Ich denke ebenfalls, dass die generalistische Pflegeausbildung alleine keinen grossen Effekt auf die Attraktivität des Berufes haben wird - sowohl positive als auch negative.
Es kommt m.E. auf das Gesamtpaket an.
Wir brauchen jetzt, d.h. noch in dieser Legislaturperiode ein
neues Gesetz zur Ausbildung in der Pflege.
Ansonsten - und das hat Herr Westerfellhaus gut formuliert - wird sich in den nächsten Jahren kein Gesundheitsminister und keine Regierungspartei an eine solche Reform wagen. Bis dann wieder alles durchdiskutiert, testgelaufen und von anderen Lobbygruppen im Sinne der 3V-Regel bearbeitet wurde, werden vieleicht 10 - 15 Jahre vergehen...
Daher Generalistik. Jetzt! Warum?
Die Generalistik ist längst in zig Modell-Ausbildungsgängen erprobt worden, etliche Evaluationsstudien belegen positive Ergebnisse auch in Deutschland - das sollte zur Schlussfolgerung mehr als ausreichend sein.
Wir brauchen eine
breitere akademische Basis - um aktiver forschen, das Wissen international zu teilen, uns aktiv zu vernetzen und diese Ergebnisse dann in die Praxis übertragen zu können und um den Kampf mit anderen Ausbildungen/Studiengängen um Schulabgänger aufnehmen zu können, die uns ansonsten von dieser Seite des Bildungsweges auch weiterhin Konkurrenz machen.
Herr Rüddel sagt, er fürchte dass die Hauptschüler unter der Ausbildungsreform leiden könnten?
Hier ist eine andere Sicht der Dinge:
"Zuvor hatte der stellvertretende Präsident des Deutschen Pflegerats Franz Wagner ein Grußwort verlesen lassen. Dass Hauptschüler unter Bedingungen der Generalistik schlechteren Zugang zu den Pflegeberufen haben könnten, wollte er nicht gelten lassen.
Die Pflege sei schließlich kein Ausbildungsförderungsprogramm. Der Hauptschulabschluss dürfe nicht das Maß sein, an dem sich die künftige Pflegeausbildung orientieren müsse". (ÄrzteZeitung Online, 23.01.2017)
Wir brauchen desweiteren zwingend eine Form der
Selbstverwaltung und eine deutlich besser aufgestellte, hauptberufliche Lobby in Berlin. Daher Landepflegekammern und eine Bundespflegekammer. Warum mit Pflichtmitgliedschaft?
Weil aus Jahrzehnten der Berufspolitik eins übrig bleibt:
Freiwillig macht nur ein Bruchteil der Pflegenden etwas in diesem Sektor - aber alles soll gefälligst so schnell wie möglich besser werden - und die anderen Lobbygruppen des Gesundheitswesens haben einen riesigen Vorsprung was Finanzen, Netzwerke und Strukturen angeht.
Wir brauchen eine
starke gewerkschaftliche Abdeckung und eine erkennbare
Rückführung von privatisierten bzw. konfessionellen Arbeitsstätten in den öffentlichen, staatlichen Bereich. Dies wird mittelfristig zu einer besseren Vergütung führen, weil mehr Druck aufgebaut und eine bessere Durchdringung von Arbeitnehmerrechten stattfinden kann.
Warum? Siehe "Union-busting" in den USA und entsprechende Artikel über Konzerne und Träger im deutschen Gesundheitswesen.
Wir brauchen auch endlich eine
gesetzliche, fixe Personalbemessungsgrenze, die sich an den höherwertigen Systemen in Europa orientiert.
Und dann...steigt die Attraktivität des Berufsbildes.
Und keine Sorge: Geld für diese Forderungen ist genug da - es ist momentan nur an den falschen Plätzen des Systems konzentriert!