Patient reanimiert - wie geht ihr damit hinterher um?

Ich gehöre leider zu den Leuten, die Reas öfter mal anziehen. :roll: Wir sprechen immer hinterher was gut war und was man verbessern kann. Seltsamerweise passieren mir die Reas fast immer im Spätdienst. Manchmal hab ich dann zu Hause Probleme einzuschlafen, weil ich so aufgekratzt bin. Gestern Nachmittag hatte ich auch eine Rea. Da alles gut geklappt hat, bin ich auch relativ schnell wieder runter gekommen. Wie gesagt, dass reden hilft mir immer sehr gut.
 
seit....7 Jahren schon, keine Reanimation, nicht gut

Situation letzte Woche 3 Patienten in der IMC sind an 1 Tag verstorben, 2 Frauen, 1 Mann

die erste alte Dame, Fr. H, kommt schon in sehr reduziertem Zustand zur Überwachung u.a. akutes Nierenversagen, zunehmende Eintrübung in den Tagen bei uns, bis sie verstirbt
eigentlich haben die Mediziner nichts gemacht, geringfügig i.v. Med's, Flüssigkeit, 02-Gabe
...gut, mein Bedarf hier nochmal Rücksprache mit den Internisten zu halten ist - hoch

der alte Herr, in völlig desolatem Zustand bei A, u.a. COPD und zusätzlich hochfieberhafte Pneumonie, der sich am 2.Tag etwas erholte, dann rapide verschlechterte,
der Kollege hat noch versucht ihn zu reanimieren, erfolglos
hätte die Reanimation geklappt, hätt man ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr von der Beatmung wegbekommen....
...hab ich mir dann überlegt.

die zweite alte Dame, seit 4 Std. auf der Station
ich komm zum ND, habe noch keine Übergabe, Kollege: Bei Frau S. geht die HF runter, 35,30, sie war doch grad noch bei 120
Abmarsch ins Zimmer, DA Anruf, Rea-team,
Patienten reglos, blass - etwas in mir sträubt sich zu intervenieren
bekomm den Ambubeutel in die Hand gedrückt, fang an
Arzt möchte Atropin, bekommt es, gibt es, nutzt nichts, ASY, fängt HDM an,
das Rea-team kommt, ich geb den Ambubeutel dankbar ab, hol den 02-Schlauch, der nicht am Bett ist, Team fragt KREA/KINT?

Ärztin weiß es nicht, betreuender Kollege weiß es nicht, andere Kollegin geht weg, CPR geht weiter
Rückmeldung - KREA/KINT!
Abbruch.
Die Pat hatte in Std. vor ihrem ableben mehrmals geäußert sie möchte sterben (hat der fitte Mitpat. später erzählt, haben die Angehörigen später bei der Verabschiedung auch gesagt, dass das ihr Wille war, schon seit längerem, trotzdem wurde sie zu uns verlegt, weil - wir sind "nur" die IMC, keine Int.)


Ich weiß es nicht, ist es falsch, sich schon vorher Gedanken zu machen, was hinterher bei rauskommt?
IMC um mitzubekommen, wenn ein Mensch verstirbt - auwei, das liest sich jetzt schon ganz fürchterlich, trifft es auch nur zum ganz kleinen Teil.

Das Gesamtbild des schwerkranken Menschen zählt wenig, nur wenn's dokumentiert ist, das nicht-reanimieren-müssen, dann darf man es sein lassen..
...bzw. wenn man einen Arzt dazubekommt, der die Kompetenz und die Weitsicht hat, NEIN zu sagen (was äußerst selten vorkommt)
...hab da glaub ich ein Problem.
Durch die IMC jetzt schon deutlich mehr als vorher.
Ist das nachvollziehbar?
 
