"Hilfe"-Rufe bei dementen Patienten auf einer Intensivstation

Hallo Zappeline,

eine Intensivstation ist leider kein Heim für demente Menschen.

In vielen Fällen bleibt nichts anderes übrig als den Patienten nachts zu sedieren.
Was soll ich machen, neben dem dementen Patienten liegt ein anderer Patient mit einem frischen Infarkt?
Soll ich den Infarktpatienten sedieren, dass er sich zumindest an den Hilferufenden Patienten nimmer erinnern kann und den Rest der Station gleich mit?
Angehörige, vor allem wenn der Patient aus dem Pflegeheim kommt, wollen sich die Nacht nicht um die Ohren schlagen um dabei zu bleiben. Häufig ist es räumlich auch schwierig.

Ich bin ein grosser Freund von Validation, doch hat sie auf Intensiv ihre Grenzen.

Liebe Grüsse
Narde
 
Es gibt Pflegeheime für Demenzkranke,in denen die Lebensumstände den zu Pflegenden angepasst werden, d.h. es gibt einen Garten mit Bushaltestelle und die Menschen werden dort abgeholt wo sie sich gerade befinden etc.- ohne Heimatmosphäre und "Pflegezwang".
Stationen in dieser Art müsste es auch in jedem grösseren KH geben mit angepasstem Personalschlüssel natürlich.

Klingt prima, gibt es aber hier auf dem Land nicht.

Versteh mich nicht falsch, ich finde Deine Einstellung grundsätzlich prima. Aber ich frag mich, wo Du arbeitest. Habt ihr da wirklich so einen Personalschlüssel, dass das hier

Ich finde es erschreckend und beschämend,daß der Umgang mit Dementen immer noch durch Sedieren auf ein Nötigstes beschränkt wird-das ist ja leider nicht nur im KH sondern auch in vielen Altenheimen noch üblich.

bei euch nicht notwendig ist? Du kannst ja den Kollegen keinen Vorwurf machen, wenn ihnen aufgrund des Personalschlüssels nichts anderes übrig bleibt...
 
Zappeline- darf ich fragen, in welchem Bereich du arbeitest? Vielleicht erklären sich ´ja dann die unterschiedlichen Ansätze. Im Moment scheinen Theorie und Realität aufeinanderzuprallen. Die Praktiker haben die Erfahrung gemacht, dass auch das beste Konzept seine Grenzen hat... zum einen aus dem Personalmangel heraus, zum anderen, weil der Mensch eben individuell ist- auch und gerade in der Demenz. Was bei A sinnvoll erscheint muss bei B net unbedingt den gleichen Effekt erzielen.

Wenn wir in der Theorie bleiben: Wohlbefinden erreicht man, wenn man die Umgebung, das soziale Umfeld und die Eigenwahrnehmung in Einklang bringt. Hier dürften klinische Einrichtungen klar benachteiligt sein. Und auch viele Pflegeheime scheitern einfach an den ganz banalen Raumsituationen.

Elisabeth
 
Hallo Feli!

Wie bei vielen pflegerischen Fragestellungen, gibt es selten Universalantworten. Als Lösungsansatz würde ich als erstes die Kollegen von der stationären Altenpflege interviewen oder nach Hinweisen im pflegerischen Verlegungsbericht suchen.

Die Ursachen von Hilferufen können viele Botschaften enthalten, die sehr individuell sein können.
Grundsätzlich ist ein Intensivaufenthalt für Demente absolut unwirklich und kann biografisch (ausser es ist eine ehemalige Kollegin oder Kollege) überhaupt nicht eingeordnet werden.

Eine Orientierung für Demente ist so gut wie überhaupt nicht möglich und die Verweildauer ist meist zu kurz, um eine Beziehung aufbauen zu können.
Empfehlen würde ich die Kommunikationsregeln Demenz zu beachten und eine Schmerzeinschätzung nach BESD oder ECPA. Eine Frage nach Schmerzen bei Dementen, wird nur selten adäquat beantwortet.

Eine Sedierung würde ich nicht empfehlen, weil die Problematik nicht gelöst wird und dann von den Kollegen der Normalstation ausgebadet werden muss, wenn nicht mehr sediert wird. Die Dementen müssen dann nicht nur die Krankenhaussituation verarbeiten, sondern auch noch die Nachwirkungen der Dauersedierung.

