Verbandswechsel bei Venenverweilkanülen

Der Pflegestandard bezieht sich auf die Versorgung der PVK mit einem normalen Pflaster-Verband a la Applika.
Zum Folienverband gibt es keinen Hausinternen Standard
 
Jetzt verstehe ich.

Elisabeth
 
Liebe Leute,

ich habe das Gefühl, dass hier zu diesem Thema gerade "über Hosenknöpfe diskutiert wird". Sicherlich gibt es reichlich verschieden Vorgehensweisen zu diesem Thema. Wenn bei uns ein Schüler in der Prüfung (ich beziehe mich mal auf die ursprüngliche Frage) keinen Verbandswechsel (damit meine ich den Pflasterverband an der PVK) macht und er mir dies begründen kann (Manipulation etc.) sehe ich da absolut keinen Grund, dies negativ in die bewertung einfliessen zu lassen - im Gegenteil. Sollte es nun der Fall sein, dass sich die Fachprüfer auf den Standard beziehen und einen VW verlangen, würde ich an Deiner Stelle maximal den Folienverband erneuern. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Erfahrungen gemacht habe, umso länger man NICHT an der PVK manipuliert, destp länger konnten sie liegen bleiben. Ich denke hier gibt es kein richtig oder falsch. Man muss es situativ betrachten.

Und noch ein kleinen Tipp zum beliebten Thema "nach Schule". Ich gebe meinen Schülern immer den Tipp, dass wenn sie mal nicht so handeln wollen/können, wie man es IN DER THEORIE gelernt hat, es immer begründet werden muss. Das reicht in ganz vielen Fällen aus. Und auch die Lehrer sehen oft nach jahrelanger Praxisabstinenz neue Dinge mit anderen Augen. Wichtig dabei ist, dass man im Rahmen des Pflegeprozesses sein Handeln erklären kann.

MFG
 
Mir wäre am liebsten, wenn man keine "Drehbücher" vermittelt sondern die Azubis befähigt, individuelle Vorgehensweisen zu entwickeln. Dann würde es auch das Argument "schulisch" nicht mehr geben

Wäre hier also die Frage: Worauf kommt es an und wie kann man das mit den vorhandenen Materialien erreichen.

Elisabeth
 
Anekdote eines Freundes, der die letzte Woche in der Klinik verbracht hat wegen Hörsturz. ER bekam Infusionen.

Am letzten Tag kam die Schwester mit der Azubine und einem Tablett voll "Kram", wie er sagte. Man klärte ihn auf, dass nun ein Verbandswechsel der Kanüle in seinem Arm stattfinden sollte. Die Schwester erklärte eifrig das Vorgehen, das Desinfizieren usw.

Mein Bekannter sagte dann: "Ähm...das wurde die ganze Woche nicht so gemacht und nun höre ich, dass Sie der Auszubildenden erklären, dass alles Mögliche wichtig ist, was die ganze Woche in dieser Art kein Mensch gemacht hat."
Die Schwester: "Na ja, ich muß es ihr ja schulisch zeigen"

Ich sehe es so: Entwerder ist etwas notwendig oder nicht. Mir wäre das Verständnis des Pflegeprozesses wichtig und das Hinterfragen der eigenen Tätigkeiten.
 
Danke für dieses wunderschöne Beispiel, wie es in der realen Welt wirklich zugeht.

Elisabeth
 
Hallo,

die Fixierung von Kleinkindsbraunülen ist mit den braunen Pflastern so gestaltet, dass die Kinder bei ihrer altersentsprechenden Mobilität sich die Braunülen nicht so schnell selbst ziehen. Da würde ein Folienverband nicht reichen.

Beim Verbandswechsel besteht jedoch auch immer die Gefahr der Dislokation, da Kleinkinder in der Regel nicht kooperativ sind, daher kann man ihn nur zu zweit durchführen. Hierbei darf man dann entsprechend die Anleitungsperson um tatkräftige Mithilfe bitten.

Wenn die Infusion auf den ersten Blick reizlos aussieht, kann man sich als Schülerin in so einer Situation ggf. damit helfen, dass man begründet, warum ein Verbandwechsel zu diesem Zeitpunkt nicht angezeigt ist, z.B. weil die Eltern nicht anwesend sind, und das Kind dann noch unkooperativer ist, oder weil das Waschen das Kind schon zu sehr belastet hat und es vor dem Verbandswechsel eine Ablenkung benötigt,...

