier so. Davon aber 100m² geschäftlich. Ich liebe große Räume. Könntest gerne 15m² davon abhaben, brauche ich zur Zeit nicht.

Das mit der Kruste ist schon richtig, aber nur etwa 2mm groß. Ist nicht schlimm. Darunter blutet es auch nicht gleich. Die Vene ist fast 1cm darunter und das ist auch gut so. Entzündet sich auch nicht. Ist praktisch schmerzfrei. Tolle Sache. Dann kommt aber die Vene bald an die Oberfläche und dann geht eine 2. Knopfloch nicht. Schade, geht auch beim Abdrücken in 2 Minuten zu, die anderen Stellen brauchen 10min. Lass Dich mal beraten.


A scheens Rest-WE oisamt

der Autarky
 
Hallo Autarky,

nein ich sehe euch nicht als doof an, ganz im Gegenteil, ich bewundere euch.
Ich denke mal, es würde für euch einiges erleichtern, wenn euch die Zentren nicht nur als "Melkkühe" ansehen würden, die man abkassieren kann, sondern euch auch wirkliche Hilfen zur Seite stellen würden. Beispielsweise eine Hotline, die man auch bei nächtlichen Problemen anrufen kann.
Ich weiss, ich rede leicht, weil ich ja nicht in einem Zentrum sitze.

Wenn ich aber bei uns schaue, wir haben einige Hotlines für Patienten sowohl in der Cardiologie als auch in der Hämto/Onkologie die rund um die Uhr besetzt sind, also warum nicht auch in der Nephrologie?

Was ich hier auch herauslese, dass ihr alle nicht sonderlich gut geschult wurdet am Anfang - das soll keine Kritik an euch sein, aber ich finde das Projekt das bei Werner anlaufen soll schon sinnvoll, dass eben eine gute Aufklärung und Schulung für Dialysepatienten erfolgen soll.

Autarky, in deinem Fall wäre der Ruf des Notarztes kein Luxus gewesen, wenn ich bedenke, dass ich im Rettungsdienst auf Ehestreitigkeiten nachts um 3 Uhr fahre, dann doch lieber zu dir, der wirklich ein Problem hat, wenn auch nur deshalb weil du kein Infusionssystem hast und nach der Dialyse die Tabletten verwechselt hast.

Ich sehe es aus einer ganz anderen Perspektive als die Dialysekräfte, die vermutlich die Idee mit meiner Hotline nicht sonderlich prickelnd finden.
Wenn man aber bedenkt, dass es einem doch einiges an Sicherheit gibt, sagen zumindest unsere Patienten der Onko und Cardiologie, wäre es sicher keine schlechte Idee. Einen "Missbrauch" der Hotline haben wir nicht, also es ruft keiner an, weil er sich langweilt oder ähnliches.

Verschneite Grüsse
Narde
 
Ich habe das Thema auch abonniert, einfach weil mich der Austausch interessiert. Kann da leider auch nicht viel beitragen, weil ich einfach mit Dialysepat. nur am Rande zu tun habe. Ich interessiere mich für euch als erstes menschlicherweise, dann fachlich, dann auch privat, mein Mann hat auch eine Niereninsuff. und da ich da (leider) besser bescheid weiß wie er, mache ich mir über die Zukunft schon Gedanken. Und wie ihr das ganze meistert oder ganz einfach meistern müsst, da habe ich einen Riesenrespekt vor, und ich hoffe, dass ich dann einfach abgklärter bin, und das Schicksal einfach auf uns zukommen lassen kann.
Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft, und freue mich, dass ihr nicht alleine seit.
Wenn ich mich hier eher zurückhalte, dann einfach aus "Nichtwissen" und auch Zeitgründen. Ich habe Familie( zwei Kinder, die zur Schule gehen) und TZ-Job, Haus und Garten.
In Gedanken bin ich dabei.:troesten:
 
Hallo Heimdialysepatienten

Ich hab da mal ne Frage an Euch: Was für ein Stechverfahren habt ihr?
Strickleiterpunktion?
Knopflochpunktion?
Arealpunktion?
Und liegen eure 2 Nadeln in der gleichen Vene (shunt) oder?
Und Stecht ihr die art.Nadel nach oben oder unten zur Hand hin??

Gruss aus Finnland Hans-J.
 
