Für mich - rundet sich auch das Bild. Mit zunehmendem Druck an den falschen Stellen, folgt nach Feststellung Risikofaktor xy eine Handlungs- und Dokumentationsflut, gefordert von Seiten der Kostenträger, die nicht/ nur teilweise dem alten Menschen und seinen Bedürfnissen dient.
Die Frage was getan werden soll, muss, wenn jemand zunehmend dekugefährdet ist, ist bis zu einem gewissen Punkt akzeptabel. Weil aber auch der Träger der Einrichtung Druck macht, muss man noch mehr intervenieren. Es kann absurd werden, wenn man sämtliche Realitäten ausblendet, ignoriert.
Ein Sturz lässt sich nicht zu 100% vermeiden, will ich einem Menschen nicht auch noch das letzte Stückchen Freiheit nehmen.
Dass die Folgen daraus häufig schwerwiegender sind als bei einem jüngeren Menschen, ist irgendwo doch auch Schicksal.
Man bemüht sich alles zu erfassen was wichtig ist, bittet den Bewohner nicht alleine zu gehen, weil er stürzen könnte, stellt eine Gehhilfe zurecht.
Er schlurft dann aber trotzdem ohne sie allein den Gang entlang, ist vielleicht doch stolz darauf, noch was zu können.
Dann komm ich als Facheule daher - und finde die Eigeninitiative gar nicht gut.
100 mal geht es gut aus, bei 101sten Mal fällt der Bewohner hin, verletzt sich schwer und muss ins Krankenhaus.
Um einen Sturz aus dem Bett zu vermeiden kann ich ebenfalls allerhand machen, vieles davon sinnvoll.
Will ich das zu 100% vermeiden, muss ich Freiheit beschränken.
Will ich es weitgehend reduzieren - muss ich entsprechend personell besetzt und ausgerüstet sein.
Wähle ich Weg zwei, wird es weiter zu Stürzen kommen, die auch tödlich enden können. Nicht sofort, aber in Folge.
Vor einiger Zeit - ging es in einem anderen Thread um das Thema Ernährung,
die zunehmenden Vorgaben des MDK bei unklarem Gewichtsverlust im Heim.
Auch da, bis zu einem gewissen Punkt - völlig in Ordnung. Es führte aber auch zu absurden Ergebnissen.
Wie kommt man da wieder raus? Wenn das was zunehmend zu zählen scheint, sich so dermaßen falsch anfühlt.
Alt werden hat häufig zunehmend Nebenwirkungen, ist aber keine Krankheit die man wieder heilen kann,
weder im Akut- noch im Langzeitbereich.
Bitte nicht alles falsch verstehen, mich macht das traurig, die Vorstellung, die Aussicht, alles.
Eigentlich ist hier Schluss gewesen. Allerdings ist mir noch was eingefallen. Ein Urteil.
Ob es das war, oder ein ähnliches, ich weiß es nicht mehr.
Gefahr droht im Falle eines Krankenhausaufenthaltes nach Sturz AUCH noch von Seiten der Krankenkasse.
Irgendwo ist es etwas tröstlich, dass es dazu auch abschlägige Gerichtsurteile gibt, die die Heime stärken, andererseits ist es auch ziemlich unerträglich, dass Krankenkassen überhaupt deswegen vor Gericht ziehen.
Richtig absurd wird die Auffassung der Krankenkasse im u.g. Fall, das Heim hätte ein medizinisches Gutachten erstellen lassen sollen, um ein potentielles Sturzrisiko zu erfassen.
Diese Auffassung konnte das Gericht ebenfalls, erfreulicherweise, nicht teilen. Vielleicht hat die Doku geholfen, die Klage abzuweisen.
Die Urteilsbegründung, weil sowas auch mal lesenswert ist:
"....Die Klage der gesetzlichen Krankenkasse [auf Kostenrückerstattung] wies das Landgericht Coburg zurück. Es stellte fest, dass die Pflicht des Pflegeheims zum Schutz der körperlichen Unversehrtheit der ihm anvertrauten Bewohner auf die üblichen Maßnahmen begrenzt ist, die mit vernünftigen, finanziellen und personellen Aufwand realisierbar sind. Dabei sind insbesondere die Würde, die Interessen und die Bedürfnisse der Bewohner zu berücksichtigen. Deren Selbständigkeit und Selbstverantwortung ist zu wahren und zu fördern. Weitere Maßnahmen, als diejenigen die das Heim getroffen hatte, hielt das Gericht im vorliegenden Fall nicht für erforderlich....Die gesetzliche Krankenkasse ging in die Berufung, welche zurückgewiesen wurde......"
Beschluss > 6 U 54/09 | Oberlandesgericht Bamberg - OLG Bamberg zu den Pflichten eines Pflegeheims und möglichen Schadensersatzansprüchen der Krankenkasse bei Stürzen von Heimbewohnern < kostenlose-urteile.de