Verhalten von Ärzten im Pflegeheim

spritzensusi

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Krankenschwester
Hallo, auf Hinweis des Moderators Hülsi sollte die entfachte Diskussion (über Arztvisite) beim Thread "Wer arbeitet hier im Altenheim" als ein neues Thema entstehen.
Also ich schreibe hier nochmal auf, wie es bei mir im Altenheim beim Großteil der Arztvisiten zu geht:
netti schrieb:
Bei mir Pflegeheim sind die Ärzte unausstehlich! Die kommen alle (ca. 15), außer einer, mit einer Miene..., gehen nicht mal zur Visite zu den Bewohnern.
Die schreien schon am Eingang der Station ob es irgendetwas besonderes gibt und man sieht nur noch eine Rauchwolke Richtung Ausgang.:wink:
Und wir dürfen dann unseren Bewohnern erklären, warum sie 10 Euro Praxisgebühr zahlen, für nicht mal einen Händedruck.
Es ist ja auch so, das man auch mal kurz nachdenken muss, ob was besonderes dem HA zu berichten wäre, aber schwubs, schon sind sie weg... und man bekommt An****** von den Kollegen wenn man Schichtleitung hatte und den Arzt nicht über irgendwelche Dinge informiert hat bzw. gebeten hat mal "drauf" zu schauen.
Also das finde ich echt frustrierend.


Und mich hat mal ein HA angeraunzt weil ich vor der Visite angedeutet habe, das es sich evtl. um eine Mittelohrentzündung handelt. Der hat gemeint, ob ich jetzt der Arzt sei... Das stellt meine ganze Ausbildung in Frage.
Aber nichts desto trotz: im Krankenhaus gibt es auch so manche Ärzte die mit Vorsicht zu genießen sind, aber bei weitem nicht so schlimm wie bei mir im Pflegeheim!
Um das Ganze zu verdeutlichen hatte ich noch geschrieben:
Ich denke, das unsere Bewohner trotzdem ein Recht darauf haben, selber mit dem Arzt zu sprechen, auch wenn bekanntlich nicht er die 10 Euro kassiert! Das mit dem "Händeschütteln" war symbolisch gemeint. Ich meine damit, das sich die HA's wenigstens bei den Bewohnern (die es noch können) nach dem Befinden erkundigen könnten.
Denn wenn ich diese 10 Euro/Quartal bezahle, möchte ich ja auch persönlich vom Arzt begrüßt werden.
Wir haben nämlich viele Bewohner die sich hinterher bei uns beschweren, dass sie irgendwelche Beschwerden dem Arzt nicht schildern konnten.
Also ihr könnt ja mal eure Erfahrungen und Meinungen mit/über den/die Ärzte im Altenheim schildern!





 
Ich denke, das unsere Bewohner trotzdem ein Recht darauf haben, selber mit dem Arzt zu sprechen, auch wenn bekanntlich nicht er die 10 Euro kassiert! Das mit dem "Händeschütteln" war symbolisch gemeint. Ich meine damit, das sich die HA's wenigstens bei den Bewohnern (die es noch können) nach dem Befinden erkundigen könnten.
Denn wenn ich diese 10 Euro/Quartal bezahle, möchte ich ja auch persönlich vom Arzt begrüßt werden.
Generell zahlen gesetzlich Versicherte, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, eine Praxisgebühr von 10 Euro, sobald sie eine ärztliche Leistung eines Haus- oder Facharztes in Anspruch nehmen. Das ist bereits der Fall, wenn Sie sich in der Praxis Blut abnehmen oder ein Rezept ausstellen lassen.
http://www.die-gesundheitsreform.de/themen_az/fragen_antworten/praxisgebuehr/praxisgebuehr_rezept.html

Auch das Telefongespräch stellt eine Inanspruchnahme eines an der ambulanten ärztlichen oder psychotherapeutischen Versorgung teilnehmenden Leistungserbringers im Sinne der gesetzlichen Grundlage (§ 28 Abs. 4 SGB V) dar. Ist das Telefongespräch die erste Inanspruchnahme eines Vertragsarztes oder -therapeuten in einem Kalendervierteljahr, so ist hier die Zuzahlung zu leisten. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,2098002,00.html
 
@ Elisabeth Dinse:

