Hallo,
Standards sind oft leblose Schriftstücke, von denen viele gerade mal wissen, dass es sie gibt. Was drin steht, spielt in der Pflege selten eine Rolle, da viele Pflegekräfte auf ihre jahrelangen Erfahrungen vertrauen (zeigt sich auch darin, dass oft in den Arbeitsgruppen junge engagierte Pflegekräfte sitzen und kaum ältere).
Viele Expertenstandards sind sehr allgemein geschrieben. Kaum jemand vom Pflegepersonal macht sich die Mühe diese zu lesen. Verstehen ist ganz schwierig. Ein Standard steht im Widerspruch zu Verfügungen der BfArM (Sturz) in Bezug auf Fixierung. Dies schafft Verwirrung und Unsicherheit.
Andere Standards sind in der Praxis kaum umsetzbar. Beispiel: Kontinenz. (Experten-)Standards sollten allen zur Verfügung stehen und nicht nur denen, die dafür Geld übrig haben oder von der Geschäftsführung genehmigt kriegen.
Die Kompetenz mancher an der Erarbeitung von Expertenstandards beteiligten Personen ist mangels Praxiserfahrung anzuzweifeln. Weiter bestehen Zweifel dahingehend, dass einige beteiligte Pflegewissenschaftler versuchen, die Praxis nach ihren Standards auszurichten und nicht die Standards nach der Praxis.
Viele Formulare sind auf Grund ihres Umfangs (Checkliste Sturz, Sturzereignisprotokoll) zwar sicher wissenschaftlich aktuell, aber in der täglichen Arbeit wegen des hohen Zeitbedarfs nicht mehr durchführbar. Sturz ist ja nur ein Thema, selbiges gilt auch für Dekubitus, Entlassung,... .
Also die Zeitumfänge insgesamt sind pro Patient und Einzelstandard gesehen zwar relativ niedrig, insgesamt aber viel zu hoch.
Dass ich nicht mißverstanden werde, bei uns sind auch einige Experten-Standards umgesetzt.
Mfg
rudi09