Wie ehrlich muss eine Gewerkschaft gegenüber ihren Mitglieder sein?

Wie fühlen sich die Pflegenden bei ver.di im Punkt Pflegekammer vertreten?

  • Als ver.di-Miglied: Ver.di vertritt im Punkt Pflegekammer meine Interessen.

    Stimmen: 1 7,7%
  • Als ver.di-Miglied: Ver.di verletzt im Punkt Pflegekammer meine Interessen

    Stimmen: 5 38,5%
  • Als ver.di-Miglied: Das Thema Pflegekammer ist mir nicht wichtig.

    Stimmen: 1 7,7%
  • Als nicht-ver.di-Miglied: Ver.di vertritt im Punkt Pflegekammer meine Interessen.

    Stimmen: 1 7,7%
  • Als nicht-ver.di-Miglied: Ver.di verletzt im Punkt Pflegekammer meine Interessen

    Stimmen: 5 38,5%
  • Als nicht-ver.di-Miglied: Das Thema Pflegekammer ist mir nicht wichtig.

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    13
Meine Interessen vertreten sie zumindest in großen Teilen. Ich bin nicht mit allem einverstanden, aber mit vielem und sehe keinen Grund wegen der wenigen anderen Dinge auszutreten.

Das ist Dein gutes Recht. Ich sehe das anders, weil verdi unsere Berufsinteressen illegitimer Weise schädigt.

Ich finde meine 1% zumindest meist gut angelegt und ich kann selbst bestimmen wo mein Geld hingeht. Ich bekomme dafür u.a. Rechtsberatung, was mir sehr wichtig ist und in der Vergangenheit schon so manchen € eingebracht hat, was der AG mir trotz Tarifvertrag nicht zahlen wollte.

Das ist ein Vorteil von Gewerkschaften, ohne Frage. Das spricht für Gewerkschaften. Das gibt's aber nicht nur bei verdi.

Wie lustig, dass zeigt eindeutig deine Naivität und Realitätsferne in diesem Thema! Wenn ich gezwungen werde Mitglied zu werden, heißt das nicht, dass die Pflegenden plötzlich Verantwortung für Berufspolitik übernehmen. Sprichst du eigentlich auch manchmal mit deinesgleichen?

Genau das tue ich. Und Verantwortung übernehmen tut man auch schon, indem man seinen solidarischen Beitrag leistet. Auch ein Beitrag ist ein Beitrag!

Mithilfe dieses Beitrages leiste ich Unterstützung dafür, dass die berufspolitischen Interessen bis hin zur direkten Beratung der Gesetzgeber vertreten werden (was die Pflegekammervertreter als Gesetzesvorlagen über den Tisch einbringen können, müssen andere Lobbyisten unterm Tisch durchschleusen), dass mein Berufsstand sich um Qualität in der Berufsausübung und das Ansehen des Berufes in der Öffentlichkeit kümmert, dass er die Ausbildung selbst kontrolliert und nicht fachfremde Behörden, dass er Weiterbildungen auf ein solides Fundament stellt und nicht nach Gutdünken den AG-Verbänden (z. B. DKG) überlässt und dass er damit deren tarifliche Anerkennung unterstützt (die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften in geteilten Rollen drängt sich hier geradezu auf, auch wenn verdi sich dieser Bedeutung betonkopf-mäßig verschließt).

Abgesehen davon steigt mit dem Bildungsgrad das professionelle Berufsbewusstsein und damit auch das Verantwortungsbewusstein der Kammermitglieder, d. h. die Pflegekammer kann durch seine Weiterbildungsordnung direkt Einfluss auf die professionelle Einstellung seiner Mitglieder, also aller berufstätigen professionell Pflegenden nehmen.

Deine Darstellung meiner Aussagen ist dagegen ehrlich gesagt gedanklich sehr schlicht. Kein Wunder, dass es auf Dich naiv wirkt.

