Hallo Elisabeth,
warum so wütend?
Der Pflegedienst ist ja bereits da und läuft ganz gut
Ich theoretisiere hier also nicht wild vor mich hin.
Ich habe auch immer das Gefühl, all die Selbstständigen haben hier nur das bestreben, die Sache anderen madig zu machen. Ich gehöre nicht zu denen.
Nur um das auch hier zu sagen: Wer sich berufen fühlt einen Pflegedienst aufzumachen, Verantwortung und Arbeit nicht scheut vor allem eine gute Idee, bzw. eine Mission verspürt und etwas realisieren will außerhalb von eigenen Luxusgütern, die Erfahrung hat mit Patienten und vor allem bereits umfangreiche Leitungserfahrung hat und am besten ein kleines Studium Pflegemanagement oder Ähnliches, dem sei gesagt: Es macht Spaß, es lohnt sich menschlich, es eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, seine Ziele zu verwirklichen, es ist ein Gefühl von (gestalterischer) Freiheit, die einen alles bewerkstelligen läßt und welches man nie wieder missen möchte.
Und wenn man so drauf ist, hat man gute Karten, dass der Laden irgendwann was abwirft.
Allerdings sind die psychischen Talfahrten auch extrem heftig, wenn Sachen schief laufen.
Zur Sache:
Zu den 31€ sagte ich bereits, dass das das absolute Minimum ist, um die Gehälter zu realisieren. 31€ mal 38,5 zu rechnen ist Quark, weil da je ne Menge Zeit drin ist, die nicht bezahlt wird.
Mal abgesehen davon, rede ich von 10 Patienten, nicht von 10 Mitarbeitern. In meine Fall wären es in etwa 50-55 Stellen und 20 Minijobber.
Also 10 Patienten x 5,5 Mitarbeiter. Die Rechnung zum Thema was bleibt übrig von oben wiederhole ich jetzt nicht.
Also..ich überschlage das mal:
10 Patienten a 4000 €+ = 40.000 €
Das ist das Minimum. Ich bin da mal vorsichtig. Da springt tatsächlich doch eher etwas mehr raus.
Gilt natürlich nur, wenn niemand im KH ist.
Ist bei mir dennochDurchschnitt, da wir auch Patienten haben mit nem Satz von 33,50 oder 32,50. KH kommt sehr selten vor und dann auch höchstens mal paar Tage.
Abrechnung Optadata: 2000 €
Büro sagen wir mal großzügig 1000 €.
Krankenkasse: 660 € (freiw. gesetzlich) / 450 € wärens privat
Rente: 300 € (gesetzlich) und 300 € Privatvorsorge
Steuerberater: großzügig 1500 €
Fortbildung Heimbeatmung: im Schnitt 1x pro Monat ~2.500 € (120 Std. Arbeistzeit + Fobikosten)/Wobei die Arbeitszeit ja schon bezahlt ist. und in den 5,5 Köpfen pro Team mit eingerechnet ist.
Bürobedarf: 1000€
So...obige Kosten sind allesamt absetzbar.
Dann kannste ja noch 40.000 KM pro Jahr locker für die eigene Fahrerei absetzen. Auch schon 12.000€. Also pro Monat 1000 € absetzbar...und..und..und
Du zahlst also auf knapp 32.000 € Steuern. Jetzt kommts auf die Gesellschaftsform an, ob Einzelunternehmer oder GmbH. Weil Einzelunternehmer unter bestimmten Umständen keine Gewerbe- und Umsatzsteuer zahlen. Das trifft bei mir zu.
Dann sind (bei mir) nochmal 10.000 futsch.
Und dann hast Du deine 20.000 €. Damit könnte man jetzt rumprassen, oder das sinnvoll in den eigenen Laden investieren. Ich persönlich empfinde Ausgaben, die ich tätige für Fortbildungen oder für den Laden im Allgemeinen eher als Privatanschaffung.
Das ist mein kleiner Luxus, mir nen eigenen Atmungstherapeuten auszubilden und die S2 Leitlinie noch zu toppen.
Die 20.000€ hören sich schon viel an, aber wer mit mindestens 55 Mitarbeitern jongliert, weiss, wieviel Arbeit das ist und rechtfertigt auch das Einkommen. Ich habe da zumindest kein schlechtes Gewissen. Zumal und da gebe ich Dir Recht, dass unternehmerische Risiko nicht zu unterschätzen ist.
Wenn ein Patient verstirbt, hat man mal eben gerne 17.000 € Personalkosten, bis eine Neuaufnahme in Sicht ist. Ein solcher Fall, ist gerade am Beginn der Selbstständigkeit mit Sicherheit der absolute SuperGau. Deshalb sollte man schon relativ schnell auf 4-5 Patienten expandieren. Schnell = Im Laufe des ersten Jahres und nicht um jeden Preis aufnehmen. MA müssen in Sicht sein und der Patient sollte schon wirklich stabil sein. Später kann man dann auch sozialer vorgehen und Leute aufnehmen, die absehbar vielleicht 3 Monate "bleiben".
Deine Behauptung, man müsste ja nicht arbeiten als Besitzer eines Pflegedienstes erweckt bei mir eher den Eindruck, als hättest Du vor Deiner Selbstständigkeit mit dem Großen Geld und Freizeit lebenslang gerechnet und auch ausschliesslich aus diesem Grunde angefangen. Da verstehe ich natürlich deinen Frust.
Das ist bei mir doch arg anders gelaufen. Ich wollte endlich einen Pflegedienst sehen, von dem alle gut Leben können und das habe ich geschafft. Und da bin ich verdammt stolz drauf. Mir reichen auch 2.000 € vollkommen aus zum Leben, Hauptsache das Projekt hier läuft zufriedenstellend für alle Beteiligten. Wenn es mehr ist, habe ich allerdings nichts dagegen.
Wo Du Recht hast: Wer das in dem Glauben macht, hier fließt automatisch das große Geld hat sich sowas von geschnitten. Mit so vielen Leuten umzugehen, muss man gelernt haben. Man muss von Beatmung Ahnung habe, sonst liegen die alle Nase lang im KH. Vor allem die MA müssen gut geschult und motiviert sein. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich. Die Dienstplanorganisation alleine frisst unglaublich viel Zeit und wenn das nicht gut läuft hagelt es massig AU´s und Kündigungen. Und wenn der Stein erstmal ins Rollen kommt, ist es unglaublich schwer das aufzuhalten. Das ist richtig viel Maloche, wenn das Einkommen stimmen soll. Und das ist mit 20.000 € alleine um sich selbst zu motivieren nicht zu schaffen. Da muss man schon ideelle Ziele in erster Linie verfolgen und die kann man dann aber auch gut verkaufen. Stichwort: Stundensatz.
Über deine Krankenhausquote kann ich jetzt nichts sagen, hier tendiert die gegen null. Zumal wir auch zugegebenermaßen sehr selektiv aufnehmen.
Das andere ist: Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not. Hier werden/wurden konsequent Rücklagen gebildet.