Ist ein sehr sensibles Thema...Bei uns wurde vor kurzem versucht ein hundert jähriger multimorbider Patient zu reanimieren(ist trotzdem verstorben) Sorry aber manchmal find ich es einfach verrückt wie krankhaft wir jeden am Leben halten müssen obwohl man sich manchma eingestehen muss: "was hat der Pat. eigentlich noch vom Leben"?zumal die menschen oftmals äußern das sie nicht mehr möchten...Nein es müssen noch ek´s laufen diverse antibiosen notfalls noch ne peg und n cystofix etc. Ich finde das sind manchmal die Schattenseiten der modernen Medizin...
 
da muss ich dir, leider, vollkommen zustimmen. Ich finde es auch manchmal grenzwertig, was noch alles gemacht wird. Und bevor ich jetzt wieder gesteinigt werde: Nein, ich rede hier nicht von den 90 Jährigen, die fit und fidel sind, sondern von denen die schon vorher ganz klar sagten sie wollen nicht mehr oder schlichtweg tot krank sind und der Tot sich innerhalb kurzer Zeit einstellen würde.
Die moderne Medizin hat nicht nur Vorteile....
 
Manchmal kam es mir schon so vor, als missbrauchten Intensivmediziner manche Patienten zum üben, wo jeder wusste, wie der Weg enden würde, nur weil die Angehörigen Maximaltherapie wollten, und keiner die Eier in der Hose hatte, trotzdem Schluss zu sagen.

Hab aber auch schon sehr gute Oberärzte erlebt, die ihre jungen Ärzte auch angeleitet haben, wann man mal aufhören können muss, und wie man einen mutmaßlichen Willen auch im Notfall noch schnell von Angehörigen erfahren kann, noch bevor man den Tubus reinsteckt und erstmal paar Minuten mit Guedel und Maskenbeatmung überbrückt.

EDIT: Ich bin bezüglich Reas wie ZNA-Öse eher abgebrüht, reanimiere zwar nicht täglich, aber schon mehrmals im Jahr, auf ner früheren Station oft auch mehrfach im Monat.
War meist erfolgreich, und dann machts auch Spass. Und bei den nicht-erfolgreichen Reas denkt man sich halt, dass irgendwann jeder sterben muss, und dass man sein Bestes gegeben hat.
 
....War meist erfolgreich, und dann machts auch Spass. Und bei den nicht-erfolgreichen Reas denkt man sich halt, dass irgendwann jeder sterben muss, und dass man sein Bestes gegeben hat.


Ich sag jetzt schon mal Danke, manches beschäftigt einen ja schon etwas,
wie letzte Woche, früh um kurz vor 6 als wir Frau S. in den Kühlraum gebracht haben, da standen ja "unsere" anderen 2 auch noch auf der Tafel, war schon ein - merkwürdiges - Gefühl.

Den Eindruck, dass zu Übungszwecken gehandelt wird, jetzt nicht mehr, früher.

Ich weiß - noch nicht - wie ich mich fühlen werd, wenn ein alter Mensch, dem es grenzwertig geht, erfolgreich reanimiert wurde, dann am Beatmungsgerät hängt, bzw. einigen stützenden Medi's, wo man von ausgehen kann, dass es höchstens ein Zeitgewinn sein wird.
Auch das bereitet mir in gewisser Weise Sorgen.
Sicher ist die eine Seite - der Erfolg da, andererseits - die Perspektive - gering.
Oft genug schon beklagt man doch auch, warum ein Mensch, trotz erklärtem Willen ins KH gebracht wird, zur Akutbehandlung, man zweifelt dies dann an, kein Angehöriger kommt und der Mensch verstirbt in der Klinik. Ein bisschen ist das ähnlich, ich handele kurzfristig stabilisierend und verlege dann auf die Int., dann deren Problem (der Pflege und Ärzte)
jetzt geht dann auch noch unsere IMC, 2 Möglichkeiten.

