Wo kommen wir her - wo gehen wir hin?

Korrekt.

Es gab bei uns im Haus eine Umfrage zum Thema Umgang mit Über-/ Mehrstunden.
Was wäre uns lieber: es als Geld ausbezahlt zu bekommen oder Freizeitausgleich
(freie Tage)

Die meisten Stimmen gab es für die Umwandlung in Freizeit.

Wenn man erzählt, welchen Job man hat und unter welchen Bedingungen man arbeitet, hört man immer wieder: "Das könnte ich nie". Das wird sich auch mit einem Traumgehalt nicht ändern- denn die Arbeitsbedingungen ändern sich alleine durch mehr Gehalt nicht.

Das alleine wird unsere Probleme nicht lösen- die Probleme gibt es an diversen Ecken und Kanten und müssten dementsprechend behoben werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich hätte gerne die Wahl ob ich Freizeitausgleich oder Geld möchte.
Das gab es mal mit den Feiertagen, hat man abgeschafft - gut da klappte es auch noch sehr gut mit dem Abbau von MAstunden.
Mit meinem Gehalt und dem Verhältnis Arbeitstage - Freizeit bin ich zufrieden, 1 Punkt wurde vor ein paar Jahren umgesetzt - die Zusatzurlaubstage für kont. Wechselschicht - machte nochmal 6 Tage zusätzlich im Jahr, bei einer in Vollzeit 5 Tage-Woche. Dann kommen noch die Tage für geleistete Nachtdienste, dann die regulären Urlaubstage und - da es so ist, die Freizeitausgleiche für gearbeitete Sonn- und Feiertage. Da trotzdem noch genuch MAstunden zusammenkommen, ohne dass ich ständig einspringe, lasse ich sie mir ausbezahlen, noch mehr Freizeit - brauch ich nicht.
Mir fehlen aktuell 5 Std./ Woche zur Vollzeitanstellung.

Wenn ich so überleg, wo komm ich her, dann habe ich diesen unbändigen Stolz vor Augen, diesen tollen Beruf zu erlernen zu dürfen.
Inzwischen - hat dieser Stern doch leider zig Flecken, muss er sie zwangsläufig haben, da ich kein Träumerchen mehr bin, dass von gar nix Ahnung hat.
Man bekommt immer mehr mit, was systembedingt abläuft, ist auch oft enttäuscht von Entscheidungen die getroffen werden, im kleinen wie im großen, hat mehr und mehr Überblick, kann manchmal einzelne Puzzlestücken einsortieren - und schaut mit Entsetzen wo das noch hinführen soll.
Noch schlechtere Besetzung als jetzt auf der Normalstation - geht nicht.
Hochglanzbroschüre x und y, Zeitungsanzeigen, publikumswirksame Umbauten, mehr für zahlungskräftige Kunden - alles wirkt schön.

..und dann erfährt man täglich seine engen Grenzen, erfährt ständig Unzufriedenheit, selbst soll man bitte noch schneller und effizienter arbeiten.
Schneller und selbstverständlich besser, besser auf dem Papier. Ist auf dem Papier alles gemacht, ist alles gut -?
Hickhack mit Kollegen aus anderen Bereichen (Endo, Notaufnahme, Belegungsmanagment) auch fast jeden Tag - wo man auch "nur" seine Arbeit machen will, bestmöglichst, dies aber nicht kann, weil die personellen und räumlichen Kapazitäten erschöpft sind.
Krachts in der Notaufnahme laufen die Stationen voll, wir voll, dreht sich das Hamsterrad.
Tatsächlich bin ich doch die letzte die übrig bleibt und verantwortlich ist wenn die üblichen auf die man abgeben kann Feierabend haben.
Sprich Hauswirtschaft, Reinigungsdienst, Fahrdienst, MFA, Hilfspersonal.
Manchmal erwisch ich mich dabei wie ich schneller NEIN sage als wirklich nötig ist. Ich finde dafür auch plausible Erklärungen, kein Problem.
Dem nicht genug, gibt's immer wieder die unsäglichen Lästereien, die einfach nur nerven. Paar gibt's immer die scheinbar nicht genug zu tun haben, weil dafür - ist immer Zeit.
Wurd früher auch schon so viel gelästert?