Das ist mir ja schon klar, das die Leistung im Prinzip schon mit einem simplen Rezeptausfüllen erfüllt ist.
Aber wenn man nicht mal dazu kommt dem Arzt die gesundheitlichen Probleme des Bewohners zu schildern, sind die Ärzte meiner Meinung nach an ihrer Aufgabe vorbei geschlittert.
Denn manche brüllen an der Eingangstür ob es etwas besonderes gibt und wenn man nicht so schnell "schalten" kann, sind die wieder weg. Und OHNE das sie eine Leistung erbracht haben (weder Rezept ausgestellt noch sonst was). Die "Leistung" besteht dann häufig darin, alibihaft nach dem Befinden des Bewohners sich zu erkundigen, ohne die Antwort abzuwarten. Und die rechnen dann irgendeine "Leistung" ab...
Also finde ich ja schon irgendwie frech.
Denn wenn man in die Praxis geht, nehmen sich die Ärzte doch auch ihre (vorkalkulierte) Zeit für die Patienten. Da bekommt man wirklich noch eine Leistung.
Das die Ärzte immer weniger Zeit haben wegen des hohen Bürokratieaufwandes ist ja verständlich, aber es ist so wirklich kein schönes Arbeiten. Ständig müssen die Pflegekräfte dafür Rede und Antwort für die Bewohner stehen...
 
Eine Beschwerde müßte an die Kassenärztliche Vereinigung geschickt werden. Dort wäre das Problem an der richtigen Stelle angebracht. Diese können auch veranlassen zu kontrollieren, was der Arzt konkret abgerechnet hat.

Es wäre aber zu bemerken: der Arzt hat eine Visite- welcher Art auch immer- durchgeführt. Er hatte ein Gespräch- welcher Art auch immer- mit den Pflegekräften. Dort hat er sich über das Befinden des Bewohners erkundigt. Die Notwendigkeit zu einem Gespräch mit dem Bewohner wurde durch das Pflegepersonal nicht nachdrücklich eingefordert- vielleicht weil kein Problem vorliegt? Ich fürchte die Kassenärztliche Vereinigung wird sich des Problems nicht annehmen. Für Besuche beim Patienten ist nicht die Krankenversicherung zuständig sondern die Angehörigen.

Elisabeth
 
hi.
Gibt es bei euch im Stationszimmer kein Fach für den Arzt?
Ich würd einfach im Laufe des Tages alles aufschreiben was ärztliche Konsile betrifft. Wenn der Arzt dann kommt checkt er das Fach und die Liste und arbeitet es ab.
 
Ja klar, wir haben einen sogenannten "Visitenordner", wo Sachen zum unterschreiben für die Ärzte bereitliegen bzw. Hinweise der Kollegen für Behandlung.

@ Elisabeth Dinse:

Ja, hallo!!! Die Ärzte sollen ja auch keinen Kaffeeklatsch halten, ich erwarte lediglich, dass wenn sie sich nach dem Befinden erkundigen auch eine Antwort und die Weitergabe von Beobachtungen/ Informationen abwarten.
Denn die brüllen echt von der Eingangstür aus, so kann man doch nicht gescheit mit denen korrespondieren!
Also ich finde das keine schöne Art, auch wenn du das ja für normal hälst und das Thema ins Belanglose/ Lächerliche ziehst bzw. vom Thema ablenkst (siehe dein Beitrag: "für Besuche sind Angehörige zuständig").
 
Netti schrieb:
Ja klar, wir haben einen sogenannten "Visitenordner", wo Sachen zum unterschreiben für die Ärzte bereitliegen bzw. Hinweise der Kollegen für Behandlung.
Dann versteh ich das Problem nicht. Guckt sich der Arzt diesen Ordner nicht an?
 
@ medizin-ersti:

Nee, die Ärzte schauen NICHT selbstständig in diesen Visitenordner!
Wir müssen denen das vor die Nase legen. Und es kommt auch zugegebenermaßen auch öfters vor, das manche Kollegen diesen Ordner auch bei der Visite nicht zeigen, warum auch immer.

Aber in den von mir vorangegangenen Schilderungen hat man ja nicht mal die Chance, manchen Ärzten den Visitenordner in die Hand zu drücken, wenn er mit einem Bein im Ausgang steht und auf dem Sprung ist. Da kramt man nach dem und schwubs ist der Arzt wieder weg.

Scheint ja wohl nur in meinem Heim so zuzugehen...denn nach dem Unverständnis hier zu urteilen....
 
Hallo Netti
Kenne dein Problem, nur nicht mehr in einer ganz so ausgeprägten Form.
Ein paar unserer Hausärzte muss du schon bald mit Anrufen terorisieren damit sie rauskommen, doch zum Glück gibt es davon nicht mehr allzu viele da einige Bewohner den HA gewechselt haben. Wir haben uns dann mit den Angehörigen in Verbindung gesetzt und bei bestimmten Ärzten nachgefragt ob sie noch Patienten aufnehmen können. :anmachen:
Machen unsere Infoübergabe meist mündlich (bzw. mache ich mir meist Notitzen was ich zu wem fragen soll/ will).
Die meisten Ärzte haben einen bestimmten Tag in der Woche an dem sie kommen, und gravierende Dinge werden vorher bereits telefonisch oder per Fax an die Praxis weitergegeben. Das klappt meist ganz gut..
Natürlich hast du immer den bestimmten "Spezi" der sich erst einmal seufzend in einen Stuhl fallen lässt und dir 5 Minuten lang erzählt wie viel ihn das kostet überhaupt mit dir zu reden.. :verwirrt:
Wenn ihr nur solche " Spezis" habt wird es natürlich schwierig...
Hoffe ich konnte weiterhelfen..

