Corona und alle spielen verrückt

Also für mich klingt die Frage, ob 2,5 oder 3 Personen auf Intensiv von einer Pflegekraft versorgt werden fast wie Hohn, so aus der Sicht von z. B. Normalstation.
Für mich nicht, ein einzelner Intensivpatient kann mich an sämtliche Grenzen (und darüber hinaus) führen. Da ist die Vorstellung vier oder mehr davon zu versorgen echt unheimlich. Das ich ein Beispiel gewählt hab, welches mir näher ist, ändert nichts an meiner Solidarität mit den Kolleg*innen auf Normalstation. Hab das auch lange genug gemacht um zu wissen was das heißt.

„Im Ernstfall muss geholfen werden“, na ganz sicher nicht unbedingt von mir. Genau diese Einstellung ist es nämlich, woran die Pflege krankt: „Ich kann die Patienten nicht im Stich lassen, ohne mich bricht ja der Laden zusammen“, da lachen die Arbeitgeber sich schön ins Fäustchen.
Sorry, aber diese Logik verstehe ich einfach nicht. Ich will jetzt helfen! Komm mit so einer Aussage ohne so eine Katastrophe und ich stimme dir voll und ganz zu. Aber wer wäre ich denn, wenn ich nicht genau jetzt genau das einbringen wollen würde, was ich kann?!

Lockerung von Hygieneregeln:
Ok, nachvollziehbar, aber nicht SO. Die Leute an der vordersten Front (Pflegekräfte) fühlen sich verständlicherweise verar.scht von der derzeitigen Salamitaktik.
Warum soll das denn nur Pflegekräfte betreffen? Und was heißt hier Salamitaktik? Glaubst du echt dass eine strenge Rationierung von limmitierten Mengen an Schutzausrüstung irgendeine Taktik ist? Why?

Nein, ich werde Verdi nicht beitreten. Dafür hab ich gute Gründe. Ich rate eher jedem, dem DBfK beizutreten, der die Sache der Pflege stärken will!
Tu was du willst, aber Gehaltsforderungen werden über eine gewerkschaftliche Vertretung gestellt. Ein Berufsverband hat auch seine Stärken, aber Gehaltsverhandlungen sind Arbeitskampf. Und ja ich empfehle die Mitgliedschaft in einer Massengewerkschaft. Nur da sind wir stark. Der DBfK macht vielleicht auch wichtige Arbeit, aber in Einkommensfragen wird er dir nicht helfen. Aber das ist jetzt vielleicht Offtopic.
EDIT: Ich hab auch so einige Kritik an Ver.di, und wäre es nicht eine Gewerkschaft, sondern eine Partei oder ein Berufsverband, wäre ich nie Mitglied geworden...
 
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Kolleg*innen,

Was geht eigentlich bei euch ab?
Die Frage kann man in alle Richtungen stellen.

Ich hab in letzter Zeit häufiger mal wieder in dieses Forum geschaut um mir die Langeweile im social distanceing, wischen den Diensten zu vertreiben und vielleicht so manches Interessantes zu finden. Aber leider finde ich nur das Gegenteil: Meckern. Versteht mich nicht falsch, ich finde Meckern OK, natürlich müssen wir meckern um auf unsere, nach wie vor beschissene, Situation aufmerksam zu machen. Aber ich finde hier so einiges, worüber ich jetzt mal Luft ablassen möchte...
Du kannst es "meckern" nennen oder "kritisieren". Du kritisierst ja auch vieles, was hier geschrieben wurde bzw. "meckerst". Aber du bist jetzt auch nicht wirklich die Opposition im Thread, wonach du klingen willst. Man kann dir ja zustimmen und hat man in diesem Thread bereits vorher.

Also jetzt mal abgesehen davon, dass Ihr Erfolg eh nur begrenzt war, bzw. sie nicht weitreichend genug waren. Was denkt ihr eigentlich, was die Kolleg*innen in Italien und co sagen, wenn Ihr fordert, dass wir auch während der Krise "nur" 2,5 ITS Patienten pro PK behandeln wollen.
Italien & Co sind ein Strohmann-Argument, es geht um Deutschland (by the way: Unsere Intensiv hat Patienten aus Italien übernommen). Durch die Forderungen kritisieren wir das Versagen im Umgang mit der Pflege allgemein und dass diese jetzt nicht durchgesetzt werden können ist doch klar?

