Negative Schülerbewertung - wie formulieren?

Ruma

Newbie
Registriert
18.01.2011
Beiträge
2
Hallo,

ich arbeite in der Anästhesie und muss sagen, dass unsere Schüler meistens sehr pfiffig und fleißig sind, aber darum geht es mir auch gerade nicht.
Jetzt habe ich eine Schülerin, bei der sowohl Arbeitsweise, als auch das sonstige Auftreten totales Desinteresse ausstrahlen. Im Zwischengespräch habe ich ihr gesagt, dass wir gerne etwas mehr "Eigeninitiative" von ihr hätten. Leider hat sich bis zum Ende des Einsatzes nix an ihrer Art geändert. Wie kann ich das in der Bewertung formulieren?! Negative Formulierungen sind ja tabu, aber ich möchte sie auch darauf hinweisen, dass die Leistung durchaus verbesserungswürdig ist. Wie formuliert ihr negative Leistungen?

Mir geht es nicht darum, hier einen Streit vom Zaun zu brechen oder über Schülerbetreuung im Allgemeinen zu diskutieren, also bitte... na, ihr wisst schon!!!:P
Danke schonmal.
 
Warum sind negative Formulierungen tabu?

Sachliche und konstruktive Kritik sollte erlaubt sein.

Wir haben einen Bogen mit Formulierungen zu den verschiedenen Bewertungspunkten (Arbeitsorganisation, Fachwissen, Hygiene usw.), daher muss ich die Formulierungen nicht unbedingt selbst aussuchen (kann aber auch noch was frei hinschreiben). Da sind auch Sätze dabei wie: ....ist mit komplexen Arbeitssituationen überfordert...., also durchaus Negatives.

Wenn die Schüler keine Rückmeldung ihrer Fehler bekommen, werden sie ihnen nicht bewusst. Warum also soll sowas nicht oder nur durch die Blume gesagt in der Bewertung auftauchen?
 
Wie ist denn die Praxisaufgabe ausgefallen?
Die nehme ich bei solchen Beurteilungen sehr gerne als Ausgangspunkt, weil man hier, wenn man sie gut vorbereitet hat, ein meßbares Instrument für eine Beurteilung hat.
Welche Punkte wären denn genau negativ zu bewerten? Gibt es Positive?
War sie pünktlich, zuverlässig, wie waren das hygienische Arbeiten usw.?

Für verschiedene Formulierungen kann man auch schon mal Sätze aus dem Gebiet Arbeitszeugnis hinzuziehen. Das würde ich bei einer Beurteilung aber nur sparsam nutzen.
Zudem würde ich das Protokoll des oder der Zwischengespräche hinzuziehen und dies mit der Schülerin rechtzeitig nochmals durchsprechen. Denn es muß der Schülerin im Zwischengespräch gesagt worden sein, was sie abändern muß und wo Du Lücken bemängelt hast, damit sie eine Chance hatte an der Situation zu arbeiten und ein Fehlverhalten zu korrigieren.
Eine schlechte Beurteilung, die erst am Ende des Einsatzes geschrieben wird und bei der Schüler von seinen Mängeln nicht unterrichtet wurde, finde ich ebenfalls bedenklich. Zu irgendeinem Zeitpunkt während des Einsatzes muß dann zur Schülerin gesagt worden sein: Du das reicht nicht, es sieht ernst aus. Bitte ändere dieses oder jenes ab.

Auch Aufgaben bei Augaben die nicht zur Zufriedenheit gelöst wurden, sollte eine Korrektur und eine nochmalige Anleitung passiert sein.

Nach welcher Methode hast Du angeleitet? Ab welcher Stufe bestand das Desinteresse und wo hat es dann im Endeffekt bei der Anleitung das Problem gesehen, das bestand?
Diese Überlegungen zu den Anleitungsübungen, die durchgeführt werden dokumentiere ich mir im Ansatz und nehme dieses Material zum Schreiben der Beurteilung hinzu, vor allem wenn ich das evtl. nachher im Gespräch mit der PDL oder Schule ausführen muß.
Das läßt sich anhand der Anleitung, die man gemacht hat ja am besten indiviuell formulieren, vor allem wenn man nach einzelnen Anleitung eine Reflexion mit dem Schüler einfließen läßt.
Wenn man zb. die Lernaufgabe Ganzkörperpflege im Bett heranzieht, dann hat man wenn die ausgearbeitet wurde, etliche Tätigkeiten, die als gekonnt abgehakt werden müssen und sieht dann im Verhältnis zu den nicht gekonnten Teilaufgaben, wie das genaue Verhältnis ist, wenn man das benoten muß.
Eine negative Beurteilung hängt mir auch immer sehr nach. Je schlechter es mit der Beurteilung steht, desto intensiver muß eigentlich die Kommunikation im Vorfeld gewesen sein.
Das kann ich sehr gut verstehen.
Die Beurteilung fällt etwas einfacher, wenn man die einzelnen Dinge, die bei der Aufgabenstellung gefehlt haben, und nach der Anleitung , bzw. Korrektur hätten kommen müssen meßbar dokumentiert hat. Oftmals fällt einem dann auch auf, daß die Schülerin/ der Schüler zwar nicht gut war, aber auch nicht so schlecht, wie einem der Schüler insgesamt vorgekommen ist, weil einem eine Eigenschaft, die einem besonders auf die Nerven fiel, andere überdimensional überschattet hat.
Insbesondere dann bespreche ich mich auch mit den anderen Mitarbeitern und frage neutral, wie alle mit dem Schüler zurecht kamen, oder ob das nur mir so ergangen ist. dh. ich forsche zunächst nach dem Positiven, denn es gibt zwischen sehr gut und ungenügend sehr viele Nuancen. Manchmal sieht man tatsächlich, daß die Gesamtleistung für eine Vier noch ausgereicht hätte.
Gab es Vorbeurteilungen, die besser ausgefallen sind? Gibt es persönliche Probleme die einen Abfall der Leistung erklären würden usw.
Und dann kann auch der Satz fallen:" Das tut mir zwar sehr leid, aber dies ist die Arbeit, Du mußt wirklichmehr schauen, und versuchen das in den Griff zu bekommen."
Auch eine Korrektur eines Fehlverhaltens kommt infrage, nach der Art: " Mach das nochmal, aber bitte diesesmal richtig."
Da es um Ausbildung geht, die eine Entwicklung und ein Ziel sein soll ist das legitim.
War es Desinteresse oder hattest Du eher den Eindruck, daß es sich um Faulheit gehandelt hat, dann würde ich das demnächst im Zwischengespräch auf keinen Fall umschreiben.
Sondern wirklich sagen: " Für 8 Stunden ist die Leistung die Du bisher gezeigt hast zu wenig. und dann konkret aussprechen, was genau abgeändert werden muß."
Wo genau muß die Schülerin mehr Eigeninitiative zeigen? Da können konkrete Beispiele genannt werden, damit sie sich darunter vorstellen kann, was mangelhaft ist.

