Schwierige Kollegen, schwierige Gespräche

aleniya

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06.01.2022
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Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Innere Medizin
Hallo!
Ich bin neu hier - und dachte mir, das Thema passt wohl am besten hier hinein.
Vielleicht hat der ein oder andere ein gutes Wort oder einen Ratschlag für mich.

Seit gut einem halben Jahr arbeite ich auf einer relativ großen Station der Inneren Medizin. Wir haben 72 Betten und gestalten das Ganze mit Bereichspflege.
Das heißt, dass eine Schwester im Spätdienst beispielsweise um die 18-20 Patienten versorgt. Dazu stehen immer 2 Pflegehelfer (im Normalfall) zur Seite.

Am Anfang hatte ich relativ große Probleme mit so vielen Patienten und so vielen Krankheitsbildern gleichzeitig zurecht zukommen.
Ich kam vorher von einer Intensivstation und war demnach immer nur 2 Patienten, maximal 3 gewohnt.
Bis heute ist es für mich teilweise noch sehr anstrengend, da man natürlich auch „Pech“ haben kann, und der ganze Bereich mit pflegeaufwendigen Patienten belegt sein kann.

Gottseidank sind wir nicht alle gleich - dem einen fällt es leichter, dem anderen, wie mir, eben nicht so sehr.
Wir haben eine Kollegin im Team, die sehr engagiert ist. Sie ist nie krank, macht ihre Sache sehr gut, bringt viel Erfahrung mit und hat sehr hohe Ansprüche an sich selbst.
Leider legt sie diese hohen Ansprüche eben auch oft an andere.
In letzter Zeit habe ich bemerkt, dass sie mich deutlich anders behandelt, als andere Kollegen.
Sie ruft beispielsweise quer über den Tisch, wenn ihr Fehler meinerseits aufgefallen sind.
Oder steht mitten in meiner Übergabe auf, nimmt sich Kaffee, tratscht mit Kollegen und lässt sich in aller Seelenruhe Zeit.
Sie lässt bissige Kommentare in meiner Anwesenheit und hat fast an allem etwas auszusetzen.
Beispielsweise, muss sie bei jedem von mir neu aufgenommenen Patienten etwas in der Übergabe Liste korrigieren.
(„ist das wichtig dass der nicht geimpft ist? Nein, kann weg“ „warum steht da ‚auf Medikamenteneinnahme achten?‘ Da muss stehen Medikamente nicht ins Zimmer stellen!“)
Dazu sei gesagt, dass der Patient lediglich vergisst seine Medikamente zu nehmen, nicht dass er sie wahllos einnehmen würde. Dann wäre es doch gerechtfertigt, einfach nur darauf zu achten, statt sie ihm ganz wegzunehmen?

Ich merke kurzum einfach, dass etwas nicht stimmt.
Ich bin auch nicht nur mit Heiligenschein geboren. Oft kann ich mit großem Stress noch nicht gut umgehen und es ist mir schon passiert, dass ich das ungewollt an den Kollegen ausgelassen habe - in Form von kurzen knappen Antworten oder eben auch mal gezischte schnippische Antworten und Mimiken.
Bisher hat das jedoch niemand persönlich genommen.

Ich bin nun gestern zu meiner Leitung gegangen und habe um Rat gebeten, wie ich mich verhalten soll. Ich kann solche Gespräche nicht gut selbst anfangen und hab arge Probleme solche Dinge allein mit jemandem anzusprechen.
Mittlerweile zittern mir die Finger, wenn ich an diese Kollegin Dienst übergeben muss. Was diese Woche noch bis Sonntag der Fall sein wird.
Ich habe schon den Nachtdienst getauscht, um nicht mit ihr zu zweit allein zu arbeiten.

Meine Leitung hat nun das Gespräch zu dritt angeboten, was ich gern führen würde. Sie sagte aber auch, dass sie die Kollegin heute morgen gern vorab informieren möchte, um ihr die Chance zu geben, sich Gedanken zu machen.
Finde ich auch in Ordnung.
Ich habe nur große Angst, dass sie das heute Abend dann doppelt an mir auslässt. Ich habe Spät- und sie Nachtdienst und das noch bis Sonntag. Bereich tauschen geht leider nicht.

