Schade, dass die Diskussion zum Thema, wie die Pflegeausbildung sein soll und was eine Pflegekraft definiert, nur noch in Extremen endet.
Naja, ich lese gerade hier von Dir und noch mehr von Leander Extreme, teilweise werden mir Dinge in den Mund gelegt, die ich nicht gesagt hatte. Z. B. hatte ich nicht gesagt, daß medizinische Anteile in der Pflege überflüssig seien, ich wehre mich nur gegen deren Dominanz bei gleichzeitiger Verdrängung aller anderen, durchaus auch wichtigen Anteile.
Die heutige Ausbildung, ohne jeglichen „medizinischen Anteil“ ist es , meiner Ansicht nach, aber auch nicht.
Wer sagt denn, daß es so ist?
Bisher hatte ich dazu nur Aussagen von Schülern gelesen, die ich mit Vorsicht genieße; nicht umsonst hatte ich nach Aussagen der Profis, die den tatsächlichen aktuellen Lehrplan kennen (Lehrkräfte) gefragt, aber es mochte sich bislang noch keiner äußern.
Hier im Thread ging’s um die generalistische Ausbildung; Leander beklagt sich lang und breit über Kollegen/Kolleginnen, aber was hat das mit der neuen Ausbildung zu tun? Die ersten Absolventen werden dieses Jahr fertig, können also noch gar nicht als neue Kollegen in Erscheinung getreten sein.
Hier werden der Generalistik Sachen angelastet, die definitiv noch aus der alten Ausbildung stammen - mag man sie nun gut oder schlecht finden, aber das ist Fakt.
Für mich sieht es danach aus, als würde Pflege vehement jegliche Verantwortung, die aus dem Wissen über medizinische Aspekte ihrer Arbeit erwachsen, ablehnen.
Sind mal EKs verabreicht worden? Fehlanzeige.
Verantwortung ablehnen?
Erythrozytenkonzentrate anhängen??
Vielleicht sollte man sich, bevor man derart abstruse Dinge fordert, mal drüber klar werden, daß medizinische Therapie in Deutschland ganz klar in den ärztlichen Bereich fällt. Das mag man bedauern oder gutheißen, aber es ist Tatsache, und die Schuld daran trägt ganz gewiss nicht „die Pflege“. Hält sich eine Pflegekraft nicht daran und verabreicht eigenhändig Blutkonserven, macht sie sich ggf. strafbar.
Eine Pflegekraft sollte solche grundlegenden Dinge eigentlich wissen. Sehr bedenklich finde ich, daß es ganz offensichtlich nicht so ist.
Nachdem einige „nette“ Anekdoten kamen, hier noch kurz eine zum Thema „Verantwortung“:
Auf meiner Station lag mal eine frisch operierte Patientin, die offensichtlich massiv nachblutete. Meine Kolleginnen verständigten ordnungsgemäß den diensthabenden (eigentlich zuständigen) Orthopäden. Der kam, motzte ein bisschen über die Kolleginnen rum, konnte nichts finden und verschwand wieder.
Meine Kolleginnen riefen daraufhin den (eigentlich nicht zuständigen) Diensthabenden Anästhesisten. Der kam, sah sie sich kurz an, und ordnete umgehend „Sofort auf die Intensivstation!“ an (was den Herrschaften dort auch nicht ganz paßte)… und rettete ihr mit Blutkonserven das Leben.
Aber vermutlich hätten die Kolleginnen ihrer Verantwortung gerecht werden und rechtzeitig Blutkonserven anhängen sollen, statt den Arzt mit solchen Kinkerlitzchen zu belästigen…
Zu den restlichen, teilweise abstrusen Äußerungen über z. B. Pflege im Ausland, äußere ich mich hier nicht.
Vielleicht sollten manche mal aus ihrer (Intensiv)Blase rauskommen und sich ordentlich informieren, bevor sie derartiges verzapfen.
Denn die (Pflege)Welt ist sehr viel größer als nur die eigene Intensivstation… z. B. Psychiatrie, Neurologie, ambulante Pflege, der ganze Bereich der Altenpflege… dort hilft einem das Herumwerfen mit anatomischen Begriffen eher weniger und profunde Kenntnisse in Kommunikation, Konfliktbewältigung oder Psychologie wären hilfreicher.
Dann bräuchten sie sich auch nicht zu wundern, warum einige von ihnen bei den Kollegen als arrogant und überheblich gelten.