Dann handele ich und hoffentlich noch andere Ver.di-Mitglieder eben nicht. Aber ich jammere auch nicht, sondern tue das, was ich Alltag tun kann. Meine Kämpferphase ist vorbei und ich glaube mittlerweile auch, dass die Masse der Leute keine Verantwortung will, sondern in Ruhe pflegen und dafür anständig und der Verantwortung und Leistung angemessenen bezahlt werden.

Du musst ja auch nicht kämpfen. Es genügt, dass man andere kämpfen lässt, aber dafür einen Beitrag leistet, der den Kampf unterstützt.

Aber in Ruhe pflegen ist in vielen Bereichen, besonders in der Altenpflege schon jetzt oder in naher Zukunft nicht mehr möglich. Und anständig bezahlt wird es auch nicht, wenn verdi weiterhin schlechte Tarife mit seiner Unterschrift legitimiert.

Deine Kämpferphase mag vorbei sein. Es sei Dir zugestanden. Du wirst Deinen Teil schon geleistet haben. Aber die Trägheit der Masse zu beklagen oder vor ihr zu resignieren und gleichzeitig die Kämpfer als naiv hinzustellen, hört sich für mich eher nach "in Ruhe gelassen werden wollen" an. Den Gefallen werde ich Dir nicht ohne Kampf tun. :)
 
Ich bezeichne dich nicht wegen Deines Engagement und Kampfes als naiv, sondern weil du glaubst, dass die Pflegenden mit Kammerzwangsmitgliedschaft Verantwortung für ihre Berufspolitik und Interessen bekommen. Das ist was völlig Anderes.

Meiner langjährigen Erfahrung nach nehmen Pflegende aus Fortbildungen, zu denen sie gezwungen werden nicht wirklich viel mit....ich höre noch immer die Kommentare am Pausentisch auf verschiedenen Stationen, wenn eine Pflichtfortbildung angesetzt war.
Aber ich will deinen Glauben an die Pflegenden nicht zerstören. Warum verpflichtende Fort- und Weiterbildung, was ich im übrigen für sinnvoll erachte nur über eine Verkammerung durchzusetzen ist, erschließt sich mir nicht und wird sich mir nie erschleißen. Das könnte man auch per Gesetz regeln und über die entsprechenden Behörden überprüfen lassen.

In einem hast du Recht, bezüglich der Verkammerung möchte ich in Ruhe gelassen werden, jegliche Pro-Argumente haben mich nicht überzeigt und das gebetsmühlenartige Wiederholen wird mich auch zukünftig nicht überzeugen.
Ich werde nicht kämpfen, vor allem nicht mehr in diesem Thread. Du wiederholst zum hunderstenmal die Argumente was Ver.di nicht tut. Ich spar mir mal meine Wiederholung, warum dass so ist.

Vielleicht wissen wir irgendwann in 20 Jahren, wer Recht hatte. Ich befürchte aber, dass ich nicht erleben werde, dass die Masse der Pflegenden sich verantwortungsvoll um Berufspolitik, eigenes Berufsbild und einiges mehr kümmert.

Ludmilla
 
@ludmilla: Du hast mich immer noch nicht ganz verstanden. Ich würde gar nicht erst von jedem verlangen, sich persönlich für Berufspolitik zu engagieren, weil mir völlig klar ist, dass das niemals so umfassend möglich wäre. Das anzunehmen, wäre wirklich naiv.

Ich finde es auch völlig in Ordnung, wenn jeder nach seinem persönlichen Lebensentwurf entscheidet, wie sehr sie/er sich in die Berufspolitik einbringt. Es reicht mir völlig, wenn jeder seinen Beitrag als Beitrag leistet und damit diejenigen, die sich für uns einsetzen, mit den Mitteln ausstattet, die zum Erfolg notwendig sind.

Nicht okay ist es, gar keinen Beitrag zu leisten und trotzdem vom Engagement der anderen zu profitieren. Das hat nichts mit Naivität zu tun, sonderm mit Fährness und funktionsfähigen Strukturen.