Eine Fortführung der Medikation mit Psychopharmaka oder eine Neueinstellung durch den Neurologen ist sicherlich zielführender - aber bitte keine symptomatische (Dauer-)Sedierung!

Mit kollegialem Gruß KGK
 
@Feli: Ich habe schon mehrmals betont,daß ich keinem Pfleger hier einen Vorwurf machen möchte. Mir ist auch durchaus bewusst,daß die Situation im KH grundsätzlich für Menschen eine Ausnahmesituation ist,nicht nur für Demente und daß sich der Pfleger auch um die Genesung und das Wohlbefinden der anderen Patienten kümmern muss.
Trotzdem denke ich,daß es doch eigentlich möglich sein sollte,zumindest in grösseren Städten spezielle KH-Stationen für demente Menschen einzurichten;mit entsprechendem Personalschlüssel und vor allem speziell geschultem Personal(das soll keine Kritik an Krankenpfleger sein-also bitte nicht missverstehen).

@Elisabeth: Ich bin in der Ausbildung zur Altenpflegerin und wahrscheinlich kommen jetzt so Sprüche nach dem Motto: Ja klar Schülerin...keine Ahnung von nix.

Es ist für mich eine grundsätzliche Frage,warum es neben Palliativstationen im KH,die ja auch durch einen hohen Personalschlüssel höhere Kosten haben, nicht auch KH-Stationen für Demente ermöglicht werden sollten, insbesondere,weil die Zahl Dementer stetig steigt.In 10 Jahren wird wahrscheinlich jeder 2. Mensch ab dem 65.LJ. dement sein.

Ach ja,in Duisburg gibt es z.B.ein Altenheim speziell für an Demenz erkrankte Menschen.Dort gibt es 3 Stationen für jeweils ein Krankheitsstadium eine,wo wie gesagt die Lebensumstände ihren Bewohnern individuell angepasst wird.
 
Beobachtet euch mal, wenn ihr in einer super streßigen Situation seit, es allen recht machen wollt und dabei stets freundlich sein wollt. Merkt ihr eure innere Anspannung? Die transportiert ihr ungewollt nonverbal in den Kommunikationsversuch mit der Pat..
Wer Kinder hat, wird sich erinnern an das schreiende Kind, dass man schon Stunden versucht zu beruhigen, es durch die Wohnung trägt und wiegt... und dann kommt der Mann von der Arbeit, nimmt einem das Kind ab, spricht drei beruhigende Worte und das Wunder geschieht: das Kind wird ruhig. Nonverbale Kommunikation. Er ist ruhig. Er steht net unter Druck. Er geht völlig unvoreingenommen in die Situation.
Bei Schreikindern erlebst du dieses Phänomen übrigens net- da sind beide ständig unter Druck.

In der beschriebenen Situation werden Urängste in uns angesprochen: sich net mehr verständlich machen können, völlig allein zu sein mit seinen Ängsten. Und umso mehr Pflegekraft versucht, der Pat. etwas Gutes zu tun... umso mehr wächst die innere Anspannung.

Was will ich damit erklären? Nicht jeder kann die hohen Ansprüche, die z.B. Zappeline hier anführt, erfüllen. Viele Aspekt spielen da hinein. Personalmangel, Zeitmangel ... und nicht zuletzt auch die mangelnde Fähigkeit sich auf solche Pat. einzulassen. Auch Pflegekräfte sind nur Menschen.

Und in diesem Falle denke ich, es ist besser den Pat. zu sedieren- für beide besser. Denn niemand profitiert davon, wenn man jemanden stundenlang schreien lässt. Der Pat. net, denn der Streß hat Auswirkungen aufs Immunsystem und damit auf den Genesungsverlauf. Dem Mitpat. net, der ebenfalls unter Streß gerät. Und auch net der Kollegin. denn jeder weiß, dass Streß auch Auswirkungen auf dei Konzentration hat und damit dei Fehlerquote steigt.

Warum gibt es keine reinen Demenzstationen? Damit lässt sich das Problem net lösen. Die Liegezeit beträgt nur wenige Tage bis Wochen. Zu wenig um eine Beziehung aufbauen zu können bei so schwer geschädigten Pat.. Und auch die Umgebung ist in einem KH nun mal bedrohlich für solche Pat.. Viele müssen krankheitsbedingt das Bett hüten. Und , und, und...