Dies eine mal, wo jemand seine Kompetenz durchgesetzt hat war, als eher zufällig der OA der Int. mitkam zur Reanimation, der sich ein Bild gemacht hat - und anschließend die Stationsärztin zur S.. gemacht hat was das den soll (war echt so)
als Pflegekraft der Int., im Rea-team hast einen klaren Auftrag, wirst gerufen, erfüllst den. Bist erfolgreich nimmst den Pat. mit auf die Int.
Das Team muss sich in der Zeit der Maßnahme nicht Gedanken machen über Sinn und Zweck, klarer Auftrag, Ziel wird angstrebt.

- aber wie weiter oben erwähnt - kann es auch zum Einsatz kommen obwohl KREA bereits besprochen wurd.
Wird dann mittendrin abgebrochen, ist das auch etwas - unschön, weil kein friedliches Ende ermöglicht wurde (so in etwa).

Auch in den - sag mal - nach außen rüstigen alten Menschen kannst nicht reinschauen, die zig Vorerkrankungen (das ist die Regel) sagen was anderes.
Wie oft schon hast, als 1 Beispiel, den schwer an einem Schlaganfall erkrankten, wo die Angehörigen sich fragen, warum das jetzt kam, wo derjenige doch vorher "gesund" erschien.
 
Ich glaube, prinzipiell sind wir uns einig, das ein Reateam am Ort des Geschehens erstmal Maßnahmen ergreifen muß, wenn dem Patienten die Verfügung nicht zufällig auf der Stirn klebt oder jemand vor Ort ist, der den Willen oder die ungünstige Prognose des Patienten kennt. Genauso muß man, wenn der Rettungsdienst eintrifft, auf Station erstmal die Maschinerie anwerfen.
Aber dann...
Ich bin jemand, der auch oft den Ärzten auf den Fersen klebt, von wegen...was soll das denn jetzt...alt... Krebs...Prognose...etc.
Die Ärzte, die gerade im Dienst sind, sind oft Mitte 20 bis Mitte 30 und noch in ihrer Ausbildung und oft nur im Rahmen eines dreimonatigen Intensiveinsatzes bei uns und selbst unsere Stationsärzte sagen folgendes:
Ich bin der, der ein Menschenleben beendet und nichts anderes ist ein Nichtweiterfortführen von Reanimation oder ein Einstellen der Therapie, egal, wieviel (oft angenommene) Lebensqualität derjenige noch hatte. Oft denken sie an ihre eigenen Angehörigen und meistens haben sie weder genügend Berufs- noch Lebenserfahrung, um für sich selbst zu fühlen, nicht nur zu wissen, das das Einstellen der Therapie die letzte gute Tat für den Menschen ist. Sie haben einfach Skrupel und meistens kommen sie mit ihrem eingeschlagenen Weg auch nicht besser zurecht. Ich, Sr. Marty, führe nur aus, das ist ein Unterschied. Kommt die nächste Ebene, Ober- und Chefärzte. Bei mir ist das schon so, das sie meistens zu realistischen Einschätzungen kommen und auch so handeln. Und sie sind für das Jungvolk auch immer ansprechbar. Auf meiner Station sind es meistens die Angehörigen, die überzeugt werden müssen, dafür haben manche Ärzte Geschick und manche nicht. Auch das ist eine Frage der Persönlichkeit.
Wo ich einen totalen Spreiz habe, nämlich bei der Aussage: Mir machen Reanimationen Spaß. Selbst wenn man an sich gelungene meint, wieviele davon gehen wieder heim?
Ich habe keinen Spaß daran und bin sehr froh, wenn so viele Leute da sind, das ich im Hintergrund den Papierkram machen kann oder mal ne Spritze aufziehen. Aber das ist Teil meiner Lebens- und Berufserfahrung.
Ja, okay, es gibt trotzdem erstaunliche Geschichten, da könnte ich auch erzählen, aber man bezahlt diese mit viel Quälerei und Elend.
Aber gut, jeder findet seinen eigenen Weg...
 
