"Die Schwester der Kranken" oder: Rollenverständnis der Pflege

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Hallo Brady,

obwohl mich ein Teil der Patienten nach wievor mit Schwester Narde anspricht, spricht mich meine PDL schon seit ca. 15 Jahren mit Frau 2007 an.

Ich verüble es einem Grossteil unserer alten und dementen Patienten nicht, wenn sie mich mit Schwester Narde ansprechen, meine Professionalität hängt nicht an dem Vornamen, entweder bin ich ein Profi, dann ist auch Narde ein Profi oder ich bin es nicht, dann hat auch Frau 2007 damit ein Problem.

Spricht mich in der Klinik jemand mit Narde an, mit dem ich nicht per DU bin, so nutze ich auch dessen Vornamen und das Sie, mit einer erstaunlichen Wirkung.

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Ich verüble es einem Grossteil unserer alten und dementen Patienten nicht, wenn sie mich mit Schwester Narde ansprechen
Hallo Narde,

wer würde das auch tun? Es geht nicht um spezielle Abweichungen, wo Patienten es aus dementiellen oder auch anderen Erkrankungen heraus nicht leisten können.

Aber der Tipp ist gut, alle auch mit Vornamen anzureden und zu duzen, die diese normalen Umgangsregeln nicht einhalten.

Liebe Grüße Brady
 
Also hier in der Schweiz ist es so, dass alle Pflegenden mit Nachnamen angesprochen werden.
Ich finde es viel passender. Es gibt vielmehr Professinallität und Distanz.
Es ist nicht so das ich Distanz zu jedem möchte. Aber es ist mein Beruf nicht mein Privatlebeben.
 
Aber das "Fußvolk" ist besser zu händeln, welches man mit Vornamen ansprechen kann. Auch wieder ein Ungleichgewicht der Beziehung.
Ob dies Absicht ist, lasse ich einfach mal so stehen.

Patienten oder bei uns die Angehörigen, trage ich das auch nicht nach, wenn sie mich Sr. Soundso nennen. Und ich mache sie auch nicht dauernd darauf aufmerksam. Eben weil ich beinahe die einzige bin, die das mit der Anrede eigentlich anders möchte und mich im Team dann sehr abseits stellen würde (was schlimm genug ist), weil man dafür kein Verständnis aufbringt.

Bei dem ein oder anderen Arzt und der PDL sehe ich die veralterte Anrede auch als "Kommunikationsmethode" an, in der mir klargemacht wird, dass ich eine untergeordnete Rolle spiele. Aber auch hier mache ich einen Unterschied zwischen den älteren und den jüngeren Vorgesetzten. Denn ich denke schon, dass der "Titel" Schwester für diese Leute sehr wohr als respektvoll gelten kann. Allerdings glaube ich ganz sicher, dass dieser Unterschied von vielen Vorgesetzten, wenn auch nicht immer so ganz bewusst, in der Kommunikations genußt wird.

Aber was ich eigentlich nicht verstehe, dass die heutígen jungen Pflegekräfte noch immer so stolz auf diese Anrede Schwester sind und nicht in der Ausbildung auf die Auswirkungen usw. aufmerksam gemacht werden. Hier sehe ich auch ein Aufgabenfeld der Schulen....., dann wird vielleicht irgendwann ein Umdenken stattfinden, aber wenn es immer so weitergeht....,
 
Aber was ich eigentlich nicht verstehe, dass die heutígen jungen Pflegekräfte noch immer so stolz auf diese Anrede Schwester sind und nicht in der Ausbildung auf die Auswirkungen usw. aufmerksam gemacht werden. Hier sehe ich auch ein Aufgabenfeld der Schulen....., dann wird vielleicht irgendwann ein Umdenken stattfinden, aber wenn es immer so weitergeht....,
Hallo behid,

das ist ja das vermeintlich aufwertende. Jetzt hat man eine staatliche Anerkennung und man will dies auch nach außen sichtbar machen.
Es ist ein trügerischer Schutz.