Und natürlich - aber da sind wir uns ja offenbar einig - gehört für mich auch die Verantwortung dazu, im eigenen Betätigungsfeld auf dem aktuellen Stand zu sein. Es kann nicht sein, dass Pflegebedürftige Schaden erleiden, weil die bezahlte und professionell tätige Pflegekraft nicht bereit ist, lebenslang zu lernen.

Aber das durchzusetzen, in dem man auf den Gesetzgeber oder fachfremde Behörden verweist, das würde ich als naiv ansehen. Denn Jahrzehnte haben mitlerweile empirisch belegt, dass dann die sachfremden Interessen überwiegen, wie z. B. Profit der AG, zufällige Kenntnisse der Behördenvertreter, Vormachtinteressen anderer Berufsgruppen usw.

Das könnte man auch per Gesetz regeln und über die entsprechenden Behörden überprüfen lassen.

Das ist wirklich eine Gebetsmühle: Könnte - tut aber keiner, und schon gar nicht in unserem Interesse. Wenn Du willst, dass gehandelt wird, lasse den handeln, der ein Interesse daran hat.

In einem hast du Recht, bezüglich der Verkammerung möchte ich in Ruhe gelassen werden, jegliche Pro-Argumente haben mich nicht überzeigt und das gebetsmühlenartige Wiederholen wird mich auch zukünftig nicht überzeugen.

Du willst in Ruhe gelassen werden. Das ist Deine Entscheidung. Jegliche Pro-Argumente für nicht überzeugend zu erklären, ist ein Totschlagargument. Es erklärt nichts, bestätigt nichts, widerlegt nichts.

Die Gebetsmühlen stoße ich nicht an. Ich reagiere überwiegend nur auf die Argumente und Aussagen anderer. Ich finde das in Ordnung. Man muss miteinander reden, auch mit Wiederholungen und vielen Wendungen und alles von verschiedenen Seiten beleuchten, um eine fundierte Meinung reifen zu lassen. Miteinander reden und Argument austauschen ist grundsätzlich eine gute Sache, solange man aufeinander eingeht. Aber man sollte schon am Austausch interessiert sein, und nicht nur Bestätigung für eine vorgefasste Meinung suchen.

Du wiederholst zum hunderstenmal die Argumente was Ver.di nicht tut.

Solange verdi unterstützt wird, ohne die Kritik an verdi entsprechend zu würdigen, werde ich diese Gebetsmühle tatsächlich immer wieder ankurbeln. Jedenfalls solange verdi sich mit den AG-Verbänden gegen die Professionalisierung der Pflege verbündet (sorry für diese Gebetsmühle).

Es gibt hier verdi-Unterstützer, die verdi zum Teil klar dafür kritisieren, ohne deshalb von verdi abzufallen. Das finde ich okay. Noch besser fände ich es, wenn diese sich an die verdi-Spitze wenden würden, um klarzustellen, wie sie zu dem verdi-Kurs stehen. Und verid nicht bald einlenkt, würde ich es sogar gut finden, verdi die Quittung auszustellen und auszutreten. Selbst Du sagst, dass Du an verdi nicht alles gut findest. Dann bekenne Dich doch dazu. Was findest Du nicht gut, oder war das nur eine Floskel?

Zum Abschlied hier meine Gebetmühle:
  • Verdi ist keine heilige Kuh!
  • Verdi mischt sich in unsere Berufspolitik ein, die nicht ihr Bier ist!
  • Verdi verbündet sich mit den Lohndumpingtreibern gegen mehr Mitbestimmung der Pflege!
  • Verdi missachtet die Interessen seiner eigenen pflegerischen Mitglieder.
  • Verdi hat keine klare Linie in seiner eigenen Politik, sondern mischt einfach nur überall irgendwie konzeptlos mit.
  • Verdi polemisiert und lässt sich auf eine sachliche Diskussion mit Pflegevertretern nicht ein.
  • Verdi könnte ein super Partner in der Duchsetzung der Interessen der Pflege sein, aber die verdi-Spitze will nicht kooperieren.

