Corona und alle spielen verrückt

Wenn die 70 Jährige Ex Pflegekraft (die vor 3 Jahren aus dem Beruf ausgeschieden ist) den Job 40 Jahre lang gemacht hat, ist sie fachlich sicherlich im Notfall fitter als ein 56 Jähriger Lehrer, der seit 35 Jahren raus ist ;)

Die 70-jährige Ex-Pflegekraft ist nach 40 Jahren in diesem Beruf körperlich verschlissen, im Gegensatz zu einem Lehrer mitte 50. Ausserdem gehört eine 70-jährige zu einer Covid-Risikogruppe.

Ich finde es richtig schlimm, diese alten Ex-Kollegen jetzt überhaupt als Covid-Kanonenfutter anzufragen.

Die Angehörigen zu Hause würde ich jetzt nicht als Grund gelten lassen...dann hätte tatsächlich nahezu jede einen Grund.

Ja, ist doch auch so. Meine fast 90jährige Oma wohnt bei mir, ich versorge sie hier. Wenn ich mir auf der Corona-Station das Virus einfange und sie anstecke, wäre das wohl ihr sicheres Todesurteil.

Einsätze in Notfallsituationen in Covid-Bereichen sehe ich auch nicht :-)

Da bin ich mal gespannt.

Bei uns sind alle Stationen seit Jahren massiv personell unterbesetzt, besonders die Intensivstation, aber auch alle anderen. Einige sind Langzeitkrank.

Von dem aktuell noch vorhandenen Personal kann ca. ein Drittel aus diversen Gründen (Alter, Vorerkrankungen etc.) nicht an Covid-Patienten arbeiten.

Sollte der grosse Covid-Sturm über uns hereinbrechen, wären wir sehr schnell an personellen Limit angekommen.

Bei vielen Kollegen ist jetzt auch die Grenze überschritten sich weiter verheizen zu lassen. Unser Urlaub wurde gestrichen, wir werden nicht angemessen mit Schutzmaterial versorgt, 12-Stunden-Schichten wurden uns bereits angekündigt. Viele haben bereits angekündigt sich dann erstmal ne Weile krankschreiben zu lassen.

Also wäre ich die Geschäftsführung der Klinik, würde ich mich schonmal überlegen, wer hier demnächst die Covid-Patienten versorgen soll.
 
Bei uns sind alle Stationen seit Jahren massiv personell unterbesetzt, besonders die Intensivstation, aber auch alle anderen. Einige sind Langzeitkrank.

Das ist aber scheinbar ein grundsätzliche Problem, das nicht erst seit gestern besteht ;)
Hier muss der AG handeln....zur Not kann man Langzeiterkrankte unter bestimmten Bedingungen auch kündigen. Oder aber man versetzt diese in den peripheren Bereich und gibt jungen und motivierten Kollegen die Chance auf die ITS.
Viele Absolventen wollen sehr gerne dorthin, bekommen aber nichts....

Von dem aktuell noch vorhandenen Personal kann ca. ein Drittel aus diversen Gründen (Alter, Vorerkrankungen etc.) nicht an Covid-Patienten arbeiten.
Ja denkst Du, das wäre bei Lehrkräften oder den PDL en anders?

Sollte der grosse Covid-Sturm über uns hereinbrechen, wären wir sehr schnell an personellen Limit angekommen.
Bei vielen Kollegen ist jetzt auch die Grenze überschritten sich weiter verheizen zu lassen. Unser Urlaub wurde gestrichen, wir werden nicht angemessen mit Schutzmaterial versorgt, 12-Stunden-Schichten wurden uns bereits angekündigt. Viele haben bereits angekündigt sich dann erstmal ne Weile krankschreiben zu lassen.
Also wäre ich die Geschäftsführung der Klinik, würde ich mich schonmal überlegen, wer hier demnächst die Covid-Patienten versorgen soll.

Gut, aber auch dieses Problem hätte jeder, der ans Bett kommt ;)
CoviD Patienten müssen speziell versorgt werden- zumindest wenn diese beatmet sind.
Bei uns werden Pflegekräfte aus der Peripherie in die Beatmungsgeräte sowie den Umgang mit der Schutzkleidung eingewiesen. Wenns "knallt" gibt es bereits fertige Notfalldienstpläne.