Elisabeth
 
.In 10 Jahren wird wahrscheinlich jeder 2. Mensch ab dem 65.LJ. dement sein.

Woher hastn das?!!?! Setze 50€dagegen!

Natürlich wäre eine Station für dementiell Erkrankte schön. Gibt sowieso so viel schönes... naja, gibts ja egtl doch schon: Gerontopsychiatrie. Aber die behandeln da ja leider nicht die Somatik, bzw. nur "nebenher". Was du willst... weiß nicht... wer will denn da arbeiten?!
 
Trotzdem denke ich,daß es doch eigentlich möglich sein sollte,zumindest in grösseren Städten spezielle KH-Stationen für demente Menschen einzurichten;mit entsprechendem Personalschlüssel und vor allem speziell geschultem Personal(das soll keine Kritik an Krankenpfleger sein-also bitte nicht missverstehen).

@Elisabeth: Ich bin in der Ausbildung zur Altenpflegerin und wahrscheinlich kommen jetzt so Sprüche nach dem Motto: Ja klar Schülerin...keine Ahnung von nix.

Es ist für mich eine grundsätzliche Frage,warum es neben Palliativstationen im KH,die ja auch durch einen hohen Personalschlüssel höhere Kosten haben, nicht auch KH-Stationen für Demente ermöglicht werden sollten, insbesondere,weil die Zahl Dementer stetig steigt.In 10 Jahren wird wahrscheinlich jeder 2. Mensch ab dem 65.LJ. dement sein.

Ach ja,in Duisburg gibt es z.B.ein Altenheim speziell für an Demenz erkrankte Menschen.Dort gibt es 3 Stationen für jeweils ein Krankheitsstadium eine,wo wie gesagt die Lebensumstände ihren Bewohnern individuell angepasst wird.
Theoretisch ist vieles möglich, aber wir sprechen hier in diesem Thread von einer Intensivstation. Nicht von dem drei Welten Modell bei Demenz in einem Altenheim.
Du kannst natürlich noch nicht wissen, dass die Patienten auf einer Intensivstation meist nur eine kurze Verweildauer haben und reine Demenzintensivstationen sich auch nicht rechnen, wer soll die Patienten von ärztlicher Seite betreuen? Der Gerontopsychiater den den frischen Apoplex oder die Pankreatitis?

Du kannst ein Krankenhaus nicht mit einem Seniorenwohnheim vergleichen und auch nicht mit einer Demenzstation. Die Abrechnung erfolgt über DRG's daher sind kurze Verweilzeiten vorgegeben, was auch bedeutet, dass Menschen nur eine Nacht ggf. auf Intensiv liegen bevor sie weiter verlegt werden.
Dass Demente im Krankenhaus verwirrter sind als im häuslichen Bereich ist uns allen bewusst - wir müssen eben das Beste aus der Situation machen.
 
Wir hatten auch einen dementen "Schreier", der aber im Frühjahr diesen Jahres im KH verstorben ist.
Wie am Anfang beschrieben, konnte er auch kaum sagen, was er hatte.
(Scherzen: offenbar keine, schlecht geschlafen: nein, ...)
Eine Sedierung kam für uns nur als letztes Mittel in Frage!!! :schraube: :dudu:
Er konnte es einfach nicht ertragen, im dunklen Zimmer zu schlafen.
Daher hatten wir immer die Tür einen Spalt offen gelassen. Manchmal half es.
In übrigen kann es auch sein, dass er auf die Toilette musste, nicht richtig im Bett lag (zu niedriger Kopfteil) oder auch einfach aufstehen wollte, aber nicht selber konnte.
Was uns geholfen hatte, war die Biographie-Arbeit sowie die Anamnese des Bewohners, um Erkrankungen wie Refluxoesophagitis (z. B.) oder Kriegs- und Nachkriegserlebnisse auszuschließen zu können oder mit einzubinden.
 
Wir hatten auch einen dementen "Schreier", der aber im Frühjahr diesen Jahres im KH verstorben ist.
Dein "Schreier" hat aber anders geschrien, als der hier beschrieben Pat.

Hier geht es darum, dass IMMER gerufen wird Unabängig von Dunkelheit oder Urindrang. Das kann man ja schnell beheben...

