Die Letalität , also der Anteil der tödlichen Verläufe bezogen auf die Anzahl der Infizierten, ist ja ein feststehender Faktor, der umso niedriger ist, je leistungsfähiger ein Gesundheitssystem ist, aber es werden wohl immer einige Menschen an einer Infektion versterben.
In Deutschland haben wir prinzipiell ein sehr leistungsfähiges Gesundheitssystem mit vielen hervorragend ausgestatteten Kliniken mit entsprechend erfahrenen Ärzten und Pflegekräften. Die Letalität bleibt hier niedrig, so lange die Auslastung des Gesundheitssystems nicht über den Regelbetrieb hinaus geht. Schwere Verläufe können auf den Intensivstationen betreut werden, können beatmet werden, bauchgelagert und zur Not auch an die
vvECMO angeschlossen werden.
Die Letalität wird auch hier in Deutschland sehr schnell ansteigen, wenn die Intensivstationen voll sind und keine weiteren Patienten mehr intensivmedizinisch betreut werden können bzw. alle verfügbaren Beatmungsgeräte und ECMOs bereits eingesetzt werden. Dann muss man anfangen zu triagieren, dh. abzuwägen, bei wem die intensive Behandlung mutmaßlich die größte Aussicht auf Erfolg hat. Das betrifft dann nicht nur die Corona-Patienten, sondern alle Patienten, die eine intensivmedizinische Betreuung bräuchten.
Die Letalität wird noch weiter steigen, wenn auch die zunächst weniger dramatischen Fälle, die zB nur einer intensivierten Sauerstoffzufuhr bedürfen, nicht mehr in einem Krankenhaus aufgenommen werden können, weil auch die Kapazitäten der Normalpflegebereiche ausgeschöpft sind.
Schließlich werden auch viele aus dem pflegerischen und ärztlichen Bereich sich infizieren, teilweise erkranken und dadurch die schon bestehende Personalknappheit noch anheizen. Das verschärft dann die Situation in allen Bereichen und führt ebenso zu einem Anstieg der Letalität und lässt auch die Sterblichkeit aller anderen Kranken ansteigen, weil auch deren Versorgungsqualität abnimmt.
Je überlasteter das Gesundheitssystem ist, desto höher also auch die Sterblichkeit, nicht nur wegen Corona, sondern genauso wegen Versorgungsknappheit für alle (!) Patienten.
Wenn also die Ausgangsbeschränkungen und die Einschränkung der Wirtschaft die Erkrankungswelle so stark abflachen lassen, dass wir mit unseren Kapazitäten im Gesundheitsbereich die Situation stemmen können, umso besser, dann wird sich die Letalität von SARS-Cov-2 auf seine eigene niedrige Zahl einpendeln, vielleicht bei ca 0,6%, vielleicht auch leicht darüber oder darunter..., aber es werden diese Todesfälle letztendlich auf jeden Fall entstehen, da die Infektion
erst dann aus der Gesellschaft wieder verschwindet, wenn wir entweder die Infektionsrate (und damit deren Immunität) von ca 2/3 der Bevölkerung erreicht haben, oder ein Impfstoff zur Verfügung steht, der eine genauso hohe Immunität in der Bevölkerung bewirkt.
Die getroffenen Maßnahmen können also erst eingestellt werden, wenn der Herdenschutz in der Bevölkerung erreicht ist. Ob man und wie weit man schon vor diesem Zustand die Beschränkungen zurückfahren kann, ist unklar und sollte keinesfalls zu früh erfolgen, da sonst die Infektionszahlen schnell wieder steigen würden.
Wir können also froh sein, so lange wir noch im Regelbetrieb laufen und vielleicht sogar durch die getroffenen Maßnahmen eine eher ruhigere Phase erleben. Das wird wohl nicht so bleiben und der Sturm nach der Ruhe wird irgendwann über uns hereinbrechen. Dann aber hoffentlich so gemäßigt, dass wir keine Menschen sterben lassen müssen denen wir eigentlich helfen hätten können, denn sonst stehen uns italienische Verhältnisse bevor...
Gruß spflegerle