Heimbeatmung/Intensivpflege: Lohn?

Danke für die Info zu Curanum . Ich drück den Kollegen in Zwickau die Daumen, dass sich in München und Bad Lauterberg doch noch das Gewissen meldet und die sich verweigern, als Streikbrecher mißbraucht zu werden.

TVöD Grundgehalt bei 7a Stufe 1- der untersten Möglichkeit überhaupt: 2282.63 Euro. Das bedeutet, dass die Leute in Zwickau rund 35% unter dem Tarif liegen. Entspricht das dann nicht schon einem sittenwidrigen Lohn? Und werden da nicht auch die Pflegebedürftigen bestohlen? Schließlich bezahlen die die pflegerische Versorgung und nicht das Wunschkonzert des Vorstandes.

Elisabeth
 
Hallo,

ich würde gerne als Berufseinsteiger in der häuslichen Intensivpflege anfangen und habe für 3 Bewerbungen auch schon 3 Vorstellungsgespräche (2 schon absolviert).

Alleine für einen Bereich gibt es scheinbar recht große Unterschiede wie das gehandhabt wird.

1) Frage nach dem Bruttolohn mit 2300€ beantwortet, erstmal groß angeschaut worden, "so viel bekommen Sie doch nirgendwo". Naja genau genommen schon, wenn ich den von meinem Ausbildungskrankenhaus angebotenen Vertrag in Anlehnung an K7a/2 annehme sinds sogar mehr. Möchte ich aber eigtl nicht. Angeboten wurden mir hier 2100€ brutto + Zuschläge (brutto=netto, So 50%, nachts gestaffelt 20-40%, Feiertage waren glaub 100%), 5 Nächte und 2 Sonntage werden angestrebt). Wäre bei mir in etwas ein Netto von 1700€. Ich hätte hier eine 40h Woche mit im Normalfall 8h-Diensten, Entfernungspauschale vom AG ab dem 31. km (meine Obergrenze wären 50km, die aber nicht nötig sein werden), 28 Tage Urlaub. Inwieweit das Ganze im AV festgeschrieben steht weiß ich noch nicht, werde erst die Hospitationen absolvieren.

2) Hier wurde nach Nettolohn gefragt, da ich auf die Frage eher weniger vorbereitet war einfach mal mit 1800€ geantwortet, angeboten wurden mir inkl Zuschläge 1600€ netto (sind irgendwas mit 18xx€ brutto + 300€ garantierte Zuschläge brutto=netto für 5 Nächte und 2 Sonntage) garantiert. Hier wären es 172h im Monat bei ausschließlich 12h-Diensten (macht 15 Dienste im Monat), im ersten Jahr 24 Tage Urlaub, 3 Wunschfreis pro Monat. Auch hier habe ich den AV noch nicht, sollte ich aber demnächst bekommen, bin gespannt was hier wirklich festgeschrieben wurde.

Gerade als Berufseinsteiger tu ich mir nun mit Verhandlungen sehr schwer, das nahezu sofortige Interesse auf meine Bewerbungen gibt mir allerdings Recht darin, dass ich gebraucht werde. Entfristung erfolgt bei beiden nach Aussage im VG nach einem Jahr, jeweils 6 Monate Probezeit.

Liebe Grüße, Sonja
 
Hallo,

schönen Gruß nach Oberfranken zunächst mal.

1) 2.300 € ist hier in NRW absolut normal. Das macht bei den hier oft üblichen 173 Std/Monat 13,30 € pro Stunde. Das ist nicht viel, aber für den Einstieg sagen wir mal okay.

2) Ich persönlich würde die Finger lassen von 12h Diensten. Reine Folter je nach dem, wo man da landet. Mal abgesehen davon muss der normale Mensch jeden Tag essen, schlafen, trinken, Kinder zur Schule bringen etc.
Das größte Problem ist allerdings, wenns ans einspringen geht. Sagen wir mal du hast bereits 4 12er hinter dir. Der andere MA wird krank. dann kannste gleich mal 2-3 dranhängen im schlimmsten Fall. Dann wirds echt unangenehm. Es gibt Leute die finden 12er Dienste gut. Ich bin ein entschiedener Gegner von sowas.