Sollen wir die Anderen sterben lassen, weil wir diese Grenzen haben? oder sollen sie erst sterben, wenn wir wirklich am Limit (Personell, Material, alles...) sind und es einfach nicht mehr geht?
Mir scheint eher, dass das personelle Limit gerne in Kauf genommen wird. So war es seit ich in dem Beruf bin, gerade auf ITS, wo ja großes Geld gemacht wird.

Natürlich, die Untergrenzen wurden in Notfallsituationen eh nie eingehalten, bzw. nimmt dann das KH die finanziellen Sanktionen halt in Kauf. Darüber kannn man viel diskutieren, aber Fakt ist, dass im Ernstfall geholfen werden muss. Wenn ich jetzt vielleicht in den kommenden Wochen froh sein muss, solange ich "nur" 3 ITS Patienten betreuen muss, muss ich auch irgendwie Lösungen finden, wie ich auch mehr schaffe, mit folgender Gewichtung: 1. Vom Sterben abhalten, 2. Komplikationsvermeidung, 3. erst dann sonstige (gute) Pflege.
Ich würde vor deiner Gewichtung noch den wichtigen Punkt "Pflegekräfte arbeitsfähig halten" setzen. Die Tendenz zum Verheizen ist schon in Normalzeiten gegeben, zu Krisenzeiten erst recht. Bei uns auf Noch-nicht-Coronastation wurde behauptet, man würde Dienstpläne so stellen, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit des Gesundbleibens gegeben wäre. Realität? Spät-Früh-Nacht-Wechsel in einem Block, Spät-Früh-Wechsel auch in kurzen Blöcken und weiterhin 10-12 Tage im Block (sogar gerne mal komplett Früh, wo man ja durch Grundpflege nochmal extra gefährdet ist)

Wir arbeiten jetzt im Covid-Bereich in 12 Stundenschichten. Hintergrund: So wird quantitativ weniger Personal im Risikobereich eingesetzt. Für mich eine sinnvolle Maßnahme. 12 Stunden sind lang und hart, Nettofreizeit zwischen den Diensten, ist für das Nötigste (Essen, Körperpflege ausreichend, genug Schlaf habe ich momentan nicht). Aber beschwere ich mich jetzt darüber, dass das Hart ist, oder mache ich es einfach, weil ich es für Sinnvoll erachte. Ich muss euch sagen, letzteres ist der Fall.
Erinnere mich grad nicht, ob wir im Thread viel über 12-Stunden-Schichten gesprochen haben und ich habe nur in der Psychiatrie noch 12-Stunden-Schichten mitgenommen. Ich fand gut, dass ich länger frei hatte, aber wenn es stressiger wurde, war nach 8 Stunden einfach der Kopf nicht mehr dran, bei mir. Gute Pflegekräfte können das ab. Auf meiner aktuellen Station würde ich da eher sich potenzierenden Stress sehen. Es geht auf Normalstation aufgrund sich ständig ändernder Anforderungen und immer mehr Covid19-Fällen schon in den 8 Stunden genügend schief, was sich von Schicht zu Schicht weiterzieht.
Du schreibst selbst, dass du momentan nicht genug Schlaf bekommst. Und da setzt es schon an. Wenig Schlaf bedeutet für viele eben auch eine geringere Belastbarkeit (physisch wie psychisch) und höhere Fehleranfälligkeit. Wenn ich überlege, wie oft ich mit schweren Augen nach Hause fahre, müsste ich mich eigentlich selbst ohrfeigen.

Im Fall meiner Station habe ich übrigens im Kopf noch nicht geraderücken können, inwiefern durch 12-Stunden-Schichten bei uns weniger Personal im Risikobereich eingesetzt wird. Würde da weniger Personal eingesetzt werden, gäbe es eher zu den +4 Stunden noch einen erheblich größeren Arbeitsdruck für die Anwesenden. Hoffe mal, dass mir da die Praxiserfahrung erspart bleibt.

Also meckert nicht über die Mehrfachanwendung, sondern darüber, dass nicht schnellstmöglich die Produktion von FFP Masken angekurbelt wird, solange Internationale Lieferungen abgefangen, geklaut, etc. werden.
Bin mir sicher, dass wir darüber auch meckern.
Als Laie mit Zahlen verstehe ich auch nicht, warum manche Häuser/Heime Bürger dazu aufrufen, ihnen selbstgemachte Masken zu schicken, statt mal eine interne Produktion unter halbwegs hygienischen Bedingungen aufzufahren. Desinfektionsmittel produzieren viele ja auch schon selbst.

Handschuhe zu desinfizieren ist sicherlich auch ziemlich falsch, aber wenn in einer Risiko-Nutzen-Abwägung dem mehr Personal-/Ausbreitungsschutz zugerechnet wird, als ein häufigerer Wechsel, dann sei es drum.
Die Handschuhe werden dadurch halt nicht weniger porös und widerstandsfähig. Ich würde das lassen.

