Jetzt aber einen generellen Vorwurf an alle Ärzte zu machen... Denk nochmal nach , bevor du sowas behauptest und den Menschen bösen Willen unterstellst...
Ich glaube nicht, dass hier böser Wille unterstellt wird.
Ich glaube eher, dass es gerade bei Ärzten, die noch recht neu dabei sind, die Angst ist, dass ein Pat. ihnen unter der Hand wegstirbt.
Mein erster Nachtdienst auf ITS. Respiratorisch dekompensierte Pat. (>85 Jahre, multimorbid) kommt aus der ZNA. Wenige Minuten später wird sie reapflichtig.
Wir reanimieren ca. eine Stunde mit vollem Programm. Zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Lebenszeichen.
Irgendwann weist eine Pflegekraft den AvD auf die Dauer der Rea und die entrundeten, lichtstarren Pupillen hin.
Er sagt: "Wir müssen es noch mit einer Lyse versuchen!"
Also Lyse rein und nochmal 45 Min. weiterreanimiert. Kein schockbarer Rhythmus, kein nennenswerter Druck, nichts.
Wieder der Hinweis, dass es keinerlei Lebenszeichen gibt und die BGA katastrophal ist.
Der AvD ruft seinen OA an.
Wir sollen jetzt nochmal Lyse geben. Wir geben nochmal Lyse und reanimieren weitere 45 Min. (mittlerweile mit AutoPulse).
Weiterhin keine Lebenszeichen, die Frau ist mittlerweile eiskalt und zentralisiert. Tot eben.
Der AvD will eine 3. Lyse geben und nochmal 45 Min. weiter reanimieren.
Sein OA sagt: "Nein, aufhören. Das reicht."
Es hat fast 3h gedauert, bis dieser Arzt (den ich menschlich und fachlich wirklich sehr schätze) akzeptiert hat, dass diese Frau nicht mehr zu retten ist und unter seiner Verantwortung sterben wird bzw. gestorben ist.
Vielleicht denke ich diesbezüglich zu naiv, aber das fand ich krass. Nicht die Rea an sich, sondern, dass der AvD scheinbar nicht akzeptieren konnte, dass dieser alte, kranke Mensch nun gestorben ist, dass man ihm selbst mit ausgereizter Maximaltherapie nicht hatte helfen können.
Das meine ich überhaupt nicht vorwurfsvoll und ich möchte ganze sicher nicht in dessen Haut stecken.
Es ist nur als Paradebeispiel für "Wann darf jemand gehen?" hängen geblieben.