"Die Schwester der Kranken" oder: Rollenverständnis der Pflege

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Ist eigentlich nur die Frage: Wie hast du dich ihm damals vorgestellt?
Hallo Maniac,

der Betriebsarzt hat mich mit Frau 2003 anzusprechen.
Auf Stationen bin ich mit den Ärzten per du, genauso wie mit den meisten Pflegekräften. Damit habe ich kein Problem, aber beim Betriebsarzt schon.

Schönen Abend
Narde
 
Das Problem der Anrede ist, glaube ich, sachlich nicht zu lösen, weil es ein emotionales ist. Mit Langzeitpatienten habe ich mich oft geduzt, aber sonst heiße ich Herr Müller. Ich bin auch nicht Schwester Jürgen oder ähnliches. Solchen Unsinn verbitte ich mir höflich, deutlich und zeitnah. Und mehrere Kolleginnen haben mich schon sehr erstaunt angeschaut, wenn ich ihnen nach dem Lagern außerhalb des Zimmers sagte, daß die Aufforderung an den Patienten nicht lautet: "Drehen Sie sich mal zum Jürgen rum.", sondern: "Drehen Sie sich zu Herrn Müller." Für diese Anrede bin ich seit Jahrzehnten alt genug. Das Problem läßt sich vermutlich nur mittels Dienstanweisung lösen oder durch ein allgemeines Umdenken, was aber mindestens zwanzig Jahre dauern wird. Zur Eskalation der Diskussion könnte noch die Frage beitragen, mit welcher Begründung Gesundheits- und Krankenpflegerinnen "Schwester" genannt werden wollen.
Vor langer Zeit sagte eine Patientin zu mir: "Ich weiß nicht, wie ich Sie ansprechen soll. Ich sage jetzt Osterschwester zu Ihnen." Und das habe auch ich nie verstanden.
 
Hallo zusammen,

da ich mich ja auch letzte Zeit ziemlich rege hier beteiligt habe, möchte ich euch davon erzählen, dass zu mir ein Patient gestern "Schwester" gesagt hat.

Dachte im ersten Moment, wie kann des jetzt sein? Weil ich schon seit Jahren mit meinem Nachnamen angesprochen werde. Wird doch nicht hier jemand mitgelesen haben*gg*.

Ich sagte zu ihm, Hr.XY mein Name ist Fr.XY und werde hier nicht als "Schwester" angesprochen. Darauf er:" Ich kann mir aber so schlecht Namen merken". Ich sagte ihm dann, dass dies natürlich ein Problem sei und ich schlug ihm vor, dass ich ihn zum Konzentrationstraining anmelde.

Wobei dieser Patient kann sich die schwierigsten türkischen Namen von Ärzten merken*gg*.

Andere Patienten fragten dann auch interessiert nach, warum Ich mit dem Nachnamen angesprochen werden möchte und fanden es auch vollkommen in Ordnung. Meinten sogar, klar logisch, sie sind ja keine Nonne.

Ich meinerseits habe meistens Probleme mit meiner eigenen Berufsgruppe gehabt, diese Umstellung durchzubekommen, weder bei Patienten, noch bei anderen Berufsgruppen. Die anderen Berufsgruppen begrüßten dies sogar, weil für sie dann auch klarer ist, wer der Ansprechpartner und der Verantwortliche ist.

Auch wird jetzt nicht mehr gesagt, wenden Sie sich an die Pflege, sondern wenden Sie sich an Fr. XY oder Fr.YZ.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo Maniac,

der Betriebsarzt hat mich mit Frau 2003 anzusprechen.
Auf Stationen bin ich mit den Ärzten per du, genauso wie mit den meisten Pflegekräften. Damit habe ich kein Problem, aber beim Betriebsarzt schon.

Das BETRIEBSarzt hab ich überlesen, aber ich meinte eh: Wie hast du dich ihm beim kennenlernen vorgestellt:

Hast du gesagt Ich bin Narde, ich bin Sr. Narde oÄ

Oder hast du gesagt Ich bin Frau 2003
Oder Narde 2003 mein Name.

Aber da es um den Betriebsarzt geht, denke ich mal nicht das Ersteres zutrifft :)
 
Hallo Maniac,

ich pflege mich meist mit Vor- und Nachnamen vorzustellen, ausserdem kann er dies der Akte entnehmen...

Auf den Stationen meist nur mit Narde, ausser dort herrscht ein steifer Umgangston, dann werde ich auch direkt zu Frau 2003.

Schönen Abend Herr Maniac
Narde
 
Danke, in dieser Diskussion gab es ein paar interessante Aspekte. Sein Rolle muss wohl jeder selbst definieren. Manch einer hat sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt, anderer sieht da auch gar keine Notwendigkeit. Aber das macht eine Sache nicht falsch oder richtig.

Es wird natürlich schwer für Patienten und andere Berufsgruppen unter dem Pflegepersonal du differenzieren, wer Schwester Simone, Pfleger Uwe oder Frau Müller und Herr Schmidt ist, wenn es keine Einheitlichkeit gibt. Aber irgendeiner wird wohl anfangen müssen, die Pionierarbeit zu leisten.