Denn wenn man zu anachronistischen Anreden greift, hat es auch mit Angst zu tun, sich mit seiner eigenen Person zu stellen.

Wenn jemand diese Mechanismen braucht um sich deutlich zu machen, kann man davon ausgehen, dass es wenig innere Stärke gibt.

In der Psychotherapie würde man sagen, ja klar "Opferhaltung". Auf der einen Seite professionell sein wollen, auf der anderen bloß keine Verantwortung. Ein Opfer möchte bekommen, nichts geben.
Wasche mir den Pelz, aber mache mich nicht nass.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo Behid,

der Titel Schwester kann sehr respektvoll sein.
Ich habe mir bei uns in der Klinik einen Schwesterntitel erarbeitet, den ich hier nicht nennen will. Der Titel drückt mein spezielles Fachwissen sehr gut aus, auch wenn er für Leute die mich nicht kennen vtl. auch Mittelalterlich klingen mag, weil es dies heute nur noch wenig gibt.
Den Titel gab mir mal ein Arzt, und er drückt die Anerkennung aus.

Ich hänge nicht an meinem Titel, verstecke mich nicht dahinter, warum auch, ich habe genug Fachwissen um damit zu überzeugen.

Schönen Sonntag
Narde
 
das ist ja das vermeintlich aufwertende. Jetzt hat man eine staatliche Anerkennung und man will dies auch nach außen sichtbar machen.
Es ist ein trügerischer Schutz.

Denn wenn man zu anachronistischen Anreden greift, hat es auch mit Angst zu tun, sich mit seiner eigenen Person zu stellen.

Wenn jemand diese Mechanismen braucht um sich deutlich zu machen, kann man davon ausgehen, dass es wenig innere Stärke gibt.
Das verstehe ich jetzt nicht. Wenn ich es als Aufwertung empfinde mich mit Sr. anreden zu lassen, dann ist das ein trügerischer Schutz, obwohl der ja auch ein "Titel" ist und eine Distanz schaffen kann.

Wenn ich es nötig habe mich mit dem Nachnahmen anreden zu lassen ist das o.k. und weder trügerischer Schutz noch Opferhaltung?

Ulrich
der sich übrigens immer mit vollem Namen vorstellt und dann mit "Herr Ulrich" angesprochen wird. Auch nicht besser...
 
Das verstehe ich jetzt nicht. Wenn ich es als Aufwertung empfinde mich mit Sr. anreden zu lassen, dann ist das ein trügerischer Schutz, obwohl der ja auch ein "Titel" ist und eine Distanz schaffen kann.
Schwester ist kein Titel, sondern in erster Linie eine Verwandschaftsbezeichnung.

Man sollte keine Distanz schaffen, sondern ein gesundes Gleichgewicht der Beziehung, gleichzusetzen mit Realität.

Wenn ich mich mit meinem Nachnamen vorstelle und auch ansprechen lasse, macht es genau die Nähe und Distanz aus, um professionelle Beziehung einzugehen und Hilfe geben zu können. Es geht nur in einer gleichwertigen Beziehung.

Wenn man trotzdem mit Vornamen angesprochen wird, läuft meiner Meinung was falsch.

Gruß Brady
 
Hallo,

kann es sein, dass wir in der Somatik manches anderes sehen?

Schönen Abend
Narde
 
Hallo,

kann es sein, dass dies leider nicht so sein sollte?
Ganzheitlich?

Gruß Brady
 
Schwester ist kein Titel, sondern in erster Linie eine Verwandschaftsbezeichnung.
Ich weiß. Deshalb habe ich auch die Anführungszeichen verwendet. Es ist aber so wie es Patienten, Angehörigie usw. verwenden eben gerade keine Verwandschaftsbezeichnung sondern eine (stark verkürzte und auch falsche) Berufsbezeichnung.
Verliert der Zerspanungsmechaniker gegenüber seinen Kunden an Distanz, wenn er als Dreher und/oder Fräser angesprochen wird? Weißt Du von allen Technikern die zu Dir ins Haus kommen, die korrekte Berufsbezeichnung? Ist derjenige, der Dir den Telefonanschluss ins Haus legt ein "Service-Techniker der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik" oder einfach nur der "Handwerker von der Telekom"? Und macht das einen Unterschied?