Wo bleiben die stichhaltigen Gegenargumente? Aber bitte nicht auf dem Niveau, dass diese Argumente alle nix zählen, weil pauschal nur Geld und Personal zählt - rhetorisch also nur die Aspekte, in denen verdi glänzen könnte (könnte, nicht tut!). So naiv werden die wenigsten hier im Threat sein, diese Rhetorik nicht zu durchschauen.

Warum gehen wir nicht den Weg, verdi und die anderen Interessenvertreter der Pflege tatsächlich zusammenzubringen, an einem runden Tisch, wie pericardinchen vorschlägt? Die ganzen Gebetsmühlen könnten wir schlagartig stoppen, wenn wir uns auf eine Kooperation einlassen würden und einen strategischen Pakt für die Interessen der pflegerischen Beschäftigten bilden würden. Warum um alles in der Welt passiert das nicht?

Was willst am runden Tisch zu Verdi sagen? Ihr seit böse weil ihr den Finger in die Wunde legt.

@Elisabeth: Geht's auch ohne eingeschnappt sein?

@Elisabeth, @pericardinchen:
  • Alle sollten sagen, dass sie sich freuen, zusammenarbeiten zu wollen.
  • Alle sollten sagen, welche Ziele sie für die Pflegenden verfolgen.
  • Jeder sollte deutlich machen, welchen Beitrag jeder jeweils dazu leisten kann.
  • Alle zusammen sollten überlegen, wie sie sich gegenseitig mit den ihnen verfübaren Mitteln und Rechten unterstützen könnten.
  • Alle sollten sich dazu bekennen, dass sie die Existenzrechte der jeweils anderen Organisationen anerkennen und zu einem gedeihlichen Miteinander beitragen wollen.
  • Alle sollten erklären, dass sie ihre Legitimation zu ihrem Handeln von ihren Mitgliedern erhalten.
  • Alle sollten erkennen, dass sie die gleiche Zielgruppe (mit verschiedenen Schnittmengen) vertreten.
  • Alle sollten sich zu einem sachlichen und unpolemischen Umgang miteinander verpflichten.
Das klingt so selbstverständlich, das man Mühe hat zu begreifen, warum das nicht längst passiert ist.
 
Also wie immer: Runder Tisch um des Runden Tisches willen. Hättest doch gleich schreiben können. das das wie die bekannten Qualitätsgruppen funzen soll: man trifft sich um das zu besprechen, was man beim letzten mal schon besprochen hat und festzulegen, dass man bei nächsten mal, dass von heute bespricht. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.

Elisabeth
 
...
Nicht okay ist es, gar keinen Beitrag zu leisten und trotzdem vom Engagement der anderen zu profitieren. Das hat nichts mit Naivität zu tun, sonderm mit Fährness und funktionsfähigen Strukturen.
...
Der ist mal wieder Klasse. Du forderst ja auf, Verdi zu boykotieren damit sie sich deinen Vorstellungen entsprechend äußern- möchtest aber trotzdem an den Tarifen partizipieren. Schade das Verdi immer so inkonsequent ist und die Tarifergebnisse net schützt- meint ausschließlich für Verdimitglieder anwenden lässt.

Elisabeth
 
Schade das Verdi immer so inkonsequent ist und die Tarifergebnisse net schützt- meint ausschließlich für Verdimitglieder anwenden lässt.
Als ob sie das könnten.

An dem Tag, an dem ein AG den Tariflohn nur an die Gewerkschaftsmitglieder auszahlt (genau für die handelt ver.di sie aus, die Nichtmitglieder müssen nicht so entlohnt werden, und das ist der Gewerkschaft durchaus bewusst) wird selbige Gewerkschaft den Geschäftsführer fürs Bundesverdienstkreuz vorschlagen. Am nächsten Tag hätten sie nämlich den Rest des Betriebes als neue Mitglieder gewohnen, und das ohne einen Cent für Werbung auszugeben.