LG,
Meggy
 
Hallo,

die Fixierung von Kleinkindsbraunülen ist mit den braunen Pflastern so gestaltet, dass die Kinder bei ihrer altersentsprechenden Mobilität sich die Braunülen nicht so schnell selbst ziehen. Da würde ein Folienverband nicht reichen.
Wir nehmen dafür Peha-haft. Also Flexülen-Verband mit durchsichtigem Teil, und dann mit Peha-Haft nochmal fixieren. Vorteil ist, du kannst die Einstichstellen beobachten, teils nur durch ein bißchen verschieben der Fixierung. Wenn die Fixierung erneuert werden muss, bleibt der eigentliche Verband drauf. Man hat weniger Manipulationen an der Einstichstelle.
Da wir neurologische und häufig unkooperative Patienten haben, ist eine gute Fixierung bei uns auch das A und O. Wer sich als Assistenzarzt unbeliebt macht, der könnte bei uns auch schnell mal mehrere dutzend Flexülen pro Schicht neu legen, wenn wir die nicht schützen würden. ;)

EDIT: In der Prüfung würde ich das so machen:
"Ich würde jetzt keinen WEchsel durchführen, weil er z.b. a) gestern durchgeführt wurde und die Einstichstelle als reizlos dokumentiert wurde, oder b) ich durch einen Folienverband die Einstichstelle als reizlos erkenne und der Verband noch keine 3 Tage alt ist. Außerdem birgt die Manipulation das Risiko der Infektion. Aber ich könnte ihn aber jetzt auch für Sie wechseln, um ihnen zu zeigen, dass ich die Technik beherrsche."
Dann einfach den Prüfer entscheiden lassen. Punktabzug kann es für so eine Vorgehensweise niemals geben.
Außerdem kann man Stationsstandards oder Pflegestandards des Krankenhaus zitieren.

Es gibt ja in der Pflege oft mehrere Wege nach Rom, man muss nur begründen können, was man macht, und dem Prüfer auch zeigen können, dass man sein Handeln reflektiert unter rationalen Gesichtspunkten.


EDIT2: Noch zur ersten Frage: Man kann genauso steril arbeiten, vllt. wegen der Bewegungen des Kindes nicht mit Pinzette, sondern mit sterilen Handschuhen. Man braucht einen Helfer, der fixiert den Arm. Man kann vorher die sterilen Kompressen so öffnen, dass sie auf ihrer sterilen Verpackung, aber offen rumliegen, genauso mit Tupfern, die man in der Verpackung offen hinlegt und mit Octenisept tränkt. Bei der Manipulation an der Flexüle muss man dann eine Hand wieder unsteril machen und das immer beachten, aber mit der anderen Hand kann man schon steril da was hinbekommen. Schlitzkompresse z.B. geht recht schnell und noch eine Kompresse drüber. Sobald du die Kompresse drüber gelegt hast, kannst du mit der sterilen Hand den Arm und die Kompressen fixieren, und mit der anderen Hand dir dann das Pflaster greifen. Beim Abziehen des Schutzes von der Klebeseite kann dir dann der Assistent wieder behilflich sein, weil du ja auch die Flexüle mit fxierst.
 
Ich hab mit Peha Haft bisher super Erfahrungen gemacht. Hat mit schwitzen eigtl eher weniger Probleme. Auch mit Wasser nicht. Ist ja im Prinzip wie eine Mullbinde, nur dass er sich selbst noch zusammenhält und auch nicht bis kaum verrutscht.
Bei den Kanülenpflasern sind ja auch Streifen zur Fixierung dabei. Nutzt ihr die dann auch? Ode rnur Pflaster/ Folienverband und Peha-Haft? Dem würde ich dann auch nicht 100%ig vertrauen..... :)
 
Die Streifen der Fixierung kommen vor dem Kleben des Folienverbands über die Flügel der Flexüle zur Fixierung. Ich persönliche klebe sie in einer V-Form, so dass die Spitze des V unterhalb der Anschlussstelle ist, und die Öffnung Richtung Punktionsstelle zeigt. Hab ich einen größeren Abstand zur Punktionsstelle bei der Aktion und die Haltewirkung ist trotzdem sehr gut.

Peha-Haft kommt mit allem möglichen klar, selbst mit massiver Blutung durch den Verband bei Lyse und unkooperativen Patient. Das ist wirklich absolut cooles Zeugs. Es gibt das Zeugs auch in einer richtig breiten Rolle, und spätestens wenn du einen halben Unterarm damit strumpfartig umwickelst, haste den meisten agitierten Patienten den Zugang zur Manipulation genommen. Es empfiehlt sich den Sauerstoffsensor an einen Finger dieses Armes zu machen ;D.
 
Vielleicht ist es wirklich besser, ihrgeht einfach mal auf eine Kinderstation und schaut euch da mal an, wie das legen einer Flexüle funzt. Vielleicht wird es dann deutlicher, wo das Problem liegt. Ein Säugling/Kleinkind ist in keinsterweise mit einem Erwachsenen zu vergleichen. Es sei denn, du fixierst das Kind an allen 4 Ecken. Aber ich denke mal, dass ist nicht unbedingt eine sinnvolle Option- oder?

