"Putzende Männer sterben früher" - das war für die Presse ein gefundenes Fressen:
Es klingt erst mal ziemlich plakativ: Für Männer ist Putzen gefährlicher als für Frauen. Das hat eine Studie aus Belgien belegt. Doch woran liegt das?
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Wenn man sich aber die Hintergründe betrachtet, wurden nicht Männer untersucht, die im eigenen Haushalt putzen, sondern die Lebenserwartung von Beschäftigten einer großen Firma miteinander verglichen. Das Reinigungspersonal hatte eine geringere Lebenserwartung als die Beschäftigten am Schreibtisch. Verglich man die Geschlechter miteinander, so war der Unterschied bei den Männern deutlicher ausgeprägt als bei den Frauen.
Die Forscher:innen stellten darauf die These auf, dass die (bekannte) Sorglosigkeit der Männer beim Putzen (Verzicht auf Gummihandschuhe, weniger Beachtung der richtigen Putzmittelkonzentration, schnell mal den Heizkörper als Trittleiter benutzen etc.) ein Gesundheitsrisiko darstelle, das tatsächlich die Lebenserwartung reduziere. Und dass dies beim Putzen im eigenen Haushalt noch viel häufiger der Fall wäre, weil dort keiner mit aufpasst, was sie anstellen. (Tatsächlich passieren die meisten Unfälle im Haushalt und z.B. das Zusammenmischen verschiedener Putzmittel kann wirklich riskant sein, weil's chemische Reaktionen geben kann).
Kritiker der Studie führten jedoch eine weitere Interpretation ins Feld: den bekannten Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Lebenserwartung. Menschen mit weniger Geld haben eine geringere Lebenserwartung, auch in den Industrienationen: Sie wohnen beengter, ernähren sich nicht so gesund, der Anteil der Raucher ist deutlich höher etc. bb. Der Unterschied zwischen dem schlechter bezahlten Reinigungspersonal und den Büroangestellten mit Durchschnittseinkommen war daher nicht überraschend. Wenn man sich nun vor Augen hält, dass Männer auch heute noch häufig die Hauptverdiener der Familie darstellen, könnte der Grund darin liegen, dass die Männer in der Reinigungsfirma mit ihrem kleinen Gehalt allein über die Runden kommen müssen, während die Frauen oder zumindest ein Teil von ihnen einen Partner mit etwas besserem Verdienst haben könnte und so im Familieneinkommen doch eher in der Mittelschicht zu verorten sei.
Die Probanden wurden nicht nach dem Einkommen eines eventuellen Partners befragt, von daher ist es nur eine mögliche Erklärung. Allerdings plausibler als die Putzgeschichte. Und die Studie ist - sorry, Männer - insofern kein Argument dafür, dass sich Mann bei der Hausarbeit im Hintergrund hält