Eine Gewerkschaft kann einem AG nicht verbieten, seine Leute besser zu bezahlen, und kein AG ist so blöd und setzt Deinen Vorschlag in die Tat um.
 
Als ob sie das könnten.

An dem Tag, an dem ein AG den Tariflohn nur an die Gewerkschaftsmitglieder auszahlt (genau für die handelt ver.di sie aus, die Nichtmitglieder müssen nicht so entlohnt werden, und das ist der Gewerkschaft durchaus bewusst) wird selbige Gewerkschaft den Geschäftsführer fürs Bundesverdienstkreuz vorschlagen. Am nächsten Tag hätten sie nämlich den Rest des Betriebes als neue Mitglieder gewohnen, und das ohne einen Cent für Werbung auszugeben.

Eine Gewerkschaft kann einem AG nicht verbieten, seine Leute besser zu bezahlen, und kein AG ist so blöd und setzt Deinen Vorschlag in die Tat um.

Danke, genau so ist es!
 
Eben. Unterm Strich wird es uns allen mehr nutzen, wenn alle zusammenarbeiten und wir auf keine Einflussmöglichkeit verzichten, sondern alle Register ziehen.
 
Das würde ich mal als eine ganz wesentliche Erkenntnis bezeichnen!
 
@Claudia- du wirst dich wundern- das geht. Und was galubst, wer da den größten Aufstand geprobt hat? Nicht, dass die Kollegen jetzt endlich verstanden hätten, wie Tarigverhandlungen funzen. Weit gefehlt. Man hat sich in der örtlichen Presse darüber ausgelassen wie unfair das doch wäre, dass die Verdianer ihren Jahresbeitrag als Einmalzahlung wieder bekämen.

Pflege will stets alles umsonst. Und weil das net geht, wird es die Zwangsmitgliedschaft geben. Was wollen wir wetten, dass dann wieder viele Artikel und Leserbriefe veröffentlicht werden ob der unerhörten Forderung, dass man seine eigene Selbsrverwaltung auch nich selbst bezahlen muss.

Wir sollten endlich ehrlich sein und für den Kommunismus in der Pflege kämpfen: jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen. Als allererstes gehört das höhere Gehalt für das management abgeschafft. Die tun eh nix. Da reicht die 7a. *zynismusoff*

Man kann gar net soviel fressen wie man k*** müsste.

Elisabeth
 
Ich habe hier ja gelernt, das der FB 03 bei verdi für den Bereich Gesundheitsberufe zuständig ist. Die Abteilungsleiterin hat sich in der Öffentlichkeit dadurch hervorgetan, die Position von verdi in Worte zu fassen, wenn sie sie nicht gar selbst initiiert hat.

Ich frage mich, was die Abteilungsleiterin Melanie Wehrheim qualifiziert, um über berufsfachliche Strategien der Pflege zu entscheiden und sich über den Willen der Mehrheit der pflegerischen Mitglieder von verdi hinwegzusetzen.

Leider outen sich die verdi-Funktionionäre auf den Internetseiten nicht, welche Qualifikation sie haben. Ich konnte nur herausfinden, dass sie Dipl.-Politologin ist und Doktorandin an der Philipps-Universität Marburg war/ist (?), dass sie in der Zeitschrift Marxistische Erneuerung publiziert hat, Mitglied der LINKSPARTEI ist/war (?) und zu welchen Themen sie u. a. publiziert hat: z. B. über Deutschland und Europapolitik, über die rot-grüne Politik zu Schröders Zeiten, über "Euroimperialismus", über die Integration und Transformation von Polen in der EU, über die Osterweiterung, in einer Rezension über Kinderarmut in Ost- und Westdeutschland, über Kapitaldeckung oder solidarische Finanzierung der Pflegebedürftigkeit, über das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz der Großen Koalition, über den Gesundheitsfonds, über die Pflegereform der Großen Koalition aus geschlechterpolitischer Sicht.