Hallo Hajo,

ich hab dich mal hier dazu gehängt, nicht dass die Beiden deine Frage übersehen.

lg
Narde
 
Hei Narde

Danke dir.
Bei dem tread hab ich lesestoff für dei ganze nächste woche, genau das was ich suche, muss das nur alles erst mal verfinnischen damit meine kollegen hier auch was davon haben.

Hallo ihr 2 Heimpatienten, bitte nicht beenden euren erfahrungsbericht und Problembehandlung. Sehr intressant das ganze und entschuldigt meine schreibweise, zwar deutscher aber immer in eile:schraube: (man sagt auch workaholic)

Gruss aus dem Schneeland beiu den rentieren Hans
 
Hallo zusammen,

ich habe gerade die Hits gesehen (auf sowas achte ich sonst nicht) und bin echt beeindruckt, wie viele da mitlesen. Und jetzt auch trotz Zeitmangels wieder schreiben, schön!

Zuerst will ich Hajos Fragen beantworten.
Meinem Mann wurde von Anfang an die Strickleiterpunktion beigebracht. Dass es noch andere Verfahren mit jeweiligen Vor- und Nachteilen gibt, habe ich mir später angelesen.
Ein Jahr nach Dialysebeginn habe ich unter Anleitung meines Mannes angefangen, selbst zu punktieren, um ggf. im Krankenhaus nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein oder riesige Hämatome zu riskieren. Aber mein Mann kann es besser als ich, d. h. die Drücke sind meistens besser, deswegen mache ich momentan Punktionspause. Trotz der Routine fällt es ihm jedesmal schwer, mir die fetten Nadeln in den Arm zu rammen. Über dieses Problem wurde und wird leider mit unseren Betreuern nicht gesprochen. Aber um meinen Mann zu entlasten, will ich irgendwann wieder selbst stechen.
Ich habe den Shunt knapp unter der rechten Ellenbeuge, weil ich extreme Linkshänderin bin und im rechten Unterarm nur sehr feine Venen vorhanden sind. Aus dem Shunt haben sich am Oberarm zwei Venen entwickelt, die zum Punktieren geeignet sind. Die Cephalica ist nur ein Rinnsal, taugt aber gut zum Zurückgeben des Blutes. Die Punktionsstrecke am inneren Oberarm (Basilica) war zuerst sehr kurz, deshalb wurde diese Vene vorverlagert. Jetzt habe ich dort eine Riesennarbe, aber auch eine relativ unempfindliche Punktionsstrecke. Die Nadeln liegen also meistens in zwei verschiedenen Venen, Rezirkulation ist damit ausgeschlossen. Wir stechen beide Nadeln nach oben. Der Arm sieht noch annehmbar aus, abgesehen von einem Aneurysma am Ellenbogen (wo wir aber nie punktiert haben). Die Stiche sehen aus wie von der Nähmaschine gemacht, das verlangt unsere Mathelehrer-Berufsehre. Vom Shunt-Papst Dr. Mündlein hat mein Mann neulich wieder ein großes Lob dafür bekommen, da hat er sich sehr gefreut.
Seit der Shunt gedrosselt wurde, fließt durch die Cephalica nicht mehr viel Blut. Sie könnte deshalb irgendwann mal zugehen. Deshalb bin ich momentan am Überlegen, ob wir auf Knopfloch umsteigen sollen. Aber wenn dazu die Vene 1 cm unter der Haut liegen muss, kann ich das wohl vergessen, da meine Basilica direkt unter die Haut verlagert wurde. Vielleicht kann ein Experte mir sagen, ob Knopfloch trotzdem möglich wäre.

Hallo Narde,

die Idee mit der Hotline ist nicht schlecht. Aber da ich die einzige Heimhämo-Patientin meines Zentrums bin, lohnt sich der Aufwand für mich alleine wahrscheinlich nicht. Bis jemand von dort zu mir käme, würde es auch mindestens 20 Minuten dauern. Ich hatte aber auch noch nie ein ernsthaftes Problem an der Dialyse, und falls dieser Fall eintreten sollte, würden wir einfach abhängen.
Etwas blöd für mich ist nur, dass am Wochenende kein Techniker erreichbar ist. Wenn ich samstags schön mit Kartoffeln oder Obst vollgestopft die Maschine anwerfe und sie dann rumzickt, wird mir doch etwas mulmig. Ich weiß nie, wie hoch das Kalium ist oder wie sich eine Hyperkaliämie bei mir äußern würde. Dass man diesen Wert nicht einfach mal nebenbei messen kann, ist für mich einer der Nachteile der HHD.
Bisher haben wir die Maschine aber auch am Wochenende immer zum Laufen gekriegt, weil der Fehler an uns lag (z. B. vergisst man mal, das Wasser aufzudrehen oder die BiCart einzusetzen). Für den Notfall habe ich die Handynummer meines Arztes, und wie ich ihn kenne, darf ich ihn auch zur Unzeit anrufen. Das habe ich aber zum Glück noch nicht ausprobiert.

