Kollegen aus Spanien

Nochmal die Frage: wer ist schriftlich über das Problem informiert worden? Aufzählung der konkreten Arbeitssituationen darf da nicht fehlen.
Schriftliche Gefahrensanzeige mit Aufforderung zur schriftlichen Antwort und dem netten Hinweis, dass man sich weiter wenden wird. Das setzt natürlich voraus, dass man das auch wirklich durchziehen will.

Wie ist eigentlich die Schichtbesetzung konkret? Wie viel Patienten mit welchem Pflegeaufwand auf wie viele Kollegen?

Elisabeth
 
Wir sind der Meinung, dass man ohne Anerkennung nicht eigenständig vollverantwortlich arbeiten kann. Rechtliche Situation?
Wenn ich Dein Post richtig verstanden habe, teilt Dein Arbeitgeber diese Meinung und setzt die KollegInnen bis zur Anerkennung als Hilfskräfte ein. Die dürfen selbstverständlich nicht vollverantwortlich arbeiten.

Wäre ein anderer Weg nicht sinnvoller? Denn so wird dem Mangel doch nicht langfristig entgegen gewirkt.
Welcher Weg schwebt Dir da vor? Langfristig sollte sich das Verständigungsproblem erübrigen. Dass die Betroffenen an der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse arbeiten halte ich für eine Grundvoraussetzung - aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand so naiv ist, um dazu nicht bereit zu sein. Es wäre eher die Frage, was Dein Arbeitgeber (und Euer Team) dazu beitragen kann, dass die Einarbeitung so gut wie möglich erfolgt.

Ein B2-Level bedeutet doch:
"B2 – Selbständige Sprachverwendung
Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist." Wo genau also liegt das Problem? Örtlicher Dialekt? Schwerhöriges oder dementes Klientel? Fachausdrücke?
 
Ich habe ein B2-Zertifikat....
 
Hallo Elisabeth,
tja schriftlich haben wir noch nicht informiert. Mit Gefährdungsanzeigen ist das bei uns leider so eine Sache. Stationsleitung wird dann zur PDL zitiert. Aus diesem Grund schreibt leider so gut wie niemand im Haus eine. In der Regel ist im Spätdienst ein Bereich mit 15 Patienten zu versorgen. Die Zahl der A3-Patienten ist unterschiedlich, aber 1/3 sind es immer (die Station hat 46 reguläre Betten, haben aber regelmäßig eingeschoben). Wir sind 3 examinierte Pflegekräfte, manchmal noch ein Schüler/FSJ.
 
Hallo Claudia,

(sorry mit dem Zitieren komme ich nicht klar)

Der Arbeitgeber bezahlt sie als Helfer verlangt aber von uns, dass wir sie in der Anerkennungsphase vollsichtig einsetzen dass sie dann, wenn die Anerkennung durch ist richtig los starten können. Zählen übrigens voll auf dem Stellenplan. Aus unserer Sicht werden die Kollegen und ihre Situation ausgenützt. Sie sind froh hier Arbeit zu haben, arbeiten wenn es sein muß ohne Pause und ein Arbeitszeitgesetz kennen sie auch nicht. Das muß man sich von der PDL dann schon mal anhören.

Mit langfristig meinte ich, z.B. die zumindest bei uns unzureichende Begleitung/Umgang der Azubis, damit diese am Ende ihrer Ausbildung im Haus verbleiben. Attraktive Arbeitsbedingungen, wertschätzender Umgang. Warum geht denn niemand in die Pflege bzw. bleibt nicht dort?

Natürlich wird sich das Verständigungsproblem irgendwann erübrigen, aber es dauert halt seine Zeit. Bis dahin kann man sie aus unserer Sicht nicht eigenständig/vollsichtig einsetzen. Zählt aber bei der Schichtbesetzung voll mit. Zusätzlich belastend für die restlichen Kollegen die selber genug zu tun haben.

Eine spontane, fließende Verständigung ist noch nicht möglich und ja das mag auch am Dialekt oder Patientenklientel liegen, obwohl sich wirklich alle große Mühe geben. Auch die Fachbegriffe sind sehr mühsam obwohl sie gutes Fachwissen besitzen. Wie schon gesagt, das B2-Level wurde im Heimatland absolviert und ich bin mir nicht sicher, ob sie es hier auch erhalten würden?!

Die Einarbeitung auf Station ist aus unserer Sicht gut organisiert, es gibt einen Paten für die Kollegen und es findet Unterricht in Dokumentation/Standards und deutsche Gepflogenheiten statt. Fällt dir noch was ein?
 
Wie stellt man sich das denn vor mit einer Überlastungsanzeige? Man schreibt die und damit ist man den Konflikt los? Mit der Einstellung kann man das Schreiben solcher Papiere wirklich unterlassen.

Und versteh ich das richtig, dass man die spanischen Kollegen eher kritisch sieht, weil man meint, dass die den angehenden deutschen Kollegen die Stellen weg nehmen?

Was können die Kollegen aus Spanien denn nun genau und was können sie ganz konkret nicht? Welche Arbeiten müssen liegen bleiben, werden aus Zeitgründen nicht geschafft?

2009 gibst du zur Dienstbesetzung noch Zwischendienste an. Was ist aus denen geworden?

Elisabeth
 
Die Einarbeitung auf Station ist aus unserer Sicht gut organisiert, es gibt einen Paten für die Kollegen und es findet Unterricht in Dokumentation/Standards und deutsche Gepflogenheiten statt. Fällt dir noch was ein?