Ob sie in der Pflege tätig war oder eine pflegerische Qualifikation hat, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht ist ihr das nicht wichtig öffentlich zu zeigen oder es liegt einfach nicht vor.

Auf jeden Fall ist sie hoch und wissenschaftlich qualifiziert. Aber ebenso ist sie rhetorisch sehr versiert, was sie als Politikerin und Gewerkschaftsvertreterin auch sein sollte. Umso interessanter ist es, ihre Argumentationen etwas genauer zu betrachten - nicht nur was sie sagt, sondern auch, welche Interessenlagen dahinter stehen können.

In einer Darstellung von ihr heißt es, "dass Verkammerung eine Privatisierung öffentlicher Aufgaben zu Lasten der Berufsangehörigen bedeute. Diese Lastenverschiebung widerspreche auch dem Grundsatz der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für die pflegerische Versorgung."

Das würde ich mal eine trickreiche Verdrehung von Argumenten nennen. Es ist ganz sicher keine Last für die Pflegeberufe, wenn sie endlich mal an politischen Entscheidungen über die Pflege gründsätzlich beteiligt werden müssen, weil das Kammerrecht dies so vorsieht. Es handelt sich wohl weniger um eine Lastenverschiebung (Wehrheim wird den Pflichtbeitrag meinen), als vielmehr um eine Verschiebung von politischem Einfluss, an dem die Pflegeberufe bisher nahezu gar nicht teilhaben. Auf die gesamtgesellschaftliche Verantworung können wir bis zum St.-Nimmerleins-Tag warten, wenn die Pflege nicht selbst und direkt beteiligt wird - wohlgemerkt "beteiligt". Die gesamte Gesellschaft bleibt trotzdem in der Verantwortung. Aber dann wird sie deutlich schärfer mit ihrer Verantwortung durch eine Pflegekammer konfrontiert, auf der Basis von wissenschaftlichen pflegerischen Fakten.

Wenn wir darauf warten wollen, dass die Politiker - je nachdem wer gerade regiert - für uns etwas tun, werden wir unsere Freunde immer nur in der Opposition finden, die Versprechungen machen, während die Regierenden uns weiterhin hinhalten, weil die anderen Lobbyisten einfach mächtiger sind.

Mit einer Pflegekammer hätten wir eine gesetzlich legitimierte und per Kammergesetz offiziell beteiligte Lobby der Pflege. Das kann keine Gewerkschaft und schon gar keine politische Partei bieten, die sich von Legislaturperiode zu Legislaturperiode hangelt. Wenn wir die Pflegekammer haben, dann bleibt sie einfach im Amt, egal wer gerade regiert. Das sollte der Politikwisschaftlerin Melanie Wehrheim schmerzlich bewusst sein. Für die Pflege hat die LINKE leider noch kein einziges Gesetz durchbringen können, denn sie war meistens nicht beteiligt.

Wenn Melanie Wehrheim keine pflegerische Qualifikation hat, ist sie nicht mehr, als eine von vielen Fremdbestimmern der Pflege (ausgerechnet im FB 03!). Wenn sie doch eine hat, sollte sie ihren BerufskollegInnen an der Basis mehr Aufmerksamkeit schenken.

So, habe meinen Rappen gewittelt und mal wieder zum Angriff geblasen. Bei der ganzen Kampagnen-Inflation nenn ich meine Kampagne mal: "Ehrlich? Verdi für Pflege gefährlich. Wehr Dich!" Harrr, harrr! :boxen:
 