Hatten auch letztens einen Patienten mit demselben problem. Nachdem sich zusätzlich dann die Stationen über und unter uns mehrfach beschwert hatten, half es nur noch, zumindest nachts, die Psychopharmaka hochzufahren ...
Im Vorfeld hatten wir, vom Pflegepersonal eh schon einen stark erhöhten Stresspegel - weil STÄNDIG nur gerufen wurde...

Im Heim des Pat könnte ich nicht arbeiten. Haben 3 Kreuze gemacht, als er weg war, da bin ich ehrlich.
 
286494Im Vorfeld hatten wir, vom Pflegepersonal eh schon einen stark erhöhten Stresspegel - weil STÄNDIG nur gerufen wurde...

Im Heim des Pat könnte ich nicht arbeiten. Haben 3 Kreuze gemacht, als er weg war, da bin ich ehrlich


Geht mir genauso. Ich bin durchaus bereit, alles mögliche zu versuchen (was eben auf ITS möglich ist, kann ja schlecht die Monitore oder das Beatmungsgerät des Nachbarn ausschalten, falls es das ist, was Angst macht), aber meine Geduld hat da sehr deutliche Grenzen. Und nach 2 Stunden und mehreren verschiedenen Lösungsansätzen wird es dann einfach anstrengend... traurig, aber wahr!
 
Wir haben sehr häufig Patienten mit einer dementiellen Erkrankung, aber da wir nur sehr wenige 1-Bett-Zimmer haben liegen diese Pat. natürlich auch mit anderen Patienten zusammen. Das Hauptproblem dass wir haben ist, dass sie zumeist Bettruhe haben, wegen Z. n. Herzkatheter oder frischen Hirninfarkt Plegie auf einer Seite. Sie sind einfach so krank, und wenn nicht beatmet, auch bettflüchtig. Die Verletzungsgefahr ist sehr hoch, denn diesen Patienten klar zu machen dass ein Aufstehen nicht möglich ist, ist fast unmöglich. Sie leben in ihrer Welt und es ist zum Schutz der Patienten unumgänglich sie zu sedieren. Ich sehe dass so, dass der dementielle Pat. ja auch ohne Sedierung sehr bei uns leidet und mit Sedierung ja wohl offensichtlich nicht. Würden wir nicht auch gerne schlimme Situationen am liebsten verschlafen?? Bevor hier jetzt Kommentare kommen, ich meine nur für die Akutsituation!!
Ganz klar muss sehr gut abgewogen werden ob Pat. mit Demenz auf einer ITS/IMC richtig aufgehoben sind, angeschlossen am Monitor und dadurch eingeschränkt in ihrer Mobilität. Aber das entscheidet der Arzt, nur wir von der Pflege sind für die Sicherheit des Pat. verantwortlich, und das ist nicht immer einfach.
Die Angehörigen sind meistens sehr froh wenn sie zu Hause mal aus der Verantwortung sind. Wer dementielle Angehörige hat kann das gut nachempfinden.
LG Bucks
 
Liebe Koleginnen und Kollegen!
Irgendwie finde ich es schade, dass dieses Problem nicht lösbar ist! Die Ärzte delegieren an das Pflegepersonal die Verantwortung.
Pflegepersonal von Intensiv hat aber keine Ressourcen sich des Dementen adäquat anzunehmen. Angehörige, Besucher und Mitpatienten werden wahnsinnig. Dementer wird bis zur Verlegung sediert oder frühzeitig auf Normalstation verlegt, wo die personellen Ressourcen noch knapper sind, usw.
Als ich auf 1993 auf Intensiv begonnen habe, wurde alles gemacht, was medizinisch machbar war. Geld und Personaleinsatz spielten keine Rolle und wenn der Patient bereits in einer Sterbephase war, haben wir trotzdem meist immer und alles gegeben - ohne Rücksicht auf Sinnhaftig- oder Wirtschaftlichkeit!
Geld ist in unserem System meiner Meinung nach genug - doch es kommt leider nicht dort an, wo es dringend notwendig ist!
Einen mittelschwer an Demenz Erkrankten auf einer Intensivstation zu betreuen, ist eine absolute Herausforderung, bei der ich all mein Können und meine Sensibilität herausfordern muss. So jemand kann man nicht mal nebenher betreuen und Demente passen nicht in das herrkömmliche Betreuungsschema einer Intensivstation. Ein verunsicherter orientierungsloser, verängstigter Dementer ist mindestens so aufwändig, wie eine schweres Polytrauma mit allem drum und dran.