Das Kollegen ankündigen sich krank schreiben zu lassen ist schon hart - aber es wäre bei angekündigtem Krank eben auch ein Kündigungsgrund ;)

Ich denke mal, dass Eure Geschäftsführung sich sehr wohl Gedanken gemacht hat. Diese Gedanken müssen sich aber im Rahmen des Legalen und Zumutbaren bewegen ;)
 
Der Blickpunkt liegt darauf, etwa 24 sehr unterschiedliche Menschen gleichzeitig anzusprechen und möglichst allen gerecht zu werden: den Stärksten sowie den Lernschwachen.
Es geht also nicht primär um den Inhalt, sondern darum wie wir alle mit in Boot nehmen und allen die Chance auf den Abschluss gewähren.
Oh okay. Ich dachte bis jetzt, es würde im Unterricht primär um die Vermittlung von Inhalt gehen.
Was nützen 20 Jahre Praxis auf der Chirurgie, wenn man in der Schule Inhalte der neurologischen Pflege und Krankheitslehre Gynäkologie unterrichtet?
Richtig: wenig .... :D
Deshalb habe ich ja auch nicht von der Krankheitslehre, sondern von praktisch umsetzbarem Wissen, also praktischen Tätigkeiten, geschrieben.
Sowas macht man ja durchaus in der Schule.
Du bist Schülerin, Dir fehlt es an Erfahrung und Perspektive auf diese Dinge. Das hätte ich im Oberkurs auch nicht gehabt ;)
Ja, ich bin Schülerin und das aufgrund von Krankheit schon recht lange. Leider. Das bringt aber auch mit sich, dass ich ziemlich viele Lehrkräfte kennengelernt habe. Das meiste habe von denen gelernt, die lange in der Praxis waren oder immer noch sind.
Ich habe/hatte oft das Gefühl, dass die, die schon sehr lange raus sind bzw. nie in der Pflege gearbeitet haben, keinen wirklich Blick für die Realität auf Station haben.
Eine Lehrerin sagte gar mal zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, jemals ein Bett alleine zu beziehen, sowas würde man immer zu zweit machen.
Aber das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden.
 
Oh okay. Ich dachte bis jetzt, es würde im Unterricht primär um die Vermittlung von Inhalt gehen.
Nein- wir sollen verschiedene Kompetenzen anbahnen ...Fachkompetenz ist sicher eine, aber nicht alles.
Natürlich müssen Inhalte laufen, aber ein "Nicht Pädagoge" liest dann halt aus dem Buch vor. ;-)
Wir hatten viele Dozenten die von Station kamen und keine Pädagogen waren. Die Schüler waren in den Bewertungen sehr unzufrieden, so dass wir eben immer mehr davon übernommen haben.
Ein Nicht Pädagoge ist vielleicht fachlich fit, aber er muss es auch rüber bringen können ;-)

Deshalb habe ich ja auch nicht von der Krankheitslehre, sondern von praktisch umsetzbarem Wissen, also praktischen Tätigkeiten, geschrieben.Sowas macht man ja durchaus in der Schule.
Natürlich machen wir auch fachpraktischen Unterricht. das ist aber sehr begrenzt auf einige Themen.


Ich habe/hatte oft das Gefühl, dass die, die schon sehr lange raus sind bzw. nie in der Pflege gearbeitet haben, keinen wirklich Blick für die Realität auf Station haben.
Eine Lehrerin sagte gar mal zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, jemals ein Bett alleine zu beziehen, sowas würde man immer zu zweit machen.
Aber das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden.