Manchmal bin ich ein Fließbandarbeiter, der nur noch abarbeitet, weil's für mehr nicht reicht.
Seltene Momente dienen dazu, den mit der Situation verständlicherweise überforderten Patienten, Angehörigen ein Licht im Dschungel aufzuzeigen, wo geht's hin, was machen wir, kurz und verständlich, das ist häufig einfacher als den Ärger auszuhalten, den Unmut, die hohe Anspruchshaltung die heute doch viele mitbringen. Jetzt + sofort. Warten kommt nicht gut an.
Nach dem Motto: Stroke=Intensiv= immer was lebensbedrohliches.

Ich frage mich öfters woher Schüler heute noch ihre Begeisterung hernehmen, von Anfang an kennen sie es nicht mehr anders.
Sich permanent abzugrenzen, die Kurve kriegen zwischen persönlichem Anspruch, schulischen und praktischen Anforderungen - das erfordert viel ab, wesentlich mehr als in meiner Ausbildung.
Meine Planung für 1 anstehenden Arbeitstag - i.d. Regel kann ich den nach kürzester Zeit knicken.
10 ungestörte Minuten - sind ein rares, kostbares Gut geworden, manchmal gehen sie auf anderer Kosten, manchmal auf meine.
Die Zeit zur Reflexion während der Arbeit - 0. Die Zeit zum Austausch während der Arbeit - gering.

Gäb es genug Zeit dort wo sie hingehört - in die tägliche Arbeit - bräuchte es da in dem Umfang Foren für Pflegekräfte?
Warum muss ich mir unbekannten Menschen (o.k. gleicher Berufsgruppe) tw. haarsträubendes berichten, um Hilfe bitten?
Ist das nicht eigentlich ganz furchtbar traurig?
Aber auch das ist Realität geworden, vor/ zu Beginn des www Zeitalters - undenkbar, diese Form des Austausches.
Bitte das nicht falsch verstehen, die Arbeit hier IST wichtig und wertvoll, was ich lese macht mich manchmal aber wirklich sehr traurig, anderes furchtbar wütend.

So liebe Elisabeth, such Dir was passendes raus.
 
Ich such ja das, was uns Agnes Karll beschert hat und wodurch die große Wende zur Professionalisierung eingeleitet worden sein soll. Keine Obrigkeitshörigkeit. Selbstbewusstsein. Emanzipation. ...

Bis jetzt finde ich nur: zu wenig Geld, zu wenig Zeit, falsche Ideale... . Also bleibt alles wie es ist. Adé Agnes und deine Ideen. Wir wollen Theodor zurück der uns Zeit schaffen soll, damit wir das Werk der Nächstenliebe erbringen können.

Elisabeth
 
Ich such ja das, was uns Agnes Karll beschert hat und wodurch die große Wende zur Professionalisierung eingeleitet worden sein soll. Keine Obrigkeitshörigkeit. Selbstbewusstsein. Emanzipation. ...

Bis jetzt finde ich nur: zu wenig Geld, zu wenig Zeit, falsche Ideale... . Also bleibt alles wie es ist. Adé Agnes und deine Ideen. Wir wollen Theodor zurück der uns Zeit schaffen soll, damit wir das Werk der Nächstenliebe erbringen können.

Elisabeth

:beten::sdreiertanzs::nurse::kloppen::up:
 
Auf der Suche...abgedriftet, aber doch was gefunden, die Richtung dürft schon eher stimmen
kennst vielleicht, Zitat von S.10 3.3