Hallo Autarky,

Ich glaube, bei deinem Blutdrucktabletten-Experiment hätte ich einen Arzt gerufen, auch mitten in der Nacht. Blutdruckabfälle habe ich in letzter Zeit auch ab und zu während der Dialyse, v. a. nach dem Abendessen. Wenn es im Hirn langsam schwummrig wird und ich Blitze sehe, ist es wieder soweit. Mit Kopftieflage und UF-Pause habe ich das bisher immer in den Griff gekriegt. Zum NaCl-Infundieren habe ich eine Notfall-Leine (Diafusine Line), vielleicht wäre das was für dich. Da wir für HDF keine Kochsalzbeutel brauchen, schließe ich diese Leine auch nur an, wenn mein Mann ausnahmsweise mal nicht da ist.
Wenn ihr in so einem Riesenhaus wohnt, hast du bestimmt ein eigenes Zimmer für die Dialyse, oder? Bei uns am Bodensee sind die Grundstückspreise so hoch, dass man eher beengt wohnen muss. Momentan haben wir die Maschine im Wohnzimmer stehen, was nicht besonders gemütlich aussieht, aber für uns praktisch ist. Wir haben zwar noch ein ungenutztes Zimmer unterm Dach, aber bis dorthin reicht der Wasserdruck nicht zum Dialysieren. Bald ziehen wir ins eigene Häuschen um. Mit Zwergengrundstück, denn es muss auch von einem Gehalt finanzierbar bleiben, falls ich mal nicht mehr arbeiten kann. Demnächst bekomme ich dann zwei kleine Zimmer: eins zum Arbeiten und eins als Waschsalon. So wird das Wohnzimmer auch wieder besuchertauglich. Den Dialysekram lassen wir gleich im Boden und in die Wände einarbeiten. Bin gespannt, wie es aussehen wird.

Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag und einen guten Start in die Arbeitswoche!
Judith
 
Hallo Judith und Autarky und alle anderen!

Ich finde Eure Erfahrungsberichte sehr sehr interessant, bitte weiter so!

@ Judith:

Eine Maschine (allerdings eine 4008 von Fresenius) hatte bei uns auch mal die gleiche Macke.
Der Techniker hat sie mit Peressigsäure entkalkt und danach war das Problem behoben.
Im Laufe der Dialysen bildet sich ein Biofilm aus Eiweißen, der sich auch auf die Blutlecksensoren legt und zu falschen Alarmen führt. So seine Erklärung damals.
Und das, obwohl wir die Maschinen nach jeder Behandlung mit Zitronensäure heißdesinfizieren. Vieleicht wäre das auch eine Idee für Deine Gambro?
Ein hohes Kalium erkennst Du daran, das Du insgesammt sehr schlapp und müde bist und Dein Puls sehr schnell, d.h. in Ruhe über 90 Schläge pro Minute liegt und evtl sehr unregelmässig ist.
Auch kannst Du von einem hohen Kaliumwert ausgehen, wenn Du viel kaliumhaltige Nahrungsmittel verwendet hast. Datzu gehören z.b. Kartoffeln, die nicht 24 Stunden vorher im Wasser gelegen haben und Nüsse (auch in Plätzchen oder Nußkuchen), Schokolade in allen Formen und Obst, besonders die Bananen.
Viele Dialysepatienten haben einen erhöhten Kaliumwert vor der Dialyse und sind daran gewöhnt.
Die Idee, Deinen Rktor mal zu Dir einzuladen und eine Dialyse zu sehen finde ich gar nicht so schlecht!
Vielleicht ist er dann ja verständnissvoller mit Dir!

@ Autarky:

Ich kann Narde nur Zustimmen!
Wir fahren im Rettungsdienst so viel ......, das dies einmal ein wirklich sinnvoller Einsatz gewesen wäre!

@ Judith und Autarky:

Wir bereitet Ihr Eure Maschinen nach? Nur mit spülen oder mit Heißdesinfektion?
Wie hättet Ihr Euch, retrospektiv gesehen, eine Begleitung in das "Dialysepatienten-Leben" gewünscht?
Welche Informationen in welcher Art zu welcher Zeit?
Mit welchen Konzentraten dialysiert ihr?