Die Betreuung durch einen Paten ist sicher eine gute Idee, Unterricht ebenso, aber ganz offensichtlich ist die gut organisierte Einarbeitung ja in punkto Ergebnisqualität doch nicht so gut wie gedacht. Das ist das Schicksal aller Projekte - Du kannst in der Theorie unmöglich alle Eventualitäten berücksichtigen. Evaluieren und die Maßnahmen entsprechend anzupassen zeigt, dass Ihr auf dem richtigen Weg seid.

Welche Maßnahmen sinnvoll sind, kannst Du, der Du die Probleme live vor Ort siehst, besser beurteilen als ich. Macht doch mal ein Brainstorming unter den Kollegen: Was für konstruktive Ideen habt Ihr? Eine Übersicht über die häufigsten Krankheitsbilder auf Spanisch? Eine Mustermappe Eures Dokumentationssystems in zweisprachiger Ausführung? Regelmäßige gemeinsame Konversationsabende? Eine Neueinteilung der Tätigkeiten, so dass die spanischen KollegInnen peu à peu die Tätigkeiten erlernen können?
Wie schon gesagt, das B2-Level wurde im Heimatland absolviert und ich bin mir nicht sicher, ob sie es hier auch erhalten würden?!
Das ist das Gegenteil der konstruktiven Vorschläge, die ich im Sinne habe. Die Kompetenzlevel sind vergleichbar. http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/ Ich habe meine Fremdsprachenkenntnisse auch in meinem Heimatland erworben, von Lehrern, die die gleiche Muttersprache hatten wie ich. Das hört man.

Ich denke gerade an meine Zeit als nursing student in Oxford zurück. Ich wäre aufgeschmissen gewesen, hätte man dort nicht verständnisvoll darauf reagiert, dass ich Ausdrücke wie "I want to spent a penny" nicht in der Schule gelernt hatte oder ratlos vor einem mir unbekannten Infusionssystem kapitulierte. Wenn die Kollegen dort daran gezweifelt haben, dass ich schon im zweiten Ausbildungsjahr war, dann haben sie es mich zumindest nicht merken lassen.
 
Natürlich ist man den Konflikt mit dem Schreiben einer Gefährdungsanzeige nicht los, aber es gibt einfach Leute die diesen Konflikt nicht aushalten können/wollen.

Nein, man sieht die spanischen Kollegen nicht kritisch, ist aber auch der Ansicht für die vorhandenen + zukünftigen Kollegen etwas zu tun. Sie können nicht alleine einen OP-/Intensivpatienten übernehmen, da sie die Übergabe nicht verstehen. In der Grundpflege, bei der Mobilisation, bestehen Defizite, da dies in Spanien nicht ihre Aufgabe ist. Ans Telefon gehen sie nur wenn es nicht anders geht und geben dann doch ab.

Pflegeplanungen, Pflegeüberleitungen, Angehörigengespräche, Entlassungsplanung bleiben liegen, um nur einiges zu erwähnen. Sie können viel medizinisches was wir aber in unserer Klinik nicht tun (Blutabnehmen/Zugänge legen, i.v. spritzen, Drainagen legen/ziehen...).

Die Schichtbesetzung mit 3 Examinierten bezog sich auf den Spätdienst. Den Zwischendienst gibt es mittlerweile wegen Stellenreduktion nur noch selten und morgens sind wir mit 4 examinierten Pflegekräften besetzt. Je nach Situation kommen da noch 1-2 Schüler/FSJ/Praktikanten dazu, wobei die schülerlosen Zeiten immer häufiger werden.

@Claudia,
danke für deine Antwort. Unser Problem ist eigentlich die Zeit die die spanischen Kollegen bräuchten und nicht haben bzw. bekommen, da sie sofort voll angerechnet werden.

seebär
 
Was genau verstehen sie an der Übergabe nicht? Wie wurde ihnen bisher dies beigebracht?

Elisabeth
 
Ich arbeite auf einer IMC und habe bis jetzt drei spanische Kollegen gehabt. Sie hatten alle eine Einarbeitung von vier Wochen und haben genau die gleichen Aufgaben wie wir alle. Das Problem bei allen war die Kommunikation, wir haben die Übergabe teilweise nicht verstanden und unsere spanischen Kollegen haben nichts verstanden wenn wir ihnen Übergabe gemacht haben (geben es natürlich nicht zu!). Letztendlich ist einer auf Normalstation versetzt worden und zwei haben noch während der Probezeit gekündigt.

Ausländische Kollegen sind sehr beliebt bei meinem Arbeitgeber. Letztendlich haben wir Examinierten das Problem da die Kollegen viele Fehler machen aufgrund von Verständigungsproblemen und wir wichtige Sachen bei Übergabe nicht erfahren.
 
Bei uns in der Klinik wurden auch ausländische Fachkräfte eingesetzt. Das Projekt wurde aber nach knapp 8 Monaten wieder eingestampft. Mehr Aufwand als nutzen. Patientensicherheit war nicht mehr gegeben. Zugegeben auch ein Imageproblem nach aussen waren weitere Gründe, Patienten gingen aus Gründen der mangelnden Sprachkenntnis der Kollegen sowie der kulturelle Hintergrund (Kopftuch usw.) lieber in andere Häuser. Dies spiegelte sich dann auch in der Akzeptanz der "deutschen" Kollegen wider.

Letztendlich ist alles wieder beim alten, Personalmangel gibt es trotzdem.
 

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