http://www.dbfk.de/download/download/Auf-den-Zuschnitt-kommt-es-an.pdf

.....Bis Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die berufliche Ausübung der Krankenpflege parallel zu Erkenntnissen und Anforderungen der Medizin. Eine Weiterentwicklung (primär ausgehend von den USA) durch Einführung konzeptioneller Pflegemodelle (Henderson, Roper, Orem) fand etwa ab 1970
statt. Pflege emanzipierte sich in vielen Ländern und wurde, mit Ausnahme von wenigen Staaten, eigenständiger akademischer Beruf.
In Deutschland wird eine dreijährige Berufsausbildung an Pflegeschulen eingeführt, später entwickeln sich Fachweiterbildungen und ab 2003/2004 erste
grundständige Pflegestudiengänge. Gesetzliche Regelungen für die Weiterbildung in Pflegeberufen gibt es derzeit in 14 Bundesländern,
Weiterbildungsrichtlinien sind durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erlassen.
Originäre Aufgaben sind nicht definiert.
Über die Berufszulassung ausgewiesene Handlungsbereiche für die Bestimmung selbständiger Kompetenzen der Pflegefachperson sind bisher nicht im Sozialgesetz verankert.
Es ist offenbar politischer Konsens, für den Bereich der beruflich ausgeführten Krankenpflege nur eng begrenzte finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Gesetzliche Mindeststandards oder verpflichtend einzusetzende Personalbemessungsinstrumente als Vorgabe für die vorzuhaltende Anzahl von Pflegefachpersonen pro Station/Abteilung/Gesundheitseinrichtung gibt es seit 1996 nicht mehr. .....

ab 57 3-jährige Ausbildung, zun. theoretischer Unterricht (Quelle - wiki)
bis wann noch mal musste man Schulgeld zahlen - konnt es sich nicht jeder leisten?
die 70er...DIE 70er! U.a. mit Henderson, Roper, Orem, Rogers, Norton
.....
Fachweiterbildungen werden entwickelt
.......
zunehmende Akademisierung außerhalb von D färbt ab

Fachwissen gebiert Pflegespezialisten, bewirkt auch Emanzipation, fördert Selbstbewusstsein, Standesdenken, Abgrenzung zur Medizin
eine große Bandbreite an WB und FWB gibt's inzwischen - die ihren festen Platz in der "Pflegelandschaft" gefunden haben

aber auch am Schluss, Ursachen für berechtigtes Gejammer - letzten 2 Sätze - Steilparade.
 
Ich bin mir sicher, dass sich hier im Forum eher die Enkel von Agnes finden. In der realen Welt überwiegen sei leider nicht.
Wie bekommen wir dort das flächendeckende Gejammere weg, den Ruf nach der oberen Instanz, die alles regeln soll? Wie bringt man Leute dazu, sich für Berufspolitik und Gewerkschaft zu interessieren?


Elisabeth
 
Ich bin mir sicher, dass sich hier im Forum eher die Enkel von Agnes finden. In der realen Welt überwiegen sei leider nicht.
Wie bekommen wir dort das flächendeckende Gejammere weg, den Ruf nach der oberen Instanz, die alles regeln soll? Wie bringt man Leute dazu, sich für Berufspolitik und Gewerkschaft zu interessieren?


Elisabeth

Wir gehen so ausgebrannt bei Feierabend nach Hause um dort weiterzuarbeiten, da bleibt keine Kraft mehr für politisches Engagement.
Freizeit gibt es auch nicht mehr ausreichend, es wird gerne zu Zusatzschichten gerufen.
Auch wenn wir inzwischen NEIN sagen, wir sagen es noch nocht IMMER.
Denn es werden KEINE Betten wegen fehlender Pflegekraft gesperrt - der Rubel muss rollen
Es werden wohl auch nur Personen Pflegekraft, die ein enormes soziales Anliegen haben. Denen fällt es halt schwerer die Kollegen "alleine" zu lassen oder die Patienten unterversorgt oder unversorgt.
JEDER hackt auf uns herum, unsere Vorgesetzten, die Ärzte, die Angehörigen, die Patienten und unsere Kollegen sind darin auch hervorragend. Sieht man doch hier auch.
Wenns dir nicht passt, such dir doch ne andere Stelle, lass die und jenes nicht gefallen usw.
Wir können aber nicht alle mal eben die Stelle wechseln und so viele freie Stellen gibt es auch nicht. Natürlich fehlt es überall, aber Stellen zu besetzen?
ICH habe KEINE Lust mit 54 J. wieder auf einer niedrigsten Stufe bezahlt zu werden.
ICH habe keine Lust in einem Konf. Haus neu anzufangen.
Ich mache meinen Dienst so gut ich noch dazu fähig bin und wenn ich ausgestempelt habe - gibt es keinen Gedanken mehr an die Arbeit - dann bin ich nur noch Privatperson.
Ja, ich möchte eine Pflegekammer, aber eher nicht so wie hier teilweise geplant, mit nur so gut wie keinen Pflegepersonen.
Nein, ich bin nicht mehr bereit/dazu in der Lage mich selbst einzubringen.
Im Dienst voll da, nach dem Dienst: die Sintflut
ich bin (s. Nickname) die resigniert
 