Auch wenn man seit 20 Jahren raus ist, muss man nicht weltfremd sein ;-)

Natürlich berücksichtigen wir alle die Umstände auf Station, lehren aber dennoch die 100% in der Theorie ....
Wenn wir hier schon Abstriche machen, dann wisst Ihr nicht, wie Pflege sein könnte. Und genau das sollt ihr aber in Ruhe lernen.
Es ist an Euch, das Ihr Euch berufspolitisch engagiert und für Euch und Euren Berufstand "kämpft". :-)
 
Ich denke mal, dass Eure GF sich sehr wohl Gedanken gemacht hat. Diese Gedanken müssen sich aber im Rahmen des Legalen und Zumutbaren bewegen ;)

Die Grenze des Zumutbaren ist längst überschritten. Wie mit uns umgegangen wird kann ich nur noch als pure Menschenverachtung bezeichnen. Wir werden behandelt wie Kanonenfutter, wie verbrauchbares Menschenmaterial. Und genau so fühlen wir uns auch. Viele von uns sind nicht mehr bereit ihre Gesundheit/ihr Leben quasi zu opfern um jetzt die Karre aus dem Dreck zu ziehen, die andere vorsätzlich dort reingefahren haben.

Natürlich kündigt niemand hier dem AG an sich krankschreiben zu lassen. Aber klar reden wir als Kollegen über die Situation. Und ich weiss, dass viele sich krankschreiben lassen werden bzw. manche sind ja schon krankgeschrieben. Ich habe volles Verständnis dafür und werde für mich abwägen.

Wird mir die Belastung zu heftig (kein Urlaub mehr, 12-Stunden-Schichten, ständiges Einspringen), werde ich auch nicht scheuen mich selbst zu schützen. Und sollte ich mich infizieren, werde ich mit Sicherheit nicht weiterarbeiten oder nach ein paar Tagen wiederkommen (wie das RKI es zynischerweise empfiehlt).
 
Die Grenze des Zumutbaren ist längst überschritten. Wie mit uns umgegangen wird kann ich nur noch als pure Menschenverachtung bezeichnen. Wir werden behandelt wie Kanonenfutter, wie verbrauchbares Menschenmaterial. Und genau so fühlen wir uns auch. Viele von uns sind nicht mehr bereit ihre Gesundheit/ihr Leben quasi zu opfern um jetzt die Karre aus dem Dreck zu ziehen, die andere vorsätzlich dort reingefahren haben.

Natürlich kündigt niemand hier dem AG an sich krankschreiben zu lassen. Aber klar reden wir als Kollegen über die Situation. Und ich weiss, dass viele sich krankschreiben lassen werden bzw. manche sind ja schon krankgeschrieben. Ich habe volles Verständnis dafür und werde für mich abwägen.

Wird mir die Belastung zu heftig (kein Urlaub mehr, 12-Stunden-Schichten, ständiges Einspringen), werde ich auch nicht scheuen mich selbst zu schützen. Und sollte ich mich infizieren, werde ich mit Sicherheit nicht weiterarbeiten oder nach ein paar Tagen wiederkommen (wie das RKI es zynischerweise empfiehlt).

Und genau damit hast Du recht!
Selbstschutz geht immer vor und diese Pandemie trifft auf ein kaputt gespartes System! Der Verschleiss ist immens und spätestens im Herbst werden viele Kollegen aus der Praxis körperlich und psychisch am Ende sein....

Nur sind nicht wir Lehrkräfte diejenigen, die in die Bresche springen- zumal unserer Arbeit sonst liegen bleiben würde und wir nachgelagert dann ähnliche Probleme hätten wie Ihr aktuell (Überstunden, keinen Urlaub)!
Im Herbst werden die frischen und unverbrauchten Absolventen auf Euren Stationen gebraucht werden ....dieses Jahr wahrscheinlich mehr denn je :-(
 
Nein- wir sollen verschiedene Kompetenzen anbahnen ...Fachkompetenz ist sicher eine, aber nicht alles.
Und ich dachte immer, pflegerische Fachkompetenz sei das Hauptziel der Ausbildung.
Natürlich müssen Inhalte laufen, aber ein "Nicht Pädagoge" liest dann halt aus dem Buch vor. ;)
Wir hatten viele Dozenten die von Station kamen und keine Pädagogen waren. Die Schüler waren in den Bewertungen sehr unzufrieden, so dass wir eben immer mehr davon übernommen haben.
Wir haben auch immer mal wieder Dozenten von Station und das funktioniert nach Dozent und Thema mal besser, mal schlechter.
Das ist aber auch nicht das, was ich meine. Das Pflegepädagogikstudium hat ja schon seinen Sinn, da sage ich ja überhaupt nichts gegen.
Die Lehrkräfte, von denen ich am meisten gelernt habe, waren allesamt Pflege- bzw. Medizinpädagogen.
Aber eben noch nicht lange aus der Praxis bzw. immer noch drin.
Ich hatte aber auch schon studierte Pflegepädagogen, die quasi keinerlei Praxiserfahrung hatten.
Da wurde uns dann wundervoll die Theorie beigebracht, aber wenn unsererseits Fragen/Einwände kamen, wie wir dies und das denn im Alltag am besten umsetzen sollten, wurde es schwierig.
Auch wenn man seit 20 Jahren raus ist, muss man nicht weltfremd sein ;)

