Stehen wir vor dem nächsten Pflegenotstand?

Schade, ich hatte gedacht man könnte die Diskussion von Emotion auf Fakten umstellen. Ändern kann man mit Emotionen nämlich nichts.

Elisabeth
 
Ähm....ja. Da ich leider wenig Ahnung von wirtschaftlich- mathematischen Fakten habe.....kann ich nur meine persönlichen Erlebnisse laienhaft beschreiben....:weissnix:
Bin ja auch erst ein 3/4 Jahr in der altenpflegerischen Materie....und als Schüler im Kh musste man sich ja darüber kaum Gedanken machen.
 
Netti schrieb:
Ähm....ja. Da ich leider wenig Ahnung von wirtschaftlich- mathematischen Fakten habe.....kann ich nur meine persönlichen Erlebnisse laienhaft beschreiben....:weissnix:
Leider lässt sich mit subjektiven Wahrnehmungen sehr schlecht argumentieren.
Zahlen und Fakten sprechen da schon eine andere Sprache, zumindest die Sprache, die etwas an verschiedenen Umständen ändern können.
Ich denke auch, dass die Pflege aufhören muss zu jammern, und anfangen muss betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen, nach anderen Strukturen und Blickwinkeln suchen muss und beim Argumentieren auch handfeste Argumente haben muss.
Es wird beispielsweise oft bemängelt, dass auf grund der PPR die Besetzung errechnet wird. Mit gutem Grund widersprechen wir, da die PPR nur einen ganz gewissen Teil unserer Arbeit widerspiegelt. Aber genau mit den "A3`ern" argumentieren wir, wenn wir unsere Arbeit nicht schaffen. Das kann nicht funktionieren. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es jede Menge Arbeit gibt, die wir abgeben können. Leider ist gerade die Pflege nur allzu oft und allzu gerne bereit noch weitere Arbeit auf sich zu nehmen.
Manchmal wünsche ich mir einfach nur pflegen zu dürfen.
 
Man ist nur am Hetzen, um wenigstens den Leuten jetzt in der Somerzeit genügend Flüssigkeit zu verabreichen, sie mit Essen zu versorgen und das Nötigste an Körperpflege zu verrichten. Aber das Menschliche bleibt z.Zt. auf der Strecke....Kaum noch Gespräche, wenn Bew. mir anfangen was zu erzählen, muss ich schon wieder zum Nächsten und sie vertrösten.

Hinzu kommt, das die Leitungen z.Zt. sehr oft unsere Haushaltshilfe auf andere Stationen diktiert, wo es noch schlimmer sein soll.
Da heißt es immer von den Leitungen wenn wir uns wegen dem Personalmangel beschweren: "Was wollt ihr denn!? Ihr habt doch 3 Betten frei...!" Aber das z.B. die früher gewesenen "fitten" Bew. nun auch Pflege benötigen, sehen die nicht.

Netti: so lange ihr die Arbeit bewältigt, wird keiner auf die Idee kommen, irgendetwas ändern zu wollen. Warum auch, geht doch. Auch hier spielen wieder Zahlen und Fakten eine Rolle. Es hilft nicht weiter, nur zu sagen, dass ist nicht zu schaffen. Ihr müsst belegen, was geht, und was aus welchem Grund nicht machbar ist. Hört auf, euch die Hacken abzurennen und eh nicht fertig zu werden. Macht euch Gedanken zum "Tagesgeschäft": wer macht was, wann wie in welcher Zeit!? Wieviele BewohnerInnen sind auf der Station, welche Pflegestufe haben sie?
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Schade, ich hatte gedacht man könnte die Diskussion von Emotion auf Fakten umstellen. Ändern kann man mit Emotionen nämlich nichts.

Elisabeth
Es sind nun mal menschliche Züge, die sich gerade bei solchen Diskussionen nicht unbedingt stoppen lassen. Wozu auch? Wir sind ja keine Roboter.
 
Du hats völlig recht. Diskussionen sind wie Kommunikation überhaupt immer eine Mischung aus Emotionen und Fakten.
Problem: Wir bleiben bloß immer in den reinen Emotionen stecken. Gejammert wird mittlerweile auf sehr hohem Niveau. Und Jammern verbraucht wertvolle Kraft.

Elisabeth
 
Ich denke nein,
im Saarland gibt es genügend arbeitslose Examinierte die aber lieber hier bei Mami bleiben wollen (typ. saarländisch).
(Nein Sigi du bist nicht gemeint.)

