Wie ist denn die Praxisaufgabe ausgefallen?
Die nehme ich bei solchen Beurteilungen sehr gerne als Ausgangspunkt, weil man hier, wenn man sie gut vorbereitet hat, ein meßbares Instrument für eine Beurteilung hat.
Welche Punkte wären denn genau negativ zu bewerten? Gibt es Positive?
War sie pünktlich, zuverlässig, wie waren das hygienische Arbeiten usw.?
Für verschiedene Formulierungen kann man auch schon mal Sätze aus dem Gebiet Arbeitszeugnis hinzuziehen. Das würde ich bei einer Beurteilung aber nur sparsam nutzen.
Zudem würde ich das Protokoll des oder der Zwischengespräche hinzuziehen und dies mit der Schülerin rechtzeitig nochmals durchsprechen. Denn es muß der Schülerin im Zwischengespräch gesagt worden sein, was sie abändern muß und wo Du Lücken bemängelt hast, damit sie eine Chance hatte an der Situation zu arbeiten und ein Fehlverhalten zu korrigieren.
Eine schlechte Beurteilung, die erst am Ende des Einsatzes geschrieben wird und bei der Schüler von seinen Mängeln nicht unterrichtet wurde, finde ich ebenfalls bedenklich. Zu irgendeinem Zeitpunkt während des Einsatzes muß dann zur Schülerin gesagt worden sein: Du das reicht nicht, es sieht ernst aus. Bitte ändere dieses oder jenes ab.
Auch Aufgaben bei Augaben die nicht zur Zufriedenheit gelöst wurden, sollte eine Korrektur und eine nochmalige Anleitung passiert sein.
Nach welcher Methode hast Du angeleitet? Ab welcher Stufe bestand das Desinteresse und wo hat es dann im Endeffekt bei der Anleitung das Problem gesehen, das bestand?
Diese Überlegungen zu den Anleitungsübungen, die durchgeführt werden dokumentiere ich mir im Ansatz und nehme dieses Material zum Schreiben der Beurteilung hinzu, vor allem wenn ich das evtl. nachher im Gespräch mit der PDL oder Schule ausführen muß.
Das läßt sich anhand der Anleitung, die man gemacht hat ja am besten indiviuell formulieren, vor allem wenn man nach einzelnen Anleitung eine Reflexion mit dem Schüler einfließen läßt.
Wenn man zb. die Lernaufgabe Ganzkörperpflege im Bett heranzieht, dann hat man wenn die ausgearbeitet wurde, etliche Tätigkeiten, die als gekonnt abgehakt werden müssen und sieht dann im Verhältnis zu den nicht gekonnten Teilaufgaben, wie das genaue Verhältnis ist, wenn man das benoten muß.
Eine negative Beurteilung hängt mir auch immer sehr nach. Je schlechter es mit der Beurteilung steht, desto intensiver muß eigentlich die Kommunikation im Vorfeld gewesen sein.
Das kann ich sehr gut verstehen.
Die Beurteilung fällt etwas einfacher, wenn man die einzelnen Dinge, die bei der Aufgabenstellung gefehlt haben, und nach der Anleitung , bzw. Korrektur hätten kommen müssen meßbar dokumentiert hat. Oftmals fällt einem dann auch auf, daß die Schülerin/ der Schüler zwar nicht gut war, aber auch nicht so schlecht, wie einem der Schüler insgesamt vorgekommen ist, weil einem eine Eigenschaft, die einem besonders auf die Nerven fiel, andere überdimensional überschattet hat.
Insbesondere dann bespreche ich mich auch mit den anderen Mitarbeitern und frage neutral, wie alle mit dem Schüler zurecht kamen, oder ob das nur mir so ergangen ist. dh. ich forsche zunächst nach dem Positiven, denn es gibt zwischen sehr gut und ungenügend sehr viele Nuancen. Manchmal sieht man tatsächlich, daß die Gesamtleistung für eine Vier noch ausgereicht hätte.
Gab es Vorbeurteilungen, die besser ausgefallen sind? Gibt es persönliche Probleme die einen Abfall der Leistung erklären würden usw.
Und dann kann auch der Satz fallen:" Das tut mir zwar sehr leid, aber dies ist die Arbeit, Du mußt wirklichmehr schauen, und versuchen das in den Griff zu bekommen."
Auch eine Korrektur eines Fehlverhaltens kommt infrage, nach der Art: " Mach das nochmal, aber bitte diesesmal richtig."
Da es um Ausbildung geht, die eine Entwicklung und ein Ziel sein soll ist das legitim.
War es Desinteresse oder hattest Du eher den Eindruck, daß es sich um Faulheit gehandelt hat, dann würde ich das demnächst im Zwischengespräch auf keinen Fall umschreiben.
Sondern wirklich sagen: " Für 8 Stunden ist die Leistung die Du bisher gezeigt hast zu wenig. und dann konkret aussprechen, was genau abgeändert werden muß."
Wo genau muß die Schülerin mehr Eigeninitiative zeigen? Da können konkrete Beispiele genannt werden, damit sie sich darunter vorstellen kann, was mangelhaft ist.
Ich finde, daß die Beurteilungen im Laufe der Zeit einfacher geworden sind, nachdem ich die Anforderungen genauer an den Schüler formulieren konnte und die sind dann auch zu jedem Zeitpunkt informiert, wo sie stehen. Das muß nicht in einem Streitgespräch stattfinden, sondern das kann sehr sachlich abgehandelt werden, und es können dann auch rechtzeitig Sätze fallen, wie: " Die Situation ist sehr ernst für Dich, weil ich an folgenden Punkten diese und jene Lücken sehe...:"
So ein Gespräch würde ich schon in der Mitte des Einsatzes führen. Dann ist eine schlechte Beurteilung keine Überraschung mehr.
Aber man sieht auch, wenn der Schüler an der Situation positiv arbeitet.
Liebe Grüße Fearn