Hey, ich bin immer für Mehr für Alle! Klassischer Arbeitskampf ist momentan wohl nicht denkbar.
Dass er momentan denkbar ist, behauptet so glaube ich auch keiner.

Aber hey, denkt mal nach: Die Coronakrise ist nicht nur eine menschliche, sondern auch eine Wirtschaftliche. Ich denke wir haben aktuell ganz gute Karten mit sicherem Einkommen durch diese Zeit zu kommen. Wer kann das schon von sich behaupten?
Ich für mich werte Geld geringer ein als zuhause Angehörige zu gefährden, aber da kann ich nur für mich sprechen. Andere haben den Luxus nicht, im extremen Notfall auszusteigen (wenn es denn gesetztlich dann noch möglich ist).

Und für die Zeit nach der Krise sollten sich diejenigen mal warm anziehen, die für unsere bisherige Situation verantwortlich sind.
Ich hoffe wirklich, dass das so sein wird.

Hey leute, ich hasse Kriegsrethorik, bin mir aber bewusst, dass ich dass hier -in abstrakter Form- durchaus umsetze, aber haben wir echt eine andere Wahl? Diese Scheiße ist Real, also lasst uns das einsetzen was wir können (und genau das können wir) um einen Beitrag zu leisten.
So egoistisch das klingt: Ich kann pflegen, aber es ist ein Beruf für mich. Ich bin mir selbst und meinen Angehörigen der Nächste. Wenn ich krank bin oder mich um Angehörige kümmern muss, ist keiner da, der arbeitet. Dass jeder, der so denkt, das System weiter gefährdet, ist klar. Spreche da nur für mich. Ich will und werde nicht für die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte büßen.
 
Als Laie mit Zahlen verstehe ich auch nicht, warum manche Häuser/Heime Bürger dazu aufrufen, ihnen selbstgemachte Masken zu schicken, statt mal eine interne Produktion unter halbwegs hygienischen Bedingungen aufzufahren.
Das tun einige Heime und Krankenhäuser schon längst.
 