Mir ist absolut unwohl, ich möchte zwar nicht von Angst sprechen, aber fast ist es so.
Auf meiner vorherigen Station habe ich Ähnliches erlebt, vielleicht dort noch einen Zack schärfer. Bezüglich meines eher lauen Selbstwertgefühls und anderen Dingen habe ich mir bereits jemand professionelles gesucht.

Von anderen Kollegen höre ich, dass ich wohl nicht die einzige bin, die solche Probleme mit der Kollegin hat.
Ich hab echt die Hosen voll, vor heute Abend. Vielleicht hat der ein oder andere einen Tipp, wie ich damit umgehen kann, wenn sie jetzt noch einen Gang zulegt oder etwas blödes sagt?

Danke für eure Geduld beim lesen - aber ich musste das einmal niederschreiben.
 
Da hilft nur, sich so gut es geht abzugrenzen.
Mach Deine Arbeit so gut wie möglich und lass Dich nicht auf der persönlichen Schiene anstänkern.

Besser wäre es gewesen, sie erst mal persönlich anzusprechen und dann erst (falls das nicht hilft) zur Leitung zu gehen.
 
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Da gibt es nur einen Weg! Du musst mit ihr und der Chefin reden und das mehr als einmal. Auch wenn die anderen das wohl schweigend hinnehmen bist du dazu nicht verpflichtet.

Zeige ihr klare Kante und sollte das nichts bringen such dir einen anderen Arbeitsplatz. Die Zeiten sind schon ohne so einen Affenzirkus hart genug.

Solange du deinem Gegenüber nicht Grenzen setzt wird dir sowas immer wieder passieren. Arbeite an dir, dass du mit solchen Menschen umgehen lernst! Ich hatte anfangs auch Probleme mit schwierigen Kollegen, aber eines Tages fiel bei mir der Groschen und ich ließ mir so ein respektloses Verhalten nicht mehr gefallen!

Auch unsere Ärzte und meine BL mussten das erfahren! Sollte sich das Verhalten der Anderen nicht ändern, hilft nur, sich was anderes zu suchen aber meist ist das nicht nötig, denn irgendwann begreift auch der Letzte, dass ich mir nicht alles bieten lassen und entweder suchen sie sich ein anderes Opfer, oder die anderen Kollegen tun es mir nach und der schwierige Kollege wird ruhiger oder sucht sich was anderes.

Kritik muss immer möglich sein und auch immer angenommen werden, wenn sie nicht persönlich und verletzend ist. Vielleicht reden auch die Kollegen Mal mit der Chefin, wenn sie auch unter ihrem Verhalten leiden und sie sehen, dass sie nicht die einzigen mit dem Problem sind.
 
Vielleicht glaubt die Kollegin ja, sie würde nur Kritik an der TE üben - was ja erst mal nicht verkehrt ist.
Aber natürlich besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen „sachlich Kritik üben“ und „jemanden persönlich runterputzen“. Den Unterschied müßte man ihr klar machen.
 
Es gibt Standarts wie man Kritik übt, unsere PA's haben da so ihre Methode die Sandwich Technik ich www und es gibt noch die gewaltfreie Kommunikation und das 4 Nachrichten Model nach Schulz von Thun.

Ich mache es so erst schildere ich meine Wahrnehmung dann wie das auf mich wirkt und zuletzt was ich mir von meinem Gegenüber wünsche.

Sandwich Model gut schlecht gut also nicht nur das hervorheben was einen stört, sondern auch sagen was gut läuft!

Im Zweifelsfall sollte es Mal eine Supervision geben, bevor es nur noch knallt und die Kollegen mit den Füssen abstimmen.
 
