Würdet ihr das Examen nochmals bestehen?

Ich würde glatt durchfallen (Examen '83). Ich hatte in Innere Medizin einen totalen Blackout bei den Nierenkrankheiten (! jetzt Dialyse!), konnte aber mit dem Rest kompensieren und kriegte dann noch mit einer "Drei" die Kurve.
 
Ich hatte es erläutert ;)
:wink1: Schon klar; es war nicht so ganz ernst gemeint.
Andererseits: Du bzw. Deine Kollegen seid doch sicher auch größtenteils noch nach dem alten Gesetz ausgebildet worden. Ihr müßt euch aber ja trotzdem das heutige Wissen irgendwie angeeignet haben, sonst könntet ihr das ja nicht euren Schülern vermitteln. Also muß es ja doch möglich sein.
Ich habe noch vor 85 Examen gemacht, und und bin auch nur teilweise fit in diesem " neu modischen Kram.
Ich versuche mich mit Lesen von Fachzeitschriften auf dem Laufenden zu halten, werde mir dabei aber immer bewusst, dass mir da wirklich der Background der neuen Ausbildung fehlt.
Bei vielen Artikeln in z. Bsp. Die Schwester \der Pfleger fühle ich mich beim Lesen oft schon leicht überfordert mit den Quer Verweisungen auf dies und das, von dem ich noch nie was gehört habe, dann frustriert meistens nicht mehr zu Ende lese.
Geht mir (Examen ´95) teilweise ähnlich.
Was halt bei uns praktisch komplett gefehlt hatte, das war die ganze Schiene Pflegewissenschaft/Pflegeforschung, alles was mit Evidenz zu tun hat... bei uns "war das halt so"... "das macht man so und so"... "nein, das und das ist schon lange nicht mehr üblich". Bestenfalls waren bei mir damals die Anfänge von Evidenz zu erahnen ("Eisen und föhnen ist out, weil...").
Was mich allerdings an vielen der Artikel in die Schwester/der Pfleger u. a. Fachzeitschriften ziemlich nervt, das ist das ewige Gefasel von "Management". :roll: Alles ist "Management". Früher hätte man halt von Absaugen, Trachealkanülen u. ä. gesprochen, heute muß es großkotzig "Sekretmanagement" heißen. Oder für regelmäßigen Stuhlgang sorgen bzw. abführen heißt heute "Stuhlgangmanagement". Meine Fresse.
Zu meiner Zeit war "Management" noch was anderes: Ein Unternehmen hatte ein Management. Und das war´s.
 
Kann ich mir gut vorstellen.
Allerdings bezweifle ich ebenso, dass alle heutigen Azubis die damalige Prüfung bestehen würden. Der Bereich Anatomie und Physiologie sind bei vielen Schülern nur noch rudimentär vorhanden.
Ich weiß, so eine Aussage lässt sich nicht verallgemeinern. Aber in den letzten 10 Jahren habe ich bei fast allen Oberkurs-Schülerinnen und -Schülern bei Erklärungen im OP ganz von vorne anfangen müssen.

Das kann ich unterschreiben ...wir erleben es genau so in der Theorie. Wenn wir nach einem Jahr auf Grundlagen aufbauen wollen, dann fehlen diese häufig. Aus der Praxis erhalten wir ähnliche Rückmeldungen...Woran das genau liegt lässt sich wahrscheinlich nicht genau festmachen.

Sicher hat sich die Haltung vieler Schüler verändert: die Mehrheit (nicht alle!) hat eine hohe Erwartungs- und Anspruchshaltung an das Umfeld (Lehrer, PAs, Stationen) bei zunehmend geringerer Anstrengungsbereitschaft.

Natürlich hat auch die Masse an Inhalten zugenommen ....vor allem die in den Pflege- und Bezugswissenschaften.

Die Einsätze sind durch die gesetzlichen Auflagen deutlich kürzer geworden ...4 Wochen gelten heute als langer Einsatz! Die Schüler wechseln also deutlich häufiger die Einsatzgebiete.

Im 85 er Examen gingen die Fragen mehr in die Tiefe als heute ...die Anforderung bestand darin, in einem "Fach" detailliertes Faktenwissen zu einem breiten Spektrum abrufen zu können.
Seit 2004 liegt der Schwerpunkt eher auf dem Pflegeprozess und dem komplexen Fallverstehen. Diese Prüfungen orientieren sich als mehr am tatsächlichen "Stationsgeschehen" ...die Herausforderung liegt aber eben darin, anhand DIESES Falls die Prioritäten zu erkennen, Probleme genau zu identifizieren und Massnahmen abzuleiten.
Es ist also deutlich komplexer geworden ...vertieftes Faktenwissen alleine reicht tatsächlich nicht.