3) Das was zählt ist erstmal das Bruttogehalt. Fürs Netto kannste dir im I-Net paar Rechner suchen. Als APP empfehle ich dir den von der AOK. Der ist super. Berechnet auch die AG und AN Kosten.

4) Das Netto von 1700 sollte schon sein, egal wo du hingehst. 1800 würde ich aber erstmal inklusive Zuschläge und/oder Fahrtkostenzuschüssen schon anpeilen. Die Fahrerei kann nämlich ganz schön ins Geld gehen, falls kein Dienstwagen gestellt wird. Da sind 50 km bei 15 Diensten mal fix 3000 km im Monat.

5) Um mal meine Zahlen zu wiederholen: 2300 bei ner 38,5 Stundenwoche für das erste halbe Jahr sind super. Danach sollte sich aber schon was tun. 14-15 € sind danach durchaus realistisch. also in etwa 2400 €. Bei einer 40 Stundenwoche ruhig auch entsprechend höher ansetzen.

6) Lass dich nicht mit Versprechen einlullen. Alles muss in den Arbeitsvertrag, vor allem so Aussagen wie:"Kommen Sie nach der Probezeit wieder und dann gibts mehr Geld." muss ganz konkret mit ner Zahl im Arbeitsvertrag vermerkt werden. Sobald man unterschrieben hat, wollen da viele plötzlich nichts mehr von wissen.

7) Bevor jetzt wieder der Entrüstungssturm losgeht: Konditionen hier 2400 Brutto/38,5 Stundenwoche nach 3 Monaten Probezeit, Nachtzuschlag 3€ / h ( 30 pro Nacht ), Sonntags 6 €/h und Feiertags 7 €/h und Weihnachten Silvester sogar 10 €/h + 100% Freizeitausgleich. Fahrtkosten 15 cent pro km Hin- und Rückweg.
5 Wochen Jahresurlaub und diverse Sonderurlaubstage. Wunschfrei nach Bedarf und 9-13 freie Tage je nach Monat(3-Schichtsystem, keine 12er!). Gratifikationen nach Geschäftslage. Aber die sind auch nicht nötig. Bei 6-7 Nächten und 2 Wochenenden im Monat geht hier keiner bei Klasse 1 unter 1800 nach Hause.

8) Und das ist auch gut so....

Schönen Gruß

Daniel
 
Brutto ist nicht gleich Netto. Je nach Sa,-/So,-Feiertag,/-Nachdienste + Transportpauschale. Ich bezahle z.B. im München eine Vollzeitmitarbeiterin 2100 Netto bei 1900 Brutto. (ST 1). Also, die Frage ist nicht nur "wie viel Brutto?", sondern auch "wie wiel ist das Netto?"
 
https://www.youtube.com/watch?v=thQBq-jLulI

Ich denke, du solltest hier dann auch offen legen, was du da konkret bezahlst- wie es kommt, dass das Netto jeden Monat für alle MA über dem Brutto liegt.

Elisabeth
 
habe gerade gschrieben. Bruttolohn (pauschal) + 2 x Samstag, + 2 x Sonntag Zuschläge, 8 x Nachtarbeit + Transportpauschale.

Ich muss gestehen, da kenne ich mich nicht gut aus, deswegen lasse ich alle Lohnsachen von einer Wirtschafsprüferin machen. Die berechnet dann wie viel Brutto bzw. Nettto rauskommt
 
Ach du meinst dass man nicht nur nach dem Netto-Grundgehalt fragen muss. Wobei- ich bin auch mit Zuschlägen noch nie übers Brutto gekommen. Und das, obwohl ich eigentlich mehr als genug Dienste gearbeitet habe.

Bei 1900 Euro Brutto hättest du ein Grundgehalt von rund 1300 Euro Netto. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du 800 Euro steuerfrei dazu bekommst.