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Für mich nicht, ein einzelner Intensivpatient kann mich an sämtliche Grenzen (und darüber hinaus) führen. Da ist die Vorstellung vier oder mehr davon zu versorgen echt unheimlich.
Das stelle ich ja nicht in Abrede, aber es geht nur um die Relationen: Auf Normalstation hatten wir z. B. in der Spätschicht zum Schluß i. d. R. mit zwei Pflegekräften eine komplette 30-Pat.-Station versorgt, mit viel Glück gab´s noch einen Schüler dazu (die man aber ja eigentlich nicht rechnen darf/soll). D. h. ich habe 15 Pat. versorgt. Nachts dann noch die Steigerung (alleine bzw. mit Springer, der aber nicht nur auf meiner Station helfen mußte, d. h. ggf. alleine für 30).
In der Altenpflege schaut´s noch finsterer aus.
Der Unterschied von 2,5 auf 3 Pat. beträgt ein Fünftel; wenn ich bei 15 Pat. (was eh ein Unding ist) ein Fünftel mehr versorgen soll, dann sind das 18.
Mich stört an der derzeitigen Diskussion die Reduktion auf nur ITS. Auch auf Normalstationen, in Pflegeheimen sowie ambulanten Diensten brennt´s bezüglich Corona.
Sorry, aber diese Logik verstehe ich einfach nicht. Ich will jetzt helfen! Komm mit so einer Aussage ohne so eine Katastrophe und ich stimme dir voll und ganz zu. Aber wer wäre ich denn, wenn ich nicht genau jetzt genau das einbringen wollen würde, was ich kann?!
Das ist Deine Sache.
Wie ich hier glaub ich schon schrieb, wir wurden jahrzehntelang verarxxxt und verhöhnt und sollen jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen?? :lol:
Warum soll das denn nur Pflegekräfte betreffen? Und was heißt hier Salamitaktik? Glaubst du echt dass eine strenge Rationierung von limmitierten Mengen an Schutzausrüstung irgendeine Taktik ist? Why?
???
Wer hat was von "nur Pflegekräfte" geschrieben?
Und von Rationierung sprechen ja offenbar einige Einrichtungen, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Nein, es geht einzig allein darum, daß hier Schritt für Schritt Hygieneregeln aufgeweicht werden, z. T. völlig inkonsequent (ein Haus sagt so, das andere so), und die eigentlichen Experten (also rki etc.) schweigen dazu entweder nur oder segnen alles ab. Kritik daran wird mit "wir sind im Krisenfall" abgebügelt, die völlig verständlichen Ängste der MA an vorderster Front (und das sind nun mal überwiegend Pflegekräfte) werden ignoriert. Lies Dir doch mal durch, was einige Kollegen hier geschrieben haben: Sobald´s brenzlich wird, gehen Ober-/Chefärzte in Deckung, die Drecksarbeit sollen Pflegekräfte oder Assistenzärzte machen. Aber offiziell ist ja alles ganz harmlos... :schraube:
Hätte man hier von Anfang an Klartext geredet und gesagt, wir haben z. B. Knappheit an Handschuhen, bitte obwohl Einmalartikel trotzdem mehrfach verwenden und desinfizieren, dann hätten das die MA denke ich schon verstanden. Aber so kommt alle paar Tage eine neue Meldung, das was vor ein paar Tagen noch ein No-Go war ist plötzlich völlig ok, Begründung: Keine (jedenfalls keine logische)... das meine ich mit Salamitaktik.
Tu was du willst, aber Gehaltsforderungen werden über eine gewerkschaftliche Vertretung gestellt. Ein Berufsverband hat auch seine Stärken, aber Gehaltsverhandlungen sind Arbeitskampf. Und ja ich empfehle die Mitgliedschaft in einer Massengewerkschaft. Nur da sind wir stark. Der DBfK macht vielleicht auch wichtige Arbeit, aber in Einkommensfragen wird er dir nicht helfen.
Nun, meine Gehalts-/Urlaubsverhandlungen führe ich seit Jahren selber, da brauche ich keine Gewerkschaft dafür. Und alles andere kann Verdi eh nicht beeinflussen, da bräuchte es vielmehr starke Berufsverbände und Pflegekammern.
Mich stört die Reduktion der ganzen Pflegeproblematik auf einzig und alleine das Gehalt, da stehen eben ganz andere Fragen viel mehr im Vordergrund (klare Abgrenzung der Aufgaben unserer Profession (Vorbehaltsaufgaben), Professionalisierung (=Akademisierung, übrigens etwas wogegen sich Verdi z. T. massivst wehrte und immer noch wehrt!), ausreichend Personal (kann entweder über feste Untergrenzen oder Personalbemessungsinstrument laufen, das muß dann aber ohne wenn und aber IMMER gelten, und zwar überall!), verläßliche Dienstpläne und damit sowas wie ein Privatleben (die derzeitige Praxis geht GAR NICHT) etc. pp.)
 
Mich stört an der derzeitigen Diskussion die Reduktion auf nur ITS. Auch auf Normalstationen, in Pflegeheimen sowie ambulanten Diensten brennt´s bezüglich Corona.
Das finde ich auch. Eine Freundin von mir arbeitet als Altenpflegerin in einem Altersheim/Betreuten Wohnen. 220 Bewohner, davon aktuell 47 infiziert und 15 gestorben.
Dazu einige Pflegekräfte infiziert. Die sind aktuell am Limit.
Es wird immer nur von der ITS geredet. Dass wir auf den Covid-Normalstationen ebenfalls teilweise Schwerstpflegebedürftige haben, wird gerne vergessen.
Als Beispiel: Unsere Covid-Normalstation letzten Dienstag. 13 Pflegefälle und 1 Examinierte mit einer UK-Schülerin im Dienst. Ich musste dann dort aushelfen (was für mich kein Problem ist).
13 Pat. klingt ja erst mal entspannt, aber man muss ja bedenken, wieviel Zeit alleine fürs an- und ausziehem der Schutzkleidung draufgeht. Wenn dann auch noch über die Hälfte davon zu 2. gelagert werden müssen und man zusätzlich noch die ganzen Nebentätigkeiten, wie z.B. Schränke auffüllen muss (wir haben leider weder Stationshilfen noch -sekretärinnen o.ä. Luxus), läuft man echt auf dem Zahnfleisch. Zwischendurch darf man dann noch (Chef)ärzten erklären, welche Iso-Kleidung sie anziehen müssen und wie diese wieder ausgezogen wird, ohne sich zu kontaminieren. Traurig, aber wahr.
 
