Auch wenn ich etwas spät dran bin (man, seit ihr schnell...) und nicht direkt angesprochen wurde, möchte ich zu einigen Fragen meine Meinung sagen.
Können Sie mir die soeben gestellte Frage beantworten? Gibt es einerseits in nennenswerter Anzahl PCR-positive Patienten, die aus anderen Gründen (=nicht wegen COVID) hospitalisiert wurden? Wenn ja, gibt es solche Personen auch auf den Intensivstationen - und wenn ja, wie hoch ist (nach Ihrer Erfahrung) jeweils ungefähr der Anteil?
Für die Station auf der ich arbeite, kann ich sagen, dass die Anzahl sehr gering war. Ich kann mich in den (knapp) 2 Jahren an genau drei Patienten erinnern, die nicht direkt wegen ihrer Covid-Erkrankung auf der Covid-Intensivstation gelandet sind (1x SAB, 1x massive Medikamentenüberdosierung auf der Covid-"Normalstation" mit notwendiger Überwachung, 1x Lungenembolie). Wie hoch der prozentuale Anteil ist, kann ich nicht sagen, da ich nicht weiß, wie viele Patienten wir insgesamt hatten (aber es waren deutlich mehr als 4...)
Sehen Sie eine Möglichkeit, die Situation an den Kliniken zu verbessern, die NICHT von der Impfbereitschaft der Bevölkerung abhängt? Würde z.B. bessere Bezahlung der Pflegekräfte kurzfristig (also innerhalb von ein paar Monaten) helfen - oder gibt so oder so nicht genügend ausgebildete Pflegekräft, egal was man ihnen bietet?
Hier kann ich nur für mich sprechen. Bei mir steht so ähnlich wie es bereits geschrieben wurde, nicht das finanzielle im Vordergrund. Bessere Arbeitsbedingungen, weg vom Profitgedanken im Gesundheitsbereich, bessere Anerkennung des Pflegeberufes, eventuell Vorteile im Bezug aufs Renteneintrittsalter, Vorbehaltsaufgaben, klarere Regeln zur Mindestbesetzung und strengere Kontrolle der Einhaltung dieser wären Maßnahmen, die den Mangel eventuell reduzieren könnten.
Aber die ganze Überlegung hat natürlich nur dann einen Sinn, wenn der Pflegeaufwand OHNE Isoliermaßnahmen deutlich geringer ist als MIT. Liege ich mit dieser Annahme evtl. falsch?
Ja, das siehst du meiner Meinung nach falsch.Die zusätzlichen Belastungen durch die Isoliermaßnahmen sind deutlich geringer als die Belastungen durch die Umstände, die schon viele hier beschrieben haben (viele schwerstkranke, vile, die die Krankheit nicht überlebt haben, unverschämte Patienten und Angehörige, die einem das Gefühl geben, wir seien Schuld an ihrem Zustand und nicht sehen, dass die Impfung mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen Zustand verhindert hätte, deutlich mehr Patienten mit schwersten ARDS mit notwendiger Bauchlagerung). Vor kurzem erzählte eine Zeitarbeiterin von einer Station, die innherhalb einer überschaubaren Zeit eine Anzahl an Patienten im geringen zweistelligen Bereich (genaue Zahl weiß ich nicht mehr - IIRC irgendwas zwischen 10 und 20) an der ECMO ("künstliche Lunge") hatte. Alle Patienten "jung" (so in den fünfzigern) und alle sind gestorben. Was macht das wohl mit den Menschen, die wochen- teilweise sogar monatelang um das Leben der Patienten gekämpft haben?