Ich stimme Dir voll und ganz zu. Zudem verdi sich nunmal mit den Arbeitgeberverbänden zusammentut und das ist ein Widerspruch in sich, der sich einfach nicht gehört und in meinen Augen der Supergau ist. Sie lassen sich zumindestens in der Presse mit ihnen erwähnen und auch blicken und das geht ebenso wenig. verdi geht es um den Verlust der Mitglieder und dem bpa geht es darum keine Verantwortung zu übernehmen und sich deswegen durch eine Kammer auch nicht in die Karten schauen zu lassen. verdi lässt sich garantiert auch nicht in die Karten schauen. Ist verdi nicht einer der schlechtesten Arbeitgeber ? Und der Fachbereich 03 (also alle dreijährig examinierten Krankenpflegekräfte dort) müssen schließlich zum verdi - Beitrag dann auch in die Kammer einzahlen. Kann es sein, dass sie sich deswegen u.a. auch dagegen wehren und wieso tun es die anderen Berufsverbände nicht ? Darüber hinaus ist links nicht meine Richtung und die Denkweise mag ja in der Tarifpolitik goldrichtig sein, aber in einer Profession Pflege ist dies nicht zielführend, um es vorsichtig auszudrücken.
 
Links oder konservativ wäre mir egal, solange gesellschaftliche Solidarität und nicht neoliberale Verantwortungslosigkeit und Profitdenken im Vordergrund stehen oder kurzsichtige, spalterische Vereinsmeyerei a la verdi tonangebend sind.

Verdi ist offenbar nicht der (allein) richtige Verein, um Pflegende zu vertreten. Die machen durchaus gute Sachen, wie z. B. den Ausbildungsreport 2012, an dem Wehrheim auch persönlich beteiligt war. Aber der pflegewissenschaftliche Anspruch fehlt, ohne den die gesellschaftliche Anerkennung niemals maßgeblich verbessert werden wird, wir niemals aus dem Schatten der anderen Kammerberufe herausrücken können. Die pflegewissenschaftliche Autorität wird uns durch eine Kammer sehr viel deutlicher zugestanden und mit ihr das Recht auf Beteiligung an politischen Entscheidungen.

Wäre interessant, eine Reaktion von der Politologin Wehrheim zu bekommen.
 
...Darüber hinaus ist links nicht meine Richtung und die Denkweise mag ja in der Tarifpolitik goldrichtig sein, aber in einer Profession Pflege ist dies nicht zielführend, um es vorsichtig auszudrücken.

Kannst Du mir mal bitte erklären, wieso eine politsch linke Denkweise in der Pflege nicht zielführend ist? Weil sie gegen die Ausbeutung von Arbeitsnehmern und die gegen die Ausdünnung und Verweichlichung diverser Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer ist? Klar das kann Pflege nicht passen, ausgebeutet zu werden ist ja toll, da fühlt man sich sooooooo gut und wichtig.
 
@ wh: Kannst Du bitte mal erklären auf welcher Ebene in ver.di Frau Wehrheim tätig ist? Abteilungsleiter gibt es nicht. Also ein bischen genauer solltest Du es schon darstellen und nicht irgendwas falsches hier in den Raum stellen.
Ich kenne die Kollegin nicht, zumindest ist sie bislang nicht groß in Erscheinung getreten. Wie gesagt, wenn Du schon über Personen von ver.di schreibst, dann doch mitte mit genauer Tätigkeit, dass macht die Sache nämlich seriöser.
 
In dem Artikel ist kein einziges Wort gelogen. Ich begrüße es, wenn man als mündiger Bürger nicht nur eine einzige Sichtweise präsentiert bekommt. Ich will selbst entscheiden, was ich glaube. Nennt sich Meinungsfreiheit. ... aber das haben wir alle schon tausendmal durchdiskutiert mit immer dem demselben Erfolg: wh und Co. glauben, es darf nur eine einzige Wahrheit geben. Wahrscheinlich ist die Angst zu groß, dass die eh sehr träge Masse sich net anschließt und z.B. damit die hochbeschworene Verbessrung der Lobby net eintreten könnte.

Elisabeth
 
Kampagne: "Ehrlich? Verdi für Pflege gefährlich. Wehr Dich!

@Elisabeth: Apokalyptische Reiter haben keine Angst. Aber manche haben vor ihnen Angst.
 
Du solltest vielleicht doch noch mal die Offenbarung lesen. *ggg* Besser hättest dich gar net beschreiben können: Ankündiger des Unterganges.

Elisabetn
 

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