Flexibilität scheint immer mehr ein Fremdwort zu werden, klar hab ich hier mein Haus, meine Familie ihre Freunde und die Verwandten aber bevor ich arbeitslos bin, würde ich mir
(auch schon fast 40 J.) eine neue schöne Gegend in Deutschland suchen.:|
 
In der Argumentation um den Pflegenotstand mit Beschäftigungszahlen alleine zu jonglieren scheint taktisch unklug. Erst das Zusammenspiel zwischen Beschäftigungszahlen und Arbeitsaufwand scheint sinnvoll zu sein.

Bleibt das Problem der sinkenden Bettenauslastung. Damit ist der Ball wieder bei uns und der mangelhaften Organisation und Unflexibiltät vor Ort.

Ergo: wir drehen uns im Kreis.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
In der Argumentation um den Pflegenotstand mit Beschäftigungszahlen alleine zu jonglieren scheint taktisch unklug. Erst das Zusammenspiel zwischen Beschäftigungszahlen und Arbeitsaufwand scheint sinnvoll zu sein.

Bleibt das Problem der sinkenden Bettenauslastung. Damit ist der Ball wieder bei uns und der mangelhaften Organisation und Unflexibiltät vor Ort.

Ergo: wir drehen uns im Kreis.

Elisabeth

Sinkende Bettenauslastung? Wo?
Hier im Saarland werden bis 2010 über 900 Betten abgeschaft, in unserer Klinik ca. 60. Wir sind jetzt in einer Umbauphase wo diese Betten schon fehlen, müssen zwischendurch Hängematten aufhängen und die 2 Intensivstationen bei der Rettungsleitstelle abmelden. Unsere Ortho. hat Wartezeiten von etlichen Wochen.
 
Ich arbeite in der Anästhesieabteilung und bin zudem Mitglied im Personalrat bei uns am Klinikum. Nachdem in dne letzten Jahren ca. 100 Stellen heimlichj druch Nichtbesetzung eingespart wurden, spürt man die fehlenden Stellen deutlich. Zur Zeit wird auf den Stationen mit Überplanung der Kollegen versucht, den jetzigen Notstand zu vertuschen. Die Kollegen treffen Präventivmaßnahmen indem Sie die Arbeitszeit reduzieren und so auf etwas Erhohlung zu kommen. Von Seiten der Geschäftsleitung wird der Zustand endlich (nach langem) tatsächlich realisiert.
Viele Kollengen, die den Absprung gewagt haben, stehen der Krankenpflege auch in anderen Häusern nicht mehr zur Verfügung. Meist wechseln die Kollegen in berufsfremde Sparten - schade wenn man bedenkt wie teuer eine Ausbildung ist.
Fazit: Ich bin überzeugt, dass der Pflegenotstand erst begonnen hat, wir werden uns in den nächsten Jahren mit diesem Problem noch oft befassen. In diesem Zusammenhang wird das Thema Haftungsrecht - Überlastungsanzeigen sicher noch oft angesprochen werden.
 
Hallöle,

ich gehe zwar auch davon aus, dass es noch schlimmer wird, aber eigentlich sind wir schon im Pflegenotstand. Vielleicht nicht deutschlandweit, vielerorts ist jedoch die Personalsituation schon sehr kritisch und das Personal einfach nur sinnlos überlastet.

Gruß
Dennis
 
:knockin:Ich denke ganz einfach das es kein Problem ist das wir in ein Pflegenotstand kommen,es gibt viele suchende Pfleger und Pflegerinnen,das Problem ist eher unsere Politik,kein Geld keine einstellung,zudem kommt die ganze Schreibarbeit die immer mehr in den letzten jahren geworden ist doppelte absicherung durch Dokumentationen,es wird von den Pflegekräften immer mehr verlangt.
Arbeite in einem Privaten Altenheim,und die Heimaufsicht verlangt immer mehr.
BIn fast jeden Tag ne Std. länger auf der arbeit um meiner arbeit überhaupt gerecht zuwerden.

LG Der Pfleger82

wo soll das noch enden
 
Hallo Patmuc,

München ist sehr speziell, aufgrund seiner hohen Lebenshaltungskosten.
Anders ausgedrückt, Du verdienst in anderen Gegenden dasselbe, hast aber am Ende des Monates evtl. noch Geld übrig.
(Ich spreche da aus Erfahrung) ;-)
Ein ambulanter Pflegedienst hat evtl. keine Möglichkeit seinen Mitarbeitern preisgünstige Wohnungen zu beschaffen.
Pfegenotstand-ja, in dem Sinne , wie von meinen Vorredner bereits geschrieben- immer mehr Arbeitsbelastung, mit immer weniger Personal.

