Beruhigung von dementen Menschen

cornelia356

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Hey, ich hab nochmal eine Frage:

ich hospitiere gerade in einem Altenheim. Bei uns sind auch einige Demente Menschen. Nun ist es so, dass bei der Intimpflege die Bewohner oft "Angst" haben. Wir haben zu Entfernung von Stuhl den Reinigungsschaum, es gibt welche, die schon abhauen wollen, sobald ich die Dose hole. Hat jemand eine Idee, wie ich beruhigen kann?
 
Angst erzeugt Flucht und Abwehr. Bei den Bewohnern wird oft entweder eine schlechte Erfahrung reaktiviert oder ein altes Trauma bedient. Manche tragen noch seelische Wunden aus Kriegszeiten mit sich, die ein Mensch der heutigen Wohlstandsgesellschaft so nicht nachempfinden kann. Die Angst ist real und zumindest für denjenigen begründet, auch wenn du es gut meinst und sie vielleicht objektiv nicht nachvollziehen kannst.
Das Stichwort heißt Validation: Den Menschen da abholen, wo er steht. Die Angst nicht niederreden, sondern als gegeben betrachten und thematisieren. Je direkter, desto eher findest du einen Zugang in die Erlebenswelt des Bewohners. Er selbst ist der Experte seiner eigenen Erfahrungen. Lass dir erzählen, was er fühlt, was er erlebt hat, und was das in ihm auslöst. Lass ihn mitteilen, welche Ängste und Befürchtungen ihn bewegen. Lerne seinen Standpunkt kennen. Erwarte nicht, dass er dich versteht, sondern verstehe du ihn. Sprich seine Sprache und beweg dich auf seiner Ebene.
Wenn du den Grund der Angst kennst, kannst du nach Lösungen und Kompromissen suchen. Finde gemeinsam mit dem Bewohner eine Möglichkeit, wie du die Intimpflege gestalten kannst, ohne Ängste und Abwehr zu triggern. Vielleicht kommt der Sprühstoß sehr plötzlich? Der Schaum ist kalt? Das Gefühl des Schaums ist unangenehm? Das lange entblößte Liegen beschämt? Das Abwischen schmerzt? Oder oder. Das sind deine Ansatzpunkte, an denen du ansetzen kannst.
 
Toilettenpapier und Waschlappen mit warmen Wasser. Der Schaum ist kalt
 
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Angst erzeugt Flucht und Abwehr. Bei den Bewohnern wird oft entweder eine schlechte Erfahrung reaktiviert oder ein altes Trauma bedient. Manche tragen noch seelische Wunden aus Kriegszeiten mit sich, die ein Mensch der heutigen Wohlstandsgesellschaft so nicht nachempfinden kann. Die Angst ist real und zumindest für denjenigen begründet, auch wenn du es gut meinst und sie vielleicht objektiv nicht nachvollziehen kannst.
Das Stichwort heißt Validation: Den Menschen da abholen, wo er steht. Die Angst nicht niederreden, sondern als gegeben betrachten und thematisieren. Je direkter, desto eher findest du einen Zugang in die Erlebenswelt des Bewohners. Er selbst ist der Experte seiner eigenen Erfahrungen. Lass dir erzählen, was er fühlt, was er erlebt hat, und was das in ihm auslöst. Lass ihn mitteilen, welche Ängste und Befürchtungen ihn bewegen. Lerne seinen Standpunkt kennen. Erwarte nicht, dass er dich versteht, sondern verstehe du ihn. Sprich seine Sprache und beweg dich auf seiner Ebene.
Wenn du den Grund der Angst kennst, kannst du nach Lösungen und Kompromissen suchen. Finde gemeinsam mit dem Bewohner eine Möglichkeit, wie du die Intimpflege gestalten kannst, ohne Ängste und Abwehr zu triggern. Vielleicht kommt der Sprühstoß sehr plötzlich? Der Schaum ist kalt? Das Gefühl des Schaums ist unangenehm? Das lange entblößte Liegen beschämt? Das Abwischen schmerzt? Oder oder. Das sind deine Ansatzpunkte, an denen du ansetzen kannst.
Meine Idee bzw. das was meine Anleitung erklärte war "So viel wie möglich erklären" Ich zeige immer alles und erkläre, warum ich es brauche. Ich sag auch was ich tue. "jetzt schäume ich ein...jetzt wirkt es ein" usw.
 
Meine Idee bzw. das was meine Anleitung erklärte war "So viel wie möglich erklären" Ich zeige immer alles und erkläre, warum ich es brauche. Ich sag auch was ich tue. "jetzt schäume ich ein...jetzt wirkt es ein" usw.
Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht. Hilft es denn?
 
Ein Lösungsansatz funktioniert nicht bei jedem. In diesem Falle dann siehe #2.
 
Danke dir. Ja ich werde nochmal mit meiner Anleitung reden. Ist nicht so ganz einfach. Eine Idee kam mir noch: den Bewohner einbeziehen, zb. dass er/sie den Schaum schütteln und die Dose halten darf.
 
ja und nein. Es gibt welche die ruhig werden und manche, die um sich schlagen. Da kommt man auch nicht mit erklären weiter
Bei schwer wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen helfen lange Erklärungen oft gar nicht mehr; teilweise kann man mit ihnen verbal nicht kommunizieren.
Hier hilft basale Stimulation, z. B. Initialberührung:

 
Meine Erfahrung mit Dementen/ Verwirrten Menschen.

