Stimmt es, dass ver.di mit dem Arbeitgeberverband bpa gegen Pflegeinteressen zusammenarbeitet?

Arbeitet der bpa mit unfairen Mitteln, wenn er ver.di instrumentalisiert?

  • Ich glaube, der bpa benutzt ver.di.

    Stimmen: 2 28,6%
  • Ich glaube, dass sie kooperieren, aber ver.di das nichtt zugibt.

    Stimmen: 3 42,9%
  • Weder, noch. / Weiß nicht.

    Stimmen: 2 28,6%

  • Umfrageteilnehmer
    7
Ich bestreite nicht, dass die Gewerkschaften Arbeitnehmerinteressen im Sinn haben (sollten?). Aber derart gegen die beruflichen Interessen (beruflich im Sinne von Pflegeberuf und fachliche Ausübung des Berufs, nicht im Sinne von abhängig beschäftigt Sein) zu agieren und den Sinn und Zweck von Pflegekammern immer mit den gleichen Totschlagargumenten (nur Geld und Personal zählt) platt zu machen, ist Vortäuschung von Dummheit und bösartige Täuschung gegenüber den eigenen Leuten.

Die Gewerkschaftsvertreter wissen ganz genau, dass es um mehr geht, als nur Geld und Personal, so wichtig beides auch ist. Aber die Gewerkschaftsvertreter haben Angst, dass Sie Mitglieder verlieren. Die Angst ist durchaus berechtigt. Wenn alle Pflegekräfte durch die Pflichtmitgliedschaft auch Beitragszahler werden, wird sich das eine oder andere Mitglied auch überlegen, ob es statt in eine Gewerkschaft zu zahlen, sich mit dem Kammerbeitrag genug finanziell engagiert. Meine Meinung ist: Nein! Aber ja, diese Frage werden sich viele stellen. Einige werden sich den freiwilligen Beitrag zur Gewerkschaft sparen und nur noch den Pflichtbeitrag zur Pflegekammer zahlen.

Aber genau das ist der wahre Grund, warum die Gewerkschaften berufliche Interessenvertretung durch eine Pflegekammer unter keinen Umständen zulassen wollen. Weniger Mitglieder aus der Pflege in Gewerkschaften - so die Befürchtung - bedeutet auch weniger Einnahmen für die Gewerkschaftsfunktionäre. Das ist Ihnen Grund genug, Falschinformationen zu verbreiten. Auf den Infoveranstaltungen, an denen auch Gewerkschaftsmitglieder als Hauptredner beteiligt waren, ist immer sehr deutlich geworden, dass die Teilnehmer durchaus in der Lage waren, die Komplexität der Gesamtsituation der Pflegenden zu verstehen.

Was die wirklich weit überwiegende Mehrheit der Pflegenden einfach nicht mehr erträgt, ist, dass über die Pflege bestimmt wird und nicht mit ihr. Alle stellen fest, dass in Zeitungen und Talkshows Arbeitgeberverbände, Schauspieler, Buchautoren, Patientenvertreter, Politiker, Sozialverbände, Wohlfahrtsverbände am Diskussionstisch debattieren. Letztlich reden sie alle über Qualität und Kosten. Die Vertreter der Berufsgruppe werden gar nicht eingeladen, selbst wenn ein DPR-Präsident darauf besteht. Stattdessen wird einer Pflegekraft Gelegenheit gegeben, zu beschreiben, dass sie ihren Beruf liebt. Was bleibt ihr auch anderes übrig, wenn ihr Arbeitgeber zuschaut. Aber über Qualität und Kosten kann sie nicht viel beitragen. Das wird nach wie vor unter Ausschluss des Berufsstandes diskutiert. Auch diese Diskutanten haben Angst, dass es sie etwas kosten könnte, wenn der Berufsstand seine fachlichen Argumente aus der pflegerischen Wirklichkeit auf den Tisch bringt.

Jetzt verstanden, warum Gewerkschaften und Arbeitgeber- und sonstige Verbände sich gegen den Berufsstand der Pflege verbünden?

Es geht um Geld!! Nicht für die Pflege, sondern alle für sich. Ohne unseren Berufsstand.

Aber in der Pflegekammer werden - so will es die Deutsche Verfassung - alle Heilberufe (mindestens 3 Jahre Ausbildung) der Pflege Mitglied werden. Wir hätten innerhalb kürzester Zeit einen Organisationsgrad von 100%. Und genau diese Eigenschaft, über eine Heilberufekammer durch Pflichtmitgliedschaft aller Berufsangehörigen ein fachlich kompetentes Äquivalent zur Gesamtgellschaft abzubilden und Selbstverwaltungsrechte und Rechte der Vertretung des gesamten Berufsstandes nach außen und gegenüber dem Gesetzgeber wahrnehmen zu dürfen, ändert vieles.