Es ist wie immer: wenn ich mehr Stoff in einem Bereich in eine Ausbildung hineinbringe muss ich andere Bereiche kürzen. Und die 500 Stunden mehr an Theorie fehlen dann im praktischen, was das Verknüpften der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten erschwert.

Ja und nein ...rein quantitativ haben die Schüler faktisch immer noch rund 3000 Stunden praktische Ausbildung, was ja eigentlich ausreichend sein sollte.
Wichtig ist die Qualität der praktischen Ausbildung ...den Theorie Praxis Transfer fördern wir mit Praxisaufträgen, dazu gibt es Anleitungen von PAs.
Leider ist es aber auch so, dass Schüler (bedingt durch den Personalmangel) eben auch oftmals voll funktionieren müssen.
Meine favorisieret Lösung wäre wirklich, die bisherigen Strukturen dahin gehend zu verändern, dass Schüler eben kein Ausbildungsentgelt mehr bekommen (dafür eben BAföG), nicht auf dem Stellenplan auftauchen und vom "gesparten" Ausbildungsentgelt eben freigestellte PAs bezahlt werden. Der Schüler wäre dann tatsächlich nur Lernender und könnte gezielt in einzelnen Lernsituationen (unter Anleitung) sein Wissen umsetzen und vertiefen.
 
Ich würde glatt durchfallen (Examen '83). Ich hatte in Innere Medizin einen totalen Blackout bei den Nierenkrankheiten (! jetzt Dialyse!), konnte aber mit dem Rest kompensieren und kriegte dann noch mit einer "Drei" die Kurve.
Kompensieren kann man heuet nicht mehr ....das Durchfallen in einer Teilprüfung führt zu einem nicht bestehen des Examens! Allerdings muss auch nur dieser Teil wiederholt werden. Bestehen muss man 3 Klausuren, 3 mündliche Prüfungen und die Praxis. Also 7 Anteile , die jeweils mit mindestens 4 bestanden sein müssen ....
 
:wink1: Schon klar; es war nicht so ganz ernst gemeint.
Andererseits: Du bzw. Deine Kollegen seid doch sicher auch größtenteils noch nach dem alten Gesetz ausgebildet worden. Ihr müßt euch aber ja trotzdem das heutige Wissen irgendwie angeeignet haben, sonst könntet ihr das ja nicht euren Schülern vermitteln. Also muß es ja doch möglich sein. .

Wir sind in Bezug auf die beruflichen Werdegänge ein sehr gemischtes Team: die berufliche Qualifikation wurde in der Krankenpflege nach unterschiedlichen Gesetzen (tlw. noch vor dem 85er) erworben ....einige jüngere haben aber auch Pflege primär studiert. Wenn man den Wendepunkt 2003 heranzieht, dann liegen wir etwa 50:50...
Die Lehrerbildung erfolgte dann tlw. an FHs, tlw. an Unis- wir sind aber (bis auf einen Kollegen der in 2 Jahren berentet wird) komplett "Durchakademisiert" :-)

Im Studium sind wir eben auch an diese Anforderungen herangeführt worden: wissenschaftliches Arbeiten, fächerintegratives Unterrichten, Situations- und Fallorientierung im Unterricht und in Prüfungssituationen, Kompetenzorientierung mit der Abkehr vom reinen Faktenwissen...

Natürlich kann man sich das aneignen...die Ausgangfrage bezog sich doch aber darauf, ob man es heute "einfach so" nochmal schaffen würde. Und das würde ich klar verneinen!
 
Meine favorisieret Lösung wäre wirklich, die bisherigen Strukturen dahin gehend zu verändern, dass Schüler eben kein Ausbildungsentgelt mehr bekommen (dafür eben BAföG), nicht auf dem Stellenplan auftauchen und vom "gesparten" Ausbildungsentgelt eben freigestellte PAs bezahlt werden.
Ich kann diese Gedanken nachvollziehen.
Leider werden aber sogar FSJ-ler und Praktikanten "indirekt" mitgerechnet. Auch diese stehen (offiziell) nicht auf dem Dienstplan. Daher bezweifle ich, dass man durch eine Änderung in die von dir favorisierte Richtung eine Verbesserung erreichen würde.

LG Einer
 
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Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin offen für Neues, also nicht bei Eisen und Föhnen stehen geblieben, was unter uns,auch in meiner Schulzeit schon out war,

So weit ich informiert bin ist keine Wundversorgung wissenschaftlich bewiesen.
Die Fortbildung für Wundmanagement, wird von den Herstellern für Wundversorgungsmaterial finanziell unterstützt.
(Okay. Geht es vielleicht darum, um Gewinne, Marktanteile, Monopolstellung, usw. Wie war das? Glaube keiner Statistik, die du nicht selber fälscht.)