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Vielen Dank für eure Antworten.
Hier mal ein kleines Update:

Wie ich das schon erwähnt hatte, hat unsere BL heute ein kurzes Gespräch mit der Kollegin nach dem Nachtdienst geführt.
Sie hat ihr vermittelt, dass ich mich unwohl fühle und sie einfach darauf „vorbereitet“, dass ich gern zu dritt ein Gespräch führen möchte.
Die Kollegin äußerte sich daraufhin, dass sie persönlich kein Problem mit mir hätte. Ich solle aber lernen, mit Kritik umzugehen, denn das könne ich in ihren Augen gar nicht. Ich mache schnell „dicht“ und sei nicht zugänglich.
Wobei viele von euch es schon richtig sagen - es kommt darauf an, wie man Kritik äußert.

Klar - wir alle kennen Situationen, in denen es schlicht und ergreifend andere Prioritäten gibt, als das Wohlbefinden des Kollegen.
Da ist ein rauer Ton schon mal tolerabel.
Aber ich denke, dass man doch danach auf den anderen zugehen kann und sagen kann: Pass mal auf, das und das solltest du beim nächsten mal so und so machen/das fand ich nicht okay etc. pp.

Aber die Kollegin ist es, denke ich, gewohnt sehr gerade heraus Dinge zu sagen, ohne Rücksicht auf andere. Auch Dinge, die verletzend sind.
Nun hat sie mit mir aber auch jemanden, den so etwas schneller trifft.

Lange Rede kurzer Sinn: Nun spricht sie gar nicht mehr mit mir. Kein Hallo, kein Wort während der Übergabe, kein Tschüss.
Womöglich hätte ich nicht zu meiner BL gehen sollen.
Aber wie ich schon sagte, ich bin in solchen Gesprächen ganz schlecht und lerne es noch.
In manchen Punkten stimme ich ihr sogar zu - aber ich finde auch, ich arbeite an mir und kommuniziere nun klarer, wenn mir Dinge zu viel werden und ich gerade nicht kann oder Stress habe.

Und das möchte ich ihr so sagen und mich ggf. entschuldigen, dass ich nicht offen genug für ihre Worte war.
Ich möchte lediglich, dass ich sie im Dienst wieder um Hilfe bitten darf und von ihrer Erfahrung und ihrem Wissen profitieren, ohne Angst haben zu müssen, dafür in die Pfanne gehauen zu werden.
Schade ist, dass sie nun gar nicht mit mir spricht.
So habe ich den Mut verloren, sie noch einmal unter vier Augen anzusprechen.

Das Gespräch zu dritt soll erst in 2 Wochen stattfinden, anders gibt es der Dienstplan nicht her.
 
Das ist keine erwachsene Art, mit Kritik umzugehen. Trotz allem, die Arbeit muss gemacht werden und damit es läuft muss jeder mit jedem arbeiten können. Ich mag auch nicht jeden meiner Kollegen, aber wenn ich mit Kollegen Dienst habe muss ich mit denen arbeiten und die mit mir.
Silvester waren wir mit einer Kollegin im Dienst, die bei uns im Team keine Freunde hat. Wir haben aber mit ihr zusammen gearbeitet. Das nenne ich Professionalität.
Leider sehen das nicht alle Kollegen so und Verhalten sich ihr gegenüber ähnlich wie deine Kollegin. Was bei ihr dazu führt, dass sie die Ohren auf Durchzug stellt und die Kritik an sich abprallen lässt.

Fazit: Arbeite ständig an dir und Versuche jeden Tag besser zu arbeiten, nimm Kritik an, auch wenn sie unsachlich ist oder gewisse Formen nicht gewahrt werden.
Mir hat es geholfen mir zu sagen,wenn sich jemand mir gegenüber bescheiden verhält sagt das mehr über ihn als über mich aus. Ignoriere die Art und Weise wie sie dich kritisiert und halte die an die Sachinformationen.
Jedes Handeln hat eine positive Ansicht.
Deine Kollegin hat sicher einiges an Fachwissen, dass sie wenn sie wertschätzender kommunizieren würde besser anbringen könnte. Wie versteht sie sich mit den erfahrenen Kollegen? Behandelt sie sie genauso?
 
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Schleiße mich aquarius an; das ist unreif! Selber Kritik unfiltriert raushauen, und beim ersten kleinen Gegenwindchen ins Schneckenhäuschen. Wenn sie von Dir erwartet, dass Du Kritik annehmen sollst, muss sie es vormachen wie man Konstruktiv damit umgeht!
Für das Gespräch in 2 Wochen der Tip: immer auf der Sachebene kommunizieren, nicht anklagend oder emotional werden.
 