Wir gehen so ausgebrannt bei Feierabend nach Hause um dort weiterzuarbeiten, da bleibt keine Kraft mehr für politisches Engagement.
Freizeit gibt es auch nicht mehr ausreichend, es wird gerne zu Zusatzschichten gerufen.
Auch wenn wir inzwischen NEIN sagen, wir sagen es noch nocht IMMER.
Denn es werden KEINE Betten wegen fehlender Pflegekraft gesperrt - der Rubel muss rollen
Es werden wohl auch nur Personen Pflegekraft, die ein enormes soziales Anliegen haben. Denen fällt es halt schwerer die Kollegen "alleine" zu lassen oder die Patienten unterversorgt oder unversorgt.
JEDER hackt auf uns herum, unsere Vorgesetzten, die Ärzte, die Angehörigen, die Patienten und unsere Kollegen sind darin auch hervorragend. Sieht man doch hier auch.
Wenns dir nicht passt, such dir doch ne andere Stelle, lass die und jenes nicht gefallen usw.
Wir können aber nicht alle mal eben die Stelle wechseln und so viele freie Stellen gibt es auch nicht. Natürlich fehlt es überall, aber Stellen zu besetzen?
ICH habe KEINE Lust mit 54 J. wieder auf einer niedrigsten Stufe bezahlt zu werden.
ICH habe keine Lust in einem Konf. Haus neu anzufangen.
Ich mache meinen Dienst so gut ich noch dazu fähig bin und wenn ich ausgestempelt habe - gibt es keinen Gedanken mehr an die Arbeit - dann bin ich nur noch Privatperson.
Ja, ich möchte eine Pflegekammer, aber eher nicht so wie hier teilweise geplant, mit nur so gut wie keinen Pflegepersonen.
Nein, ich bin nicht mehr bereit/dazu in der Lage mich selbst einzubringen.
Im Dienst voll da, nach dem Dienst: die Sintflut
ich bin (s. Nickname) die resigniert

54 ist noch kein Alter und es tut mir leid für Dich, dass Du Dich so fühlst. Denk an Deine Gesundheit- bitte!
 
Dan dürften Fliedners Ansichten nach wie vor gut funktionieren: Selbstaufgabe im Dienst am Nächsten.

Agnes dürfte dies anders gesehen haben. Ich gehe davon aus, dass sie eben auch an sich gedacht hat und als freie Schwester sich nicht zuerst dem Haus verpflichtet fühlte. Sie musste nicht bleiben, war nicht abhängig.

Ähnlich sahen es ja auch vor einigen Jahren die Kollegen in Finnland. Dank ihrer emanzipierten Einstellung und eines nahezu 100%igen Organisationsgrades waren sie in der Lage, eine nicht unerhebliche Gehaltserhöhung zu erzwingen. Da wurde nicht zuerst an den Pat. gedacht sondern an die eigenen Bedürfnisse.

Das ist in D undenkbar. Man unterwirft sich der auf einem rumhackenden Obrigkeit. Man veruscht sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass man ja zumindest versucht, es dem Pat. nicht spüren zu lassen und merkt dabei gar nicht, dass dies nicht mal mehr der Fall ist. Der Pat. und Angehörige zeigen die Defizite auf. Sie fordern ihr Recht ein. Und anstatt jetzt den Pat. mit ins Boot zu holen wird er als neuer Feind ausgemacht, Er begnügt sich nicht und erweigert die gewünschte Anerkennung für den selbstlosen Dienst.

Fragt sich also, was will Pflege eigentlich? Nur Jammern und die eigene Arbeitskraft verschleudern in der Hoffnung, es wird schon reichen. Das mag für die älteren unter uns gerade nich so klappen. Für die Berufsanfänger sehe ich da schwarz. Und trotzdem fühlt sich keiner bemüßigt sich aktiv gegen die Bedingungen zu wehren.

Ergo: so schlimm sind die Bedingungen nicht. Nur einigen wenige finden sie untragbar. Das Modell Fliedner ist zeitgemäß; nicht widersprechen, Kopf runter und durch, eagl wie tief man sich beugen muss.