Natürlich berücksichtigen wir alle die Umstände auf Station, lehren aber dennoch die 100% in der Theorie ....
Wenn wir hier schon Abstriche machen, dann wisst Ihr nicht, wie Pflege sein könnte. Und genau das sollt ihr aber in Ruhe lernen.
Es ist an Euch, das Ihr Euch berufspolitisch engagiert und für Euch und Euren Berufstand "kämpft". :-)
Natürlich ist die Schule da, um uns Pflege "korrekt" beizubringen. Das ist ja auch richtig und wichtig. Aber ich habe sehr oft das Gefühl, dass die Zustände auf Station eben nicht berücksichtigt werden.
Im Gegenteil, je weiter man in der Ausbildung kommt, desto mehr fällt einem die Diskrepanz zwischen Schule und Alltag auf. Und das geht nicht nur mir so.
Der einzige Einsatz, in dem ich bis jetzt so pflegen konnte/durfte, wie ich es gelernt habe und auch gerne machen möchte, war der im Hospiz.
Auf den anderen Stationen ist das leider oft nicht der Fall. Wie soll man bitte so pflegen, wie man es gelernt habe, wenn man auf einer Inneren mit einer Examinierten und im besten Fall noch einer KPH im Frühdienst alleine für 35 Pat. zuständig ist? Von irgendwelchen Anleitungssituationen gar nicht erst zu sprechen
Das ist natürlich nicht die Schuld der Schule, aber trotzdem wird uns oft suggeriert, dass "richtig" pflegen immer drin ist. Und das ist es einfach nicht.
Wenn es in anderen Krankenhäusern anders ist, lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Bei uns ist oben genanntes leider Alltag.
 
  • Like
Reaktionen: Bachstelze
Meine Freundin ist gelernte PFK und Pflegepädagogin in einer Altenpflegeschule. Was sie mir erzahlt hat von ihrem Arbeitsaufwand, besonders jetzt von 0 auf 100 digital unterrichten zu sollen... ohne Ausrüstung (sie hat nur einen privaten uralten Laptop)...das Unterrichtsmaterial quasi neu erfinden... und nebenher die generalistische Ausbildung, Kurrikulum usw vorbereiten deckt sich voll mit dem was Lillebrit hier erzählt. (Warum hackt ihr eigentlich fast alle auf den Pflegepädagogen rum ? )
Übrigens, meiner Freundin wurde heute mitgeteilt , dass sie ab morgen oder Montag im Altersheim einspringen muss. In der Stadt ist in 2 Altersheimen Korona ausgebrochen, sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Patienten. Ohne Einarbeitung, ohne Dienstplan, sie hofft nur dass sie wenigstens Dienstkleidung und Schutzausrüstung bekommt...
Zwangsrekrutierung läuft also ...
Wobei - ganz praktisch gedacht - wie sollen sie es denn auch in den betroffenen Altersheimen anders machen ?!
Wenn das kein Katastrophenfall ist, wann dann ?
 
  • Like
Reaktionen: Lillebrit
Nur sind nicht wir Lehrkräfte diejenigen, die in die Bresche springen- zumal unserer Arbeit sonst liegen bleiben würde und wir nachgelagert dann ähnliche Probleme hätten wie Ihr aktuell (Überstunden, keinen Urlaub)!

Ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Und wenn das ganze Gesundheitssystem komplett vor die Wand fährt. Es ist nicht unsere Schuld und es ist auch nicht unsere Aufgabe dieses System zu retten.