In der Ausbildung werden doch Kommunikationsmodelle gelernt, warum werden diese nicht angewendet?
Mag sein, dass manche "unreif" sind oder in sich in ihrem "Schneckenhäuschen" befinden, doch was spielt das für eine Rolle? Wir können die anderen nicht ändern, sondern nur uns selbst und unsere Einstellungen. Dazu muss man jedoch Selbstreflektion betreiben und ich vermute, dass hier oftmals alles scheitert! Was heisst denn "arbeite ständig an Dir"? Ich kann tatsächlich "ständig" an mir arbeiten, nur wenn ich mir "ständig" auch die falschen Fragen stelle - wo führt das hin? WIE arbeitet man denn "ständig an sich selbst"?
Welche Ziele will ich denn erreichen? Wie will ich sie erreichen? Wie wichtig sind mir denn Meinungen von anderen? Warum reagiere ich auf "Kritik" so, wie ich reagiere? Was ist denn eine "erwachsene Art mit Kritik umzugehen"?
Warum soll ich "beim nächsten Mal auf den anderen zugehen und sagen, mach das mal so und so"? Und warum sollte der andere denn dann tun, was ich sage?

Merkt Ihr was? Die Vorschläge, die hier zum Teil gemacht werden, sind nicht dafür zu gebrauchen, den bereits bestehenden Konflikt zu lösen. Wie löse ich denn am besten Konflikte?
Zuerst muss ich mir bewusst sein, dass es einen Konflikt gibt. Dann muss ich, je nach Emotionslage, einen Schritt zur Seite machen und mich in dieser Situation betrachten (die Betrachtung des anderen kommt erst später) - ich muss mich fragen, warum mich das, was gesagt wird, trifft! Dann muss ich mir überlegen, was in dieser Situation nun meine Ziele sind. Vielleicht ist es mir egal, aber dann darf ich mich weder "hintenrum" ärgern, noch mir irgendwelche Gedanken machen. Wenn ich feststelle, dass es mir nicht egal ist, muss ich mich zum einen fragen "warum?" und zum anderen "wie kann ich dies mit der Person entsprechend klären, die es betrifft - was wäre für unsere weitere Zusammenarbeit wünschenswert?" Was kann ich dazu beitragen, dass es besser wird? Was sie? Dann sollte das Gespräch - und dann stimmt es - sachlich und ruhig, vielleicht an einem neutralen Ort stattfinden. Dabei sollte man auch annehmen können, dass der/die andere anderer Meinung sein kann und andere "Wünsche" über die Zusammenarbeit haben darf. Und dann kommt das Beste: Man sucht gemeinsam gemeinsame Ziele!
Und ja, das ist tatsächlich ein (Arbeits)Prozess, doch was ist eigentlich kein andauernder Prozess? Stichwort Professionalität! Spätestens dann, wenn man feststellt, dass der andere eben doch der "Hirni" ist, für den man hielt!
 
Danke, ein guter Kommentar. Ich habe zwar i.M. keine Konflikte aber deine Darstellung hat mich rückblickend zum Nachdenken angeregt.
Guter Einstand hier :daumen:
 
Ich sehe den Beitrag von @Andy Waller eher durchwachsen.

Es sind ein paar gute Gedanken dabei, aber auch einige, bei denen ich den Kopf schütteln muss:

„Schneckenhäuschen“; „wir können nur uns selbst ändern“:
Mag vielleicht so sein, aber das Geschehen auf Station geht ja weit über sowas hinaus; es wurde sogar die Leitung hinzu gezogen. Das Fehlverhalten der Kollegin läßt sich durchaus sanktionieren und unterbinden, eine Leitung hat sogar die Pflicht, Mobbing zu unterbinden, es gibt hier durchaus Möglichkeiten (Abmahnung, Versetzung...).