Zuschläge für Nachtarbeit
Zuschläge für Sonntagsarbeit

Elisabeth
 
Hallo zusammen,

also der Arbeitsvertrag von 2) ist da und ich hatte mich ja im Vorfeld schon wegen der Gesamtsituation eher dagegen entschieden, der AV gibt mir aber dann doch nochmal recht.

Morgen und nächsten Freitag stehen die Hospitationen für 1) an, hatte da nochmal nach der Entfristung gefragt und das wäre sogar sofort (halt nach der Probezeit) ein unbefristeter Vertrag. Hatte ich wohl falsch verstanden.

Ich komm mir halt immer blöd vor zu sagen "aber halten Sie schriftlich fest das ich in einem halben Jahr/am Ende der Probezeit/whatever direkt nochmal übers Gehalt reden will". Wobei praktisch wärs natürlich schon ... *seufz*

Liebe Grüße, Sonja
 
Bei 1900 Euro Brutto hättest du ein Grundgehalt von rund 1300 Euro Netto. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du 800 Euro steuerfrei dazu bekommst.

Beim besten Willen und bei günstigster Prozentrechnung gehts auch nicht. Es sei denn man legt mal Pauschal 500 € Fahrtkosten drauf.
In meinen Augen grenzen solche Gehälter mit extrem hohen Zuschlägen schon moralisch betrachtet an Steuerhinterziehung. Zudem wird da der Mitarbeiter um seine Rente betrogen und der Sozialstaat um seine Abgaben. Und Nein, es steht keinem Arbeitgeber zu zu beurteilen, ob das was wird mit der Rente und ob sich der AN das eh sparen kann.

Ich komm mir halt immer blöd vor zu sagen

Es wird Dir niemand den Kopf abreissen, wenn Du höflich lächelnd darauf bestehst, dass sowas in den Vertrag kommt. Es sollte da übrigens nicht stehen, dass über Geld "gesprochen" wird, sondern, dass mit bestandener Probezeit sich dein Gehalt auf Summe X erhöht.

Ich für meinen Teil mag Mitarbeiter mit Eiern, die auch sagen können, was Sie wollen. Man kann natürlich auch übertreiben, aber das sind alles absolut normale Forderungen. Das muss Dir nicht unangenehm sein.

Dem Arbeitgeber isses ja auch nicht unangenehm, Dir mikrige 2100 anzubieten. Mir wäre es peinlich die Zeit von Leuten mit so einem Angebot zu verschwenden.

Schönen Gruß

Daniel
 
Deswegen lasse ich alles von einer Wirtschaftsprüferin machen. Ich kenne mich damit nicht aus. Ist aber wohl möglich:)

Ach du meinst dass man nicht nur nach dem Netto-Grundgehalt fragen muss. Wobei- ich bin auch mit Zuschlägen noch nie übers Brutto gekommen. Und das, obwohl ich eigentlich mehr als genug Dienste gearbeitet habe.

Bei 1900 Euro Brutto hättest du ein Grundgehalt von rund 1300 Euro Netto. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du 800 Euro steuerfrei dazu bekommst.

Zuschläge für Nachtarbeit
Zuschläge für Sonntagsarbeit

Elisabeth
 
Der Wirtschaftsprüferin dürfte vor allem daran gelegen sein, deinen Anteil bei den Sozialabgaben so gering als möglich zu halten. Ich finde es übrigens bedenklich, wenn man als AG nicht genau weiß, was man da seinen AN in welcher Form zahlt. Wollen mal hoffen, dass deine Wirtschaftsprüferin nicht noch andere Interessen verfolgt. Bei deinem Unverständnis dürfte dir das nicht mal auffallen.

Elisabeth
 
"Bei deinem Unverständnis dürfte dir das nicht mal auffallen." Da gebe ich dir mal Recht. Aber mal ehrlich, wer von euch kennt sich noch mit Steuer und Wirtschaftsberechnungen aus? Solange meine Mitarbeiter zufrieden sind (ich wage es zu behaupten, dass sie zufrieden sind, sonst würden sie für mich keine "Werbung" machen und mir noch weitere Mitarbeiter bringen) und ich dabei keine Gesätze breche, ist es gut.
 
