Sterben in Würde oder Reanimation bis zum "letzten Rest"

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nun ja ich weiß nicht.. hab in letzter zeit 3 fälle mitbekommen wo ich am ende sagen würde das in 2 der fälle etisch nicht richtig gehandelt wurde jedoch verstehen kann warum so gehandelt wurde. im dritten fall durfte der pat sterben, und ich konnte seine hand halten, auch wenn es mir schwer gefallen ist und ich denke das ist es meißtens.
es fällt uns 'medizinisch geschultem fachpersonal' schwer den tod als teil des lebens zu sehen egal wann er eintritt.
wir wollen sein wie gott sind aber doch nur sterbliche
 
Huhu,
ich komme gerade aus einer super anstrengenden Nacht und hab das Verlangen etwas zu erzählen, was mir schwer auf dem Herzen liegt mit der Hoffnung, das jemand vielleicht etwas dazu sagen kann, der mich versteht oder nachvollziehen kann ...
Hatte meine erste "Reanimation" und bin mir unsicher, ob das alles so okay war.
Eine 89 jährige Frau mit einem Mesenterialinfarkt, multimorbide. Sollte heute eigentlich zurück ins Heim kommen aber im Spätdienst wurde sie auffällig. Hat nichts mehr ausgeschieden und Atmung auffällig, fing an zu brodeln. War aber seit Tagen Minusbilanziert. Sauerstoff lief. Kalium niedrig.
Hat von mir viele Infusionen nach Anordnung bekommen ... Voluven, Ringer mit KCL und Lasix, sogar noch nen EK, weil der Hb niedrig war.
Der AVD war auch da, haben sogar noch nen SONO der Blase gemacht, die war aber leer. Ich war in engen Abständen regelmäßig bei ihr. Beim letzten mal hat sie noch gesagt, das alles oki ist und das die Luft gut ist. 10 Minuten später kam ich rein und sie war nicht mehr ansprechbar. Ich fing sofort an zu reanimieren und das Rea-Team kam auch sofort. Die haben aber nichts mehr gemacht, die Pupillen haben nicht mehr reagiert, die Herzfrequenz zentral lag bei 35 stetig sinkend.
Die Situation war so krass ... wäre ich nur bei ihr geblieben.
Hätte ich ihr helfen können, wenn ich früher reagiert hätte?
Hätte ich vielleicht gar nicht erst reanimieren sollen, bei ihrem Alter und ihrer Vorgeschichte??!!
Die Ärzte und Co. waren alle sehr gelassen, nur ich konnte es nicht fassen.
Ist es so doof für mich, weil es die erste Rea war? War ich zu ehrgeizig oder naiv?
Im nachhinein fühl ich mich so, als wenn ich mich peinlich gemacht hab ... total merkwürdig.
Weiss nicht, was ich deniken soll.
Hat Jemand ähnliches erlebt?
Lissa07
 
War ich zu ehrgeizig oder naiv?
Im nachhinein fühl ich mich so, als wenn ich mich peinlich gemacht hab ... total merkwürdig.
nicht ehrgeizig, nicht naiv, sicher nicht peinlich benommen, einfach unsicher. Es war deine erste Rea, du hast die Frau reapflichtig da liegen sehen und musstest handeln -- schlecht von den behandelnden Ärzten dass vorher keine Anordnung über eine Rea getroffen wurde.
Du musst dir sicher nichts vorwerfen
 
Hallo Lissa07!
Nein, du hättest der Pat. nicht helfen können!Du hast aus deiner Sicht vollkommen richtig gehandelt, ebenso das Rea.team.
Wir können nicht jeden Pat. retten und ehrlich, wir sollten auch nicht immer versuchen jeden Pat. "auf biegen und brechen" zu retten!Das ist in meinen Augen oft menschenunwürdig!
 
Es tut gut andere Meinungen darüber zu lesen. Jedoch denke ich, das ich das erste einmal sacken lassen muss.
Zu reanimieren auf "biegen und brechen" ist zum Teil sicher Menschenunwürdig, dessen bin ich mir im Klaren. Es war einfach nur instinktiv, das ich anfing zu beatmen, als ich die Pat. sah.
Meine Gedanken waren eben nur, ob ich das alles hätte verhindern können, wenn ich hartnäckiger gewesen wäre und sie doch auf die ITS gekommen wäre oder sie noch engmaschiger kontrolliret hätte.
Ich meine, im Endeffekt kann ich es ja eh nicht mehr ändern aber dieses blöde Gewissen quält mich einfach ...
 
Du hast dir nichts vorzuwerfen, du hast engmaschig kontrolliert, und hast gehandelt, wie du in diesem Moment handeln konntest.Es hätte eine Anordnung geben müssen, diese Pat. nicht mehr zu reanimieren.
Wenn du rechtzeitig da gewesen wärst, was hättest du denn dann verlängert??
Ihr Leben oder ihren Leidensweg? Du schreibst doch multimorbide.
Das du dir jetzt diese Gedanken machst, ist in meinen Augen völlig in Ordnung, aber denk bitte auch mal daran, das man der Pat. vielleicht ein noch viel längeres Leiden auf einer Intensivstation erspart hat.


lg tochter46
 
Hallo Zusammen!