Man sollte keine Distanz schaffen, sondern ein gesundes Gleichgewicht der Beziehung, gleichzusetzen mit Realität.

Wenn ich mich mit meinem Nachnamen vorstelle und auch ansprechen lasse, macht es genau die Nähe und Distanz aus, um professionelle Beziehung einzugehen und Hilfe geben zu können. Es geht nur in einer gleichwertigen Beziehung.
Wenn ich Dich richtig verstehe meinst Du gleichwertig im Sinne "Wir siezen uns alle und wir sprechen uns auch alle mit dem Nachnamen gegenseitig an"?

Wobei ich immer noch nicht verstehe, warum das von der Anrede abhängt. Ich weiß weniger als ein jemand der Fachkraft in seinem Gebiet ist und zwar unabhängig davon wie der sich jetzt nennt. Genauso ist es doch auch zwischen uns und dem Patient. Ich habe fachlich mehr Wissen, der Pat kennt seine Probleme und beschwerden besser. Das wir und kann nie "gleich" werden!?

Wenn man trotzdem mit Vornamen angesprochen wird, läuft meiner Meinung was falsch.
Was könnte denn da z. B. falsch laufen? (Nein, ich will keine Analyse oder Diagnose oder was auch immer - nur Deine Meinung).

Ulrich
 
Hallo Ulrich,

meine Meinung ist, dass es langsam Zeit wird sich von dieser Anrede "Schwester" zu lösen.

Das ist nicht nur meine unmaßgebliche Meinung, sondern es wird schon seit vielen Jahren im Sinne der Professionalität gefordert.

Berufspolitisch, auch immer wieder gefordert, wäre es auch ein erster Schritt, um uns von dem Image "Schwester" zu lösen und uns mit dem Nachnamen vorzustellen und auch ansprechen zu lassen, wie alle anderen Berufsgruppen auch.

In der Schweiz geht es auch ohne, wieso sollte dies bei uns nicht möglich sein?

Die Frage ob oder ob es nicht so sein sollte, stellt sich demnach nicht. Da genügend darüber in fachlichen, bzw. berufspolitischen Beiträgen beschrieben wird.

Nur sehe ich aber auch, dass es ein langwieriger Prozess ist, aber ich will dies auch nicht verschweigen oder so tun, als ob diese Bestrebungen nicht da wären.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es werden immer mehr Kollegen. Darüber bin ich auch froh, weil ich meine Arbeit mag und ich mich dafür auch einsetze.

Natürlich ist der Patient immer in einer Abhängigkeit zu uns, aber man könnte sie auch verringern durch die gleichwertige Ansprache.

Warum es in dazu kommt, dass Du trotz vorstellen mit dem Nachnamen mit Pfleger und Vorname angesprochen wirst, kann ich aus der Ferne nicht sagen.
Das müsstest Du selber am besten wissen.

Schwester - PflegeWiki

"Schwester" als Berufsbezeichnung - PflegeWiki


Liebe Grüße Brady
 
Es klang halt so als hättest Du Ideen.

Übrigens, weil ich gerade in einer Arztpraxis war und es irgendwie zum Thema passt:
Die Medizinischen Fachangestellten dort (ehemals Arzthelferinnen) werden zwar mit Fr. Soundso angesprochen. Allerdings sind die glaube ich in der Bevölkerung jetzt auch nicht höher Anerkannt als wir?

Ulrich
 
Es klang halt so als hättest Du Ideen.

Hallo Ulrich,

wozu Ideen? Ich habe meine Meinung zu dem Thema und es geht mir auch nicht um Arzthelferinnen. Ideen brauche ich dazu nicht, es reichen mir da Fakten.

Aber das ist eigentlich schon in vielen Beiträgen hier und auch in anderen Threads geschrieben worden. Auch gibt es eine Unmenge an Seiten aus dem Netz zu dem Thema.