Fragen über Fragen....

Liebe Grüße

Werner
 
Hallo Judith

Ja das hört sich ja intressant an.

Also du bist der Patient, dein Mann sticht die Nadeln und er hat ein Problem damit? Kann ich gut verstehen, wer "quält" seine Liebste mit Absicht den, den er geht davon wahrscheinlich aus das er dir wehtut und wer macht das schon gerne. Und auch mir versichern die Patienten oft "hat ja nicht mal weh gemacht" hier aber das glaub ich nicht, Nadeln die stechen machen "autsch".
Nur versteh ich nicht das ihr vom Dialyseteam mit so einem "Problemchen" allein gelassen werdet, das ist nicht fair gegenüber deinem Mann.

Knopflochpunktion: Damit hab ich nun 8 Jahre Erfahrung, den hier in Finland werden 95 % aller Shunts mit dieser Methode punktiert, warum? Frag mich nicht, das versuch ich schon lange rauszukriegen und hab es noch nciht geschaft. Nur soviel sei geschrieben: Wir punktieren egal ob das Gefäss tief oder relativ an der Oberfläche ist mit dieser Technik, funktioniert, aber ob es auf die Dauer gut ist?? Kann ich nicht abschätzen.

Gruss Hans-J.
 
Hallo Hajo und Judith,

Habe hier mal ein Bild meiner Knopflochpunktionsstelle eingefügt.
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Das kleine Dingsbums links neben der 100-er Marke ist die Punktionsstelle, voll getarnt zwischen all den Muttermalen. Weniger schön die 3 Arealpunktionsstellen in der Nähe das Handgelenks. Guckst Du Bild hier
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Die große Beule beim Handgelenk entstand schon kurz nach der Shuntanlage. Man sieht 3 Punktionsareale diagonal verlaufend. In diese kommt die arterielle Nadel abwechselnd und immer leicht versetzt, aber alle Punktionsareale sind nicht größer als etwa 1cm². Da piekse ich also in jede Stelle 2 Mal die Woche seit 6,5 Jahren rein. Davor wurde Strickleiter punktiert im Zentrum. Der Shunt unter diesen Arealen hat einen Durchmesser von etwa 15mm. Unter der Knopflochstelle hat sich eine Underground-Beule gebildet mit einem Durchmesser von 20mm. Die Nadel in die Knopflochstelle wird bis zum Anschlag senkrecht reingesteckt. Habe heute genau aufgepasst. Etwa 7mm geht es schwer, dann flutschts bis zum Anschlag ganz leicht und ich muß aufpassen, mit dem Anschlag das Gefäß nicht zusammenzudrücken, dann bohrt sie sich in die andere Seite vom Gefäß. Es hat sich ein Kanal gebildet, den man nur trifft, wenn man selber sticht. Ist wie bei der Straße, Deckel abheben, Nadel einführen und wenn man die Wände des Abstiegsschacht streift, tut es weh. Trifft man genau, ist das Ganze nicht schlimmer als Nasenbohren und tut nicht weh. Geht auch ideal als Blutabnahmestelle, besser aber einen Schmetterling verwenden. Die 3 anderen Punktionsstellen werden unter 60° eingestochen und dann unter 45° weiter reingeschoben. Die mittlere gegen den Blutfluss. Alles natürlich nur in einer Vene.
Der Shunt hat noch nie Probleme gemacht und hat die vielen Fehlpunktionen während dem halben Jahr im Zentrum gut weggesteckt. Hatte fast jede Woche einen blauen Arm, läßtig, weil man damit schlecht arbeiten kann. Ich hatte einen Hals sage ich Euch, der war sicher noch dicker als mein Bauch. Zu Hause habe ich die untere Arealstelle einmal verfehlt (seitlich angeritzt) und einmal die Knopflochstelle durchstochen, konnte aber da weiterdialysieren (Nadel etwas zurück uns schräg wieder rein). So, jetzt werde ich mal prüfen, ob das mit den Bildern funktionert hat. Schreibe in einem neuen Beitrag dann weiter.
 