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Na wenigstens ziehen die freiwillig Schutzkleidung an... :biggrin:
Bei uns rannte der eine ohne sich zu verkitteln ins Isolierzimmer, war aber lange vor Corona. 8-)
 
Na wenigstens ziehen die freiwillig Schutzkleidung an... :biggrin:
Bei uns rannte der eine ohne sich zu verkitteln ins Isolierzimmer, war aber lange vor Corona. 8-)
Ach, vor Covid haben die das bei uns auch getan. Tracheotomie bei einem Influenza-positiven Patienten. Wir alle komplett verkleidet und der OA nicht mal eine Maske auf. -.-
Und jetzt rennen alle Ärzte ständig mit FFP2-Maske rum...
 
Die ständige Reduktion von "Corona=Intensivstation" beginnt mich ebenfalls aufzuregen. Es scheint so, als würde jeder positiv getestete Patient sofort in ein ITS-Bett gepackt und wochenlang an die Beatmung gehängt. So jedenfalls kommt die Berichterstattung bei mir an. Die Normalstationen haben damit ja nichts zu tun und kriegen gar nichts mit. O-Ton.
Bei so viel Dummheit schwillt mir der Kamm. In meinem Haus liegen im Schnitt 4-5 Covid-Patienten intensivpflichtig, noch einmal so viele bestätigte Fälle peripher, dazu etliche Verdachtsfälle. Insgesamt sind also 3 Stationen betroffen. Wir anderen, so wird geglaubt, schaukeln uns derweil fröhlich die Eier, weil der Kelch ja an uns vorüber geht und sich die armen Kollegen auf ITS und Pulmo an den bösen Coronapatienten abschuften. Dass wir aber nun deren sämtliche Patienten zu uns übernehmen, damit die ITS und Pulmo jederzeit soundsoviele Betten FREI halten kann, für den Fall, dass irgendwann mal ein neuer Covid-Fall reinKÄME... und bei uns bei ebenfalls geschrumpfter Belegschaft noch das letzte Bett belegt wird, davon ist keine Rede. Vergangene Woche kam nicht einmal ein Frühdienst, um mich von der Nacht abzulösen. Also habe ich nach 10h Nacht auch noch die erste Runde des Frühdienstes gemacht und notdürftig einige Patienten grundpflegerisch versorgt. Gleichzeitig standen die intensiven und pulmologischen Pflegekollegen in der Liegendanfahrt und haben geraucht. Das muss mir erstmal in den Kopf. Aber Hauptsache, wir helfen denen mit unserem nicht vorhandenen Überschusspersonal aus, sobald ein Covid-Patient anklopft.

Es ist noch nicht mal bei den Kollegen der Pflege flächendeckend angekommen, das Covid ALLE betrifft - nicht nur ITS. Unterstützung brauchen wir alle! Nicht nur einzelne Fachbereiche. Alle anderen stemmen gleichermaßen mit. Die darf man nicht vergessen.
 
In meinem Haus liegen im Schnitt 4-5 Covid-Patienten intensivpflichtig, noch einmal so viele bestätigte Fälle peripher, dazu etliche Verdachtsfälle. Insgesamt sind also 3 Stationen betroffen. Wir anderen, so wird geglaubt, schaukeln uns derweil fröhlich die Eier, weil der Kelch ja an uns vorüber geht
Ist bei uns genauso. Die beiden Iso-Normalstationen waren bis jetzt zwar noch nie voll belegt, aber das Problem ist, dass die Zahlen täglich extrem schwanken. So haben wir an einem Tag im Spätdienst z.B. 11 Pat. auf der Verdachtsstation und am nächsten morgen sind es nur noch 4. Oder umgekehrt.
Mal sind es 5 Aufnahmen, die natürlich alle auf ein mal kommen und 4 Verlegungen in einem Dienst, mal nur 2.
Das klingt erst mal wenig, aber Aufnahmen/Verlegungen kosten nun mal auch Zeit und die Zimmer müssen wir ja auch noch wieder für den nächsten Pat. (bei uns werden nur die Zimmer, in denen Positive lagen, von den Putzfrauen gereinigt).

Auf der Positiv-Station ist es ähnlich. Mal sind es 13 Vollpflegefälle, die vom Arbeitsaufwand eigentlich ITS-Pat. wären, aber peripher liegen, weil sie DNR/DNI sind und 2 Tage später ist die Station wieder "aufgeräumt".

Dadurch kann es sein, dass 4 Leute im Frühdienst sind und nur 4 Pat. + eine Aufnahme haben, während im Spätdienst nur 2 Leute sind, die dann 6 Aufnahmen/Verlegungen haben.
Dienstag sind wir auf der Positiv-Station im Frühdienst zu dritt (1 Examinierte, 2 Schüler) uns die Hacken wund gelaufen, Donnerstag saßen wir uns den Hintern platt.

Dieses Hin und Her finde ich anstrengender, als wenn die Station permanent voll belegt wäre.