Mehr gibt es eigentlich dazu nicht zu sagen.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo,

ich kann euch nur mein Modell empfehlen, es kommt wirklich gut an.
Unser Betriebsarzt hat mir heute sein Lob ausgesprochen, an Sr. Narde.
Sr. Narde hat sich bei Doktor Hans recht herzlich bedankt.

Seltsamerweise hat es Dr. Hans die Sprache verschlagen und er hat nur noch gestottert, an Sr. Narde kann es nicht gelegen haben, die hat freundlich gelächelt und war auch nicht unzüchtig bekleidet...

Ich glaube, er hat seine Lektion gelernt, hernach war ich prompt Frau 2003.
Er ist übrigens so ziemlich der einzigste der mich immer wieder mit Sr. Narde anspricht.

Grinsende Grüsse
Narde
 
@Narde:

Ist eigentlich nur die Frage: Wie hast du dich ihm damals vorgestellt?

Ich stelle mich Jedem mit Vornamen vor (hab ich schon erwähnt) und reagiere nur mit dem Konter wenn die Person mich dabei noch duzt...

Ich würde miche infach zum Aussenseiter machen wenn ich der einzige "Herr..." bin.

Aber hab auch kein problem mit dem Vornamen, ist mir ehrlich wurscht.


---

Ich merke gerade selbst wie wir uns im Kreis drehen ^^
 
Hallo Ulrich,

wozu Ideen?
Warum die Ansprache mit korrektem Namen nicht klappt obwohl ich mich mit diesem Vorstelle (siezen tun mich übrigens alle Patienten). Das war also eine OT-Frage und nur auf "mein" "Problem" bezogen.

Ich habe meine Meinung zu dem Thema und es geht mir auch nicht um Arzthelferinnen.
Irgendwo weiter oben, sagte jemand, dass das Ansehen und der Respekt von der Ansprache abhängen würde. Die Arzthelferinnen waren ein Beispiel dafür, dass da m. E. kein zwingender Zusammenhang besteht.

Ulrich
P.S. Ich hatte übrigens nie vor, Dich von Deiner Meinung abzubringen.
 
hallo,
ich z.B. habe halt kein Problem damit, als Pfleger angesprochen zu werden.
Der Patient hat das Recht meinen vollen Namen zu kennen(obwohl ich persönlich finde das es ihn nix angeht), aber er kann Pfleger xxx zu mir sagen wenn er mich anspricht. Ich bin auch nicht irgendein Hr. ....., sondern Pfleger! Ich werde dadurch nicht in meiner "Rolle" erniedrigt. Distanzlose Patienten / Angehörige, die "DU" sagen,wird es immer geben, egal wie ich mich selber bezeichne.

Gruß, :king:
 
Hallo zusammen...

Heiße Diskussion hier,...!

Also bei uns in der Ambulanten Intensivpflege / Heimbeatmung werden wir von Patienten und Angehörigen mit Vorname und Sie angesprochen...!
Anfangs, denn wenn man tagtäglich mit den selben Menschen den Tag verbringt wird über kurz oder lang von den Patienten oder Angehörigen das Duzen vorgeschlagen, ohne dass wir uns davon herabgewürdigt sehen, oder ähnliches.
Ich gebe zu, das ist ein Sonderfall, da pro Dienst nur Ein Patient, aber trotzdem eventuell für den einen oder anderen interessant zu wissen...!
 
Hi,

bei uns auf der Station ist das ziemlich unterschiedlich und ich sehe es auch unterschiedlich.
Patienten die ich lange kenne, oder die schon lange ( bis zu einem Jahr ) bei uns sind, da habe ich kein Problem, dass diese mich dutzen. Einige von Ihnen duze ich sogar auch. ( arbeite auf einer Station mit Schwerpunkt LTX und NIV )

Bei Patienten die ich nicht kenne, "verlange" ich auch das SIE, aber mich stört die Anrede Pfleger "Vorname" nicht. Ist vollkommen ok für mich.

LG

cercarien
 
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