Also, ich habe damals trotz Schwangerschaft einen Arbeitsvertrag angeboten bekommen. Der Arbeitgeber wußte das damals und stellte mich trotzdem ein. Das war leider vor 26 Jahren, und ich denke, daß die Arbeitgeber heute nicht mehr so nett damit umgehen. Damals gab es noch keine Elternzeiten und ich glaube nicht, daß man den Arbeitnehmern damit immer etwas Gutes getan hat. Ich denke, daß der Arbeitgeber das als" Vertrauensmißbrauch" ansieht, wenn man es nicht sagt,- obwohl die Frage ja nicht einmal gestellt werden darf, ob man schwanger ist. Ich könnte mir vorstellen, wenn Du nun sagst, daß Du schwanger bist, daß Du Dich bei diesem Arbeitgeber nach der Schwangerschaft leichter bewerben könntest, und leichter eine Anstellung nach der Geburt erhalten würdest. Ansonsten, wenn könntest Du den Vertrag sicherlich annehmen und Dich nach der Elternzeit woanders bewerben. Das Gesetz sieht das für Schwangere nun einmal so vor und sicherlich muß eine Mutter mit Kind auch irgendwo ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ich denke, daß dem Arbeitgeber bewußt ist, wenn er einen Arbeitsvertrag mit einer Frau im gebährfähigen Alter schließt, daß er dieses Risiko hat. Im Anbetracht dessen, daß die Wirtschaft immer jüngere Mitarbeiter vorzieht und die Älteren herabwertet, finde ich das okay. Wenn Du an die 50 bist erhälst Du auch schwerer eine Anstellung und die Leute überlegen 3 mal, ob die Dich anstellen. Dieses Risiko trägst Du als Arbeitnehmer heute ja auch alleine. Denn es ist nicht gesagt, ob Du bis zum Renteneintritt diesen Job behalten wirst. So lieb das ist, daß Du Dir Gedanken machst, es ist schon rechtens zu sehen, daß Du persönlich Dein Auskommen und Einkommen hast. Die Allgemeinheit muß in unserem Sozialstaat soviel schultern, daß eine werdende Mutter mit Kind, nicht an den Rand geschoben werden sollte. Ich würde mich bemühen, wenn Du den Job erhälst, meine Krankzeiten während der Schwangerschaft auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Damit ist der Pflicht genüge getan.
Von Fairneß kann ich bei den heutigen Arbeitgebern nichts feststellen. Ich denke, wenn daß Fairneß keine Einbahnstraße sein darf zu Lasten der Arbeitnehmer. Du kannst 40 Jahre fleißig und fair geschuftet haben,- wenn Du dann krank wirst, dann stellt man fest, daß 40 Jahre dauernd einspringen, private Feiern absagen, Frei verschieben mit einem mal ganz rasch vergessen sind und kein Hahn nach Dir kräht.
Wenn der Gesetzgeber Dir ein solches Privileg gibt, daß Dir eine Schwangerschaft bei einer Einstellung nicht zum Nachteil gereichen darf, dann darfst Du das auch nutzen. Fairneß würde bedeuten, daß zb. Mitarbeiter an die 50 die wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben nicht mehr gekündigt würden. Ist das in Deutschland der Fall? Dadurch daß Du die Schwangerschaft verschweigen darfst, entsteht eigentlich nur eine kleine ausgleichende Gerechtigkeit für ältere Arbeitssuchende. Jeder Mitarbeiter der nun sauer ist, weil Du schwanger ausfällst, sollte diesen Aspekt auch mal aus dieser Sichtweise betrachten. Das ist eben das Risiko, daß man trägt, wenn man Mitarbeiter einstellt. Genausogut könnte es passieren, daß man einen jungen Mitarbeiter einstellt, der dann wegen eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung längere Zeit ausfällt. Da hat man dann eben Pech gehabt, als Arbeitgeber. Schwangerschaft darf kein Hindernis sein, Arbeit zu bekommen oder seinen Arbeitsplatz zu erhalten. Das ist in unser aller Interesse. Die neue Generation wird einmal unsere Renten erarbeiten müssen.
Liebe Grüße Fearn