Ich mache was ich kann, in meinen persönlichen Grenzen und mit erstem Augenmerk auf meine Gesundheit. Danach ist eben Schluss. Dann sollen doch die ganzen schlauen Leitungskräfte mal ihre Hintern vom Schreibtischstuhl heben und sich die versiffte FFP2-Maske aufsetzen.

Im Herbst werden die frischen und unverbrauchten Absolventen auf Euren Stationen gebraucht werden ....dieses Jahr wahrscheinlich mehr denn je :-(

(Ironiemodus an) Ja, wenn wir nach Corona alle "verbraucht" und im Burnout oder tot sind, benötigen die AG frisches Menschenmaterial, das sie dann wieder neu verheizen kann. (Ironiemodus aus)
 
Übrigens, meiner Freundin wurde heute mitgeteilt , dass sie ab morgen oder Montag im Altersheim einspringen muss. In der Stadt ist in 2 Altersheimen Korona ausgebrochen, sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Patienten. Ohne Einarbeitung, ohne Dienstplan, sie hofft nur dass sie wenigstens Dienstkleidung und Schutzausrüstung bekommt...
Zwangsrekrutierung läuft also ...
Wobei - ganz praktisch gedacht - wie sollen sie es denn auch in den betroffenen Altersheimen anders machen ?!
Wenn das kein Katastrophenfall ist, wann dann ?
Die rechtliche Grundlage für diese Vorgehensweise würde mich dann doch interessieren? Einspringen an einem Sonntag, da arbeiten die Pflegepädagogen doch gar nicht!
Wenn keine Dienstkleidung da wäre, wäre ich schneller zuhause als sie mich gerufen haben.
wenn man schon meint, dass man alle ehemaligen Pflegekräfte rekrutieren kann, dann wäre die Planung, Einarbeitung und Dienstkleidung das allermindeste! Und man steuert schon Wochen auf diese Szenarieren zu....
 
Ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Und wenn das ganze Gesundheitssystem komplett vor die Wand fährt. Es ist nicht unsere Schuld und es ist auch nicht unsere Aufgabe dieses System zu retten.

Ich mache was ich kann, in meinen persönlichen Grenzen und mit erstem Augenmerk auf meine Gesundheit. Danach ist eben Schluss. Dann sollen doch die ganzen schlauen Leitungskräfte mal ihre Hintern vom Schreibtischstuhl heben und sich die versiffte FFP2-Maske aufsetzen.
Diese Einstellung hab ich schon so oft gehört und wurde nie umgesetzt. Stattdessen wurden "die persönlichen Grenzen" immer mehr ausgeweitet, denn:
Wer krank ist, sinkt in der Hackordnung des Teams, weil dieses die Schichten übernehmen muss.
Wer eine neuen Pflegejob sucht, kommt vom Regen in die Traufe.
Wer einen komplett neuen Job sucht, hat meist wenig bis gar keine Anschlussmöglichkeit.
Und wer sich arbeitslos meldet, wird von der Agentur für Arbeit unter nicht selten großem Druck zurück in die Pflege gedrängt, was zu umgehen richtig anstrengend werden kann. Nicht überall so, aber etwas, das ich immer mal wieder aufgeschnappt oder selbst erlebt habe.
 
Meine Freundin ist gelernte PFK und Pflegepädagogin in einer Altenpflegeschule. Was sie mir erzahlt hat von ihrem Arbeitsaufwand, besonders jetzt von 0 auf 100 digital unterrichten zu sollen... ohne Ausrüstung (sie hat nur einen privaten uralten Laptop)...das Unterrichtsmaterial quasi neu erfinden... und nebenher die generalistische Ausbildung, Kurrikulum usw vorbereiten deckt sich voll mit dem was Lillebrit hier erzählt. (Warum hackt ihr eigentlich fast alle auf den Pflegepädagogen rum ?