Ich finde, daß die Beurteilungen im Laufe der Zeit einfacher geworden sind, nachdem ich die Anforderungen genauer an den Schüler formulieren konnte und die sind dann auch zu jedem Zeitpunkt informiert, wo sie stehen. Das muß nicht in einem Streitgespräch stattfinden, sondern das kann sehr sachlich abgehandelt werden, und es können dann auch rechtzeitig Sätze fallen, wie: " Die Situation ist sehr ernst für Dich, weil ich an folgenden Punkten diese und jene Lücken sehe...:"
So ein Gespräch würde ich schon in der Mitte des Einsatzes führen. Dann ist eine schlechte Beurteilung keine Überraschung mehr.
Aber man sieht auch, wenn der Schüler an der Situation positiv arbeitet.


Liebe Grüße Fearn
 
Puuhh, erstmal danke für die ausführlichen Antworten, da waren doch schonmal viele hilfreiche Punkte dabei.
Unsere Beurteilungen sind so gestaltet, dass Punkte wie Hygiene, Fachkompetenz usw. mit Hilfe von Kreuzen bewertet werden, ähnlich denen, die dann auch für´s Examen verwendet werden.
Die Leistungen der Schüler werden im Team besprochen und natürlich gibt es sowohl ein Anfangs- als auch ein Zwischen- und Abschlussgespräch. Ich schreibe immer gerne einige Sätze dazu, weil ich das persönlicher finde.
Tabu sind negative Formulierungen wie "Der KPS war desinteressiert."
Wobei ich auch der Meinung bin, dass, wenn konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge nicht angenommen und umgesetzt werden, es ruhig irgendwo aufgeführt werden sollte, damit der KPS die Möglichkeit hat, seine Defizite in Zukunft auszugleichen. Nur weil ich meine Arbeit schon 20 Jahre mache, heißt das nicht, dass ich sie auch richtig und gut mache, und ich möchte auch, dass mich jemand auf etwaige Fehler hinweist.
Außerdem versteht nicht jeder diese durch die Blume geschriebenen Formulierungen a` la "Er war stets bemüht...!"
In diesem speziellen Fall hatte die Schülerin uns den Eindruck von Desinteresse vermittelt, weil sie oft den ganzen Tag buchstäblich die Hände in den Taschen hatte, kaum gesprochen hat, weder mit uns noch mit Patienten. Die Tätigkeiten, die ihr aufgetragen wurden, hat sie jedoch hygienisch einwandfrei und korrekt durchgeführt, jedoch musste man sie ihr auftragen. Im Zwischengespräch habe ich sie dann gefragt, ob sie noch Schwierigkeiten hat, auf Menschen zuzugehen, hatte gesagt, dass uns aufgefallen ist, dass sie sehr schüchtern und still ist, so dass man sie manchmal werder hört noch sieht. Abschließend hatte ich ihr unseren Wunsch nach mehr Eigeninitiative mitgeteilt.
Letztendich haben wir es jetzt in etwa so formuliert, dass sie unserem Wunsch nach mehr Eigeninitiative nur bedingt nachkam.
Wie gesagt, war das ein Einzelfall und diese Schülerin war ja auch nicht total schlecht, ich weiß nur immer nicht, wie ich negative Sachen formuliere, ohne dass sich der KPS niedergemacht oder schlecht bewertet fühlt.
Wie formuliert ihr z.B. Dinge wie Unpünktlichkeit, mangelnde Hygiene, Desinteresse oder respektloses Verhalten?
 
Unpünktlichkeit= bemühte sich, pünktlich zu sein.

Mangelnde Hygiene= Sie versuchte, den hygienischen Anforderungen gerecht zu werden, ( was leider nicht immer erfolgreich war.)

Die Führung gab zu mehrfach zu Beanstandungen Anlaß.
Wir hätten uns etwas mehr Einsatz und Interesse gewünscht.

Liebe Grüße Fearn
 
Statt Beanstandungen könntet Du zb. auch schreiben, daß mehrere Gespräche zum Verhalten geführt wurden.
Daß die Schülerin sehr schüchtern und zurückhaltend war könnte man so ausdrücken, daß sie an diesen Punkten in der
Zukunft noch arbeiten sollte.
lg fearn
 

Ähnliche Themen