„Arbeite ständig an Dir“: Nun, dieser Rat von @aquarius2 dürfte doch klar sein: Die TE ist neu auf Station, daher muss sie an sich arbeiten, um fachlich besser zu werden. Dadurch bietet sie automatisch weniger Angriffsfläche - es sei denn, jemand WILL etwas zu kritisieren finden.

Ansonsten viele gute Ansätze, ich gebe aber zu bedenken, daß ein solcher gemeinsamer Arbeitsprozess viel Zeit erfordert (sowie den Willen BEIDER, etwas zu verändern - und den seh ich bei der stänkernden Kollegin nicht). Und spätestens da wäre wieder die Leitung zwingend mit im Boot, nicht nur als Moderator, sondern auch um dem Arbeitsprozess den benötigten Raum und vor allem Zeit zu geben. Denn Zeit ist leider das, was Pflegekräfte im Berufsalltag am allerwenigsten haben.
 
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die Problematik wurde ja nicht verneint. Die Leitung wird in diesem Fall auch weiter dabeisein müssen.
Aber außerhalb diesen Falles stimmt es.
Problematik Sender - Empfänger/ wen können wir ändern/wo liegt der Auslöser
 
Es geht hier einmal um die Arbeit. Da muss sich die Themenstarterin in dieses Fachgebiet einarbeiten und sich auch darauf einstellen, dass sie mehr Patienten als auf der Intensiv betreuen muss. Sie muss sich die Arbeit einteilen, Prioritäten setzen und vieles mehr.
Sie muss sich aber nicht die Art und Weise gefallen lassen, wie die Kollegin das tut und andere Kollegen auch nicht. Wenn ich Schichtleitung bin und diese Kollegin würde sich aleniya gegenüber so verhalten wenn ich dabei bin, würde ich sie einmal beiseite nehmen und ihr sagen, dass sowas äußerst respektlos ist und ob sie will, dass man genauso mit ihr spricht.
Lässt sie sich nicht drauf ein, spreche ich sie das nächste Mal vor allen Anwesenden darauf an!
Auch ich habe nicht nur nette gute und unkomplizierte Kollegen:
Einmal hat sich so eine Kollegin bei der Stationsleitung über mich beschwert und gesagt, sie will nicht mehr mit mir in einer Schicht arbeiten.
Da hat sie mit ihr gesprochen und gesagt, wenn sie da jeden Wunsch berücksichtigen würde, müsste sie nur alleine arbeiten, denn es würden leider auch nicht wenige Leute zu ihr kommen und sagen, sie wollen nicht mit ihr arbeiten.
Das war die Kollegin doch bass erstaunt!
Schön wenn inzwischen Kommunikation auf dem Lehrplan steht, war bei uns nicht der Fall!
Schlimm finde ich auch, wenn Kollegen irgendwann die Stelle wechseln, weil sie dauerhaft von anderen so angegangen werden, dass sie frustriert kündigen Oder sie gehen zur Zeitarbeit, weil sie dann die ganzen Teamangelegenheiten nicht betreffen.
 