Ja, bei Dekubitus - Versorgung ist "Eisen und Föhne" out.
1987 - gab es "Mercuchrom (Quecksilberhaltiges Lokalantiseptikum. Wurde vom Markt genommen - 1.7.2003) und
Silberpuder"
1989 - 1996 - Wundspülung mit H²O², nach spülen mit Na Cl o,9%, Leukasekegel und auch Jod - Polyvidon.
2009 - 2015 - Wundgel - Alginat - Vac Therapie (Vakuum Therapie)
2016 - Wundverbandsmaterial welches mit Ringerlösung getränkt ist

Mir ist es nur wichtig, dass die entstandenen Wunden, möglichst schnell abheilen.
Der Patient keine Schmerzen mehr hat und seine Gesundheit durch die angewendeten Präparate keinen Schaden nehmen.

Allerdings kämpfen wir auch manchmal gegen Windmühlenflügel, wenn der Allgemeinzustand des Patienten erheblich eingeschränkt ist (Insuffizienz des Herzens, - der Lunge,- des Kreislauf und Gefäßsystemes,- der Leber, -der Nieren).
 
aber ich TU mich schwer, mit den neuen Pflegeplanungen z.Bsp. SAS
Was den jungen Kollegen leichter von der Hand geht, dauert bei mir doppelt so lang, ich kämpfe mit Formulierungen,

Moment die Pflegeplanungen haben sich nicht wesentlich verändert.
ATL´s = Aktivitäten des Täglichen Lebens nach Liliane Juchli oder
ABEDL = Aktivitäten , soziale Beziehungen und existentiellen Erfahrungen des Lebens nach Monika Krohwinkel
Das ganze wird nur ausführlicher.
Mal ganz ehrlich, wer nimmt sich die Zeit, um eine ausführliche Pflegeplanung zu lesen, außer dem MDK?

Um ehrlich zu sein, kopiere ich mir die Pflegeplanungen, die der MDK als sehr gut durch gewunken hat.
Ich sammele sie (In meinen Ordner) und arbeite damit.
Das funktioniert ganz gut.
 
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mit dem PC Programm, das nicht so will, wie ich es will, es fällt mir schwer und macht mich oft"foxdevilswild"

Bevor ich mich ärgere, bitte ich meine jungen Kollegen um Hilfe und lerne die Vorgänge umzusetzen (Learning by doing)
Ok. Manche Vorgänge am PC muss man mir in aller Ruhe erklären und zeigen, damit es sich bei mir automatisiert und in eine Routine umsetzt.
Funktioniert:flowerpower:.
 
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Naja, obwohl ich bei meinem Examen ausgerechnet bei den Nierenkrankheiten (hust) erfolgreich gepatzt habe (glatte Fünf, damit konnte man '83 noch bestehen durch Ausgleich): so schlecht war der "Oldschool"-Kram auch nicht. Ich bin auch noch mit Eisen und Föhnen und Wasserkissen gross geworden, aber es hat besser geholfen als mancher HighTech-Chemie-Wahnsinn heute.
Lernen die Schüler heute überhaupt noch, dass bei Dekubitus vor tollen Verbänden Druckentlastung und Durchblutungsförderung stehen, die man mit so simplen Mitteln erreichen kann?
Ich habe schon zu oft erlebt, dass es tolle Planungen gab, die dann schematisch abgehakt wurden, weil man in der Realität gar keine Zeit hatte, alles durchzuführen. Aber Papier und Computer-Programme sind geduldig...
 
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Hey,

ich denke schon, allerdings müsste ich heute wahrscheinlich noch mehr lernen, da ich aus der Übung bin.
 
Ich denke mit ein wenig Vorbereitung würde ich den schriftlichen Teil schon bestehen. Lernen fällt mich nicht so schwer, in Gegenteil, ich stehe drauf, bin eigentlich immer irgendwo eingeschrieben und mache irgendwelche Fortbildungen *nerd-alert* :anmachen:
Den praktische Teil........

Obwohl Somatik bzw. Pflege gar nichts (mehr) für mich ist, versuche ich auf den Laufenden zu bleiben. Hatte kürzlich meinen Schwester/Pfleger Abo gekündigt, hab es aber gar nicht ausgehalten die Zeitschrift nicht zu bekommen, dass ich gleich drauf wieder abonniert hab :cleanglasses:
 

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