Was Brutto und was Netto ist, sollte man schon wissen. Deine Wirtschaftsprüferin- sofern seriös- wird dir das sicher gerne erklären.

Als AG sollte man eigentlich auch wissen, wie es zu so einer stattlichen Differenz von 800 Euro kommt. Immerhin "verschenkst" du hier was. Das mag für das eigene Gemüt gut sein, muss aber nicht unbedingt fürs Unternehmen sinnvoll sein.

Das deine MA zufrieden sind, will ich dir gerne glauben. Das böse Erwachen kommt ja auch erst mit Verzögerung. Und selbst dann dürften die wenigsten begreifen, dass steuerfrei eben auch Folgen hat. Der Krankengeldrechner der TK akzeptiert z.B. nicht, dass das Netto über dem Brutto liegt.


Elisabeth
 
Ah, übrigens, ich bin keine Firma sondern arbeite als Freiberufler. Deswegen ist Transportpauschale meiner MA doch ziemlich hoch, weil ich in ganzen Bayern oder weiter tätig bin. Habe vor kurzem sogar einen Auftrag Transport und med. Überwachung eines Pat. außer EU Gränzen gehabt und einmal sogar nach Asien. So ein Job ist eher für jungere Menschen die selbständig arbeiten mögen und neue Leute und Firmen kennenlernen wollen.
 
Dem Arbeitgeber isses ja auch nicht unangenehm, Dir mikrige 2100 anzubieten. Mir wäre es peinlich die Zeit von Leuten mit so einem Angebot zu verschwenden.

Das ist das Problem bei uns Berufseinsteigern, zumindest kommt mir das gerade in diesem unserem Metier so vor. Was ich auch von anderen Häusern mitbekomme wird man hier teilweise ziemlich "klein gehalten" und soll doch bitte auch nicht so viel erwarten, es sei immerhin schon Luxus das wir überhaupt eine Übernahmegarantie für die 5 Besten + die JAV haben, da sollen wir uns doch bitte nicht auch noch darüber beklagen, dass nach 5 Monaten immernoch keine Vorstellungsgespräche stattgefunden haben - immerhin übernimmt das andere Haus ja garniemanden außer den garantierten und bla blubb.... Da denkste dir dann natürlich auch deinen Teil und ich bin generell so ne Person, die schon sagt was sie denkt und auch wenn sie mit was nicht zufrieden ist, aber beim Gehalt werden generell mal viele Leute ziemlich still. Ist halt grade schwer wenn man seinen Marktwert nicht kennt.

Liebe Grüße, Sonja
 
Versteh ich das jetzt richtig- du hast einen Freiberufler mit 2100 Euro beschäftigt? Ich hoffe mal, dass du nicht selber derjenige warst, der da für 1300 Euro plus 800 Euro Spesen gearbeitet hat. Wer als Freiberufler für so wenig Geld arbeitet und dann noch stolz darauf ist, den kann man nur bedauern.

Elisabeth
 
Ist halt grade schwer wenn man seinen Marktwert nicht kennt.

:lol::lol: Deswegen habe ich Dir Deinen Marktwert ja gesagt. Pflegekräfte werden überall in Deutschland gesucht, gerade in der Heimbeatmung. Die brauchen einfach unglaublich viel davon.

Und...mal ganz ehrlich...was soll denn passieren, außer das du halt nen anderen Job kriegst. Die brauchen Dich, nicht Du die.
Kannst ja sagen, du hättest von mir ein Jobangebot zu oben genannten Konditionen, würdest aber doch lieber bei denen arbeiten...bischen pokern. Geh da mal nicht so bierernst ran. Ein bischen Spielchen spielen gehört schon dazu. Entspann Dich, lüg die ruhig an und üb das. Leuten bei Verhandlungen ins Gesicht lügen macht unglaublich viel Freude. Zumindest als AN. Als AG sollte man das lassen, aber die meisten von denen können lügen wie gedruckt. Bewirb Dich bei ner Menge Firmen und nach ner Weile bist Du fit, was Verhandlungen angeht.
 

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