Zudem finde ich es unfair, dass die ITS Bereichskleidung hat (wie sonst auch), die beiden Iso-Normalstationen aber keine bekommen, obwohl wir die Anweisung haben, jeden Tag die Kleidung zu wechseln.
Das funktioniert aber nicht, wenn man nur 6 Garnituren hat und die Wäscherei ewig braucht, bis man die wieder bekommt.
 
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Ich finde die Erfahrungsberichte aus der Normalpflege sehr interessant.
Selbst arbeite ich auf der ITS, wir haben gerade ausschliesslich Covid-Patienten und sind, solange es im Normalbetrieb läuft, mit diesen Patienten sogar ganz glücklich, weil sie abgesehen von der Iso-Situation ganz interessante und lehrreiche Fälle sind. Aber wir sind aktuell gut mit PSA versorgt und haben sogar KollegInnen aus der Normalpflege, die zu unserer Unterstützung bei uns eingearbeitet werden (nur zum Zuarbeiten).
Dass es parallel so schlecht auf den Normalpflegebereichen abläuft, wäre mir entgangen,ich werde mich aber mal schlau machen, wie die Lage hier bei uns aussieht.
Das ist ja direkt beschämend, wie vernachlässigt so manche Normalpflege-Station zu sein scheint, sowohl was die personelle Situation angeht, als auch, was de PSA-Versorgung angeht.

Da scheint noch hoher Verbesserungsbedarf in vielen Häusern zu bestehen.

Ich hoffe, die Situation wird sich für euch noch deutlich bessern.
Gruß spflegerle
 
Aber wir sind aktuell gut mit PSA versorgt und haben sogar KollegInnen aus der Normalpflege, die zu unserer Unterstützung bei uns eingearbeitet werden (nur zum Zuarbeiten).
Das ist ja direkt beschämend, wie vernachlässigt so manche Normalpflege-Station zu sein scheint, sowohl was die personelle Situation angeht, als auch, was de PSA-Versorgung angeht.
Es ist halt oft so, dass die ITS bevorzugt wird.
Die ITS hat als einzige Station diese Waschhauben (was man jetzt persönlich davon hält, ist unerheblich).
Das ganze Haus putzt mit Mehrfachmicrofasertüchern und Incidin. Dann sollten Einwegtücher eingeführt werden. Wer bekam sie als erstes? ITS natürlich.
Einmalfeuchttücher wurden eingeführt. Natürlich als erstes auf ITS.
Wem stehen langärmelige Kittel zum Überziehen (natürlich nicht für im Patientenzimmer) und Poolkleidung en masse bereit?
Der ITS.
Wer hat eine Stationshilfe und -sekretärin? ITS natürlich.
Wer kriegt die allerneuesten Betten? ITS.
Wer hat immer ausreichend FFP-Masken? ITS
Und jetzt halt aus gegebenem Anlass die Iso-Stationen.

Und das sind nur einige Beispiele.
Auch das Denken mancher Pflegekräfte auf ITS über die Leute auf Normalstation ist - um es mal nett auszudrücken - nicht das Beste.

O-Ton eine Examinierte, als ich gefragt hatte, warum die einen Monitor da stehen haben, auf dem die Werte der CPU-Patienten der kardiologischen Normalstation angezeigt werden: "Damit wir die anrufen können, wenn da ein Pat. laut Monitor reapflichtig wird oder auffällige Werte hat. Die haben da oben schließlich alle keine Ahnung von Monitoring, EKG und Notfällen!"
Eine andere: "Fang hier bloß nicht auf Normalstation an, da verblödest du nur!"
Und wehe, die müssen mal einen Pat., der sich auf Normalstation drastisch verschlechtert hat, selbst abholen.
Hintergrund: Eine Examinierte und ich alleine im Spätdienst, der AvD woanders mit einer Rea beschäftigt.
Die Exam. darf die Station nicht verlassen, ich darf den Pat. nicht alleine runterbringen.
Einzige Möglichkeit war also, dass die den holen kommen, denn auf den anderen Normalsationen sah die Besetzung nicht besser aus.

Sowas nervt ehrlich gesagt. Ich möchte tatsächlich nicht auf Normalstation, sondern auf ITS, weil mich der Arbeitsbereich dort einfach mehr interessiert.
Trotzdem würde ich nicht auf die Idee kommen, zu sagen, dass man auf Normalstation verblödet und alle keine Ahnung von nichts haben.
 
