@ludmilla: Ja, natürlich hast Du Recht, dass es schon mal diesen Versuch gab und ich bin ebenso skeptisch wie Du, dass diese neue Initiative wirklich genügend Mitglieder zusammenbekommt, um überhaupt als Gewerkschaft aktiv werden zu können.
Der Begriff Feind ist natürlich rhetorisch überzogen, trifft es meiner Meinung nach aber trotzdem. Verdi bekämpft die Pflegekammer, als gäbe es keinen schlimmeren Feind. Gleichzeitig geht verdi auf Schmusekurs mit dem AG-Verband bpa. Das ist doch irgendwie pervers.
Die Initiative Fachgewerkschaft Pflege ist jedenfalls nicht so engstirnig, wie die verdi-Führung. Das kannst Du z. B. in diesem Ziel der Initiative lesen:
Bereitschaft und Förderung der Zusammenarbeit mit glaubwürdigen "Pflege-Organisationen": Wir sind bereit, mit Organisationen und Bündnissen zusammenzuarbeiten, die sich die Bekämpfung des "Pflegenotstands" und damit den Schutz von pflegebedürftigen Menschen zum Ziel gemacht haben. Wir lehnen gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Organisationen ab, die vordergründig vom Ziel einer Verbesserung des Pflegesystems und von "christlicher Nächstenliebe" reden und selbst das bestehende System aufgrund eigener wirtschaftlich-finanzieller Vorteile auf Kosten von Pflegekräften und Pflegebedürftigen aufrechtzuerhalten versuchen.
Hier wird ganz deutlich klargestellt, dass ein Schmusekurs mit dem bpa, der DKG, mit AWO oder Kirchlichen Trägern nicht drin ist, solange diese die Interessen der Pflegenden hintergehen.
Warum kuschelt verdi mit dem bpa und der DKG? Das hat doch schon autoagressive Züge. Wollen die ihre eigenen Mitglieder dafür bestrafen, dass sie nicht mehr werden wollen? Endlich mal wieder auf der Gewinnerseite stehen, egal wofür?
Die kategorische Ablehnung der Zusammenarbeit mit Verbänden halten wir für überholt. Wo sich Potenziale zur Zusammenarbeit ergeben, die am Ende den von uns vertretenen Pflegekräften und Pflegebedürftigen dienen, muss der Weg der Verhandlung beschritten und von Fall zu Fall entschieden werden. Auch die kategorische Ablehnung von Pflegekammern teilen wir nicht. Sie könnten in einigen Bereichen Aufgaben übernehmen, die eine Gewerkschaft unter Umständen nicht in demselben Maß erfüllen kann und muss, da auch ihre originäre Funktion und Zielrichtung eine andere ist. Nämlich der Schutz der sich in ihr versammelnden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anstelle der formalen Gestaltung (Regelung, Überprüfung und Überwachung) der Zulassung zur Berufsausübung.
Hier wird offenbar der Verstand eingesetzt und überlegt, was hilft und was nicht hilft. Und wenn mehrere Organisationen hilfreich sind, dann spricht nichts dagegen, dieses Potential zu nutzen. Wieso kommt verdi nicht auf diese einfachen und vernünftigen Gedanken?
Keine Sorge, ich bin von der Schlagkraft dieser Initiative keineswegs überzeugt. @Elisabeht: Mein erster Gedanke war auch die "neue Sau" und es steht zu befürchten, dass diese "Initiative von unten" am Dorfrand verendet. Aber die Analyse der Problemlage von der Initiative ist stichhaltiger, als alles, was verdi über die Pflege von sich gibt. Lass die Initiative ein Rohrkrippierer werden - wenn verdi sich ein paar dicke Scheiben davon abschneidet, hat sie schon viel erreicht.
@band1: Warte nicht auf die Pflegekammer. Die wird frühestens in zwei Jahren ihre ersten Beiträge fordern. Trete jetzt in eine Organisation ein, egal ob verdi, DBfK oder ein Förderverein. Wenn Du Dich für verdi entscheiden solltest, sprich erst mit der Führung und frag sie, wie sie für Pflege Politik machen will. Vielleicht merken die dann was.