Elisabeth
 
Denn es werden KEINE Betten wegen fehlender Pflegekraft gesperrt - der Rubel muss rollen

Bei uns war das tatsächlich des öfteren der Fall, dass Betten aufgrund Personalsmangels durch viele Krankheitsfälle gesperrt wurden.
Ich muss dazu sagen, dass es wichtig ist, dass die Leitung und das Team geschlossen zusammen stehen.
Dem zuständigen OA wurde in Ruhe die Sachlage geschildert, dass es momentan nicht mehr möglich ist, eine adäquate Pflege und Überwachung zu leisten und dieser regierte daraufhin mit der verübergehenden Bettensperrung.
Das kam auch nicht nur einmal vor, so dass wir eine Stelle hinzubekommen haben und mittlerweile ein funktionierendes Ausfallskonzept, für die Intensivstationen haben.

Das Traurige an der Sache ist jedoch, dass das Personal auf den peripheren Stationen mit Unmut reagiert hat, da sie bisher keine zusätzlichen Stelle erhalten haben.
 
Nicht zu vergessen, DIE Pflegebibel von Sr. Liliane Juchli
deren 1. Auflage 1971 erschien, alle 3 Jahre eine überarbeitete
Zitate aus einem Interview, nachzulesen bei cne,
Titel "Ihr seid die Zukunft!", anlässlich ihres 80. Geburtstages
da da wohl viele nicht zugreifen können, Auszüge daraus


...kaum eine habe das Selbstverständnis von Pflegenden so geprägt wie sie...
...schon früh (mit Mitte 20) begann sie pflegerische Tätigkeiten kritisch zu analysieren und zu reflektieren...
...pflegespezifische Literatur gab es in den 60ern nicht, als sie als Schulschwester begann zu unterrichten - also schuf sie sie selbst....
...nach 1 Jahr Pause wg. einer akuten Erschöpfung, die Veränderung.
Ein Paradigmenwechsel in Form von mehr Achtsamkeit für sich selbst, da sie sich selbst vernachlässigt hatte.....
und damit könne auf Dauer keine gute Pflege funktionieren...
..mit der 4. Auflage (1981) OT: zwingt sie die Leser ihr Selbst- und Pflegeverständnis völlig neu zu definieren.....
....sie spricht öffentlich zu Themen wie "Pflege im Wandel", reist jahrelang rund um die Welt um Vorträge zu halten..
...als 1. Frau überhaupt erhielt sie die Ehrendoktorwürde der theol. Fakultät der Uni FB (Ch)...
...sie wünscht den Pflegenden, dass sie ihren Selbstwert spüren und echten Berufsstolz entwickeln...
....sie sieht den allgegenwärtigen Druck unter dem Pflegende und rät sich auf das Positive zu besinnen, da nichts anderes übrig bleibe, da negative Gedankenspiralen zu viel Energie rauben. Heile heile ist nicht, das sieht sie auch, es gehe ihr auch nicht darum das Negative auszublenden....
...sondern sie ermutigt Kollegen, die Leidenschaft für das mögliche zu entdecken und sich drauf zu konzentrieren, was zu tun möglich ist, obwohl der Alltag herausfordernd ist.
..sie stellt fest, Rahmenbedingungen verändern sich nicht von selbst, Zukunft sei das, was wir heute denken und tun.
Sie fügt noch an: "Und jetzt seid ihr dran. Ihr seid die Zukunft!"

Kann man doch auch mal lesen.
 
Was haben wir dem Praktiker vor Ort in den letzten Jahren alles zugemutet... Reihenfolge der Aufzählung und Initiator sind mal nebensächlich.

- Pflegen von Körper, Geist und Seele- Körper war klat, aber was mit Geist und Seele so gemeint war, konnte keiner so genau sagen. Fliedner ließ grüßen.

- Visionen- mal kürzer, mal länger gefasst. Hier wurde oft Orem bemüht: die Vorstellung der Hilfe zur Selbsthilfe. Hier stand die Einführung des Pflegeprozesses im Fordergrund. Man sprach von individueller Pflege.