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Sehr lustig auch: Wir Azubis müssen unsere Wäsche selbst aus dem Nähzimmer abholen. Das Nähzimmer hat von 7:00-12:00h auf. Während der Schicht dürfen wir die Iso-Station nicht (bzw. nur im absoluten Notfall) verlassen. Der Frühdienst geht bis 14:00h.
Ich hab die nächsten 4 Wochen nur Frühdienste, soll aber täglich meine Kleidung wechseln. Finde den Fehler.
 
Hallo ihr Lieben und erstmal FROHE OSTERN!

Puh... das waren jetzt aber mal viele Seiten mit vielen Meinungen (und auch ein bisschen Drama)... aber selten hat eine Überschrift so gut gepasst, finde ich. :-)
Da denkt man, man hat schon alles gesehen und erlebt in diesem Beruf, und dann kommt so eine Pandemie daher und jeder Tag wird zu einer Wundertüte. ;)

Vielleicht geht es nur mir so, aber irgendwie kristallisieren sich zwei Charaktere unter den Pflegekräften heraus... die einen, die bei dem Begriff "Krise" sofort alle Menschenrechte freiwillig aufgeben und "macht mit mir was ihr wollt" schreien. Und die anderen, die "schon aus Prinzip nicht" auf ihrer Stirn stehen haben. Zumindest ist das mein Eindruck aus meiner persönlichen kleinen Krankenhaus-Welt. ;)
Ich habe z.B. vor Jahren meine Stunden reduziert, und habe nun für zwei Monate auf Vollzeit aufgestockt. Die Reaktion meiner Kollegen waren entweder "Menschen wie du sind für das schlechte System verantwortlich" oder "das ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit, immerhin bist du doch Pflegekraft"... mein relativ pragmatischer Ansatz, dass ich eh aktuell nicht viel in meiner Freizeit machen kann und ich dem zusätzlichen Geld auch nicht böse bin, wurde gar nicht nicht diskutiert. ;)

Dabei sehe ich persönlich meinen Beruf genau als das, was er ist: mein Beruf. Deswegen bin ich auch nicht bereit, mal eben so auf meine Rechte zu verzichten... dazu fehlt mir der Heiligenschein. Andererseits ist mir auch klar, dass wir uns aktuell in einer Situation befinden, in der man in allen Bereichen Abstriche machen muss... auch in der Pflege.

Seit der Corona-Wahnsinn begonnen hat, befinde ich mich deswegen auch ganz oft im Zwiespalt... ich bin z.B. in einigen Dingen sehr positiv von meinem Arbeitgeber überrascht... was da plötzlich alles organisiert, umstrukturiert, baulich verändert und angeschafft wurde in kürzester Zeit... unglaublich. Aber genau das macht mich andererseits wütend... wieso sind Dinge JETZT so einfach und schnell möglich, während man sonst gegen Wände redet, Verbesserungsvorschläge kommentarlos abgelehnt werden und Anschaffungen über Monate in der Warteschleife hängen? Jaja, die Krise macht's möglich... :roll:

Wie sieht es also aktuell bei uns aus?

Nach wochenlangem Vorbereitungsmodus, in dem gebaut (z.B. wurde die Notaufnahme in Pandemie- und Nicht-Pandemie-Bereich geteilt), umstrukturiert (Stationen wurden zu Covid-Verdachtsstationen, andere zu Stationen für bestätigte Fälle, ebenso bei IMCs und ITS) und geschult (Ein- und Ausschleusen, Hygiene etc.) wurde, gab's die Phase, in der wir alle im Alarmbereitschaftsmodus waren... "jetzt geht's bestimmt los"... und nun haben wir uns eingependelt auf "so lange es so bleibt, sind wir zufrieden"... wir haben zwar nicht wenige Fälle, aber alles gut händelbar.

Wir sind ganz okay ausgerüstet in Sachen PSA. Ja, auch bei uns gibt's pro Person und Dienst nur eine FFP2-Maske im Pandemiebereich, ansonsten eine MNS pro Person und Dienst im Nicht-Pandemiebereich. Natürlich ist das nicht ideal, aber wenn ich höre, wie es in anderen Kliniken, in der ambulanten Pflege oder in Altenheimen mit Schutzkleidung aussieht, kann ich damit leben.

Insgesamt bin ich gespannt, wie gut oder schlecht wir aus der ganzen Pandemie-Sache rauskommen. Und auch auf das, was sich danach aus diesen Erfahrungen entwickeln KÖNNTE.

In diesem Sinne... bleibt alle gesund! :bussis:
 
Ich finde die Erfahrungsberichte aus der Normalpflege sehr interessant.
Dann trag ich da auch mal kurz noch was dazu bei.