Wenn wir in dieser Gesellschaft immer nur als Pflegekräfte gelten, die haushaltsähnliche Tätigkeiten an Pflegebedürftigen verrichten oder einem Arzt assistieren, dann wird die Gesellschaft uns nie die Wertschätzung entgegenbringen, die höhere Tarife und mehr Personal rechtfertigen. Dann werden die Politiker weiterhin Engpässe mit unqualifizierten Unterstützungskräften kitten und sonst allenfalls eine Imagekampagne für das Ansehen des Berufes finanzieren. Wenn man Anerkennung ernten will und das auch mit einer höheren Vergütung im Zusammenhang sieht, dann muss man auch den Mehrwert deutlich machen. Und dafür braucht es Fachlichkeit und Professionalität. Und genau diese wird derzeit systematisch abgebaut.

Wenn wir keine starke pflegeberufliche, fachliche und auch pflegewissenschaftlich fundierte Interessenvertretung aufbauen, wird für uns nur übrig bleiben, was ungelernte Unterstützungskräfte, Arzthelferinnen und andere Berufe für uns übrig lassen. Die Knochenarbeit, die nicht zu bewältigende Fürsorge mit dem zurückbleibenden schlechten Gewissen und die Schreibarbeit.

Ich kann nicht glauben, dass die Gewerkschaften diese Zusammenhänge nicht begreifen. Aber vielleicht stellen sie sich wirklich nicht dumm, sondern haben einfach nur nicht die notwendigen Kompetenzen. Ein Grund mehr, eine Pflegekammer zu haben, die die Zusammenhänge versteht und in der Gesellschaft bis in höchste politische Gremien vertritt.

Was die Gewerkschaften sich aber zur Zeit erlauben, ist Fremdbestimmung. Alle unabhängigen Befragungen zeigen, dass die Zustimmung zur Pflegekammer unter den gewerkschaftlich organisierten Pflegekräften noch am höchsten ist. Aber allen Beschwörungen zum Trotze haben die Gewerkschaftsfunktionäre es bis heute nicht gewagt, eine eigene Befragung unter ihren Pflegekräften durchzuführen. Stattdessen üben sie sich in Täuschungsmanövern und ziehen reräsentative Befragungen in Zweifel, allen statistischen Methodenkenntnissen (ich glaube wider besseren Wissens, wenn es nicht Dummheit ist) zum Trotze.

Ich möchte betonen: Die Drahtzieher bei den Gewerkschaften sind nicht dumm! Sie verfolgen nur klar ihre Ziele. Und da sie nicht einmal innerhalb ihrer eigenen Organisation die Mehrheit der Pflegenden hinter sich haben, beteiligen sie sich definitiv an der Fremdbestimmung über unseren Berufsstand. Ich gehe jede Wette ein, dass die Funktionäre in den entscheidenden Gremien, die für die Pressekampagnen gegen die pflegeberufliche Selbstverwaltung verantwortlich sind, keinen pflegerischen Heilberuf erlernt haben. Da sitzen andere am Drücker.

Als seit nicht naiv. Schaut hinter die Geschehnisse.

Aus Vergleichen mit anderen westlichen Ländern wissen wir, dass auch der verkammerte Pflegeberuf nach wie vor in Gewerkschaften und Berufsverbänden organisiert ist. Es wird vermutlich anfängliche Turbulenzen geben. Das ist normal. Aber es wird sich legen und auch für Gewerkschaften und Berufsverbände normalisieren.

Es wird ohne Gewerkschaften und Berufsverbände nicht gehen. Die Tarifaufgaben der Gewerkschaften und die Freiheit der Berufsverbände wird nach wie vor benötigt werden. Wenn der Kammerbeitrag zur Selbstverständlichkeit geworden ist wie eine Privathaftpflichtversicherung, dann werden die heute Engagierten auch morgen trotz Kammer einer Gewerkschaft oder einem Berufsverband oder beiden beitreten. Aber ohne Pflegekammer als Körperschaft öffentlichen Rechts kommen wir niemals so nah an die politischen Entscheidungen und Weichenstellungen, wie es z. B. die Ärzte über ihre Ärztekammern tun. Freiwillig am Katzentisch ohne substanzielle Kraft sitzen bleiben zu wollen, ist nun mal dumm. Wer sich da naiv vertrauend vor irgendeines Karren spannen lässt, sollte anfangen, selbständig zu denken.
 

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