Selbst für Angehörige anderer Berufsgruppen (was ich auch aufgreifen möchte) dürfte es im Umgang mit uns so schwerer - oder gar leichter sein.
Unterbewusst stellen wir uns mit dem Vornamen unter andere Berufsgruppen und Hierarchieebenen. Eine Kommunikation ist auf Augenhöhe nicht möglich, wenn Ärzte, PDLs usw., die wir mit Nachnamen anreden, uns mit Vornamen ansprechen. Zumindest bringt uns dies in eine schwierigere Ausgangsposition bei der Interessenvertretung, die nur selbstbewusst auftretende "Schwestern" wieder wettmachen. Meine Meinung, nachdem ich mal intensiver drüber nachgedacht habe.

Persönlich finde ich es schwierig vom Pfleger "Michl" wegzukommen. Angeregt von diesem Thread habe ich jetzt die Vorstellung mit meinem Nachnamen die letzte Woche "durchgezogen". Ich kann noch kein abschließende Resümee geben. Ich habe aber den Eindruck, dass es nur mir im Moment komisch vorkommt und von den Patienten eigentlich ganz neutral aufgenommen wird. Ich sage schließlich auch dazu, dass ich Krankenpfleger bin.

Grüße
Michl
 
Hallo Michl,

wünsche Dir, für Dich das "Richtige" zu finden. Für mich bedeutet es auch, wie in dem anderen Thread: "Was will die Pflege eigentlich?"

Es ist für mich nicht zu trennen, sich darzustellen, sich positionieren, mit allen Schwierigkeiten die auf einen zukommen, dies umzusetzen.

Es gibt, wie Du berichtest hast Leute, die sich überhaupt nicht damit auseinandergesetzt haben, auch welche denen es egal ist. Das finde ich nur traurig, zeigt mir, dass sie sich nur auf Regeln verstehen. Kein Mensch mit Schwächen oder auch Stärken.

Für mich war es anstrengend dies durch zuziehen, immer wieder darauf hinzuweisen, wie ich heiße, auch natürlich zu sagen, dass ich in der Pflege arbeite.

Kollegen die es ignorierten, die mich als "Schwester XY" vorgestellt haben.

Meinen Wert bestimme ich selber, durch mein Fachwissen und durch nichts anderes. Bin natürlich auch angreifbarer, aber dem stelle ich mich.

Ich will Kritik, will sie hören, will hören, dass jemand sagt: "Das war Fr. XY und nicht, das war die "Schwester". Mit dem kann ich was anfangen, kann Stellung beziehen, klarer werden.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo an alle,
wie ich merke gehöre ich zu einer Minderheit die es OK findet als Pfleger/Schwester XYZ angesprochen zu werden. Liebe Kollegen, was ist Euer Problem? und ich sage dies mit vollem Respekt für Eure Meinung und ich möchte auch nicht so tun als ob ich es besser wüßte.
Als ich mein Examen gemacht habe(ist nicht sehr lange her) da war ich sehr stolz "Pfleger" zu sein! Später, konnte ich bei den Azubis ein leichtes Leuchten in den Augen sehen, als sie sich nach der bestandenen Prüfung sich bei den Patienten mit "Schwester XYZ" vorstellten.
Ich habe nach der Ausbildung im Pflegeheim gearbeitet und sah wieviel Respekt und Anerkennung die "Kollegen ohne Ausbildung" der Bezeichnung "die Schwester/der Pfleger" beigemessen haben. Als ich sagte, daß jeder sich so bezeichnen darf, hatte "Schwester" weiterhin für sie fast eine magische Bedeutung.
Meine Fachlichkeit muß ich immer unter Beweis stellen, egal wie ich mich bezeichne. Wenn ich dumm bin, dann hilft mir die Anrede Hr. XYZ nicht, die Patienten werden keinen Respeckt und kein Vertrauen mir entgegen bringen, und auch zu recht!!!!
Ich verstehe eure Meinung, sie ist ja auch nicht falsch--> aber, ich möchte mit meiner Meinung akzeptiert werden. Ich stelle meine Fachlichkeit, mein Fleiß, meine Liebe zum Beruf, meine Pflichten jeden Tag genauso unter Beweis wie alle anderen in der "Pflege" auch. Ich will mich auch nicht hinter "Pfleger" verstecken, mein Name steht für jeden sichtbar auf meinem Namensschild.
Ich mag halt die Bezeichnung "Pfleger", evtl. weil ich noch nicht so lange dabei bin.
LG an alle Kollegen und wie meine erste Stationsleitung zu mir sagte: "wir sind alle Schwestern" :mryellow:
 
Hallo an alle,
wie ich merke gehöre ich zu einer Minderheit die es OK findet als Pfleger/Schwester XYZ angesprochen zu werden.