Mir scheint als seien die Normalstationen fast schon gefährdeter als die Covid-19-Iso-Stationen. Letztere wissen was auf sie zukommt. Die anderen Pflegekräfte rennen bei uns mit ihrem einfachen MNS herum und müssen pausenlos an die Patienten appellieren, im Gegenzug ihren MNS aufzusetzen, sofern diese ihn noch finden. Jeder Patient könnte es haben (und es gibt bei uns viele positive Fälle, wie ich oben schon beschrieben hatte), aber man kann nicht jedem Patienten so begegnen als hätte er/sie es, einfach weil die Utensilien dazu fehlen.

Andere Pflegekräfte gehen in die Verdachtszimmer ohne PSA, weil es ja nur schnell ein "Können Sie mich zudecken" ist.

Corona-Besprechungen mit 15 Leuten im Stationszimmer und gleichzeitig wird gesagt, man solle nicht zu nah ans Patientenbett gehen, wenn möglich.

Die Bekleidungssituation ist schlecht. Täglicher Kleidungswechsel ist nicht möglich, außer auf den Iso-Stationen

Covid-19-Patienten werden im regulären Fahrstuhl verlegt oder in den OP gefahren, der auch von Mitarbeitern auf dem Weg zur Station genutzt wird/werden muss.

Manche KollegInnen trauen sich nicht mehr in Zimmer außerhalb ihres Bereichs mal kurz auf die Glocke zu gehen, um zu helfen, weil jeder zusätzliche Patientenkontakt ein neues Risiko ist.

Zugänge werden nicht weniger, weil man Notfälle nicht aussperren kann und auch so mancher Chefarzt noch aufs Geld schielt. Die Hürde, bis man einen Zugang auf Corona testet, ist hoch.

Viele Fachbereiche werden auf den Stationen zusammengewürfelt, mit allen organisatorischen wie kommunikativen Problemen, die dabei auftreten können. In den letzten drei Wochen wurde bspw. dreimal die Telefonnummern und die Hierarchie für Dienstarztkontakt geändert. In die Iso-Zimmer braucht es Nachdruck, bis ein Arzt reingeht.

Vereinzelte Pflegekräfte werden trotz Symptomatik nur einmal getestet und dürfen/sollen weiter arbeiten.

Lasst mich nicht überlegen, mir fällt noch mehr ein ...
 
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Wie geht ihr eigentlich mit Dementen um, bei denen V.a. Covid besteht bzw. die positiv getestet sind? Viele verstehen nicht, dass und warum sie in ihren Zimmern bleiben müssen.

Manche kommen raus, fassen alles mögliche an, einige werden aggressiv, wenn man sie zurück ins Zimmer bringen will etc.
Man kann die Leute ja nicht "einfach so" fixieren, sedieren oder einsperren... Und die Augen kann man ja auch nicht ständig überall haben.
 
Kann mir bitte einer erklären weshalb wir nicht so häufig Fälle wie bspw. in New York bekommen?
Also ich persönlich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber ich hatte neulich mit drei ehemalige Kollegen gesprochen und auch von denen in drei verschiedenen Häusern hatten keine so extreme Fälle wie in den USA.
Also es gab schon welche, aber da war es aufgrund von Vorerkrankungen eher weniger verwunderlich (trotzdem nicht schön).


Ich frage mich ob wir je Zustände wie dort bekommen werden.
 
Kann mir bitte einer erklären weshalb wir nicht so häufig Fälle wie bspw. in New York bekommen?
Dieser Depp, der sich dort Präsident nennen lässt, hat diese Pandemie erst mal als "Hoax" der Demokraten abgetan.
Amerika hat sehr spät angefangen zu testen.
Zudem ist das Gesundheitssystem (was qualitativ an sich ja gut ist) dort einfach nicht auf eine solche Masse an Pat. vorbereitet, da ja durchaus nicht wenige Amis keine KV haben.
Sprich, die haben einfach nicht mehr Kapazitäten, weil "eingeplant" ist, dass eben viele keine KV haben und es deshalb vermeiden, ins KH zu gehen.

Aber ja, ich frage mich auch manchmal, ob und warum die Leute dort (und in Italien, Spanien, Frankreich) scheinbar schwerer erkranken, als hier oder ob es wirklich "nur" an den fehlenden Kapazitäten liegt.

Das wären so meine Erklärungen.
Man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege.

Mein Schwager wohnt in Atlanta, Georgia.
Er erzählte, dass es dort keinerlei Beschränkungem gibt, lediglich die Schulen wurden geschlossen.
 
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