Ich hab halt die Einstellung, dass ich nicht für das Leid der Menschen verantwortlich bin, und ich bin auch nicht derjenige der Wertungen bezüglich Lebensqualität abgeben kann.
Ich kann nicht mitleiden. Ich kann den Patienten zeigen, dass ich ihr Leiden ernst nehme, und mein Bestes geben, es erträglicher zu machen (Schmerzmittel,etc.), aber ich kann und will es nicht nachvollziehen, und mich auch nicht dafür verantwortlich fühlen.
Leben ist irgendwie immer mit Leiden verbunden, und Sterben war glaub ich noch niemals leidfrei, und die Intensivmedizin macht es mMn eben nicht bedeutend schlimmer, dadurch dass wir viele Medis in der Hinterhand haben. Wir können nur unser bestes geben im Sinne der palliativen Versorgung bei Patienten denen man mit der Rea keinen Gefallen getan hat.

Ich empfehle das Buch, bzw. zugehörigen Film "Taucherglocke und Schmetterling", von einem locked-in-Patienten diktiert. Das was ich aus dem Buch gelernt habe ist, der Mensch gewöhnt sich an sehr vieles, und kann selbst unter solchen Umständen wieder Lebensqualität empfinden.

EDIT: Das ist so, mir machts Spass wenn ein bißchen Action ist, wenn 20 ungekreuzte Konserven notfallmäßig beordert werden, und der OP die große FFP-Mikrowelle auf Station schieben muss. Für den Patienten ist es ein großer Mist was dann abläuft, aber in solchen Situationen, wenn du ein gutes Team hast, auf pflegerischer und ärztlicher Seite, wenn alles zahnradmäßig ineinandergreift, drei Ärzte verschiedene Katheter gleichzeitig in den Patienten schieben, und OBerärzte verschiedener Disziplinen das weitere Vorgehen diskutieren, dann erlebt man was moderne Intensivmedizin kann. Das macht definitiv Spass, auch wenn du das schlimm findest.
 
Lieber Fleschor_Max,

:up:

Marty
 
@Marty
Danke auch an Dich
...prinzipiell sind wir uns einig....
- völlig klar, Auftrag zur Rea wurde erteilt (...), Auftrag bestmöglich ausführen
...weder genügend Berufs- noch Lenbenserfahrung....letzte gute Tat... - ein weiterer wichtiger Aspekt
...ich führe nur aus... - DAS ist es, glaub ich, eine gewisse Hilflosigkeit, ich habe auszuführen - mitunter (nicht pauschal)
.....dafür haben manche Ärzte Geschick und manche nicht....jepp, das sind treffende Worte
man sollte es abklären, nur wie, manch einer lässt es lieber, weil es IST unangenehm, DAS mit dem Patienten, den Angehörigen besprechen zu MÜSSEN, bei entsprechenden Voraussetzungen (nicht pauschal)
bei Verlegungen heißt es doch häufig - WIR MÜSSEN sie verlegen, ob das gewollt ist oder nicht wird nicht besprochen
...da das noch relatives Neuland ist, werd ich die Internisten auch mal fragen, wie sie das machen.....
...kommt der Patient von der NA/ INA dann steht es auch nicht zur Debatte, die meisten können das in dem Moment auch nicht füe sich entscheiden (schläfrig, mitunter wirr....), in dem Moment übenehmen wir schon in gewisser Weise die Verantwortung bis zu dem Zeitpunkt wo es ein anderer z.B. Angehöriger bzw. der Patient wieder selber kann
....jeder findet seinen eigenen Weg....aufgrund veränderter Gegebenheiten, werd ich meinen wohl erst noch suchen müssen:gruebel:
obwohl oder trotzdem ich kein Anfänger bin
 
amezaliwa;340248[I schrieb:
....jeder findet seinen eigenen Weg....[/I]aufgrund veränderter Gegebenheiten, werd ich meinen wohl erst noch suchen müssen:gruebel:
obwohl oder trotzdem ich kein Anfänger bin

Du wirst ihn finden, denn du hast die Stärke, dich ernsthaft damit auseinander zu setzen.