Vielleicht hilft ja ein Anfang?!
Bei jedem Palliativ Patienten den wir bekommen in der ambulanten Pflege hinterfrage ich sofort ob eine Patientenverfügung vorliegt und wenn ja was für eine. Wenn nein, erkläre ich den Sinn und Zweck. Bei unseren anderen Patienten lasse ich etwa 2 Wochen verstreichen und lasse das Thema in ein Gespräch einfließen.

Somit verfügen nun fast alle unserer Patienten über eine Patientenverfügung die hieb und stichfest ist.

Wenn eine Verfügung vorliegt, hat der Arzt das Recht 24 Stunden zu Entscheiden. Bis dorthin muß das Vormundschaftsgericht die Verfügung überprüft haben und entscheiden.

Euer Anteil in den Kliniken läge darin, danach zu FRagen ob eine Verfügung vorliegt. Wir geben den Angehörigen Bescheid und wenn ein Patient ins Krankenhaus kommt, sagen wir den Angehörigen, das sie sich doch bitte gleich darum kümmern sollen, damit es nicht auf die Seite gelegt wird und in Vergessenheit gerät.

Eine unsere Patienten wollte keine und ich bin heute dankbar dafür, da sie nach erolgreicher Reanimation noch 5 Jahre glücklich und zufrieden zuhause lebte und mit 104 Jahren gestorben ist!

Wer hätte sie mit 99 noch belebt???

Gruß Frechdachs
 
Huhu..

die meisten scheinen zu vergessen, dass die Pfleg ein Heilhilfsberuf ist.
Und dass eine nicht erfolgte CPR Totschlag durch Unterlassen ist.

Wie kann eine Pflegeperson, die erfahren ist und sich ja eigentlich der Heilung verpflichtet durch ihren Beruf so dreist sein, dass sie sagt: "Naja, vieleicht wollte der ja nicht mehr leben, die Reanimation sollte Abgebochen oder erst garnicht begonnen werden."?
 
Nur am Rande: es gibt nicht in jedem Falle Heilung. Das ist ein Wunschgedanke von unerfahrenen Mitbürgern.
Eine Palliativtherapie setzt bei der Begleitung an. Es wird nichts unternommen, was das Leben (unnötig) verlängern würde. Aber es wird alles getan, dass die verbleibende Zeit erträglich gestaltet wird.

@yrt- nach deiner Aussage dürfte es keine Hospizeinrichtungen, keine Hirntoddiagnostik u.ä. geben.

Elisabeth
 
Naja, Hospizeinrichtungen schon, aber dort darf das Leben auch nicht verkürzt werden, zum Beispiel durch absetztn von Antikoagulantien oder Antibiosen
 
Das Thema Tod ist einfach zu sehr ein Tabu, viele Angehörige können auch oft nicht loslassen.
Nach dem Motto: Egal wie die Oma daliegt, hauptsache wir können ihr noch bissl die Hand tätscheln und sie anschauen..
Da muß man sich halt mal zusammenreißen und an den Betroffenen denken anstatt an sich selbst.
Das sag ich nicht einfach so leicht daher als Pfleger, sondern aus eigener Erfahrung als Angehöriger.

Dazu kommt: So lange ein Mensch lebt, wurscht wie, hauptsache er lebt, so lange kann man mit ihm auch Geld machen, danach verdienen nur noch Bestatter und Friedhofsamt und Finanzamt...

Sicherlich: Das Gesetz (mein letzter Stand) ist nicht aussagekräftig genug, viele Ärzte haben sicherlich auch Bedenken wegen den Folgen..

In diesem Sinne: Denkt nach über Sinn und Unsinn der Medizin
 
Mit soeiner Rechtfertigung wurde im 3. Reich Euthanasie betrieben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Naja, Hospizeinrichtungen schon, aber dort darf das Leben auch nicht verkürzt werden, zum Beispiel durch absetztn von Antikoagulantien oder Antibiosen

So mal nebenbei, jedem mündigen Patienten ist es möglich die Antibiose zu verweigern, da machste dann nichts dran...
 
So mal nebenbei, jedem mündigen Patienten ist es möglich die Antibiose zu verweigern, da machste dann nichts dran...

Wenn er bewußtlos ist schon, 100%, denn wenn ich das nicht machen würde, wäre ich ein Mörder.
 
Davon sprach ich nicht.

Ich wollte sagen: Wenn ein mündiger, bewusstseinsklarer(!) Patient die Antibiose (nur um bei deinem Bsp zu bleiben) verweigert, ist das OK.

Aber wenn er es offiziell niedergeschrieben hat und eben bewusstlos ist, dann bist du der Meinung sollte man sich darüber hinwegsetzn...

...Er kann sich ja nicht wehren...
 
Davon sprach ich nicht.

Ich wollte sagen: Wenn ein mündiger, bewusstseinsklarer(!) Patient die Antibiose (nur um bei deinem Bsp zu bleiben) verweigert, ist das OK.

Aber wenn er es offiziell niedergeschrieben hat und eben bewusstlos ist, dann bist du der Meinung sollte man sich darüber hinwegsetzn...

...Er kann sich ja nicht wehren...

Und ich kann in dem Moment davon ausgehen, dass es nicht sein Wille ist zu sterben.
 
Hallo,

nachdem Antibiosen wenig mit Reanimationen zu tun haben, schliesse ich diesen Thread - vorübergehend.

Ich sehe es wie Maniac, es macht wenig Sinn dieses Thema parallel in zwei Threads zu diskutieren.

Schönen Abend
Narde
 
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