Gruß KGK
 
Hier kommt oft die Forderung, dass der Angehörige als Bezugsperson aktiv mit einbezogen werden sollte.

These: Bei Bewohnern von Pflegeeinrichtungen (und hier habe ich die spezialisierten vor Augen) würde es bedeuten, dass die Bezugsperson aus der Pflegeeinrichtung in der Klinik anwesend sein müsste.

Selbst wenn wir genug Geld im System hätten- eine 1:1 Betreuung im KH-Bereich wird net möglich sein. Zumal diese Klientel zunehmen wird. Denn es handelt sich bei diesem Phänomen ja net nur um Pat. die dauerhaft desorientiert sind. Stichwort: Durchgangssyndrom.

Elisabeth
 
Liebe Kollegin!

Eine 1:1 Betreuung würde allein auch nicht das Problem lösen. Um dementen Menschen eine Pflegesituation zu gestalten, in denen sie intensivpflichtig sind, brauchen wir darüber hinaus andere und bessere Rahmenbedingungen.
Das fängt bei der Raumgestaltung mit Einrichtungs- Decken und Fußbodengestaltung an und endet bei der Dokumentation (Stichwort: Schmerzbeobachtung). Wir brauchen eine andere Akustik, Tageslicht und Nachtdunkelheit und weniger futuristische Betten. Wenn wir uns gemeinsam Gedanken machen würden, würde uns dazu noch viel mehr einfallen. Manches muss ausprobiert, revidiert und verbessert werden.

Was das Geld angeht, denke ich dass es eine Umverteilung geben könnte. Brauchen wir soviele Herzkatheterlabors und sollen Heimbeatmungspflichtige Menschen unbedingt eine 24h 1:1 Pflege bezahlt bekommen? Es gibt auch hier bestimmt noch bessere Beispiele. Solange wir uns noch so viel leisten können, ist genug Geld im System, oder?

Wenn ich noch in diesem Bereich arbeiten würde, hätte ich große Lust da etwas zu bewegen. Basale Stimulation hat sich auch auf Intensivstationen durchsetzen dürfen.

Gruß KGK
 
DANKE DANKE DANKE

Das sind auch meine Gedanken zu diesem Thema-auch wenn mir manchmal die richtigen Worte fehlen, es so passend auszudrücken wie Du.:daumen:
 
Das fängt bei der Raumgestaltung mit Einrichtungs- Decken und Fußbodengestaltung an und endet bei der Dokumentation (Stichwort: Schmerzbeobachtung). Wir brauchen eine andere Akustik, Tageslicht und Nachtdunkelheit und weniger futuristische Betten.
Bei uns ist es nachts dunkel in den Räumen, allerdings lassen sich Infusionspumpen und Beatmungsgeräte genausowenig vermeiden wie Sauerstoffbefeuchtung.
Was das Geld angeht, denke ich dass es eine Umverteilung geben könnte. Brauchen wir soviele Herzkatheterlabors und sollen Heimbeatmungspflichtige Menschen unbedingt eine 24h 1:1 Pflege bezahlt bekommen? Es gibt auch hier bestimmt noch bessere Beispiele. Solange wir uns noch so viel leisten können, ist genug Geld im System, oder?
Weniger HK-Labore = weniger desorientierte Patienten?
Basale Stimulation hat sich auch auf Intensivstationen durchsetzen dürfen.
ist für uns kein Fremdwort - wir bauen Nestchen, haben bunte "Bettgardinen", normale Krankenhausbetten, die ähnlich in Altenpflegeeinrichtungen zu finden sind, dennoch haben auch wir immer wieder Patienten die trotz allem um Hilfe rufen.

Wo ist also die Lösungsmöglichkeit?

Validation? Da aus den Pflegeheimen meist erstmal nur dürftige Verlegungsberichte bei uns eingehen schon mal schwierig.
Bei Rücksprache noch nachts im Pflegeheim bekommt man häufig folgende Antworten:

  • der Bewohner ist neu - also kaum bekannt
  • die Pflegekraft nur zur Aushilfe, kennt also den Bewohner garnicht
  • die Pflegekraft ist neu...
Vielleicht wäre es eine Alternative demente Patienten nicht auf Intensivstationen auf nehmen? Ethisch wohl kaum vertretbar.
 