- Pflegeleitbild- löste die Visionen ab, enthielt in der Regel aber nix anderes: die Aufforderung sich ganz den Bedürfnissen des Pat. zu widmen. Sichherheitshalber definierte man diese nicht genauer.

- "Modernisierung" der Pflegeausbildung- mehr Theorie, mehr Einsatzorte verbunden mit heeren Zielen: siehe KrPflG §3- hier vor allem den Punkt a)

- Imagekampagne "Ich pflege weil...". - Netter Versuch den Pflegeberuf atraktiv darzustellen. der DBfK zieht mit und bringt Postkarten raus, deren Inhalte auch hübsch anzusehen ist.

- PPR- damit kann man die Pflege abbilden und bekommt mehr Personal. Die Idee wurde in 2010 reanimiert mit der PKMS.

- "Mein frei gehört mir"- gute Kampagne... nur nicht konsequent festgezurrt. Im Tarifvertrag mag man sich net so ganz genau festlegen, wieviel Überstunden max. gemacht werden dürfen. Und vom Begriff Mehrarbeit mag man sich auch net trennen.

...

Alle diese Versuche scheiterten am selben Problem: die in Aussicht gestellte Verbesserung blieb aus.
Zum einen lag es an der Pflege selber. Die Machtstrukturen sind nun mal wie sie sind und nicht jeder kann mit den Konsequenzen leben, die ein sich dagegen auflehnen nun mal mit sich bringt. Stichwort: Management by Champignon
Nicht zu vergessen: der "Corpsgeist" in den Teams. Sich gegen die Gruppendynamik aufzulehen kann schnell in die Sackgasse führen.
Die Initiatoren haben gar keinen Einfluss auf die Dinge, die sie da versprechen. Sie sind nicht zuständig für die Arbeitsbedingungen. Die werden woanders bestimmt. Die Erwartung an die Eigenintiative scheitert an: siehe oben.
Der Fachkraft wird allerorten signalisert: funktionier und hinterfrag nicht so viel.

Was lernt die Pflegefachkraft daraus: es wird immer nur versprochen- aber gehalten wird nix. Die Projekte werden mit einem Riesenbohai auf den Weg gebracht und schlafen dann ganz still wieder ein um Platz zu machen für das nächste Projekt.

Welche Folgen hat das? Wenn man sie mit ins Boot holen will im Rahmen der Berufspolitik, dann winken sie müde ab. Sie wissen, es wird sich eh nix ändern. Und sie erwarten nur noch eins: eine halbwegs anständige Bezahlung und das sie wenigstens im frei mal nicht an die Arbeit denken müssen. Letzteres ist oft nur ein Wunschtraum.

Man darf einen Menschen nicht zu oft enttäuschen. Wenn man dann sein Vertrauen wieder erwerben will, braucht es sehr, sehr viel Zeit. Der erste Schritt wäre: zugeben, dass man sich geirrt hat. Was man auf gar keinen Fall machen darf: neue Ideen auf den Markt bringen und die Kollegen mit diffusen und verwirrenden Informationen eindecken.

Elisabeth
 
Und das gibt es nicht nur in unserem Beruf....
 
Jau. Das ist eine Erkenntnis aus dem Projektmanagement. Und was da was taugt sollte doch auch für die Berufspoltik sinnvoll sein. Oder? Siehe aktuelese Projekt: Pflegekammer.

Elisabeth
 
Und das gibt es nicht nur in unserem Beruf....

hm, vielleicht DER Nenner in der Berufswelt 2013 - es geht sehr vielen so
Begeisterung, Kampfgeist, Initiativen, meinetwegen auch Teamgeist - scheitern, weil ausgebrannter Arbeitnehmer das nicht mehr leisten kann, man ist zum abbarbeiten da (tatsächlich OT einer Vorgesetzten) also leistet man das
auch in anderen Berufen - die Erwartungshaltung ständiger Bereitschaft - via Handy, ohne das nix mehr geht
die massiv angestiegenen Krankheitszahlen, teils sehr spezielle - sprechen deutlich für sich?