Mfg Treeflower
:flowerpower:
 
hab jetzt grad (na gut, vor ein paar wochen, aber is ja nu auch wurscht) 14 Tage Praktikum bei einer Ärztin gemacht und bin 2mal mit der ins Pflegeheim getütelt - kann bloß sagen: :up:
sie ist zu allen hin, wo was war oder die 4 oder 6 Wochen um waren, hat sich auch bei neuen Bewohner vorgestellt, war echt schön....
 
Hallo an alle,
kenne oder besser kannte dieses Problem auch, ist übrigens ein Thema für eine Teamsitzung mit Einladung der PDL und Heimleitung! Wir haben wie der Kollege vor mir eine Menge Hausärzte ausgetauscht mit Zustimmung der Bewohner/Betreuer und Angehörigen, so dass so mancher Arzt fragte ob er in Ungnade gefallen sei. Wir als Pflegeprsonal können mit Absprache und Schilderung der Problematik, suchen nach Lösungsvorschlägen und Unterbreitung dieser an die Leitungen des Hauses sehr viel bewegen, es erfordert natürlich ein bisschen Arbeit. Was die Weitergabe an die Ärzte angeht so haben wir 2 Listen aushängen nach denen jeder greift bei einem Hausbesuch, einmal für noch nachzutragene Handzeichen des Arztes und die zweite mit Namen der Ärzte und Bewohner mit Angaben was ansteht, wird täglich überarbeitet.

L.G.
Liliana
 
Hallo ihr,

kenne das Problem auch zu genüge... In meiner Zeit im betreuten Wohnen sind mir auch paar krasse Dinger untergekommen...

Hatte mal eine Patientin mit bekanntem Colon-Ca. Die hat eines Morgens, als ich zu ihr kam, massig Stuhl erbrochen und hatte schon eine Schocksymptomatik. Ich dachte also gleich an Symptome des Ileus und hab den Notarzt gerufen. haben sie dann auch gleich mit "tatütata" mitgenommen. Haben den Hausarzt dann auch gleich informiert, dass seine Patientin ins Krankenhaus verlegt wurde.

Paar Stunden später kam ihr Hausarzt ins betreute Wohnen gedüst und verlangte die Schwester, die den Notarzt bestellt hat. Da stand ich nun und mußte wüste Beschimpfungen über mich ergehen lassen: Von wegen: "Sie überschätzen Ihre Kompetenzen... keine Ahnung von tuten und blasen... der Arzt bin immernoch ich... usw..." Wußte gar nicht richtig, wie mir geschieht, da rauschte er wieder ab - konnte mich nicht mal rechtfertigen!!!

Zwei Tage später ist die Patientin gestorben im Krankenhaus. War ein Ileus, wie uns dann noch die Angehörigen berichteten. Von dem Arzt hab ich bis heut noch keine Entschuldigung gehört.

Da frag ich mich, wieviel man sich als Schwester teilweise gefallen lassen muß. ich denk mal schon, dass ich einen Notfall von einem "Kinkerlitzchen" unterscheiden kann, schließlich hat man ja wohl in der Ausbildung auch die verschiedenen Krankheitsbilder gelernt oder?

Und ich sehe es nicht ein, den Hausarzt anzurufen (der dann nach der Sprechstunde mal langkommt...) wenn ein Patient sich bereits in einer lebensbedrohlichen Situation befindet. Oder seh ich das falsch? :gruebel:

LG, Morningstar
 
Also ich hätte auf jeden Fall gehandelt, hast du gut und professionell gemacht. Komisch dieser Arzt. Der kann bei einer Krankenhaus-Einweisung bestimmt ein bisschen mehr Geld "abrechnen", gell? Denn wir hatten mal einen Todesfall, der war so abends um 22 Uhr. Die Kollegin hat den ärztlichen Bereitschaftsdienst zur Leichenschau bestellt. Nachher hat der HA auch verlangt, gesagt zu bekommen, wer denn nicht ihn angerufen hat, sondern den Bereitschaftsdienst. Sie hatte sich halt nicht getraut, ihn so spät zu holen....Naja, blöd gelaufen.
 
Denke auch, dass er dann mehr abrechnen kann. So genau kenn ich mich mit Abrechnungen aber leider nicht aus. Aber kam mir echt suspekt vor die Situation... :gruebel:

Naja, ist aber eh ein komischer Doc...hat sich noch paar solche Dinger geleistet, wo ich nur Fragezeichen im Kopf hatte?! Aber glaub, das gehört hier jetzt nicht hin.

LG, Morningstar
 

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