Ich möchte nochmal daran erinnern, dass sich der Betroffene auch beim Einzug in eine optimal ausgerichtete Pflegeeinrichtung nicht von einem Tag zum anderen integrieren kann. Was erwartet ihr da eigentlich?

Ein Kliniksaufenthalt ist für jeden Menschen- egal ob dement oder nicht- eine Ausnahmesituation. Schon geistig fitte Menschen kommen da an ihre Grenzen.

Es ist sicher löblich, dass man die Ideen verfolgt, mit der baulichen Veränderung ließen sich die Probleme lösen. Aber ich wage mal zu behaupten: das ist ein Irrglauben. Die moderne Technik ist in den letzten Jahren gravierend vorangeschritten.

Ich möchte nardes Aufzählung noch fortführen. Das ultramoderne Bett hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Es wird nämlich nicht nur, wie wohl angenommen- zur Entlastung des Pflegepersonals angewendet.

Es gibt Grenzen- egal wo und bei wem. Grenzen sind für Pflegekräfte immer schwierig auszuhalten. Pflegekräfte haben den Anspruch immer optimal helfen zu können. Dies ist einfach nicht möglich.

Und so kann es auch sein, dass die Sedierung einer hochdementen Dame eine Lösung ist, von der auch die Pat. profitiert. Weniger Streß- bessere Genesungschancen- weniger Komplikationen- schnellere Entlassung möglich.

Bezugspersonen in Pflegeheimen sind Angehörigen gleichzusetzen. Und vielleicht wäre schon ein großer Schritt getan, wenn demente Pat. mehr als nur ein Überleitbogen mit wenigen, meist noch somatisch orientierten , Informationen mitbekommen würde. Pflegekräfte im KH wären sehr dankbar, wenn sie eine Pflegeanamnese mit einem Menschen aus Fleisch und Blut erheben könnten. Zur Erinnerung: Kommunikation besteht nur zu 40% aus dem Wort.

Ergo: Alles muss klein beginnen. Erster Schritt. verpflichtende regelmäßige Kontaktaufnahme durch Bezugspflegekräfte. ein Besuch vor Ort wird vielen aus dem Bereich Altenpflege auch die Möglichkeiten und Grenzen einer Intensivstation eröffnen.

Elisabeth
 
Heute stand ich mal wieder vor einem von mir sehr gefürchteten Problem: Demente Patientin, die
a) wegen MRSA isoliert werden muss und dazu noch
b) NIV beatmet werden muss...

Eigentlich war sie nur o2 pflichtig, aber nachdem sie sich oft genug die o2 Brille entfernt und in ihrem Bett "herumgewirtschaftet" hatte (rechts, links, nach oben ziehen kann sie alles selbst, an Kabeln ziehen, sie sich um den Hals wickeln...), hatte sie eben irgendwann Luftnot, sodass sie an die NIV Beatmung kam.

Ich würde gerne wissen, wie oft ich mich heute komplett mit Schutzkittel, Haube, Mundschutz eingekleidet habe, um ihr Bett nach dem Sättigungsclip und der o2 Brille zu durchforsten...

Vielleicht hätte ich den Thread "Demente auf Intensivstation" nennen sollen, denn die Probleme sind wirklich vielfältig...
 
Hallo Feli!

Das ist der Supergau und ich denke Deine Demente Patientin war ebenso unglücklich wie Du!
Einen Menschen mit Demenz eine NIV-Beatmung zuzumuten ist doch von vornherein fragwürdig zielführend. Tippe mal, das war ein Arzt, der dann auch gleich wieder weg war und der sich mit der Situation nicht auseinander setzen musste.
Deine Demente Dame hat vielleicht gedacht, sie muss diesem Netz aus Kabeln entkommen und hat mit entsprechender Freiheitsliebe an den Kabeln gezogen - und dann auch noch die NIV und alle Menschen begegnen ihr nur noch mit Gesichtsmaske, Hauben und langen Kitteln.

Hoffentlich hat sich die BGA verbessert.

Gruß KGK
 

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