Die Zahl der gewerkschaftlich organisierten sinkt, gestern wollt ich einen Vergleich ziehen ver.di + Metaller - hab's gelassen.
Wegen der total irrigen Annahme dass bei den Metallern noch 80-90% organisiert sind - 2009 waren es etwa 27%. Doch so wenige.
Im Vergleich dazu schneidet ver.di allerdings trotzdem schlecht ab, Zahl von 2010 gefunden - 10%. "Wir" sind ja nur 1 Teil bei ver.di.
Die ÖTV war die mit Abstand größte Truppe, fasst man die anderen 4 zusammen hat man in etwa die gleiche Zahl wie die ÖTV damals,
jeweils 1,5 Mio also zusammen knapp 3 Mio. Gewerkschaftsmitglieder.
Für 2010 - 2,1 Mio. MG. Heia.

Mehring1 » Blog Archiv » Rezension: 10 Jahre ver.di
Größe ist nicht alles | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Caritas-Verdi: Mit hohem Organisationsgrad Dinge verändern ...
Daraus das Zitat: "...Nicht einmal 10 Prozent sind Gewerkschaftsmitglied. Natürlich wissen das auch die Arbeitgeber und die Politiker..."
Mal ganz außen vor gelassen, die Kirche als AG - anderes Thema. Aber die Zunahme von Arbeitnehmern diesem Bereich - iss ja auch nicht ohne.
 
Organisationsfähigkeit ist aber nicht das einzige Kriterium. Es zählt auch die Konfliktfähigkeit.
Damit ist gemeint, wie ernst Drohungen ausgedrückt werden kann.

Das fehlt uns, den Metallern nicht unbedingt. Wenn die streiken, dann steht die Produktion still. Und wenn es auch weniger als 30% sind, aber die fallen bereits auf und haben Einfluss auf die Produktion.
Und bekanntlich gehört dazu die Autoindustrie- ein riesiger Verlust droht, für jeden sichtbar.

Streiken wir, stellen wir immer noch eine Notreserve zur Verfügung, was bei der heutigen Personalsituation kaum was ausmacht. Es sieht keiner was passiert, wenn Pflegende streiken.
Das war in Finnland eben anders- da haben alle gestreikt, es gab keine Notreserve. Es waren pflegefremde Kräfte, die für Notfälle einspringen mussten- das dürfte Wirkung gezeigt haben.
 
...

Das Geld macht alleine nicht glücklich...

Ja das ist richtig. Aber ich denke, dass ein besserer Kontostand das Leben angenehmer macht. Mit mehr Geld hat man mehr möglichkeiten in der Freizeit - und Urlaubsgestaltung, was sich bestimmt positiv in Sachen Depression / Burnout auswirken würde.


Das Problem beim Freizeitausgleich / Überstunden ausbezahlen sehe ich darin, dass beim Auszahlen der Löwenanteil in die Staatskasse geht. Ich als Azubi bin hiermit noch nicht in Kontakt gekommen, aber ich höre von allen Examinierten das sie sich nie wieder auszahlen lassen wegen der Abzüge.


Attraktivität des Berufes:

Lässt sich in meinen Augen nur durch bessere Bezahlung erreichen. Diese ganzen neuen Duale Studiengänge werden nichts nützen. Glaubt man wirklich das ein Abiturient sich plötzlich unbedingt ans Krankenbett stellen will, nur weil er sich nun Bachlor of XY nennen darf? Jeder von diesen Studenten hat das Ziel seinen Master im Management zu machen um PDL zu werden, oder gehen in Richtung Wissenschaft/Pädagogik.
Es werden keine Tausende PDL's benötigt, man braucht die Leute am Patient und nicht im Management. Wer sich heute zu fein für den Pflegeberuf ist, wird es morgen mit abgeschlossenem Studium erst recht sein.

Das Thema Gehalt ist ziemlich schwierig. Klar gibt es Berufe die schlechter bezahlt werden, aber warum nach unten orientieren? Das widerspricht total dem Wunsch nach Professionalisierung. Ein ungelernter Arbeiter verdient für Frikadellen braten bei einer Fastfoodkette mit "M" beginnend das gleiche wie eine Pflegefachkraft. Da komme ich mir schon etwas unterbezahlt vor.
Die Frage ist jedoch, ob überhaupt die finanziellen Mittel für eine bessere Bezahlung da sind. Kleinere Kliniken werden da sicher Probleme bekommen. Deshalb bin ich der Meinung, dass hierfür die BRD gerade stehen muss, als Strafe für ihre fehlgeschlagene Gesundheitspolitik. Subventionierung der Gehälter durch Vater Staat. Oder Steuervorteile für Pflegekräfte wäre auch eine Möglichkeit, z.B. durch das erschaffen einer neuen Steuerklasse.
Die Politik zerbricht sich den Kopf über die Attraktivität der Ausbildung, aber die Zeit danach wird völlig ausgeblendet.
 