Das ist genau das Problem: diese ganzen "Kanalarbeiten" sieht man von aussen nicht. Es braucht aber eben viel Administration, Organisation und Konzeptioneller Arbeit, um eine Ausbildung laufen zu lassen.
Unterricht, Prüfungen oder Praxisbegleitungen (also der sichtbare Teil der Arbeit) ist eben nur ein Teil des Ganzen....und theoretisch mus man alles innert der Arbeitszeit schaffen :-/


Übrigens, meiner Freundin wurde heute mitgeteilt , dass sie ab morgen oder Montag im Altersheim einspringen muss. In der Stadt ist in 2 Altersheimen Korona ausgebrochen, sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Patienten. Ohne Einarbeitung, ohne Dienstplan, sie hofft nur dass sie wenigstens Dienstkleidung und Schutzausrüstung bekommt...
Zwangsrekrutierung läuft also ...
Wobei - ganz praktisch gedacht - wie sollen sie es denn auch in den betroffenen Altersheimen anders machen ?!
Wenn das kein Katastrophenfall ist, wann dann ?

Da würde mich brennend die gesetzliche Grundlage interessieren!
Wo willst Du die Grenze ziehen....vielleicht ist es nächstes mal dann eine Influenza- oder Norowelle. Oder eine Massenkündigung ....oder oder.
Ist der Träger der Schule auch der Eigner des Heimes?
Vielleicht kann sie das mit dem BR noch abklären, statt in blindem Gehorsam dort anzutreten...
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.
Die rechtliche Grundlage für diese Vorgehensweise würde mich dann doch interessieren?
Mich auch! :-)

Erstmal den Arbeitsvertrag prüfen: wenn keine Klausel drin ist, dass auch auch andere Tätigkeiten zugewiesen werden dürfen, dann darf man diese Weisung guten Gewissens ablehnen...
Eine Weisung muss vom Direktionsrecht gedeckt sein, das ist es i.d.R. nur bei gleichwertigen Tätigkeiten. Eine Lehrkraft kann man durchaus von der Schule in die IBF umsetzen oder damit betreuen, eine Lernplattform einzurichten. Oder eben auch alles, was im weitesten Sinne mit dem Bildungsauftrag zu tun hat :-) Es wäre also auch möglich, per Videochat eine Lernberatung durchzuführen...

Eine Tätigkeit in der Pflege ist aber eben ein Versorgungsauftrag, was die Grenzen des Direktionsrechtes sprengt ;-)
Hier würde ich mir etwas weniger blinden Gehorsam wünschen :-)

Einspringen an einem Sonntag, da arbeiten die Pflegepädagogen doch gar nicht!
Wenn keine Dienstkleidung da wäre, wäre ich schneller zuhause als sie mich gerufen haben.
wenn man schon meint, dass man alle ehemaligen Pflegekräfte rekrutieren kann, dann wäre die Planung, Einarbeitung und Dienstkleidung das allermindeste! Und man steuert schon Wochen auf diese Szenarieren zu....

Das ist dann das nächste: es ist nicht nur eine Umsetzung in einen anderen Tätigkeitsbereich sondern auch ein Wechsel des Arbeitszeitmodelles von Normalzeiten in den Schichtdienst. Auch hier muss erstmal der BR zustimmen!
Haftungsrechtlich ist es ein Problem: man sollte schon aus Prinzip Tätigkeiten remonstrieren. Wobei das sicherlich in einem KH deutlich mehr zum tragen käme :-)
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.
Und ich dachte immer, pflegerische Fachkompetenz sei das Hauptziel der Ausbildung.

Es soll eine berufliche Handlungskompetenz angebahnt werden, die sich wiederum aus verschiedenen Teilkompetenzen zusammen setzte:
Fachkompetenz, Sozialkompetenz, Humankompetenz, Kommunikative Kompetenz, Methodenkompetenz und Lernkompetenz.
Das alles muss sich im Unterricht abbilden und wird über verschiedene Herangehensweisen erreicht ;-)



Wir haben auch immer mal wieder Dozenten von Station und das funktioniert nach Dozent und Thema mal besser, mal schlechter.
Die Lehrkräfte, von denen ich am meisten gelernt habe, waren allesamt Pflege- bzw. Medizinpädagogen.
Aber eben noch nicht lange aus der Praxis bzw. immer noch drin.