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Gute Diskussion, wichtige Punkte!
Doch es geht nie "nur um die Arbeit", denn wir arbeiten dort als individuelle Persönlichkeiten - mehr oder weniger "gereift". Zum einen. Und zum anderen: wirklich niemand "muss" sich irgendwo einarbeiten, niemand "muss" sich die Arbeit einteilen - denn die Problematik beginnt mit einer einfachen Frage: Was ist, wenn sie es nicht kann? Wenn ihr die Strategien fehlen? Ist sie dann "unfähig"? Ist sie dann "nicht gemacht für eine Normalstation"? Wer bestimmt das? Ist es dann erlaubt, über die Kollegin zu lästern?
Das ist ein Teil!
Der andere ist: Bevor eine Teamleitung interveniert/intervenieren muss, schwelt doch schon länger ein Konflikt - und hier ist es eben wichtig, dass dieser im Idealfall selbstreflexiv schon betrachtet wird! Und lösungsorientiert angegangen.
Doch wie so oft, und das ist meine Erfahrung in der Pflege seit mehr als 30 Jahren - Kommunikation ist, wie die (Fähigkeit zur) Selbstreflektion eher dünn gesät. Wir haben in der Pflege das "Du musst funktionieren" so verinnerlicht, dass wir alle abschätzig bewerten, die das eben nicht zeigen oder sind - die "nicht so sind wie ich"! Zumindest nach unserem eigenen subjektiven Verständnis nehmen wir uns ja schliesslich als Ideal oder wir sagen "ich bin halt so, ich habe auch meine Fehler" (damit andere mich so nehmen "müssen" und ich nichts ändern "muss") - und hier liegt der Hase im Argen: Wir schauen von uns auf die anderen! "Ich funktioniere, also musst Du das auch!" Ich mache das so, also musst Du das auch so". Doch wir vergessen dabei, dass die andere Person, genauso wie ich selbst, nichts "muss".
Und jetzt kommt die Teamleitung ins Spiel: Wenn es eine Teamleitung schafft, diese Botschaften (Kommunikation, Selbstreflektion, Umgang mit Kolleg*innen, etc.) in ihrem Team zu platzieren, dann haben Konflikte, wie sie oben beschrieben sind, keine Chance! Dann wird niemand alleine gelassen, dann wird es eine funktionierende Zusammenarbeit geben. Dann werden auch Neue nicht sich selbst überlassen.
Ja ich weiss, "wir haben keine Zeit und kein Personal" - das mag vielleicht sein. Doch das ist nie der einzige Grund, dahinter stecken ganz viele andere Dinge und Themen. Leider auch allzu oft Frust und Neid (wieso auch immer)!
Mag sein, dass das, was ich schreibe idealistisch klingt, doch wenn ich mir wieder und wieder nur schon mal die Salutogenese anschaue (und das mache ich), dann muss ich fragen, warum verwenden wir diese nicht bei uns selbst? Innerhalb des Teams?
Ich gehe noch weiter, ich erwähnte es oben schon: Wir können nur unsere Einstellungen ändern, nicht die Kolleg*innen, nicht die Patient*innen, nicht die Ärzt*innen, nicht die Umstände (zum Teil), aber ich kann MEINE Ansicht ändern und anpassen. Und das geht nur mit Selbstreflektion. Wenn ich das regelmässig mache - was soll mich dann treffen? Warum mache ich mir dann etwas daraus, wenn mich eine Kollegin "dumm anmacht"? Ist es gerechtfertigt, weil ich einen Fehler machte? Dann muss ich diese Situation nehmen, reflektieren und lernen. Ist es nicht gerechtfertigt, dann regt es mich doch nicht auf! Dann ist es schlicht nicht meine "Sache". Warum regen wir uns auf, wenn andere lästern? "aquarius2" hat es ja richtig geschrieben (06.01.22): "wenn sich jemand mir gegenüber bescheiden verhält sagt das mehr über ihn als über mich aus." - So ist es ja auch! Nur, was sagt es denn über mich aus, wenn ich darauf reagiere und zurückschiesse?
Seien wir ehrlich, die Thematik "mangelndes Kommunikationsverhalten" sowie "mangelnde Selbstreflektion" ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Konfliktsituationen in allen Bereichen. Vor allem bei uns in der Pflege, und das, obwohl wir Modelle und Instrumente an der Hand haben sollten, um genau das anders zu machen! Dann laufen wir lieber zu "Mama" Teamleitung und beschweren uns wie kleine Kinder über den anderen, der "so blöd ist, mit dem spiele ich nicht mehr". Und was macht "Mama"? Schiesst auf gleicher Ebene zurück - "Mit Dir will auch keiner mehr spielen" ... Was ist hier los? Das ist doch nicht alles nur dem Umstand geschuldet, dass wir "keine Zeit und kein Personal mehr haben"....
Oder doch?
Und nein, das hier ist keine Variante des "mir ist alles ******* egal" - Nein! Denn natürlich erlebe ich Stress und Konfliktsituationen, doch sie eskalieren nicht! Ich betrachte die Dinge einfach mal etwas anders. Denn "die Dinge sind nie so, wie sie sind, sie sind immer das, was wir aus ihnen machen!" (Jean Anouilh). Und ich frage die anderen einfach mal, statt ihnen meine Interpretationen "vor den Latz zu knallen"!
 

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