Ich denke auch nicht, wie Neo 57, dass fehlende Mobilität eine Ursache ist.

Fakt ist, alle müssen wirtschaftlich arbeiten und somit haben z.B. ältere Kollegen gegenüber Jüngeren, schon wieder den Nachteil, sie verdienen meistens anders und haben mehr Urlaubsanspruch.
Somit wird aus Kostengründen, lieber ein jüngerer Mitarbeiter eingestellt.


Elisabeth, hast Du evtl. Fakten, wieviele Deiner arbeitssuchenden Krankenschwestern über 40 Jahre alt sind?

LG Suzu
 
Hallo
Find es interessant, dass nach fast 2 Jahren das Thema wieder aufgegriffen wird.
@ suzured
Dass München speziell ist weiß ich, aber die Großstädte sind oftmals der Indikator für den Pflegenotstand. Und trotz allen Leugnen seitens der Politik, befinden wir uns zumindest hier schon mittendrin.
Ich schaue mir seit etwa 3 Jahren regelmäßig die Stellenanzeigen in der Pflege an und das sowohl in Ballungsräumen, als auch in kleineren Städten. Und es spricht überall die gleiche Sprache. So wie es vor zwei Jahren in München war (Anzahl der Stellenanzeigen), ist es jetzt in mittelgroßen Städten.
Ich würde die Definition des Pflegenotstandes sogar noch etwas ausweiten und sagen, dass nicht genügend fachlich ausgebildetes und weitergebildetes Personal vorhanden ist. Wer heute 5 Jahre aus der Pflege ist, muss schon fast wieder eine neue Ausbildung machen. So schnelllebig ist die Pflege momentan.
Die Politik (zumindest in Bayern) hat das etwas spät reagiert und fördert erst seit letztem Jahr jeden neuen Ausbildungsplatz in der Pflege mit 2500 Euro. Dies war leider zu spät angesichts einer Ausbildungszeit von 3 Jahren.

Ich bin mir sicher, dass es sich in den Großstädten weiter verschärfen wird und die Arbeitgeber wieder zurück gehen auf besondere soziale Leistungen, die man vor 4 Jahren noch ohne nachzudenken abgeschafft hatte.
Auf die Dörfer des Landes wird es sich vielleicht nicht so drastisch auswirken.

Mitlerweile sagen ja auch schon die größten Kritiker der 24 Stunden Pflege Vermittlung, dass es ohne diese garnicht mehr zu schaffen sei. Da spielt natürlich auch die Finanzierung eine große Rolle. Und das ist im Bereich der Krankenpflege nicht anders. Kostendruck setzt Mitarbeiter frei oder stellt sie erst garnicht mehr ein. Auch das ist Pflegenotstand.

Ich kann dazu nur noch sagen, dass ich die ganze Situation ein ARMUTSZEUGNIS für Deutschland finde. Ein Land mit viel Wohlstand, vollen Kassen und leider viel zu viel Bürokratie, die dieses Geld verschlingt.

Vielleicht schreiben wir hier in 2 Jahren wieder und der Pflegeberuf wird die best bezahlte Arbeit Deutschlands sein, weil nur noch wenige diesen Beruf machen möchten :-)
:knockin:--> kleiner Scherz am Rande <----

Gruß aus München
 
Hallo Patmuc,

ich gebe Dir komplett Recht.
Aber mal ehrlich, was bringen in München den 150 EURO brutto Münchenzulage?
Ich frage mich immer, wie Menschen in noch schlechter bezahlten Berufen, z.B. Einzelhandel oder Friseur, ihr Leben in München bewerkstelligen.
Na ja, mal mit Humor gesehen, bei immer besch.... Arbeitsbedingungen verkümmern wir ab einem gewissen Alter zur "Couchpotatoe " und sind viel zu schwach um Geld auszugeben. ;-)

LG Suzu
 
Sparen um jeden Preis? Das Team von Pflegefotostory hat sich da so seine Gedanekn gemacht: www.pflegefotostory.de - Peanuts .

Ein Problem sehe ich: Uns fehlen die "ökonomisch weitergebildete Pflegende, die nicht hinter irgendwelchen Schreibtischen verschwinden, sondern mit uns arbeiten."

Elisabeth
 

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