Irgendwann ist aber jeder Lehrer mal 20 Jahre raus ;-)
Gleichzeitig Schule und Praxis scheitert alleine daran, dass die Schule von 7.30-16.30 besetzt ist. Die ganzen Arbeiten werden vor Ort in den Büros geleistet, auf jeden Unterricht kommt 1:1 nochmal Vor- und Nachbereitung. Dazu eben die ganzen Zusatzaufgaben...sorry, aber ich hätte keine Idee, wann man dann noch in der Praxis arbeiten will ;-)


Natürlich ist die Schule da, um uns Pflege "korrekt" beizubringen. Das ist ja auch richtig und wichtig. Aber ich habe sehr oft das Gefühl, dass die Zustände auf Station eben nicht berücksichtigt werden.
Also ich habe z.B. meine Kinaesthetics Kurse immer unter der Prämisse laufen, was umsetzbar ist.
Es geht um "viele Kleinigkeiten",die man zeitneutral in seine Handlungen integriert. Da kamen noch nie Beschwerden, das es nicht funktionieren würde...

Im Gegenteil, je weiter man in der Ausbildung kommt, desto mehr fällt einem die Diskrepanz zwischen Schule und Alltag auf. Und das geht nicht nur mir so.
Da ist so und diesen Theorie-Praxis-Konflikt muss man aushalten lernen. Das Ziel sollte aber sein, die Rahmenbedingungen in der Praxis so zu gestalten, dass ein gutes Arbeiten möglich ist.
Man muss sich eben bewusst machen, was "das Optimum" ist, um zu erkennen, wie viele Abstriche man situativ machen muss oder will...
Wenn man das Optimum aber nicht kennt, würde man es auch nicht einfordern :-)

Der einzige Einsatz, in dem ich bis jetzt so pflegen konnte/durfte, wie ich es gelernt habe und auch gerne machen möchte, war der im Hospiz.
Auf den anderen Stationen ist das leider oft nicht der Fall.

Das deckt sich mit meinen Beobachtungen, das Schüler nah dem Examen vorrangig in die Bereiche ITS, OP, Psychiatrie, Hospiz, NFA, mbulante Pflege oder das Altenheim wollen.
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.
....zur Not kann man Langzeiterkrankte unter bestimmten Bedingungen auch kündigen.
Jo könnte man so machen .. das wär doch mal ein "tolles" Signal ( manche AG weisen darauf sogar gerne hin … während der Pflegenotstand deutlich und deutlicher wird).
Oder? Verrückter Gedanke: man schafft endlich Arbeitsbedingungen, die die Leute nicht in`s Langzeitkrank, vom Bett weg, oder ganz aus dem Beruf treiben.
Viele Absolventen wollen sehr gerne dorthin, bekommen aber nichts....
Das war „Früher“ ... da waren für Intensiv 2 Jahre Vorerfahrung nötig. Nun sind die ITS so unterbesetzt (warum nur?), dass diese Voraussetzung nicht mehr existiert.
Das Kollegen ankündigen sich krank schreiben zu lassen ist schon hart - aber es wäre bei angekündigtem Krank eben auch ein Kündigungsgrund
Für mich klingt das eher nach Verzweiflung … aber auch hier … lieber mit Kündigung drohen, als pro - AN Änderungen herbeizuführen?
Es ist an Euch, das Ihr Euch berufspolitisch engagiert und für Euch und Euren Berufstand "kämpft".
Also ich finde ja, wir sollten da alle an einem Strang ziehen und da gehören die Lehrkräfte auch dazu?
Nur sind nicht wir Lehrkräfte diejenigen, die in die Bresche springen.
Natürlich nicht nur ... aber auch?
 
Das war „Früher“ ... da waren für Intensiv 2 Jahre Vorerfahrung nötig. Nun sind die ITS so unterbesetzt (warum nur?), dass diese Voraussetzung nicht mehr existiert.
Bei uns wir eben nichts frei....auf diese Stellen gibt es wohl Wartelisten.



Also ich finde ja, wir sollten da alle an einem Strang ziehen und da gehören die Lehrkräfte auch dazu?

Wir Lehrkräfte kämpfen auch um bessere Rahmenbedingungen. ;-) Und dazu gehört, das man uns unsere Tätigkeiten machen lässt ...wir füllen nicht die Lücken in den Dienstplänen der Stationen.
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.

Ähnliche Themen