Ich bin ein großer Fan dieses Forums geworden und verfolge die "großen" Diskussionen mit sehr viel Interesse. Jeder versucht, eine ultimative Lösung zu finden. Wie hören Lästereien auf, wie schaffe ich, das es mir mit diesem Beruf gut geht, wie setzen wir unsre Interessen besser durch...
Nun kommt der Moment fürs Phrasenschwein:
Wir sind Profession nur zu einem kleinen, sehr fragilem Teil und darunter sind wir Menschen. Wir wissen, wie wir eigentlich sein müssen oder sein sollten?, trotzdem können wir es oft nicht. Das steht in Konflikt mit den Leuten um uns herum, die uns als Profession sehen (nur sehen wollen) Diese Haltung spiegelt auf uns selbst zurück und macht uns unglücklich mit uns selbst. Nicht nur, das wir zwischen den vielfachen Ansprüchen von außen zerrieben werden, wir zerreiben uns selbst.
Die Lösung sind die verschiedensten Bewältigungsmechanismen. Nur leider können wir sie nirgendwo aus einem Katalog auswählen, sondern sie sind uns eigen und sehr, sehr wenig veränderbar.
Das Ergebnis ist, jedenfalls in meinen Augen, das sich gewisse, hier oft beklagte Mechanismen in ihrer Gesamtheit sich niemals ändern werden, das heißt für mich, ich versuche es auch nicht aber: Man kann für sich selbst, an dem Platz wo man gerade ist, versuchen, und das muß man, glaube ich, darum kämpfen, das die Folgen möglichst gering sind.
Bei mir ist das so:
Ganz früher war ich ein hochleistungsbegeisterter Technikfreak, mit einem latenten Helfersyndrom und ja, wenn es sein mußte, dann hat mir auch reines Pflegen so mal ein bißchen Spaß gemacht. Es kam, wie es kommen mußte, der große Katzenjammer. Was für ein ****beruf... nein, war er nicht, nur das, was ich in ihn hineingelegt hatte. Nun war ich therapiereif, nur viel zu kontrollsüchtig, um mich darauf einzulassen. So hab ich Psychologie studiert, aber eigentlich war das ein einziger Selbsterfahrungstrip. (mit Noten)
Ergebnis: Ich habe meinen Frieden mit diesem Beruf gemacht, aber eigentlich mit mir selbst. Nicht nur, das ich mir verzeihen kann, wenn ich meine Ansprüche nicht erreiche, nein, meine Ansprüche haben sich verändert.
Das war/ist mein Weg und vor allen, die sich hier ernsthaft um ihren Weg bemühen, ziehe ich meinen (nichtvorhandenen) Hut.
Muß jetzt weiterzocken. TLoZ: SS :rocken:
Gruß, Marty
 
Ich mach's mal ganz kurz::bussis:
und ziehe meinen (ebenfalls nicht vorhandenen) Hut:up:
mit entsprechendem Hintergrundwissen - wird's auch leichter (hier das Studium), verändert sich die Sichtweise.
 
Vielleicht sollte ich auch Psychologie studieren - Marty spricht mir aus der Seele!
 
Hach, Mädels, macht mich mal nicht verlegen...:bussis:
 
Hallihallo!