Elisabeth
 
Ich war da.
Was genau soll ich jetzt überdenken? Das legen oder der VW? Es geht doch um den VW, und wir tauschen uns gerade aus, wie die sinnvollsten Möglichkeiten wären..
Und aggressive Patienten im Durchgang etc kann man in dem Fall wohl mit Kindern gleichsetzen....
 
Liebe Elisabeth. Im Rahmen meiner Ausbildung musste ich mehrfach in den Kinderbereich. Als Kerle haben wir häufig die Babys bekommen, weil wir die tieferen Stimmen haben und die Babys sich dadurch angeblich schneller beruhigen. (Vllt. wollten uns die Schwestern aber auch nur anfixen^^). Ich versteh aber jetzt grad nicht worauf du ansprichst? Misstraust du der Werbung fürs Peha-Haft? Denkst du ich bekomme Kohle für die Werbung? Ist ein Verband bei einem Kleinkind anders als bei unkooperativen Erwachsenen?
 
Was meinst, wer mehr Erfahrung hat? 6 Jahre Kinderstation oder mehrwöchiges Praktikum? Ich weiß, wovon ich schreibe. Und nein- ein unkooperativer Erwachsener ist nicht mit einem wehrigen Kleinkind zu vergleichen.
Wie wickelt man hier eigentlich Peha-haft? http://jaegerland.de/images/lukas/lukas3.jpg

Elisabeth
 
Ja, am Kopf kann man es sicher nur schlecht verwenden. Aber offensichtlich (siehe Photo in deinem Link) reicht da ja auch eine völlig russische Befestigung der Kompressen. Dann kann man dann auch gleich einen Netz-Strumpfverband mit reingeschnittenen Öffnungen für die Ohren nehmen. :D
Probiers mal an anderen Körperteilen die nicht Kopf oder Hals sind, glaub mir, danach biste auch ein Fan vom Peha-Haft. Kennst du es überhaupt, klingt nicht so?
 
Ich hab gerne Peha-haft benutzt... bei Erwachsenen. Bei Kindern reicht dies nicht. Die Fläche, die du damit umwickeln kannst íst einfach zu klein. Und wenn du erlebt hast, wie daramatisch sich für ein Kind das legen einer Flexüle anfühlen muss, dann bist du bemüht, alles zu tun, damit dies nicht zu oft passieren muss. Dazu gehört nun mal eine "Mehrfach"-sicherung und möglichst keine Fixierung an allen 4 Extremitäten... so wie wir es gerne machen bei unkooperativen Erwachsenen.

Elisabeth
 
So, nun gebe ich auch mal meinen "Senf" zum Thema ab. Was periphere Verweilkanülen und deren Verbandswechsel bei Kindern (NG, SGL, KK usw.) betrifft:
Ich selbst bin froh über jeden gut fixierten, funktionierenden peripheren Zugang. Mir würde es im Traum nicht einfallen, bei einem Kind (und damit meine ich besonders die Kinder unterhalb - sagen wir mal - 6 Jahren) routinemäßig, nach "Standard" einen gut sitzenden, äußerlich unauffälligen peripheren Zugang frisch zu verbinden.
Über die Jahre habe ich das natürlich immer wieder getan, aber nur dann, wenn es tatsächlich einen wirklichen Grund gab, z.B. starke Verunreinigung der Fixierung, Probleme, den Zugang zu spülen, feuchte Fixierung oder V.a. Phlebitis).
Eine Allgemeininfektion durch einen peripheren Zugang, dessen Fixierung nicht regelmäßig gewechselt wurde, habe ich in all meinen Jahren auf der Kinder(Intensiv)station noch nicht gesehen, vielleicht mal eine lokal begrenzte Infektion der Kanüleneintrittstelle, die aber nach ein paar Tagen wieder verschwunden war.
Die Kleinsten sind in der Regel, was Verbandswechsel betrifft nicht sehr kooperativ und auch mit Hilfe einer zweiten Person ist ein solcher für alle Beteiligten meist immer Streß und führt auch nicht selten zum Herausrutschen der VWK. Und das wiederum ist in manchen Fällen schon sehr ärgerlich, weil das Legen einer neuen Kanüle auch mit Schmerzen, Streß und gelegentlich auch besonderer "ärztlicher Kunst" verbunden ist.
Ich wäge einen VW bei peripheren Zugängen aus diesem Grund wirklich sehr genau ab und meine Kollegen tun dies ebenso.
Die Peha-Haft (Color) benutzen wir auch sehr gern - eine feine Sache zur extra Fixierung - nach dem Pflaster/Folienverband - und nicht zuletzt auch bei den etwas größeren Patienten ein "Hingucker"! :lol:
 

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