Das Dilemma beginnt schon wenn man das Zimmer betritt. Nämlich wie man es betritt, welche Haltung hat man, ist man selber gestresst, keine zeit etc.

Wie geht man ans Bett auf den menschen zu?

Es sind soviel kleine Nuancen in der Kommunikation.

Klingt vllt. jetzt komisch.

Mein Hund zeigt mir sehr deutlich und gibt sofort Feedback über mein Verhalten, auftreten etc.
Menschen tuen das genauso, wir können es nur nicht gleich so eindeutig einordnen das wir selber den Stress verursachen.
Die menschen reagieren nur auf uns.

Und gerade die Innitialberührung die Martin erwähnt ist sooooo unfassbar wichtig und hilft. Diese Initialberührung geht auch weiter und betrifft nicht nur die distalen Körperregionen.

Sie wird von Distal nach Proximal weiter betrieben. Also langsam Richtung Intimbereich vorarbeiten.
 
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also ich bin keine Fachfrau, ich will ja nur schauen, ob der Beruf etwas für mich ist. So wie euch verstehe, soll ich vor der Reinigung den Bewohnerdie Bewohnerin berühren und so beruhigen. Und dann motivieren, mir zu vertrauen. Während der Reinigung würde ich halt weiter kommunizierem.
Den Schaum kann ich bestimmt auch vorher auf einen Einmalwaschlappen machen oder muss es direkt aufgesprüht werden? Gibts da einen Voreil?
 
Ich frage mich gerade welche Menschen sich mit Schaum reinigen für gewöhnlich.
Ganz ehrlich würde ich auch zusammenzucken wenn mir jemand was auf den Hintern sprüht, das zudem noch kalt ist.
Da fangen für mich die Überlegungen an wie ich auf den Menschen mit Demenz zugehen kann. Wenn es mir schon unangenehm ist, wie soll es ein dementer Mensch begreifen? Ob es da hilft, dass er die Dose schütteln darf?
Warmes Wasser und Waschlappen und vielleicht nicht direkt im Intimbereich anfangen wäre meine Herangehensweise. Ruhig, sowohl in der Bewegung als auch in der Kommunikation. Man kann es schon erklären, aber nicht hoffen, dass der MmD es auch versteht und dadurch keine Ängste / Widerstände mehr hat. Manchmal ist es einfach der falsche Zeitpunkt und man versucht es später nochmal.
 
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Hallo zusammen, kleines Update: mit einer Bewohnerin habe ich einen Umgang gefunden. Sie drehte aus ihrem Stuhl neulich "Pralienen" - und präsentierte sie mir stolz. :-D Ich habe dann gesagt "Die sind super, aber ich würde sie gern mit ein bisschen Sahne verfeinern!" Sie willigte ein, begab sich ins Bad - ich holte den Reinigungsschaum und so konnte ich sie problemlos säubern :-)
 
ich hatte ja erzählt, dass ich zu einer Bewohnerin ein "Vertrauensverhältnis" aufgebaut habe, in dem ich ihr die Reinigung mit dem Pflegeschaum als Verfeinerung ihrer Pralinen, die sie mir neulich anbot (die aus Stuhl waren) verkaufte (Der Schaum sieht ja wie Sahne aus...:-). Was aber, wenn sie sagt, dass sie die "Sahne" nicht mehr will? Habt ihr Ideen, was ich dann sagen könnte bzw. wie ich reagieren könnte?
 
Das größere Problem ist evtl. dass die Dame glaubt was du sagst und es ißt.
Kein Scherz, habe ich leider schon des öfteren erlebt. Ist aber selten geworden
 
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Ich habe festgestellt dass manche der Pflegekräfte etwas zu schnell und vielleicht grob? sind. Dann zuckt manche Patientin auf einmal zusammen wenn man eine Weile nicht dort war und anfängt sie zu waschen. Ich rede dann viel mit ihr, bis sie versteht dass sie ja keine Angst haben muss. Wie oben schon erwähnt wurde, sind auch demente Patienten sehr empfänglich für unsere Gefühlslage und erkennen ob wir gestresst sind, es eilig haben, es gut mit ihnen meinen.

Oft nutze ich auch warmes Wasser und einfach Duschgel oder Intimwaschlotion. Das empfinden sie als sehr angenehm. Auch mache ich absichtlich dann etwas langsamer und sanfter, um sie nicht zu erschrecken. Bei blinden Patienten mache ich das auch so. Ich erkläre jeden Schritt bevor ich ihn unternehme wie "So Frau ... ich mach sie jetzt mal untenherum etwas frisch, ist das ok?.. dann sagt sie ja, ja ja... und ich ok, es kann kurz etwas kühl werden aber das ist ok.. und sie.. jaa, ok ok.. Sie weiss dann was passiert und das beruhigt sie :) Das hat sich so eingebürgert dass ich das mittlerweile immer so machen und es kommt gut an. Die Pat sind entspannter und machen besser mit und man hat mehr Zeit zum erzählen und lachen :)
 

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