Und ich möchte nich mal feststekken, dass Verdi sich langsam überlegen sollte, nur noch für seine Mitglieder Tarife auszuhandeln. Der Rest möchte lieber nur das nehmen, was noch so übrig bleibt.
Das wäre wenigstens ehrlich den Mitgliedern gegenüber. Warum tun sie's nicht?
Mir würde das keine Angst machen. Was würde sich schon ändern? Die AG-Verbände, mit denen sie sich jetzt verbünden, würden ohne jede Regung von Loyalität trotz dem alle gleich vergüten, weil sie ihren Tarifgegner damit schwächen und weiterhin geringe Tarife aushandeln können. Verdi würde weiterhin wenig Mitglieder mobilieren, weil es die Nicht-Mitglieder nach wie vor umsonst bekämen und angesichts der geringen Mitgliederzahl würde verdi auch in Zukunft nichts für uns bewirken können. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Wer ist hier wessen Spielball?
Wie wäre es mal mit strategischer Intelligenz. Wie wäre es damit, zu überlegen, wie man aus diesem fatalen Zirkelschluss heraus käme. Wie wäre es mal damit, nicht auf eine Strategie zu setzen, die seit Jahrzehnten keinen Erfolg mehr bringt? Wie wäre es zum Beispiel damit, über eine Pflegekammer zusätzliche Macht für den Pflegeberuf zu mobilisieren, die den Kreislauf durchbricht? Wie wäre es mal mit professionellen Zielen, statt mit Angst vor Bedeutungsverlust auf den verdi-Sesseln? Wenn man sieht, wie sich verdi vor den Karren der Arbeitgeber spannen lässt, ist an Bedeutung doch fast nichts mehr übrig.
Schauen wir uns mal an, wofür verdi steht:
- Inflationsausgleichs-Tarif mit der Diakonie in Oldenburg mit nicht einmal halb sovielen Prozenten (in absoluten Zahlen macht es noch viel mehr aus), wie für Ärzte, und mit weniger als für nicht pflegerische Berufsgruppen (den dritten Weg unterboten (!), Hauptsache die eigene Unterschrift steht drunter). Sind die jetzt für Tarifverhandlungen zuständig, oder nur für's Unterschreiben, was ihnen die AG vor die Füße werfen?
Und bitte jetzt nicht wieder damit kommen, dass ja so wenig Pflegende in der Gewerkschaft sind. Sie sind nicht um eine solche Dumping-Unterschrift gebeten worden. Keine Unterschrift hätte politisch weit mehr bewirkt, als diese gewerkschaftliche Legitimation eines Trostpreises.
Wie kann man strategisch so unklug handeln? Sie haben sich den Eklat, den öffentlichen Aufschrei in sämtlichen Nachrichtensendern entwischen lassen, den es gegeben hätte, wenn kein Tarif für die Pflege zustande gekommen wäre, sondern nur satte Zuwächse für die Ärzte und Verwaltung. Damit hätten sie Politik machen und Mitglieder werben können.
- Stellvertretender Vorsitz in der Gründungskomission der Pflegekammer Rheinland-Pfalz (eine Postion besetzen, die das bewirken soll, was verdi doch bekämpft, Hauptsache die eigene Unterschrift steht drunter). Wollen die jetzt die Pflegekammer, oder wollen sie sie nicht?
- Mit den AG-Verbänden teure Anzeigenkampagnen schalten, die sich gegen die Emanzipation des Pflegeberufs und damit gegen die Interessen der Mehrheit der eigenen pflegerischen Mitglieder richtet - egal, Hauptsache die eigene Unterschrift steht drunter). Wollen die die Pflege vertreten oder die Arbeitgeber?
Die SPD leidet heute noch an ihrem Verrat der eigenen Ideale. Verdi hat offenbar nichts daraus gelernt.
Dafür steht verdi, nicht weil ich das behaupte, sondern weil es die schlichten Fakten so zeigen.