Metaller dürfen aber auch alle in die Gewerkschaft.

Pflegepersonal bei kirchlichen Trägern oder beim DRK nicht. Das begrenzt die Gruppe ja schon automatisch. Und auch öffetnliche Träger finden zunehmend Mittel und Wege, den Weg in die Gewerkschaft zu versperren.
Siehe Krupp Krankenhaus in Essen, die glücklicherweise gescheitert sind. Das konnte man in der Presse verfolgen.
 
Resigniert:
"Wir gehen so ausgebrannt bei Feierabend nach Hause um dort weiterzuarbeiten, da bleibt keine Kraft mehr für politisches Engagement."

amezaliwa:
"scheitern, weil ausgebrannter Arbeitnehmer das nicht mehr leisten kann, man ist zum abbarbeiten da (tatsächlich OT einer Vorgesetzten) also leistet man das
auch in anderen Berufen - die Erwartungshaltung ständiger Bereitschaft - via Handy, ohne das nix mehr geht
die massiv angestiegenen Krankheitszahlen, teils sehr spezielle - sprechen deutlich für sich?"

-> Hmm, liegt das nicht in erster Linie am Arbeitnehmer selbst???
Beispiel:
Hatte mal ein Vorstellungsgespräch in einer grossstadtklinik, heisses Pflaster, guter Job. Sagt der Chef mir: "Jo, gute Frau, ich hätte eine 100% Stelle, und sie können an Ihren freien Tagen auch einen Breitschaftsdienst leisten, wenn ein Kollege krank ist, springen sie ein (sozusagen stand-by). Da kann man dann so auf ein Gehalt von um die XY kommen brutto".
Nach meiner Berechnung macht das so 110% schaffen. Das hielten übrigens einige der Schwestern auf der Station auch so, als ich hospitiert habe. Die waren aber auch echt fertig, fand ich. Obwohl noch recht jung...
Das einzige, was ich gefragt habe, war: " Geht es auch, dass ich 90% schaffe?"
Chef guckt erstmal wie ein Auto:eek1:, und dann muss ich ihm erklären, was ich für Ressourcenfördernde Mitarbeiterpolitik halte. Mit 90% arbeitet man manchmal 100%, manchmal 80%, insgesamt, kann man aber super von einem solchen Gehalt leben, wenn man kein Luxusleben voraussetzt (und das macht ja auch nicht zwangsläufig glücklicher).

Was ich daran so übel fand, war, dass der Chef voraussetzte, dass ich 110% schaffen WILL! Mit einer selbstverständlichkeit sondergleichen. Dass ich tatal scharf bin auf die Stand-by Dienste. Und der Chef war ein echt netter, umgänglicher Typ, geraderaus und Frankfurt Eintracht Fan. Und da muss ich mich deutsch und deutlich fragen:
WER HAT DENN DA SCHON ALLES VOR MIR GESESSEN???
WAS TUN DIE DENN NOCH ALLES UM IMMER MEHR UND BESSER ZU VERDIENEN???
UND WORUM GEHT ES DENEN IM BERUF???
IST LUXUS MITTLERWEILE SO EIN FUNDAMENTALER BESTANDTEIL IN UNSEREM LEBEN???

Geld ist schön, aber ich ziehe lieber einen schönen Spaziergang in der Natur einem Arbeitstag vor, an dem ich vielleicht noch ein paar Mäuse zusammenkratzen könnte fürs Jenseits... Hab ich persönlich mehr von.:hippy::king:
 
PS: Ich geh nur ans Handy, wenn ich auch Lust auf arbeiten habe oder eh nix anderes zu tun hab, wenn ich die Spitalnummer seh. Und manchmal gehe ich ran und dann kann ich halt nicht. Ich hab ja auch noch ein Leben ausserhalb des Spitals.
 

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