Nein nein, du kannst nicht das Forum nehmen und dies als Schnitt der Pflegekräfte Deutschlands verstehen!

Im sgn Real Life wird die Mehrheit daraus bestehen, die sich um so etwas Unwichtiges(!) keine Gedanken machen...
 
hi Maniac,
ich wollte die Meinung im Forum nicht auf alle Menschen in der Pflege ausweiten. Ich wollte nur sagen, daß Qalität der Pflege nicht in der Bezeichnung sondern in der Qualität der Arbeit liegt!:up:

Gruß,Poncic
 
Und ich wollte nur sagen, dass "wir" nicht die Minderheit sind ;-)
 
Na, das freut mich doch!:hippy:

Gruß, Poncic
 
Wir haben auf unseren Dienstausweisen den vollen Namen stehen, aber ich habe meinen Nachnamen abgeklebt, ich habe nämlich erlebt wie Kollegen belästigt wurden, und da in meiner Nachbarschaft viele Patienten leben und mein Name nicht so häufig vorkommt fühle ich mich damit besser...

Ich stelle mich bei den meisten Patienten mit meinem Vornamen vor und sie sagen dann automatisch "Schwester Christine" Wenn ich mich am Telefon melde nenne ich mich "Schwester Christine", manchmal stelle ich mich auch mit dem "Schwester" vor.
Finde das nicht schlimm.
Bezeichne mich ja selber auch als Kinderkrankenschwester, auch wenn's nicht korrekt ist, denn ich habe meine Ausbildung zwar noch nach dem alten Krankenpflegegesetz gemacht, heiße aber schon neu *würg*

Selbstverständlich lasse ich mich von den erwachsenen Patienten und Eltern siezen. Bei den Kindern lasse ich mich halt so anreden wie sie's können: Du, Sie, Schwester, Mama, Tante....
 
aber ich habe meinen Nachnamen abgeklebt, ich habe nämlich erlebt wie Kollegen belästigt wurden,


Ganz davon abgesehen wie man zu der Anrede Schwester/Pfleger oder Frau/Herr steht, aber den Namen auf dem Namensschild abgekleben halte ich für absolut unprofessionell.
Das mit dem Belästigen ist immer wieder eines der herangezogenen Argumente um dies zu rechtfertigen, allerdings habe ich diesbezüglich immer noch meine Zweifel weil ich dies in meinen vielen Berufsjahren mit vielen Kollegen in 3 verschiedenen Kliniken noch nie erlebt und auch noch nie gehört habe.
 
DAS sehe ich tatsächlich auch so, hier trifft oben genanntes Argument zu, man versucht sich vor der Verantwortung zu drücken.

In der Psychiatrie kann ich es ggf noch nachvollziehen, aber in der Somatik? Hab es bis dato nie mitbekommen und wüsste nicht warum das gerade in der Pflege so oft der Fall sein sollte...
 
DAS sehe ich tatsächlich auch so, hier trifft oben genanntes Argument zu, man versucht sich vor der Verantwortung zu drücken.
Hallo zusammen,

ich sehe es auch so.

Was sollten Richter, Polizeibeamte, Staatsanwälte machen? Sie geben ihren Namen nicht preis, weil sie Angst vor Vergeltungsanschläge haben?

Ich erlebe gerade in der Psychiatrie, dass man sich mit Nachnamen vorstellt, mehr als in der Somatik.

Selbst in der Forensik ist es so, dass der Nachname bekannt ist. Was ich natürlich auch vollkommen in Ordnung finde, dass diese Kollegen nicht im Telefonbuch stehen wollen.

Gruß Brady
 
Ich versuche keines Wegs mich der Verantwortung zu entziehen, aber seit ihr schonmal von Patienten bzw. den Angehörigen verfolgt worden?!
 
Schon gesehen und gevotet ;-)
 
Ich versuche keines Wegs mich der Verantwortung zu entziehen, aber seit ihr schonmal von Patienten bzw. den Angehörigen verfolgt worden?!


Ich werde gar nicht abstreiten, dass dies im Einzelfall vorkommen kann, dennoch sehe ich darin keinen Grund seinen Nachnamen abzukleben und seine Identität zu verstecken. Man kann dies durchaus so werten, dass man sich anonymisiert und demnach nicht so leicht greifbar ist. Und ob das abkleben des Nachnamens wirkungsvoll vor Belästigungen schützt, deren Ursache im beruflichen zu suchen ist, wage ich zu bezweifeln.

Für mich bleibt es dabei, es entsteht ein Ungleichgewicht in der Beziehung wenn ich mit Vornamen und sie angesprochen werde und die Angehörigen/Eltern unserer Patienten von mir mit Herr/Frau XY angesprochen werden. Und ich wünsche mir den Tag herbei, wenn sich diese Diskussionen erübrigt haben, weil es selbstverständlich geworden ist auch die Pflegekräfte mit vollem Namen anzusprechen. Zurzeit wäre ich schon froh, wenn ich diese Diskussion im Kollegenkreis ernsthaft führen könnte.....:wink:
 
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