Auch ich muss jetzt mein 1. Rea-Erlebnis loswerden. Ich bin erst ein knappes 3/4 jahr "vollwertige" Schwester. Kannte den Ablauf also bisher auch nur an der Puppe. Jetzt bin ich seit 3 Wochen auf einer ITS. Im Erstgespräch wurde mir noch gesagt, dass ich ruhig Möglichkeiten nutzen soll ein paar mal bei Rea zuzuschauen, um dann besser selbst handeln zu können. Nunja..soweit so gut.
Bald war ich aber mittendrin, statt nur dabei.
Der Patient war geweant und den 1. Tag ohne Beatmung. Er war den Dienst über auch jederzeit stabil. Am Abend versorgte ich meine andere Pat. und ging direkt danach zum betroffenen pat., da es Alarm gab, dass der SpO2 Sensor ab war. Dieser war dann nicht mehr ansprechbar, beginnend zyanotisch & bradykard. Also rief ich meine Kollegen + Arzt natürlich. Bald standen auch schon viele Kollegen anderer Stationen auf der Matte. Ich fand es waren schon fast zuviele. Naja Pat. jedenfalls reanimiert, er hat es auch geschafft... er war sogar realtiv schnell wieder da. Insgesamt fand ich es ok, dafür das es meine 1.Rea war...in dem Moment habe ich eifnach irgendwie nur funktioniert und eigtl relativ viel gemacht, also nicht "nur" zugeschaut. Der arzt war auch zufrieden und meinte, wir hätten das gut gemacht soweit.
Als ich dann aber zum nachdenken kam und realisierte was wir dort grad taten, liefen direkt mal ein paar tränchen...es war doch schon ein sehr überwältigendes erlebnis. Es kamen auch einige und meinten es wäre alles i.o. das wäre auch bei jedem anderen passiert und wir haben nichts falsch gemacht. Dazu muss ich noch sagen, dass an dem tag 3 neue! und einer vom stammpersonal eingeteilt waren.

Die tage danach wurde natürlich öfters darüber geredet und jetzt sollte ich noch eine Stellungnahme für die ärzte schreiben zum Vorfall. Weil der SpO2 Sensor angeblich 5min ab gewesen wäre. auch alle anderen wurden befragt. Ich hab das gefühl das hört nicht mehr auf. Es macht mich langsam wütend. Also mir ist klar, dass analysiert werden muss was gut war und was nicht, um bestimmte Prozesse zu optimieren, aber ich fühle mich als würden sie jmd suchen, dem sie es in die Schuhe schieben könnten. Warum wird nicht mal dazu Stellung bezogen, warum soviele neue - wohlbemerkt noch ohne i.v. schein - mit nur einer person des stammpersonals eingeteilt wurden. Warum ist die Beatmungsmaschine nicht mehr im Zimmer gewesen?

Mein freund, der auch in dem bereich arbeitet, kennt das garnicht, dass irgendwelche Stellungnahmen geschrieben werden müssen. Wie ist das bei euch? Ich hoffe das hat bald alles ein Ende. -.-

Mfg Oberschwester
 
Hallo Oberschwester F.,

ich arbeite zwar in einer ZNA, nicht auf einer ICU, aber wir schreiben regelmäßig Stellungnahmen. Meistens geht es nicht darum einen Schuldigen zu finden, den man dafür belangen kann.
Wichtiger dabei ist zu gucken wo der Fehler lag und Prozesse zu entwickeln so etwas zu vermeiden. Womöglich kommt man nach all den Stellungnahmen zu dem Schluss, zu sagen: Es war zuwenig Expertise auf Station, soviele Neue auf einmal ist unverantwortlich oder, daß bei einem Pat. kurz nach Extubation noch eine gewisse Intubationsbereitschaft vorzuherrschen hat.

Eine Stellungsnahme bzw. möglichst viele Stellungnahmen sollen ja dazu führen, daß man einen möglichst großen Gesamtüberblick erhält.

Ich persönlich schreibe immer ein Gedächnisprotokoll, wenn ich das Gefühl hatte irgendwo ist etwas nicht Rund gelaufen um für spätere Fragen oder Stellungnahmen gefasst zu sein. (Das erfüllt somit auch eine nette Tagebuchfunktion.)

Und bei uns hat das nie ein Ende. Ich finde es gut, daß man solche Situation retrospektiv durchgeht und mögliche Fehlerquellen sucht. Denn Fehler passieren immer.

MfG
Val
 

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