Wer kann mir erklären, wie das zusammenpasst? Wer kann widerlegen, dass das nichts mit Opportunismus, Wichtigtuerei und Geltungssucht zu tun hat? Die sollten lieber auf die ja so wenigen pflegerischen Mitglieder verzichten, als sich selbst so ad absurdum zu führen.
@wh- mir fällt bei deinem Post mal wieder Einstein ein. Du bist auf dem persönlichen Feldzug gegen Verdi. Vielleicht kannst mal die Scheuklappen abnehmen. Verdi weist zu Recht darauf hin, dass die Kammer die Bedürfnisse der Masse nicht lösen wird. Die wollen keine Verantwortung für sich selbst. Die wollen mehr Geld und mehr Personal. Aber was schert die PflegeKammerfraktion die Bedürfnisse der Masse.
Und wenn ich der Einzige wäre, der diesen Feldzug führte - ich kann einer Gewerkschaft, die sich mit den Lohndumpingführern verbündet, um die Professionalisierung der Pflege zu verhindern, auf keinen Fall loyal hinterher trotten, ohne mich selbst damit zu betrügen.
Nebenbei- nicht mal du willst Verantwortung für dich selbst.
Doch, genau das will ich und ich will nicht daran gehindert werden, auch nicht von verdi!
Was ist nur aus der Idee der Pflegkammer geworden? Weiterbildung um der Weiterbildung willen. Der Weg ist das Ziel. Hauptsache alle sitzen die Stunden ab. Beratung der Pflegekräfte- bietet bereits Verband und Verid. Beratung der Politik- womit? Mit Drehbüchern?
Ich spar mir an dieser Stelle die Missverständnisse (oder sind es polemische Halbwahrheiten?) zu widerlegen. Ich glaube, das ist nicht nötig.
Es geht weiter wie bisher. Pflege will sich um Gottes Willen nicht konkret festlegen und wird so zum Spielball der Mächte. Da wird auch das Wort Selbstbestimmung nix ändern. Ohne Inhalte ist es nix wert.
Welche Mächte? Verdi und die AG-Verbände meinst Du ja wohl. Du wirst sehen, dass die Pflegekräfte das der Gewerkschaft verdi nicht so schnell vergessen werden. Die wollen nämlich durchaus mehr Geld (mit oder ohne verdi), mehr Personal (mit oder ohne verdi) und mehr Mitsprache und weniger Fremdbestimmung (geht zur Zeit besser ohne verdi). Ich spreche mit ihnen einschließlich der Gewerkschaftsangehörigen - an der Basis und in Führungspositionen. Sie schütteln alle - ALLE - mit dem Kopf, wenn es um verdis Verbrüderung mit den AG-Verbänden gegen die Selbstverwaltung der Pflege geht.
@pericardinchen: Danke für Deinen Zuspruch. Ich will mir nämlich nicht dass Image verdi-Hasser andichten lassen und Deine Äußerungen zeigen mir, dass meine Argumente durchaus verstanden werden.
Ich bin ganz sicher kein verdi-Hasser, aber auch verdi muss sich Kritik gefallen lassen. Am schmerzlichsten ist die Kritik, die berechtigt ist. Polemik ist kurzfristig, Fakten wirken langfristig. Vielleicht schaffen sie es kurzfristig, die Pflegekammern zu verhindern, aber als Interessenvertreter der Pflege werden sie sich dann langfristig unmöglich gemacht haben.
Den runden Tisch kann ich nur befürworten, weil wir es endlich schaffen müssen, unsere Kräfte zu bündeln, so wie es die klügeren Ärzte auch erfolgreich machen. Da bin ich zu 100% dabei. Aber wenn verdi es schaffen sollte, die Pflege weiterhin von mehr Mitbestimmung fernzuhalten, sollte sich die Pflege einen ehrlichen Partner als Gewerkschaft suchen. Wichtigtuer ohne klare Linie und ohne sachliche Argumente würde ich persönlich ganz sicher nicht akzeptieren. Das sehe ich ganz ultimativ.