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Hallo Judith nochmal,

also wenn ich mir vorstelle, ich müßte meiner Schnecke jeden Tag wehtun, hätte ich auch ein Problem. Konsequent habe ich deshalb von Anfang an selber punktiert. Denke nicht, dass es zwingend nötig ist, dass die Vene so tief liegt. Ein bischen Fleisch wäre aber nicht schlecht, weil es die Beulenbildung hemmt und ein paar mm sind nicht schlecht, damit er auch leicht wieder zu geht und oben sich eine schöne Kruste bilden kann.
Strickleiter finde ich blöd für zu Hause. Da muss man sich ja jedes Mal genau überlegen, wie man da rein geht. Ich habe genau vier Varianten und da muss ich mich schon besonders doof anstellen, dass ich da mal was falsch mache. Bei meinen dicken Venen wirklich keine Kunst.
Bei Blutdruckabfall siehst Du Blitze? - cool! Bei mir gibt es etwas Weichzeichnernebel und ein High-Gefühl. Trotzdem bin ich geistig ganz klar und kann ganz ruhig Entscheidungen treffen. Es geht mir dabei alles andere als schlecht, solange ich nur da liege.
Habe mir natürlich die nötigen Schlauchleitungen besorgt. Wärend der Dia passiert so was bei mir nicht. (fast Schade, ist ein geiles Gefühl:freakjoint:)

Na siehste, jetzt verstehe ich auch, dass es für Euch so wichtig ist, dass Ihr beide Kohle ran schafft. Wenn man baut wird es teuer! Bei mir sind damals, wie ich die Genehmigung hatte, plötzlich die Aufträge weggebrochen. Habe einfach entschieden, dass ich den Rohbau selber hochziehe um Kosten zu sparen. War ne schöne Schufterei. Im 2. Jahr war es auch nicht besser und so habe ich den Ausbau auch noch gemacht. Strom, Wasser, Abwasser, Heizung, Trockenputz, Isolierung, Paneelen, Bodenbelag und und und. Außer Dach, Außenputz Estrich und Fliesen alles selber. Das erzeugte eine ganz besondere Beziehung zu meiner Bude und hielt die Kosten unter 450.000.-DM, mit knapp 900m² Grundstück. Heute undenkbar. Ganz fertig ist es aber noch nicht, Keller fehlen noch 4 von 13 Räume und der wirklich große Wintergarten braucht auch noch Estrich und Fliesen. Geht halt alles ganz langsam jetzt. Wenn Du also irgend eine Frage hast in dem Bereich, dann frag!
Ach ja, mein Dia-Raum hat 24,75m². Da sind Schränke, ein Kühlschrank Waschbecken und die komplette Materiallieferung für 2 Monate drin. Die Maschine und eine verstellbare Liege natürlich auch. Dazu Fernseher, Internet und was man halt sonst noch braucht. Die nervige Osmose habe ich ein Stockwerk tiefer auf den Tiefkühlschrank im Hauswirtschaftsraum verbannt. Dazu habe ich einfach durch die Wand ein schräges Loch steil nach unten mit 70mm Durchmesser gebohrt. Gut, wenn man weiß, wie das Haus gebaut ist. Ich fühle mich hier sauwohl, gut, die Gegend könnte aufregender sein, Bodensee ist da um Klassen besser. Aber es ist hier schön ruhig.


Hallo Narde

Eine Hotline wäre natürlich toll, aber auch ich bin der einzige Heimi bei uns. So etwas müsste überregional organisiert werden, damit es sich lohnt.
Ach ja, bei Blutdruck unter 65, hätte ich auch den Notarzt gerufen. Das kann hier aber dauern. Man hat ja viele Möglichkeiten, den Druck zu erhöhen.


So, noch 3min. Werner, ich antworte Dir morgen.

Danke für die vielen Antworten und eine geile Woche wünscht Euch

der Autarky
 
Hallo Autarky,

Dein Shunt sieht doch gut aus!

Zum Thema Shuntpunktion:

Lehrbuchmässig wird ein Eigengefäßshunt im 30 Grad - Winkel angestochen.

Der Sinn der Strickleiterpunktion ist eine bessere Ausbildung des Shunt`s.
Bei der Knopflochpunktion sind die Schmerzen zwar schnell geringer, aber die gefahr der Aneurysma-Bildung größer.

Wie sich ein Shunt entwickelt, läßt sich leider nur schwer vorraussagen.
Hängt von der Festigkeit des Bindegewebes, und schlicht und einfach gesagt, vom " Heilfleisch" ab.

Da ich regelmäßig Plasmaspenden gehe, kenne ich den Punktionsschmerz auch, da dort genau die selbe Nadelgröße (16g) verwendet wird.

Liebe Grüße

Werner
 

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